Notwendigkeit der Pathologisierung in der Psychiatrie und Erfahrungen damit
Ich habe kürzlich den Austrittsbericht über meinen vorzeitig abgebrochenen Klinikaufenthalt erhalten. Über den Inhalt möchte ich öffentlich nicht zu sehr ins Detail gehen. Eine Sache beschäftigt mich jedoch:
Meine Hauptdiagnosen bei Eintritt waren Autismus-Spektrums-Störung, rezidivierende Depressionen (bei Eintritt mittelschwere Episode) und posttraumatische Belastungsstörung.
Während des Aufenthalts lief einiges schief und manches gut, wozu ich andernorts bereits berichtet habe. Unter Anderem wurde jedoch auch eine Persönlichkeitsdiagnostik angefangen, ohne dass man mich nach meinem Einverständnis dafür gefragt hätte. Aktuell möchte ich keine Persönlichkeitsdiagnostik anstreben, da ich befürchte, dadurch unnötigerweise pathologisiert zu werden.
Hat jemand Erfahrungen mit folgenden Themen gemacht oder eine Meinung dazu:
- Ungewollte Abklärungen / Untersuchungen in der stationären Psychiatrie
- Persönlichkeitsdiagnostik im Allgemeinen
- Sinnhaftigkeit von Persönlichkeitsdiagnostiken bei neurodiversen Patient*innen
Es ist mir wichtig, jede Meinung zu respektieren, unabhängig davon, ob sie mit meiner Meinung übereinstimmt oder nicht. Da die obengenannten Themen kontrovers sein könnten, bitte ich um respektvolle Diskussion.
Kommentare
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Hallo @OK
Auch wenn das Thema unerfreulich ist, bin ich froh, von dir zu hören und möchte mich erstmal bedanken, dass du uns weiterhin an deiner Geschichte teilhaben lässt.
Zu deinen Fragen: so wie ich das sehe, ist es nicht in Ordnung, ohne deine Zustimmung eine Persönlichkeitsdiagnostik durchzuführen. Ich bin aber keine Expertin, vielleicht stellt sich die Situation aus rechtlicher bzw. therapeutischer Sicht anders dar. Ich kann lediglich aus meiner eigenen Zeit in der Klinik berichten, dass etwas Ähnliches ebenfalls durchgeführt wurde, nur hiess es bei uns «Psychoanalyse» und ich gehe davon aus, dass ich mich hätte weigern können, die Diagnostik mitzumachen.
Bei mir wurden damals eine zwanghafte und eine ängstlich/vermeidende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, was mich erschreckt und überfordert hat. Später besprach ich die Sache dann mit meinem Psychiater, der meinte, die Diagnosen seien falsch gewesen, und zwar aus folgenden Gründen:
- Wäre ich mit zwei Persönlichkeitsstörungen seiner Meinung nach nicht in der Lage gewesen, mein Leben wie bis anhin zu meistern
- Hätte die Diagnostik in meinem Zustand nicht durchgeführt werden dürfen, da ich mich in einer akuten Krise befand
Heisst: Psychoanalyse bzw. Persönlichkeitsdiagnostik (sofern es sich um dieselben Verfahren handelt) sollten erst durchgeführt werden, wenn sich Patient:innen etwas besser fühlen. So hat es mir mein Psychiater zumindest erklärt. Immerhin bestand die Analyse bei mir damals aus einem Bund Fragebögen, die ich während eines halben Tages beantwortet habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Fragen heute ganz anders beantworten würde, ist sehr hoch, da Depressionen und andere psychische Erkrankungen die Art zu denken stark beeinflussen.
Ich finde, es ist absolut okay, dass du dich momentan nicht vertieft mit einer Persönlichkeitsdiagnostik auseinandersetzen möchtest und verstehe total, dass dir andere «Baustellen» wichtiger sind.
Das klingt nach Plattitüde, aber vielleicht hilft es dir trotzdem: Wir sind alle mehr, als unsere Diagnosen. Egal, ob es sich um Persönlichkeitsstörungen, Depressionen oder andere Krankheiten handelt. Menschen sind vielschichtig und sie nur anhand diverser Kreuze zu beurteilen, die in kürzester Zeit gesetzt wurden, ist definitiv zu kurz gedacht.
Ich hoffe, meine Antwort konnte dir etwas Mut machen und wünsche dir ganz viel Erfolg auf dem Weg der Besserung. Halte uns gerne weiterhin auf dem Laufenden, wenn du magst.
