Zweitausbildung

Gerne würde ich eine Zweitausbildung machen, jedoch fehlen mir die finanziellen Mittel dazu.


Wie bei vielen Menschen mit einer psychischen Krankheit hat die IV mir eine KV-Lehre finanziert, doch leider hat dies nicht gefruchtet.

Da es bei den KV Stellen praktisch nur möglich ist vollzeit zu arbeiten als Mann. Wegen meiner Krankheit ist es mir zur Zeit auch nicht möglich mehr als 50% arbeiten zu gehen.


Daher möchte ich eine Umschulung machen, wo man ohne Probleme Teilzeit arbeiten darf. Genauer gesagt möchte ich die Berufsmatura machen und anschliessend ein Studium als Sozialarbeiter.


Wie stehen die Chancen bei der IV Hilfe zu erhalten?

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Antworten

  • Lieber Ricardo

    Die IV finanziert in der Regel keine Zweitausbildung - die Chancen sind daher sehr minim. Das bedeutet, Du müsstest die Umschulung selber finanzieren. Deine Annahme, dass es für Männer nicht möglich sei, 50% zu arbeiten, teile ich jedoch nicht. Ich würde Dir empfehlen, intensiver nach einer 50% Stelle zu suchen, und parallel eine Weiterbildung anzustreben. Falls Du Unterstützung bei der Stellensuche brauchst, darfst Du Dich gerne an Profil (www.profil.ch) wenden. Wir vermitteln auch Männern Teilzeitstellen im KV.

    Liebe Grüsse

    Eva Meroni

    Eva Meroni

    Geschäftsführerin Stiftung Profil

    eva.meroni@profil.ch

    www.profil.ch

  • Lieber Ricardo

    Ich denke, die Chancen für eine IV-Unterstützung bei der Zweitausbildung sind relativ klein. Damit die Ausbildung finanziert würde, müssten sehr gute Aussichten bestehen, dass die Ausbildung rentenwirksam ist. Das heisst, durch die Ausbildung müsste eine Rente verhindert oder vermindert werden. Dazu kommt, dass die Ausbildung zum Sozialarbeiter mit Berufsmatur und Studium einige Jahre dauert.

    Ich bin mir auch nicht so sicher, ob es als Sozialarbeiter viel einfacher ist, eine 50-%-Stelle zu finden als im KV-Bereich.

    Hast du denn die Möglichkeit, dir deine Ausbildung selber zu finanzieren?


    Liebe Grüsse

    Lukas

    Lukas Fischer

    Leitung Grafikwerkstatt & Kommunikation, Mathilde Escher Stiftung

    L.Fischer@mathilde-escher.ch

    https://mathilde-escher.ch/

  • Lieber Ricardo

    Ich teile die bisherigen Ansichten sehr und denke auch, dass es schwierig ist eine Zweitausbildung finanziert zu bekommen. Diese würde von der IV-Stelle geprüft werden, solltest du aufgrund deiner Gesundheit nicht im Bereich KV Fuss fassen können. Dies müsstest du erneut mit deine*r Psycholog*in anschauen und einen dementsprechenden Antrag stellen.

    Für die Unterstützung bei der Stellensuche könntest du dich aber ggf. erneut bei der IV-Stelle melden. Dann würde man dir bsp. die Unterstützung durch die Stiftung Profil ggf. finanzieren.

    Bezüglich Ausbildung zum Sozialpädagogen habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass diese mit 50% sehr schwierig ist zu schaffen. Auch wenn eine Zweitausbildung finanziert würde und du da Unterstützung erhältst, so denke ich wird dies eine grosse Herausforderung.


    Hast du aber schon einmal von der Peer Ausbildung gehört? Dazu gibt es unterschiedliche Kurse zu Recovery, die angeboten werden oder auch EX-IN Schweiz bietet da Ausbildungen an EX-IN Schweiz (ex-in-schweiz.ch). Vielleicht könntest du deine Kompetenzen im Bereich KV mit deiner Erfahrung im gesundheitlichen Bereich ergänzen und z.B. in einem Spital, einer Klinik etc. eher einen Job finden. Da wo gerade diese Erfahrung wichtig ist. Ich möchte dich ermutigen, deiner Erfahrung, die so vielen anderen Menschen helfen kann, Wert zuzusprechen und sie als Ressource und optimale Ergänzung für deinen weiteren Weg zu sehen.


