Trainingsplanung mit spastischer Hemiparese: Effektiver Muskelaufbau im Oberkörper
Das Training für Menschen mit einer spastischen Hemiparese stellt besondere Herausforderungen dar, erfordert jedoch keine vollständige Anpassung der Trainingsmethodik. Vielmehr geht es darum, die individuellen Stärken und Schwächen gezielt zu berücksichtigen. Insbesondere bei Oberkörperübungen kann eine strukturierte Planung helfen, die Leistungsfähigkeit zu steigern, die Bewegungskontrolle zu verbessern und Überlastungen zu vermeiden.
Zugübungen vor Drückübungen
Ein wichtiger Ansatz in der Trainingsplanung ist, Zugübungen den Drückübungen vorzuziehen. Der Grund liegt in der Belastung des zentralen Nervensystems (ZNS):
- Drückübungen wie Bankdrücken oder Schulterdrücken fordern nicht nur die Zielmuskulatur, sondern beanspruchen auch die Stabilisierungsmuskulatur intensiv. Dies kann bei Menschen mit spastischer Hemiparese schnell zu Überforderung führen, da das ZNS der limitierende Faktor ist.
- Zugübungen wie Latziehen oder Rudern hingegen ermöglichen den Einsatz von Zughilfen, um das Gewicht zu bewegen. So wird die Zielmuskulatur gezielt trainiert, während das ZNS entlastet bleibt.
Praktisch bedeutet das: Übungen wie Latziehen oder ein isoliertes Rudern sollten am Anfang der Trainingseinheit stehen, während Drückübungen wie Bankdrücken später integriert werden.
Fokus auf die starke und schwache Muskulatur
Menschen mit spastischer Hemiparese haben häufig eine muskuläre Dysbalance zwischen der stärker betroffenen und der weniger betroffenen Seite. Daher ist es sinnvoll, das Training in zwei Phasen zu gliedern:
- Phase 1: Stärkung der starken Muskulatur In der ersten Phase des Trainings steht die stärkere Muskulatur im Fokus. Dies hat zwei Vorteile:
- Phase 2: Fokus auf die schwächere Muskulatur Sobald die starke Muskulatur gestärkt wurde, wird die schwächere Seite gezielt trainiert. Hier können Übungen wie Bankdrücken oder isolierte Bewegungen mit geringeren Gewichten eingesetzt werden. Wichtig ist, dabei die Bewegungskontrolle zu fördern.
Arbeiten mit isometrischen Haltepositionen
Wenn dynamische Bewegungen nicht korrekt ausgeführt werden können oder aufgrund der Spastik Schwierigkeiten bereiten, sind isometrische Haltepositionen eine hervorragende Alternative.
- Warum isometrische Haltepositionen?
Individuelle Anpassung der Übungen
Bei jeder Übung sollte genau geprüft werden, was machbar ist und was zu schwer fällt. Hier kommen zwei Ansätze ins Spiel:
- Übungen vereinfachen: Beispielsweise durch die Reduktion des Gewichts oder das Verwenden von Hilfsmitteln (wie Zughilfen).
- Übungen erschweren: Sobald eine Übung sicher beherrscht wird, kann sie durch mehr Gewicht, größere Bewegungsumfänge oder komplexere Varianten herausfordernder gestaltet werden.
Fazit
Die Trainingsplanung für Menschen mit spastischer Hemiparese erfordert eine durchdachte Herangehensweise, die sowohl die individuellen Stärken als auch die Schwächen berücksichtigt. Mit der Priorisierung von Zugübungen, einer gezielten Stärkung der starken Muskulatur und dem anschließenden Fokus auf die schwächere Seite können effektive Fortschritte erzielt werden.
Isometrische Haltepositionen bieten eine wertvolle Ergänzung, um die Bewegungskontrolle zu verbessern und die Muskelaktivierung zu fördern. Letztlich bleibt jedoch der wichtigste Grundsatz: Jede Übung muss an die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse angepasst werden, um Überlastungen zu vermeiden und gleichzeitig die bestmöglichen Trainingsergebnisse zu erzielen.
Kommentare
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Vielen Dank @Luca Reinicke für diesen wertvollen Beitrag! Deine Tipps zur Trainingsgestaltung sind sehr hilfreich und gut erklärt. Schön, dass du dein Wissen mit der Community teilst!
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