LG Janine
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Hallo, und vielen Dank für Deine Schilderungen. Es ist natürlich absolut indiskutabel, überhaupt etwas ohne die schriftliche Einwilligung nach vorheriger Aufklärung des/der Patienten*in zu untersuchen!
Aber genau an diesem Punkt könnte eine mögliche Erklärung liegen, nämlich die PTBS, von der Du erzählt hast.
Kann es sein, dass man da einen ursächlichen Zusammenhang abklären wollte, dessen Ergebnis durch die Aufklärung mglw. verfälscht worden wäre?
Natürlich weiß ich nichts über deine PTBS, die ja bestimmt schon mal im Vorfeld diagnostiziert wurde?
Solche traumatischen Ereignisse haben meist ein stark prägendes Ausmaß auf die eigene Identität, auch noch in zeitlicher Abhängigkeit ihres Auftretens zur Intensität. Wahrscheinlich hat man hinterher, nach der Persönlichkeitsdiagnostik, einfach "vergessen", Dich über diesen Umstand zu informieren. Aber Du hast ja davon gewusst, dass die stattgefunden hat.
Was ich sagen will, man wollte herausfinden, wie weit eine mögliche PTBS die anderen Störungen überlagert, oder begründet. Dadurch würde die Therapieplanung maßgeblich bestimmt.
Vllt. willst Du dazu Deine Eindrücke wiedergeben?
Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zuviel
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1 -
Die Kommentare lassen mich erahnen, dass weitere Ausführungen meinerseits hilfreich sein könnten. Gerne teile ich folgende weiteren Aspekte mit euch:
Das, was im Austrittsbericht als Persönlichkeitsdiagnostik bezeichnet wird, wurde nicht abgeschlossen, weil ich frühzeitig wieder ausgetreten bin. Folgende Fragebögen musste ich ausfüllen:
BDI-II (Beck-Depressions-Inventar)
LoPF-Q adult (Levels of Personality Functioning - Questionaire)
AIDA 19+ (Assesment of Identity Development in Adolescence)
HoNOS 8 und 9
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir auch Fragebögen mit den Titeln "Borderline-Persönlichkeits-Inventar" und "Borderline-Symptomliste" vorgesetzt wurden. Interessanterweise werden diese im Austrittsbericht nicht erwähnt.
Die Tatsache, dass eine Persönlichkeitsdiagnostik offenbar stattfindet, realisierte ich zu dem Zeitpunkt, als mir eine studentische Mitarbeiterin einen Fragebogen vorsetzte, in dessen Titel das Wort "Borderline" vorkam. Ich bin mir nicht sicher, welcher Titel dieser Fragebogen genau hatte. Dies hat mich dann veranlasst, meinen behandelnden Psychologen zu fragen, warum mir dieser Fragebogen vorgesetzt wurde. So erfuhr ich, dass eine Persönlichkeitsdiagnostik geplant und durchgeführt wurde.
Interessant ist, dass ich gemäss Austrittsbericht beim BDI-II bei Eintritt 20 Punkte und bei Austritt 12 Punkte erreichte. Somit veränderte sich meine depressive Symptomatik gemäss Fragebogen innert viereinhalb Wochen von "mittelschwer" hin zu "minimal". Dies ist doch ein bemerkenswerter Unterschied in so kurzer Zeit.
Meine PTBS entstand durch mehrere Ereignisse folgender Arten über mehrere Jahre zwischen meinem 3. und 18. Lebensjahr:
Mobbing / psychische und physische Gewalt durch Gleichaltrige
wiederholter Freiheitsentzug im Kindergarten- und Primarschulalter
Scheidung der Eltern
wiederholte zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Erwachsenen-Akutstation als Jugendliche (13-17)
Psychiatrische Zwangsmassnahmen (Zwangsmedikation, Isolation)
zwei Suizidversuche
(bei Letzterem bin ich zugegebenermassen selber schuld)
Ich halte es zumindest ethisch für äusserst fragwürdig, wenn man eine Person, die nachweislich ein Trauma durch psychiatrische Zwangsmassnahmen erlitten hat, ohne deren Einverständnis psychiatrisch evaluiert. Was genau da untersucht wird, macht auch keinen Unterschied mehr, denn jede weitere Behandlung ohne Einverständnis kann zu einer weiteren Traumareaktion führen.