    Herzlich Martina

  • Lieber Ricardo

    Da ist ja fast alles schon gesagt. Auch ich teile die Meinung, dass die Zeiten, wo Männer keine Teilzeitstellen finden um sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass niederprozentige Anstellungen im Büro sehr begehrt sind. Fraglich ist für mich auch, wie Du mit Deiner momentanen 50% Leistungsfähigkeit eine Ausbildung stemmen möchtest.

    Am einfachsten wäre es, wenn Du einen Betrieb im Sozialbereich finden würdest, wo Du im Büro arbeiten könntest und Dich so etablieren würdest. Vielleicht könnte Dir dann mit der Zeit ein Praktikum im Sozialbereich angeboten werden.

    Viel Mut auf Deinem Weg (und auch mal auszuprobieren und dann weiterschauen) wünscht Dir

    Nicole


  • Lieber Ricardo

     

    Auf EnableMe Jobs findest du Stellen von Arbeitgeber:innen die auf

    die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen setzen. In der Jobbörse gibt es

    Voll- sowie auch Teilzeitstellen. Ich würde dir empfehlen, immer wieder mal

    reinzuschauen, da laufend neue Stellen dazu kommen. Falls du noch Informationen

    oder Tipps brauchst vor einer Bewerbung findest du diese hier. Und natürlich

    kannst du dich jederzeit wieder an unsere Community wenden.

     

    Viel Erfolg!

    EnableMe Projektverantwortung für das Jobportal

  • Geschätzter Ricardo

    "Leider" muss ich die Einschätzungen der Experten oben bestätigen: Eine Beteiligung der IV an einer Zweitausbildung ohne eine hohe Aussicht auf eine Rentenwirksamkeit (Rentenreduktion, Rentenabsetzung) schätze ich als sehr schwierig ein. Aber: Die IV ist ein hoch komplexes und individualisiertes "Geschäft" und ich kenne die Einzelheiten Ihres "Falles" nicht. Wenn ich etwas gelernt habe in den letzten sieben Jahren bei der IV, dann ist es, dass es für viele Regelung zahlreiche Ausnahmen gibt. Das ist grundsätzlich gut, so können die IV-Stellen möglichst auf die individuelle Situation der Versicherten eingehen. Es macht es aber sehr schwer, Fragen wie diese allgemeingültig zu beantworten. Daher: Rufen Sie doch die für Sie zuständige IV-Stelle an. Die Beratungsperson dort kann dann Ihre Frage viel fundierter und auf Ihre persönliche Situation bezogen beantworten. Wer weiss.... Aber hey: Der Teil mit "Mann und Teilzeit" stammt aber aus einer anderen Zeit oder? 😉

    Viel Erfolg!

  • Also ich weiss ja nicht was Eure Erfahrungen waren. Wenn ich eine Teilzeitstelle erhalten hatte, war dann immer die Bedingung möglichst rasch das Pensum zu erhöhen, was bei meiner Geschichte so ziemlich unrealistisch ist auf kurze Zeit. Was aber realistisch ist, dass nach einem Jahr wieder 60% oder 70% Arbeitsfähigkeit geht.

    Zudem möchte ich auch eine Weiterbildung machen um von den Ergänzungsleistungen wegzukommen was mit einer KV-Stelle teilzeit nicht möglich ist. Meine Krankheit ist sehr kostenintensiv und es gibt sehr oft Monate wo das Geld nicht reicht. Das möchte ich nicht mehr.

    Ich kann verstehen, dass man mir ein Studium nicht zutraut, das war bei der KV Lehre auch schon so. Der Weg wird steinig und schwer, aber ich bin überzeugt ich schaffe das. Das Studium würde ich teilzeit absolvieren.

  • Vielen Dank für Eure Antworten.

    Was die Zukunft bringt weiss ich nicht, was meine Zwangserkrankung anbelangt. Jedoch weiss ich das meine Krankheit nur schlechter wurde, weil ich keine Perspektive mehr hatte. Alles was ich möchte ist ein besseres Leben für mich und meine Mutter.

