Ein ganzheitlicher Ansatz zur Verbesserung von Gangbild und Mobilität
Bei Menschen mit spastischer Hemiparese zeigt sich oft eine charakteristische Problematik: ein nach innen rotiertes Bein, das zu einer Kette von Fehlbelastungen führt. Diese beginnt häufig am Fuß und wirkt sich über das Knie bis hin zur Hüfte aus. Ein falsches Gangbild und potenzielle Schmerzen sind die Folge. Durch gezielte Trainingsinterventionen können diese Beschwerden gelindert und die Lebensqualität verbessert werden – oft sogar ohne operativen Eingriff.
Die häufigsten Herausforderungen im Gangbild
Das nach innen rotierte Bein führt häufig dazu, dass die Betroffenen beim Gehen nur die Innenseite des Fußes nutzen. Dadurch ergeben sich folgende Konsequenzen:
- Fehlbelastung im Sprunggelenk und im großen Zehengelenk: Das Abrollen des Fußes über die gesamte Fläche wird verhindert, was zu Überlastungen bestimmter Strukturen führt.
- Abflachung des Sprunggelenks: Mit der Zeit verliert das Sprunggelenk seine Stabilität, wodurch der Fuß weiter einknickt.
- Hüftschiefstand: Die Fehlstellung des Sprunggelenks wirkt sich nach oben hin aus, was einen Schiefstand der Hüfte begünstigt und das Gangbild weiter verschlechtert.
- Schmerzen: Die Fehlbelastungen führen häufig zu Schmerzen, die sowohl im Fuß als auch in Knie, Hüfte oder unterem Rücken auftreten können.
Ein strukturierter Ansatz für die Trainingsplanung
Der Schlüssel zur Verbesserung liegt in einem schrittweisen Vorgehen, das die Hüfte, das Knie und das Sprunggelenk gezielt anspricht.
1. Stärkung der Hüftmuskulatur
Der erste Schritt ist, die Hüftmuskulatur zu kräftigen. Eine stabile Hüfte bildet die Grundlage für ein verbessertes Gangbild.
- Übung: Poliquin Step-Up Diese Übung stärkt die Hüftmuskulatur effektiv und hilft dem Kunden, erste Fortschritte zu erzielen. Kleine, kontrollierte Bewegungen stehen dabei im Fokus, um die Hüfte gezielt zu stabilisieren.
- Progression: Sobald die Basismuskulatur aufgebaut ist, können komplexere Bewegungen eingeführt werden, die mehr Kontrolle und Koordination erfordern.
2. Verbesserung der Hüftkontrolle
Nach der ersten Kräftigungsphase lernt der Kunde, die Hüfte bewusst zu kippen und die korrekte Ausrichtung herzustellen. Dies ist essenziell, um den Schiefstand zu minimieren und die Belastung gleichmäßiger zu verteilen.
3. Fokus auf das Knie
Im nächsten Schritt wird das Knie einbezogen. Ziel ist es, die Muskulatur rund um das Knie zu stärken und die Gelenkkontrolle zu verbessern. Dies stabilisiert die Beinachse und sorgt dafür, dass das Knie nicht in eine ungünstige Position abweicht.
4. Mobilisierung des Sprunggelenks
Mit einer gestärkten Hüfte und stabilisierten Kniegelenken wird der Fokus auf die Mobilität des Sprunggelenks gelegt. Eine gute Beweglichkeit ist entscheidend, um den Fuß richtig abrollen zu können und die Belastung gleichmäßig zu verteilen.
- Übungen zur Sprunggelenksmobilisation: Hier können gezielte Dehnübungen oder kontrollierte Mobilisationsbewegungen eingesetzt werden, um die Beweglichkeit zu verbessern und den Fuß optimal zu belasten.
Ziel: Ein verbessertes Gangbild
Durch die schrittweise Bearbeitung von Hüfte, Knie und Sprunggelenk verbessert sich das Gangbild spürbar. Fehlbelastungen werden reduziert, Schmerzen gelindert und der Alltag erleichtert.
Ein entscheidender Punkt ist dabei, den Kunden an die korrekte Belastung des Fußes heranzuführen. Sobald der Druck gleichmäßig verteilt wird, verbessert sich nicht nur das Gangbild – auch die Wahrscheinlichkeit, dass Schmerzen verschwinden oder Operationen vermieden werden können, steigt deutlich.
Fazit
Eine durchdachte Trainingsplanung für Menschen mit spastischer Hemiparese setzt bei der Ursache der Probleme an und arbeitet sich Schritt für Schritt zu einer nachhaltigen Lösung vor. Durch die gezielte Kräftigung der Hüfte, die Stabilisierung des Knies und die Mobilisation des Sprunggelenks wird das Gangbild verbessert, Fehlbelastungen verringert und Schmerzen reduziert.
Mit einem strukturierten Ansatz kann häufig eine Operation, die darauf abzielt, den Hüftschiefstand zu korrigieren, vermieden werden. Das zeigt: Individuelle Trainingsplanung ist ein kraftvolles Werkzeug, um die Lebensqualität von Menschen mit spastischer Hemiparese nachhaltig zu steigern.
Kommentare
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Vielen Dank für diesen informativen Beitrag @Luca Reinicke! Die strukturierte Trainingsplanung klingt vielversprechend. Hat jemand aus der Community bereits Erfahrungen mit solchen Übungen gemacht oder kann ergänzende Tipps geben?
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