Beim Thema Persönlichkeitsdiagnostik habe ich Bedenken, dass Persönlichkeitsstörungen überdiagnostiziert werden. Wenn man explizit nach einer bestimmten Persönlichkeitsstörung sucht, so findet man die auch. Ich bin überzeugt davon, dass ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung in Fragebögen einen Wert erreichen würde, der auf die eine oder andere Persönlichkeitsstörung hindeutet, wenn man sämtliche Einwohner*innen der Schweiz diese Fragebögen ausfüllen liesse.
Weiter befürchte ich, dass durch meine Autismus-Spektrums-Störung Persönlichkeitsstörungen zusätzlich überdiagnostiziert werden könnten, da sich die Diagnosekriterien teilweise überschneiden. Ich stelle darum die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, die Persönlichkeit eines autismusbetroffenen Menschen zusätzlich zu diagnostizieren.
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Hallo, und danke für die umfangreichen Informationen!
Zunächst bin ich ziemlich erschüttert über die Vielschichtigkeit deiner seelischen Verletzungen, der Versehrtheit, und der Antworten, die du darauf hattest.
Ich bin unsicher, ob die Nennung der einzelnen Inventare hier im Forum hilft, deine gestellte Frage zu beantworten. Die lautete doch: " Ist eine Persönlichkeitsdiagnostik überhaupt erforderlich bei meinem Krankheitsbild"? Richtig?
Es ist doch für "interressierte Laien" schwierig, aus der Distanz eine Beurteilung der stationären Zeit vornehmen zu können. Daher schlage ich mal vorsichtig vor, von der sachlichen zur persönlichen Unterhaltung/Diskussion oder wie du es nennen möchtest, zu wechseln?
Ich fange mal mit der Frage an, was dich an der erfolgten Diagnostik zu deiner Persönlichkeit eigentlich so sehr stört? Ich meine, es ist doch ziemlich ungewöhnlich für Patienten, die Behandlung durch die Psychiatrie zu hinterfragen, weil man zuerst Hilfe braucht und sucht.
Dass du dich in dieser Klinik nicht gut behandelt fühltest, ist ja klar. Willst du es in einer Anderen nochmal versuchen?
Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zuviel
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@Pitjes gerne beantworte ich dir deine Fragen:
Ob eine Persönlichkeitsdiagnostik bei meinem Krankheitsbild erforderlich ist, ist eine Frage, jedoch nicht die Einzige, die ich mir stelle.
Die Persönlichkeitsdiagnostik ist nicht komplett erfolgt. Gestört hat mich nicht die Diagnostik an sich, sondern allein die Tatsache, dass ich nicht um Einverständnis gefragt wurde, bevor die Diagnostik begonnen wurde.
Ich hinterfrage konkret, ob es bei Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung Sinn macht, die Persönlichkeit zu diagnostizieren. Diese Frage muss ich jedoch eventuell andernorts stellen.
Wie ungewöhnlich es ist, die eigene Behandlung in einer Psychiatrie zu hinterfragen, kann ich nicht objektiv beurteilen. Subjektiv halte ich dies nicht für ungewöhnlich. Vielleicht kann jemand Anderes dazu Wertvolleres schreiben.
Ja, ich habe Hilfe in dieser spezifischen Klinik gesucht. Ich bin dort hingegangen mit der Hoffnung, dass es mir danach besser gehen könnte. Meine Vorgeschichte wurde dem Behandlungsteam vor meinem Eintritt einerseits beim Vorgespräch durch mich und andererseits durch meinen vorherigen Psychiater im Überweisungsbericht bekanntgegeben.
Hilfe gebraucht hätte ich im Februar 2022. Da war ich ziemlich suizidal und habe nach Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Leider wohnte ich noch im falschen Kanton, um in die Klinik zu gehen, von der ich mir Hilfe erhoffte. Ausserdem stand ich kurz vor Abschluss meiner Ausbildung und hätte wahrscheinlich das letzte Ausbildungsjahr wiederholen müssen, wenn ich zu dem Zeitpunkt in die Klinik gegangen wäre. So habe ich mich entschieden, den Aufenthalt auf Herbst 2022 zu setzen. Ich ging davon aus, dass ich bis dahin in dem gleichen schlechten Zustand verweilen würde, in dem ich mich befand.
