Eine spastische Hemiparese – und wie ich damit umgehe

Spastische Hemiparese – ein Begriff, der für viele abstrakt klingt, aber für Betroffene wie mich den Alltag maßgeblich prägt. Als Kind wurde bei mir diese neurologische Erkrankung diagnostiziert. Doch anstatt mich davon einschränken zu lassen, habe ich gelernt, damit umzugehen – und meine Erfahrungen in etwas Positives zu verwandeln.

Was ist eine spastische Hemiparese?

Es handelt sich um eine neurologische Störung, bei der eine Körperhälfte durch erhöhte Muskelspannung (Spastik) und eingeschränkte Beweglichkeit betroffen ist. Bei mir betraf es die linke Seite: Meine Hand war weniger beweglich, bei Stress krampfte sie oft, und mein Fuß entwickelte ein auffälliges Gangbild durch eine Knick-Senk-Stellung.

Doch die Diagnose war nicht das Ende der Geschichte – sie war der Anfang eines Weges voller Herausforderungen, Lektionen und persönlicher Erfolge.

Mein Weg – vom Kind mit Hilfsmitteln zum Trainer

Schon früh wurde ich mit Krankengymnastik, Hand- und Fußschienen sowie intensiven Therapien behandelt. Es war ein langer und oft schmerzhafter Prozess, aber ich bin dankbar, dass meine Eltern und meine Therapeuten nie aufgegeben haben.

In der Schule wurde mir immer wieder bewusst, dass ich „anders“ war. Lehrer und Mitschüler behandelten mich oft mit besonderer Vorsicht, was mich einerseits nervte und andererseits meinen Ehrgeiz weckte. Ich wollte nicht nur „mithalten“ – ich wollte besser sein.

Dieser Antrieb führte mich schließlich zum Judo, meiner ersten Sportart, in der ich Disziplin und Respekt lernte – und zum ersten Mal das Gefühl hatte, mich voll auszudrücken.

Der Wendepunkt: Krafttraining und Wissen

Mit meiner Ausbildung im Gesundheitswesen wuchs mein Interesse daran, meinen Körper besser zu verstehen. Ich begann mit Krafttraining – zuerst ohne Plan, einfach, um mich auszuprobieren. Doch bald erkannte ich, wie positiv sich gezielte Übungen auf meine Hemiparese auswirkten: Mein linker Arm und mein Bein, die deutlich schwächer und dünner waren, begannen sich zu entwickeln.

Richtig ernst wurde es, als ich mit Fitnesstrainern zusammenarbeitete, die mir meine ersten strukturierten Trainingspläne schrieben. Diese Erfahrungen inspirierten mich, selbst Trainerlizenzen zu erwerben und mich im Bereich medizinisches Fitnesstraining weiterzubilden.

Heute bin ich nicht nur körperlich stärker, sondern auch mental. Ich habe gelernt, dass Herausforderungen uns wachsen lassen – wenn wir bereit sind, sie anzunehmen.

Mein Fazit: Die spastische Hemiparese hat mein Leben geprägt, aber sie definiert mich nicht. Jeder von uns hat seine eigenen Hürden. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Mit Disziplin, Mut und dem Willen, dazuzulernen, können wir mehr erreichen, als wir uns zutrauen.

Kommentare

  • Nadine_EnableMe
    bearbeitet 4. Mar 2025

    Hallo @Luca Reinicke,

    vielen Dank, für deine Offenheit und das du deine Erfahrungen mit uns teilst.

    Bei EnableMe bieten wir auch ein Peer-Programm an. Falls du dir vorstellen kannst dich als Berater zu engagieren, darfst du dich gerne bei peer@enableme.ch melden.

    Viele Grüße