Ein Wochenende in Berlin – Reiseerlebnisse eines Rollstuhlfahrers - Teil II

domino
domino ✭✭✭✭
bearbeitet 7. Feb 2025 in Reisen & Mobilität

Sonntag: Ein Ausflug in die „Biosphäre“ Potsdam – mit unerwarteten Umwegen

Für den Sonntag wählten wir bewusst ein wetterunabhängiges Ausflugsziel und entschieden uns für die „Biosphäre“ in Potsdam – eine barrierefreie Tropenhalle, die mit ihrer beeindruckenden Vielfalt seltener Pflanzen und einem faszinierenden Schmetterlingshaus begeistert. Besonders für Familien mit Kindern ist dieses Ausflugsziel besonders empfehlenswert, da entlang des Erlebnispfades zahlreiche interaktive Schaukästen und spannende Mitmachstationen für junge Entdecker bereitstehen.

Die Route mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war sorgfältig geplant: Von der U5 ging es zur Station Lichtenberg, dann mit der S-Bahn-Linie 7 zum Hauptbahnhof Potsdam und von dort mit der Straßenbahn direkt zur Biosphäre. Soweit zumindest der Plan.

Bis Potsdam Hbf. verlief die Anreise problemlos, doch dann stießen wir auf ein unerwartetes Hindernis: Der Fahrstuhl am Ende des Bahnsteigs, der uns zu den Straßenbahnhaltestellen bringen sollte, war aufgrund von Vandalismus außer Betrieb – und wie wir später erfuhren, bereits seit mehreren Wochen. Ein Anruf beim Service der Verkehrsbetriebe – nach einer endlosen Warteschleife mit wenig erbaulicher Musik – brachte eine wenig erfreuliche Lösung: Wir sollten eine Station zurück nach Babelsberg fahren, dort den Bahnhof verlassen, etwa 800 Meter zur Bushaltestelle laufen und mit dem Bus zurück nach Potsdam Hauptbahnhof fahren, um dann endlich in die Straßenbahn zur Biosphäre zu steigen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichtem Nieselregen erwies sich dieser Umweg als äußerst unangenehm. Da wir aber fest entschlossen waren, die Tropenhalle zu besichtigen, nahmen wir die Strapazen auf uns. Nach einer Verspätung von fast zwei Stunden erreichten wir schließlich unser Ziel.

Trotz der Strapazen konnten wir den Nachmittag in der Biosphäre dennoch genießen und bei wohlfühlenden 25 - 28 Grad einen informativen und entspannten Nachmittag erleben.

Sonntagabend: Ein unfreiwillig ruhiger Ausklang

Gegen 18 Uhr machten wir uns auf den Rückweg nach Berlin, mit der festen Absicht, den Abend in entspannter Atmosphäre am Alexanderplatz ausklingen zu lassen. Wir stellten uns vor, gemütlich durch die Stadt zu schlendern und den Tag in aller Ruhe zu beenden. Doch auch dieser Plan wurde durch ein unerwartetes Hindernis zunichtegemacht – ein erneuter defekter Fahrstuhl am Bhf. Alexanderplatz stellte sich uns in den Weg. Nach einem ohnehin ereignisreichen Tag fehlte uns aber die Kraft und Motivation, eine weitere Alternative zu suchen.

Also entschieden wir uns kurzerhand um und ließen den bereits angerissenen Abend bei unserem Lieblingsitaliener nahe dem Hotel gemütlich bei gutem Essen und einem Glas Wein ausklingen.

Montagvormittag: Eine Heimreise, die bis zum späten Nachmittag andauern sollte

Am Montag traten wir schließlich die Heimreise in den Harz an. Auch diese war begleitet von unvorhergesehenen Zwischenfällen, die mir erneut eine ausgedehnte Warteschleifen-Erfahrung bescherten und den Geduldsfaden herausforderten.
Falls Interesse besteht, berichte ich gern auch von diesem Zwischenfall, bei dem erneut deutlich wird, dass hinsichtlich der Barrierefreiheit in den Köpfen der Menschen noch allerhand zu tun ist.

Fazit und offene Fragen

Die wiederholten Probleme mit defekten Fahrstühlen warfen für mich eine dringende Frage auf: Wie kann es sein, dass ein zentraler Aufzug am Potsdamer Hauptbahnhof über Wochen außer Betrieb ist? Diese Frage werde ich auch direkt an die Potsdamer Verkehrsbetriebe richten.

Als Rollstuhlfahrer zu reisen, bedeutet oft eine ungeplante Portion Geduld und Zeit mitzubringen und sich auf unvorhergesehene Hindernisse einzustellen. Mittlerweile bin ich seit 38 Jahren auf Rädern unterwegs und habe durch zahlreiche gute wie schlechte Erfahrungen gelernt, mit unerwarteten Zwischenfällen umzugehen. Diese Erlebnisse haben mir nicht nur Geduld und Gelassenheit abverlangt, sondern auch meine Fähigkeit geschärft, flexibel zu reagieren und alternative Lösungen zu finden.

Der Bericht ist nun doch etwas länger ausgefallen, weshalb ich ihn in zwei Teile aufteilen musste, da das Forum nur 600 Zeichen pro Beitrag zulässt. Ich hoffe, dass meine Ausführungen dem ein oder anderen eine kleine Abwechslung vom grauen Alltag bieten und vielleicht sogar die Inspiration für den nächsten Ausflug liefern konnten.

Bleibt schön gesund...

Viele Grüße aus dem wunderschönen Harz

vom Frank alias domino! 😎

Kommentare

  • Hallo @domino,

    Vielen Dank, für diesen tollen und ausführlichen Bericht.Ich finde ihn sehr wertvoll, denn er enthält auch sehr viele Tipps zum ThemaBarrierefreiheit und kann für viele, die eine Reise nach Berlin planen, bestimmteine tolle Hilfestellung sein. Falls du magst, kannst du gerne teilen, was derVeranstalter zu deinem Lösungsvorschlag gesagt hat.

    Viele Grüße