Peer-Helferin Natasha stellt sich vor
Mit 8 Jahren wurde ich zur Young Carer, als meine Mutter unteranderem an Depression, PTBS sowie Zwangsstörung erkrankte. Als ich 11 Jahre alt war, erhielt sie die Diagnose Krebs. Mit den unterschiedlichen Diagnosen veränderte sich nicht nur das Leben meiner Mutter sondern auch das Leben der gesamten Familie. Kurz gefasst ich musste teilweise in die Rolle meiner Mutter schlüpfen. Spontane Abmachungen gab es selten, dass meine Schwester und ich unsere Hausaufgaben erledigten sowie Mahlzeiten, musste ich sicherstellen. Mit der psychischen Besserung meiner Mutter, musste ich weniger Aufgaben übernehmen, es gab auch Zeiten in denen mein Leben fast “normal” war. Dennoch muss ich sagen, dass weniger Aufgaben für mich sowohl eine Erleichterung als auch einen Identitätsverlust darstellte.
Anfänglich war mir gar nicht bewusst, dass andere Kinder nicht dieselben Aufgaben erledigen mussten, und ich war davon überzeugt, es sei normal was ich durchlebe. Allmählich habe ich bemerkt, dass es nicht “normal” ist als Kind Aufgaben, die Erwachsenen erledigen, zu übernehmen. Mit 20 bin ich dem Begriff Young Carer zufälligerweise im Internet gestolpert. Dabei war ich überrascht, das alleine in der Schweiz über 50’000 andere junge Personen existieren, die auch im Alltag eine nahestehende Person unterstützen. Denn über die gesamten 12 Jahren als Young Carer war ich fest davon überzeugt, dass ich alleine mit diesen Erfahrungen bin. Während meinen Teenagejahren habe ich mich häufig nicht verstanden gefühlt, sowohl durch Erwachsene als auch Gleichalterige. Oftmals fühlte ich mich überfordert oder isoliert, da meine Lebensrealität sich stark von der meiner FreundInnen unterschied. Ich empfand es als Herausforderung meine Situation gegenüber anderen zu erklären, obwohl ich selbst gar nicht wusste was ein Young Carer ist. Weswegen ich den Dialog über sowie Unterstüzung für Young Carer als unabdingbar sehe. Auch wenn es eine schwere Zeit für mich und meine Familie war, versuche ich auch die positiven Seiten zu erkennen. Ich habe in dieser Zeit viel über Empathie, Verantwortung sowie Durchhaltevermögen gelernt. Daneben habe ich gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen und früh Selbständigkeit zu entwickeln. Kompetenzen, die in jeglichen Lebensabschnitten sowie -bereichen unglaublich viel helfen sowie wertvoll sind. Und nicht zuletzt, ich bin mir nicht sicher, ob meine Familie einen solchen engen Zusammenhalt hätte, ohne diese schweren Erlebnisse.
Ich rate anderen Young Carer auch zu sich zu schauen, die Unterstützung sich zu holen, die man braucht, sowie nicht zu vergessen an erster Stelle nach seinem eigenen Wohl zu schauen (auch wenn das schwer sein kann). Mir haben die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Familie, aber auch die unbeschwerten Zeiten mit meinen Freunden geholfen. Rückblickend würde ich auch sagen, dass mir der Austausch mit anderen Young Carer unglaublich bereichernd gewesen wäre.
Heute weiss ich, wie wichtig Unterstützung für Young Carers ist, weswegen ich mich unteranderem bei EnableMe im Peer-Programm engagiere. Ich hoffe, somit einen Beitrag zu leisten, dass Young Carer die Anerkennung sowie Hilfe erhalten, die sie verdienen.
In meiner Freizeit bin ich auf Reisen, verbringe Zeit in der Natur, oder entdecke neue Restaurants/Cafés in Zürich mit meinen Freunden.
Von Young Carer zu Young Carer - ich freue mich auf den Austausch mit euch ☺️.
Natasha
ehemalige Young Carer
Peer-Helferin
Kommentare
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Liebe @natasha77
Herzlichen Dank für deinen berührenden Vorstellungspost. Es freut uns sehr, bist du in der Community als ehemalige Young Carer Peer-Helferin mit dabei und danken dir herzlich für deine Unterstützung und deinen Einsatz bei EnableMe! 🙏
Herzliche Grüsse
Julie 🦋1
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