Durch viel Glück habe ich zwischen Ausbildungsende und Klinikeintritt eine sehr tolle Arbeitsstelle gefunden. Dadurch ging es mir bei Klinikeintritt schon etwas besser als vorher. Vielleicht war dies auch ein Grund, warum die stationäre Behandlung sich aus meiner Sicht als nicht adäquat herausstellte. Ich war jedoch nicht die einzige Patientin, die während meines doch sehr kurzen Aufenthalts frühzeitig ausgetreten ist. Die Gründe dafür waren vielfältig und von Patient zu Patient unterschiedlich.
In näherer Zukunft möchte ich keine stationäre Behandlung mehr versuchen. Dies hat den Grund, dass ich schlechte Erfahrungen mit stationärer Psychiatrie gemacht habe. Dort, wo ich als Jugendliche wiederholt auf der geschlossenen Erwachsenen-Akutstation untergebracht wurde, war ich ganz klar fehl am Platz. Ich anerkenne, dass es zu dem Zeitpunkt keine geschlossene Station für Jugendliche gab, die aufgrund meines damaligen Wohnortes aufnahmepflichtig gewesen wäre. Aus diesem Grund blieb dem behandelnden Psychiater nichts Anderes übrig, als mich zu den Erwachsenen einzuweisen, da ich in einem zu schlechten Zustand für eine offene Unterbringung war. Ich sehe dort den Fehler nicht bei einzelnen Personen, sondern beim damaligen Gesundheitssystem. So, wie sich die Situation präsentierte, hatte keine einzelne involvierte Person auch nur eine Chance, mich korrekt unterzubringen. Aus diesem Grund dachte ich im Februar 2022, dass ich bei einer adäquaten Unterbringung, mit Menschen ähnlichen Alters, ähnlichen Krankheitsbildern und einem kompetenten Behandlungsteam, eine realistische Chance auf eine signifikante Verbesserung meines psychischen Gesundheitszustandes hätte. Diese Hoffnung/Erwartung wurde jedoch enttäuscht. Ich habe nun keinen Anhaltspunkt mehr dafür, dass es in einer anderen Klinik besser sein könnte und ich bin aktuell auch nicht bereit, das Risiko einzugehen. Hinzu kommt, dass ich mir eine wiederholte mehrmonatige Abwesenheit von der Arbeit aufgrund des damit verbundenen totalen Einkommensausfalles nicht leisten kann.
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Vielen Dank!
Ich befürchte, dass es in dieser Klinik zu gewaltigen Kommunikationsschwierigkeiten zw. Dir und den Behandlern gekommen ist. M. M. dazu ist, dass in der Schulmedizin didaktisch immer noch nicht angekommen ist, dass es grundsätzlich den Patienten als willfähriges Opfer nicht mehr gibt, sondern dass es eben auch mündige, kritische Patienten* innen gibt, die in der Lage sind, nachzufragen. Jedenfalls ist es nach meinen Erfahrungen hier in Deutschland noch so. Die Rhetorik und Didaktik der Gesprächsführung zw. Arzt und Patient ist (noch) kein Bestandteil des Medizinstudiums. Wenn dir dann so ein Sigmund F. gegenüber sitzt, ne?
Kannst du denn dir selbst ggü. objektiv genug sein, und eine angstmotivierte Abwehr - haltung ausschließen?
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@Pitjes eine angstmotivierte Abwehrhaltung kann ich nicht ausschliessen. Ich bin aber der Meinung, dass eine Abwehrhaltung, egal ob aus Angst oder irgendeinem anderen Grund motiviert, keine gute Voraussetzung für eine Therapie ist. Ich hoffe, dass ich in einer ambulanten Therapie bessere Resultate erreiche. Ich schliesse auch nicht komplett aus, in einigen Jahren erneut eine stationäre Behandlung zu versuchen. Das hängt dann aber ganz davon ab, wie es mit mir bis dahin weitergeht (ob es dann noch nötig ist oder nicht) und wie sich das Psychiatriewesen entwickelt. Sollten Skandale weiter zunehmen und die Behandlungsqualität abnehmen, halte ich dies nicht für den richtigen Weg.
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Das hört sich aus deiner Sicht vllt. schlüssig an, verzögert deinen (Heilungsprozess ?), oder wie benennst du diesen Weg, aber enorm. Auch würde ich mich nicht so abhängig von der Psychiatrie oder anderen Faktoren machen; erfahrungsgemäß kann es aus individuellen Gründen lange dauern, bis man die Idealbesetzung für sich gefunden hat. Dafür gibt es ja die probatorischen Sitzungen, um herauszufinden, ob dieser Therapeut, diese Therapeutin zu mir passt, u. natürlich umgekehrt. Also wenn du so eher geschlossene Vorstellungen hast, wird es umso schwieriger, als wenn du flexibler in den Entscheidungen bist. Ne, weißt du was ich meine?
