Die Kommentare lassen mich erahnen, dass weitere Ausführungen meinerseits hilfreich sein könnten. Gerne teile ich folgende weiteren Aspekte mit euch:
Das, was im Austrittsbericht als Persönlichkeitsdiagnostik bezeichnet wird, wurde nicht abgeschlossen, weil ich frühzeitig wieder ausgetreten bin. Folgende Fragebögen musste ich ausfüllen:
BDI-II (Beck-Depressions-Inventar)
LoPF-Q adult (Levels of Personality Functioning - Questionaire)
AIDA 19+ (Assesment of Identity Development in Adolescence)
HoNOS 8 und 9
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir auch Fragebögen mit den Titeln "Borderline-Persönlichkeits-Inventar" und "Borderline-Symptomliste" vorgesetzt wurden. Interessanterweise werden diese im Austrittsbericht nicht erwähnt.
Die Tatsache, dass eine Persönlichkeitsdiagnostik offenbar stattfindet, realisierte ich zu dem Zeitpunkt, als mir eine studentische Mitarbeiterin einen Fragebogen vorsetzte, in dessen Titel das Wort "Borderline" vorkam. Ich bin mir nicht sicher, welcher Titel dieser Fragebogen genau hatte. Dies hat mich dann veranlasst, meinen behandelnden Psychologen zu fragen, warum mir dieser Fragebogen vorgesetzt wurde. So erfuhr ich, dass eine Persönlichkeitsdiagnostik geplant und durchgeführt wurde.
Interessant ist, dass ich gemäss Austrittsbericht beim BDI-II bei Eintritt 20 Punkte und bei Austritt 12 Punkte erreichte. Somit veränderte sich meine depressive Symptomatik gemäss Fragebogen innert viereinhalb Wochen von "mittelschwer" hin zu "minimal". Dies ist doch ein bemerkenswerter Unterschied in so kurzer Zeit.
Meine PTBS entstand durch mehrere Ereignisse folgender Arten über mehrere Jahre zwischen meinem 3. und 18. Lebensjahr:
Mobbing / psychische und physische Gewalt durch Gleichaltrige
wiederholter Freiheitsentzug im Kindergarten- und Primarschulalter
Scheidung der Eltern
wiederholte zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Erwachsenen-Akutstation als Jugendliche (13-17)
Psychiatrische Zwangsmassnahmen (Zwangsmedikation, Isolation)
zwei Suizidversuche
(bei Letzterem bin ich zugegebenermassen selber schuld)
Ich halte es zumindest ethisch für äusserst fragwürdig, wenn man eine Person, die nachweislich ein Trauma durch psychiatrische Zwangsmassnahmen erlitten hat, ohne deren Einverständnis psychiatrisch evaluiert. Was genau da untersucht wird, macht auch keinen Unterschied mehr, denn jede weitere Behandlung ohne Einverständnis kann zu einer weiteren Traumareaktion führen.
Beim Thema Persönlichkeitsdiagnostik habe ich Bedenken, dass Persönlichkeitsstörungen überdiagnostiziert werden. Wenn man explizit nach einer bestimmten Persönlichkeitsstörung sucht, so findet man die auch. Ich bin überzeugt davon, dass ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung in Fragebögen einen Wert erreichen würde, der auf die eine oder andere Persönlichkeitsstörung hindeutet, wenn man sämtliche Einwohner*innen der Schweiz diese Fragebögen ausfüllen liesse.
Weiter befürchte ich, dass durch meine Autismus-Spektrums-Störung Persönlichkeitsstörungen zusätzlich überdiagnostiziert werden könnten, da sich die Diagnosekriterien teilweise überschneiden. Ich stelle darum die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, die Persönlichkeit eines autismusbetroffenen Menschen zusätzlich zu diagnostizieren.