    Die einzige Hoffnung die ich noch habe ist eine Weiterbildung die mir hilft aus der Armut heraus zu kommen. Wenn ich das nicht kann, sehe ich keinen Sinn mehr. Denn ein Leben nur um zu überleben möchte ich nicht. Das ist nicht auszuhalten. Es sollte doch möglich sein mit einem Hochschulabschluss bei 40-60% plus IV einen Lohn von zirka 4000-5000.- zu erzielen.

    Ich verstehe natürlich die Sicht der IV, dass sich das finanziell nicht lohnt. Aber lohnt es sich denn nicht einem Menschen eine Perspektive zu geben? Ein normales Leben zu ermöglichen trotz Krankheit? Das ist doch was Inklusion bedeutet.

    Bitte nehmt das nicht persönlich, denn ich weiss Ihr könnt für das Sozialversicherungssystem nichts dafür. Es soll aufzeigen was falsch läuft.

    Warum sind die Renten so tief angesetzt, dass es für ein normales Leben nicht reicht? Als Jobeinsteiger im KV verdient man ungefähr 4600.- . Wenn ich also mit der Behinderung nur 50% arbeiten kann, ist mein Lohnausfall 2300.-. Wieso erhält man bei der IV bei einer 50% Rente also nur maximal 1200.-? Ist es vom Staat so gewollt, das wir ein beschissenes Leben führen müssen in ewiger Armut? Wisst ihr was mit der Psyche passiert, wenn man denkt man kommt nie mehr aus der Armut heraus, weil man eine schwer bis unheilbare Krankheit hat? Es ist nicht toll, von allen Gleichaltrigen abgehängt zu werden. Es ist nicht toll nie etwas bei Seite legen zu können. Es ist nicht toll am Ende Monats hungern zu müssen. Es ist nicht toll der Mutter nicht helfen zu können. Es ist nicht toll nie in den Ausgang zu können. Es ist nicht toll kein Hobby ausführen zu können.

    So wie ich es sehe möchte die IV Menschen mit Behinderung einfach kostengünstig in den Tod begleiten. Einem das Leben bis zum Ende erträglich zu machen ist wohl zu viel verlangt.

    Ich habe alles versucht um eine Stelle zu erhalten, 99% haben mich abgelehnt und die einzige Stelle die ich erhalten hatte verlangte unmögliches von mir, nämlich ein 100% Pensum nach 3 Monaten. Das waren über 400 Bewerbungen. Jetzt habe ich die Nase voll.

    Es soll mir keiner sagen, es gäbe in der Schweiz nicht genug finanzielle Mittel um die IV zu verbessern.

    Stattdessen schenkt man den reichen Steuervergünstigungen, während Menschen die unter 4000.- verdienen kaum Steuern bezahlen können. Bei den Armen kann man es ja holen. Parlamentarier erhalten eine lebenslange hohe Rente, Gratis GA, plus 150.- täglich für Verpflegung. Korrupte Politiker vertreten die Interessen der Firmen für hohe Geldsummen. Schlimm es ist in der Schweiz völlig legal, nennt sich Lobbyarbeit. Steueroptimierungen die wegen Gesetzeslücken täglich ausgenutzt werden und dadurch Millionen an Steuereinnahmen flöten gehen sind legal (Ich nenne es Steuerhinterziehung). Erbschaftssteuer? Fehlanzeige! Könnte noch tausend Sachen aufzählen. Für jeden erdenklichen Mist ist in der Schweiz genug Geld da, nur nicht für die Sozialversicherungen.

    Wie viele Politiker im Parlament vertreten die Interessen von Minderheiten? Ja nur zwei Handvoll . Menschen mit Behinderung werden wie Abschaum behandelt. Man steckt sie lieber in Heime wo diese unter sich sind. Wäre es nicht ehrlicher wenn ihr uns einfach bevor wir geboren werden einfach abtreibt? Anstatt uns später wie der letzte Dreck zu behandeln.

    Danke liebe Welt. Danke liebe Schweiz. Denkt daran Krankheit kann jeden treffen.