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Ich möchte diese Diskussion nicht in die Richtung weiterführen, in die sie gerade geht.
Vielleicht bin ich (noch) gar nicht bereit für "Heilung".
Falls ich mich erneut in eine stationäre Psychiatrie begebe, werde ich von den dortigen Zuständen abhängig sein, ob ich das will oder nicht.
Bei meiner erneuten Therapeutensuche, die jetzt startet, werde ich die Möglichkeit der probatorischen Sitzungen sicherlich in Anspruch nehmen. Bisher blieb mir dies leider verwehrt, da es in praktisch überwindbarer Nähe zu meinem bisherigen Wohnort genau zwei Therapeuten gab, die sich überhaupt mit meinem spezifischen Krankheitsbild auskannten, und einer davon einen offenkundigen Hass auf meine damalige Arbeitsstelle hatte. Somit blieb mir faktisch keine Wahl.
Vielleicht gibt es noch andere Aspekte dieses Themas, die man diskutieren könnte?
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Hi :)
ich bin nicht ganz sicher, ob mein Erlebnis hierzu passt, falls nicht, verzeih bitte!
Ich war schon vor 10 Jahren in Behandlung, mein Psychiater ging dann in den Ruhestand, und die Akte bzw die abschließende Diagnose hat er verweigert. Seine schulterzuckende Erklärung dazu war "Was bringt Ihnen eine Diagnose?" Warum auch immer, war aber nicht wirklich ein Problem für mich zu dem Zeitpunkt, da es mir besser ging und ich vorerst keine Gesprächstherapie mehr angestrebt habe.
Lange später habe ich mich dann wieder für eine Gesprächstherapie entschieden und musste leider mehrere Therapeuten und Ärzte ausprobieren. Einer stach da heraus, ein ehemals leitender Psychiater aus einer Klinik der sich selbstständig gemacht hatte. Schon die Rezensionen im Internet waren nicht sehr positiv, und auch ein kurzes Telefonat zur Terminvergabe war mir unsympathisch. Aber ich dachte mir, so wirklich einschätzen kann man es eh nur persönlich, also habe ich mir einen Termin geben lassen.
Beim Termin war ich relativ gehemmt und konnte gefühlt meine Probleme nicht gut schildern. Auch die vorige Akte hatte ich eben nicht. Ich konnte mich an einen meiner Klinikaufenthalte nicht gut erinnern, und als ich dahingehend sagte "Ich bin mir nicht ganz sicher in welcher Klinik das war.." sah mich der Psychiater an, schnaubte abfällig, und sagte "Sowas weiß man aber."
Gesamt kam er mir genervt und ungeduldig vor. Sehr kühl. Sehr technisch. Eine Stunde lang hat er mich mehr körperlich untersucht als dass er wirklich mit mir gesprochen hätte, und auf der Rechnung stand dann, dass er direkt eine Borderlinestörung diagnostiziert hätte. Das hat mich aus irgendeinem Grund sehr getroffen.
Kurz darauf habe ich meine aktuelle Therapeutin gefunden, die mich jetzt seit ähm... fast 2 Jahren behandelt oder so. Nagelt mich da nicht fest, ich habe kaum ein Zeitgefühl. Jedenfalls kamen da Themen wie Posttraumatische Belastungsstörung, ADHS und eine vermutete Autismus-Spektrumsstörung auf. Sicher sind die Diagnosen oft Auslegungssache, greifen in einander und überschneiden sich, aber ich finde es schon schwer unprofessionell einen Menschen körperlich zu untersuchen, ihn ein bisschen für dämlich hinzustellen und ihm dann irgendeine Störung zu attestieren.
Bin ich mit dem Beitrag am Thema vorbei? Ich fühl mich grad konzentrationstechnisch nicht in der Lage alle Antworten zu lesen, aber ich freue mich sehr darauf, das am Abend zu tun :-)
Alles Liebe euch!
D.
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Weil die Zitatfunktion nicht geht, frage ich so auf dem direkten Weg: gibt es in Österreich nicht die probatorischen Sitzungen, die ausschließlich zum Kennenlernen bestimmt sind, und nicht der Diagnostik dienen?
