Ein Wochenende in Berlin – Reiseerlebnisse eines Rollstuhlfahrers - Teil I

domino
domino ✭✭✭✭
bearbeitet 7. Feb 2025 in Reisen & Mobilität

Wie der Titel bereits vermuten lässt, dreht sich dieser Bericht um meinen Wochenendausflug nach Berlin. Dabei werde ich nicht nur von den geplanten Erlebnissen berichten, sondern auch auf unvorhergesehene Zwischenfälle eingehen. Besonders möchte ich meine Eindrücke und Erfahrungen schildern, die ich als Rollstuhlfahrer in der Hauptstadt gemacht habe. Viel Freude beim Lesen!

Ein Foto des Eingangs des Tierpark Hotel. Es ist abends, der Himmel ist dunkel und der Eingang des Hotels beleuchtet.

Gemeinsam mit meiner besten Freundin und ihrer Begleitung verbrachte ich ein verlängertes Wochenende von Freitag bis Montag in der Hauptstadt, mit dem Hauptziel, die „Grüne Woche“ zu besuchen. Als Unterkunft wählten wir das barrierefreie „Abacus-Tierparkhotel“ im Stadtbezirk Lichtenberg. Seit vielen Jahren ist dieses Haus der favorisierte Ort bei meinen Berlin-Aufenthalten.

Ein Foto des Speisesaals, der hell und in hellen Holztönen gehalten ist. Die Tische sind gedeckt. Auf der anderen Seite ein Foto vom Hotelzimmer: Es sind rote Rosen auf einem Beistelltisch und das Bett ist höhenverstellbar. Zwei Fotos des barrierefreien Bades, das Bad ist in Grautönen gehalten, es ist geräumig und es gibt viele einklappbare Sitz- und Stehhilfen.

Freitag: Ankunft und erste Erkundungstour

Ein Foto vom Berliner Fernsehturm. Der Protagonist des Posts ist von hinten in seinem Rollstuhl vor der Aussicht zu sehen. Über dem Himmel ist der Schriftzug "So nah und doch so fern!?" zu sehen.

Nachdem wir am Freitagnachmittag das barrierefreie Hotelzimmer bezogen und unser Gepäck verstaut hatten, nutzten wir die U-Bahn-Linie U5, die sich in unmittelbarer Nähe des Hotels befindet, um zum Alexanderplatz zu gelangen. Dort ließen wir uns von talentierten Straßenkünstlern unterhalten und schossen die ersten Erinnerungsfotos.

Während unseres Wochenendtrips wollten wir unbedingt auch einen Abstecher zum Berliner Fernsehturm machen, um die Aussicht aus 207 Metern Höhe zu genießen. Also machten wir uns auf den Weg zum Info-Punkt, um uns vorab zu informieren. Doch schon bald mussten wir unsere Pläne ändern: Für Rollstuhlfahrer und Personen mit starker Gehbehinderung ist die Nutzung des Fahrstuhls leider nicht möglich, was auch auf der Webseite des Fernsehturms vermerkt ist:

Die Barrierefreiheit des Berliner Fernsehturms kann aus heutiger Sicht nicht hergestellt werden, da Menschen mit schwerer Gehbehinderung bei Unglücksfällen nicht in Sicherheit gebracht werden könnten.

Ein Foto der Rampe (aus Metall), die an den U-Bahn-Eingang angelegt werden kann.

Wichtiger Hinweis: Für Rollstuhlfahrer empfiehlt es sich, bei Einfahrt des Zuges in Höhe des ersten Waggons zu warten, da in diesem Bereich mobile Rampen bereitgestellt werden. Diese sind insbesondere für ältere Wagenmodelle erforderlich, die im Wechsel mit barrierefreien Zügen eingesetzt werden. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass Inhaber eines Schwerbehindertenausweises mit dem Merkzeichen B und deren Begleitperson den ÖPNV in Berlin kostenfrei nutzen dürfen.