  • richard
    richard
    bearbeitet 29. Jun 2022, 00:38

    @evameroni

    Wollen Sie mir sagen ich hätte mich 10 Jahre lang nicht genug um eine 50% Stelle bemüht? Ich soll mich nur ein wenig mehr anstrengen?

    Eine 50% Teilzeitstelle und parallel eine Weiterbildung ist prozentual für mich nicht möglich. (Wenn man 50% Arbeitsfähig ist gehen nicht mehr Prozent)

    Daher muss ich zwischen Arbeit oder Weiterbildung wählen. Mehrere Jahre hab ichs mit Arbeit versucht. Jetzt heissts für mich nur Weiterbildung danach Arbeit

  • richard
    richard
    bearbeitet 29. Jun 2022, 00:27

    @Martibu

    Mir ist bewusst wie hoch die Herausforderung ist, ein Studium zu absolvieren. Leicht wird es sicher nicht. Aber das geht schon.

    Eine Peer oder EX-IN Ausbildung finde ich vom Prinzip her toll. Habe mich auch darüber informiert.

    Jedoch sind die Arbeiten da nur auf Abruf. Also man hat da nicht einen fixen monatlichen Lohn. Wenn ich falsch liege bitte korrigiert mich.

    Daher dient das als Lebensmodell eher schlecht. Das ist mehr ein Nebenjob oder ein Hobby. Was nicht schlecht ist. Jedoch brauche ich zuerst einmal einen normalen Job.

    Wenn die Einnahmen zu der Rente und EL wenigstens nicht abgezogen werden, würde es gehen aber dem ist ja nicht so.

  • @Michelle_EnableMe

    Ihr habt FH Jobs im Portal, wie soll denn das gehen wenn Menschen mit Behinderung gar nicht die Möglichkeit erhalten ein Studium zu machen?

  • richard
    richard
    bearbeitet 29. Jun 2022, 01:49

    @Nicole_Bernet

    Bei Teilzeitstellen wurde mir bis auf einmal immer abgesagt. 10 Jahre lang. Es wurden Müttern den Vorzug gegeben etc. Kanns nicht mehr hören.

    Bezüglich den Weiterbildungen, da gibt es fast alle im Teilzeitmodell auch ein Studium. Das würde ich dann so machen.

    2 Tage in der Woche Schule, das kann ich stemmen.

    Ihnen ist bewusst das ich mit einer Stelle ohne Weiterbildung im Leben nicht vorwärts komme?

  • richard
    richard
    bearbeitet 29. Jun 2022, 00:32

    @lukas_fischer

    Ja ich weiss es geht lange. Wenn Sie einen Vorschlag haben das mein Problem in kürzerer Zeit löst?

    Habe doch schon geschrieben, das mir die finanziellen Mittel dazu fehlen. Wie soll man dann etwas bei Seite legen mit IV und EL?

    Ob es dann einfacher wird einen Job zu finden sehe ich dann. Auf jeden Fall bin ich nicht um Menschen herum die mich nerven.

  • @Thomas_Pfiffner

    Mann und Teilzeit sollte der Vergangenheit angehören. Meine Erfahrung war anders als selbst Betroffener.

    Da ich meine Behinderung nicht verheimlichen kann, muss ich diese in meinem Dossier erwähnen. Die Bereitschaft im 1. Arbeitsmarkt einen Menschen mit Behinderung einzustellen ist gering.

    Offensichtlich hätte ich mehr Hilfe gebraucht. Nun habe ich Jahre verloren. Jetzt ist Schluss damit.

  • Im Gegensatz zu Deutschland ist es ja immer noch freiwillig in der Schweiz Menschen mit Behinderung einzustellen. Warum?

    Ich sag wieso, der politische Wille dazu fehlt. Wählt mal die richtigen Leute ins Parlament “liebe” Bevölkerung.

    Oft Arbeiten Menschen mit Behinderung im gleichen Job wie gesunde Menschen, verdienen aber weniger. Warum?

    Man nutzt die Situation aus, weil man weiss Menschen mit Behinderung haben es schwer einen anderen Job zu finden.