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@Pitjes jap, ich war eben auch der Meinung dass es sich genau um so eine Sitzung handelt und war dann eben perplex weil direkt eine Diagnose draufstand. Womöglich habs ichs bei der Terminvergabe falsch verstanden, oder er. Kann passieren. Ich hab auch deutlich gemerkt dass er meine Probleme für Pipifax hält, was mir jetzt im Nachhinein aber etwas logischer erscheint, wo mir meine Therapeutin auch selber gesagt hat, dass ich einfach sehr viel gefestigter und abgeklärter scheine als ich wirklich bin. Dass man mir meine Probleme einfach nicht gleich anmerkt. Andererseits, wenn ich zum Psychiater gehe müsste dem doch als Erstem klar sein dass nicht jede Störung sofort offensichtlich ist, oder? Hm.
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Jetzt wo ich mich weiter erinnere, fällt mir auch ein dass er mehrmals gefragt hat, ob ich nicht doch ein Problem mit Alkohol oder Drogen hätte.. und wie oft ich Alkohol konsumiere, und dann danach nochmal wie ich mein Verhältnis zu Alkohol beschreiben würde... ich trinke vielleicht einmal alle drei Monate einen Gin Tonic, das war's dann auch. Aber er beharrte drauf, dass ich doch wohl bestimmt irgendwo über die Stränge schlage.. das kam mir merkwürdig vor. Als hätte er bereits ein Urteil gefällt und würde mir noch die passenden Worte in den Mund legen wollen...
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Es ist ganz schwer, aus der Entfernung etwas für dich Sinnvolles dazu zu sagen- meiner Erfahrung nach können manche in der Psychiatrie tätigen Ärzte und Ärztinnen gewaltig arrogant auftreten, so wie der, dem du da offensichtlich begegnet bist, selbstherrlich und selbstüberschätzend. Damit wird es den Klienten*innen nicht leichter gemacht, den Fuß in die Tür zu kriegen. Die Anmache Richtung Drogen und Alkohol geht nicht, und den Rest finde ich sexistisch, und an dem Punkt wäre ich spätestens aufgestanden und gegangen. Ich kann solchen Provokationen nichts mehr abgewinnen, und wer mir ab der ersten prob. Sitzung nicht aufmerksam zuhört, zu dem-/derjenigen gehe ich auch nicht. Wichtig dabei ist mir mein Bauchgefühl.
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@Pitjes Ich muss leider so ehrlich sein und sagen; Ich hatte nicht den Mut einfach aufzustehen und zu gehen. Das ist irgendwo mein Naturell; ich lass situationen gerne auf mich wirken und beurteile sie später in Ruhe. Mein Temperament hat mich schon ab und an in Schwierigkeiten gebracht, und es fällt mir manchmal schwer zu beurteilen, ob meine Gefühle in dem Moment angemessen sind oder 'out of hand' gehen. In dem Fall wär's aber echt okay gewesen aufzustehen und zu gehen, das ist schon wahr. Auch aus sowas lernt man aber.. nochmal würde es so nicht ablaufen.
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Meine Sicht, meine Erfahrungen. Deine müssen natürlich davon abweichen. Spontaneität hat viel Gutes, Etwas im Nachhinein zu analysieren verwässert meist den ersten Eindruck, und birgt mehr Lernpotential. Aber, wie schon gesagt, gehört das zu mir.
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Ich denke, die Schwierigkeit besteht darin, die Balance zu finden. Wann soll man gehen und wann soll man bleiben? Welche Situationen gilt es auszuhalten und wann benehmen sich Fachpersonen einfach nur daneben? Das sind Fragen, die sich Menschen mit psychischen Problemen immer wieder stellen müssen. Leider können wir nicht darauf vertrauen, dass sämtliche Therapeuten stets unser Wohl im Blick haben. Manchmal spielen auch finanzielle oder sonstige Anreize eine Rolle und verändern das Verhalten von Therapeuten in Richtungen, die den Patienten schlussendlich nicht mehr dienen.
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Da hast du leider sehr recht! Wenn die in diesen Gebieten Arbeitende, Fachärzte wie auch Therapeuten, nicht regelmäßig Supervision machen, bewahrheitet sich leider auch die Gewissheit, dass es Manche gibt, die es selbst dringend brauchen könnten.
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