An dieser Stelle möchte ich besonders die sehr gute Hilfsbereitschaft der Angestellten der Berliner Verkehrsbetriebe hervorheben, die bei Bedarf mit großem Engagement und Freundlichkeit unterstützend zur Seite standen.

Ein Foto des Schriftzuges: "Grüne Woche". Einige Menschen stehen am Schriftzug oder sitzen darauf. Die Buchstaben sind circa einen Meter hoch und in einem hellgrün.

Samstag: Die »Grüne Woche« – Ein Besuch mit Hindernissen

Ein Foto des Messegeländes von außen. An einem Banner ist "Willkommen" zu lesen.

Der Samstag war ganz der „Grünen Woche“ gewidmet. Durch die Medien wurde bereits eine Woche zuvor unsere Neugier auf diese jährlich stattfindende Messe geweckt. Dank unserer vorab gekauften Eintrittskarten mussten wir lediglich die kostenlose Begleitkarte am Info-Stand abholen. Schon vor den Messehallen zeichnete sich ab, dass der letzte Samstag vor Schließung der Ausstellung eine ungünstige Wahl für unseren Besuch war. Die Menschenmassen, die sich in Richtung der Hallen bewegten, ließen bereits erahnen, was uns im Inneren erwarteten solle.

Ein Foto einer Messehalle von Innen. Es sind sehr viele Menschen zu sehen und die Halle sieht sehr voll aus. Generell ist es ein sehr buntes Bild, durch die vielen verschiedenen Banner, die aufgehängt wurden.

In den Hallen bestätigte sich dieser erste Eindruck: Die Gänge waren überfüllt, hauptsächlich an den Ständen, an denen kulinarische Spezialitäten angeboten wurden. Das oben gezeigte Bild zeigt eine der etwas weniger überlaufenen Hallen – in den anderen war ein Durchkommen nahezu unmöglich. Der Zugang zu den ausgestellten Erzeugnissen blieb mir verwehrt, da sich dichte Menschentrauben davor drängten.

Vier Fotos: 1. Viele bunte Blumen. 2. und 3. Fotos von Speiseständen. 4. Ein Foto vom Berliner Bär aus gelben Blumen gebaut.

Statt die Messe unbeschwert genießen zu können, war ich hauptsächlich damit beschäftigt, darauf zu achten, niemanden mit meinem gewichtigen Elektrorollstuhl zu verletzen. Die Enge führte immer wieder dazu, dass Besucher ins Stolpern gerieten. In solchen Momenten nahm ich es mit Humor und bemerkte augenzwinkernd, dass ich heute niemanden mehr „mitnehme“. Schließlich darf auch in herausfordernden Situationen der Spaß nicht zu kurz kommen. Für Rollstuhlfahrer, Personen mit Rollatoren oder Eltern mit Kinderwagen stellte sich die Enge als große Herausforderung dar. Das Gedränge, gepaart mit der Rücksichtslosigkeit mancher Besucher, sorgte dafür, dass unser Aufenthalt in den Messehallen nach knapp vier Stunden ein eher erleichtertes Ende fand.

Mein Gedanke als Empfehlung: Vielleicht wäre es eine sinnvolle Maßnahme, einen Wochentag gezielt als barrierefreien Besuchertag einzurichten und die Anzahl der Eintrittskarten an diesem Tag bewusst zu begrenzen. So könnten Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Ausstellung in einer entspannten Atmosphäre erleben, ohne sich durch überfüllte Gänge kämpfen zu müssen. Ich werde den Veranstalter in dieser Angelegenheit kontaktieren und anregen, eine solche Lösung in Betracht zu ziehen. Ein inklusiveres Messeerlebnis wäre für viele Besucher mit besonderen Bedürfnissen ein großer Gewinn.

Bleibt schön gesund...

Viele Grüße aus dem wunderschönen Harz

vom Frank alias domino! 😎

Kommentare

  • Was für ein schöner Bericht, und eine sehr sinnvolle Idee und Anregung! Ich hoffe, dass sie Dein Feedback umsetzen werden 😀 Vielen Dank und eine schöne Woche für Dich!