Firmen für einen Autist in Zürich?

Hoi zämme!


Ich bin seit über zwei Jahren krankgeschrieben, sowohl wegen eines Burnouts als auch nach einer Reihe von Operationen. Während dieser Krankschreibung wurden bei mir eine Autismus-Spektrum-Störung und ADHS diagnostiziert, außerdem eine komplexe Trauma-Störung und Depressionen.


Aus diesem Grund hat mich die IV mit einem Arbeitsversuch unterstützt, der sehr belastend war (die Firma war überhaupt nicht bereit, mich zu unterstützen), und auch einen Jobcoach bei der Firma Avantos. 


Die Diagnosen zu erhalten war seltsam, da ich vorher keinen Verdacht hatte, neurodivergent zu sein. Es war eine Ärztin in einer Burnout-Klinik, die den Verdacht äußerte und mich fragte, ob ich bereit wäre, einige Tests zu machen. Ich stimmte zu und bekam meine Diagnosen. Jetzt habe ich eine wunderbare Psychiaterin, die auf ASS und ADHS spezialisiert ist, aber ich habe immer noch Schwierigkeiten, überhaupt ein Vorstellungsgespräch bei Unternehmen zu bekommen. 


Ich habe einen Master-Abschluss in Biomedizinischen Wissenschaften, arbeite aber seit 10 Jahren in der internationalen pharmazeutischen Logistik. Hauptsächlich mit Datenanalyse und Projektmanagement, aber auch mit Qualität, Geschäftsprozessmanagement usw. 


Ich zweifle nicht an meiner eigenen Lernfähigkeit, aber mit mehreren Lücken in meinem Lebenslauf sowie einem unkonventionellen Berufsweg wäre es auch ohne Diagnosen und Reizabschirmungen eine Herausforderung, einen Job zu bekommen. 


Ich habe mit einigen Stellenvermittlern, die auf neurodivergente Menschen spezialisiert sind, Kontakt aufgenommen, aber die meisten sagen, dass sie entweder Unterstützung von der IV brauchen oder dass ich bereits eine IV-Rente habe (meine Anmeldung ist noch nicht abgeschlossen und wird etwa ein Jahr dauern).


Gibt es in dieser Gruppe jemanden, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat? 

Vielleicht kennt jemand Unternehmen, die der Einstellung neurodiverser Menschen positiv gegenüberstehen?


Bitte entschuldigen Sie etwaige Unklarheiten, da ich für die Übersetzung einen Online-Übersetzer verwende.


Ich wäre dankbar für jeden Rat, den ich zu meiner Situation bekommen könnte, und auch für den Kontakt mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Antworten

  • @MikaelK Guten Morgen MikaelK,

    danke dass du in unserer Community nach Hilfe und Austausch suchst. Es war bestimmt nicht leicht für dich, all das über dich zu schreiben.


    Ich habe deinen Post bereits an unsere Fachexperten weiter geleitet. Und sicher gibt es auch einige Mitglieder, die gerne ihre Erfahrungen mit dir teilen.

    Daneben findest du auf unserer Webseite einige Fachartikel sowohl zum Thema Autismus als auch zu inklusiv arbeitenden Unternehmen.


    Einen hilfreichen Austausch und alles Gute wünscht

    Annemarie

  • Lieber @MikaelK


    Deine Geschichte könnte von mir sein ... Ich habe den von dir genannten IV-/RAV-Prozess inkl. Diagnosen (u.a. auch ASS mit Hochbegabung) hinter mir. Es dauerte und kostete viel Geduld! Deshalb kann ich nachempfinden, wie es dir geht. Aber bleibe dran.


    Avantos kenne ich gut und finde ich sehr kompetent. Aber sie müssen halt auch irgendwo die Balance finden, zwischen dir und der IV (ich vermute jetzt mal, dass Avantos durch die IV bezahlt wird). Bei diesen ganzen Eingliedungsmassnahmen geht es nicht nur darum, dass du wieder einen Job im 1. Arbeitsmarkt findest, sondern auch um zu sehen wie deine eigentliche Leistungsfähigkeit in Bezug zur Gesundheit ist. Dazu zählt auch der Arbeitsweg mit dazu. Meine Erfahrung war, dass wenn ich gegenüber von Avantos ehrlich sage wie ich mich fühle und es mir geht, bekam ich auch die für mich nötige Unterstützung - auch in Bezug zu den ganzen Ämtern.


    Zum Job-thema allgemein: Hast du dir schon mal eine andere Strategie überlegt? Respektive, gäbe es für dich ein Hobby, was du zu deinem Beruf machen könntest? Oder wie wäre es mit Selbstständigkeit? Weil das eine ist der angestammte Beruf - etwas anderes ist die Berufung. Gerade auch bei psychischen Erkrankungen zusammen mit einer Behinderung wie ASS. Ich kann dir nur von mir sagen, dass auch ich einen chaotischen Lebenslauf habe und ich mich schlussendlich komplett neu orientiert habe und jetzt selbstständig in meiner eigenen kleinen Praxis arbeite. Dort gebe ich meine Tipps weiter und coache u.a. auch andere Autisten.


    Es ist ein sehr, sehr langer Weg. Aber versuche einfach mal für dich verschiedene berufliche und Lebens-Szenarien aufzuschreiben und dich vielleicht auch mit dem Gedanken befassen, dass der jetzige Weg so nicht mehr passt! Das zeigt dir ja dein Körper und deine Psyche ziemlich genau. Im Prinzip stehst du jetzt an einer Wegkreuzung und musst für dich entscheiden, welche Richtung du gehen willst. Dann wähle den Weg, halte an der Vision fest und suche für dich nach Lösungen zusammen mit Experten.


    Lieben Gruss

    Priska

    Dipl. Naturheilpraktikerin TEN und Neurofeedback-Therapeutin


    Naturpraxis Hitz - Heilkunde | Neurofeedback | Biofeedback

    Flühstrasse 5, 5415 Rieden AG, www.naturpraxis-hitz.ch

    • EMR Zulassung: Von Krankenkassen anerkannt
  • Liebe Annemarie,


    vielen Dank für Ihre Antwort! 


    Ja, die letzten Jahre waren ziemlich turbulent, aber ich möchte auch betonen, dass ich mich nicht als Opfer sehe. Das hat meinem psychischen Wohlbefinden und meinem Selbstvertrauen sehr gut getan. Ich kann anderen nicht erklären, wie man aus einer Situation herauskommt, in der sich alles gefährlich anfühlt, denn in meinem Fall war ich gezwungen, mein Leben nach einem physischen und psychischen Trauma neu zu bewerten.


    Vielen Dank für die Links für Autisten am arbeitsmarkt, aber diese Seite zeigt auch den Punkt, den ich versuche, über die Situation für Neurodivergente in der Schweiz zu machen. 


    Das einzige Unternehmen in der Schweiz, das dort erwähnt wird, ist twofold, das sich vor allem auf begabte Jugendliche konzentriert. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, aber eine Firma zu finden, die offen ist, erwachsene neurodivergente Menschen einzustellen, ist schwieriger. Ich war auch bei einem Vorstellungsgespräch bei Auticon, wurde aber abgelehnt, da ich keine jahrelange Ausbildung im IT-Bereich habe. 


    Ich habe mehrere Kurse wie den auf der IBM-Seite absolviert, aber ein Einführungskurs in ein Thema hilft einem nicht viel, wenn man keine Erfahrung hat.


    Was ich sehr seltsam finde, ist, dass Unternehmen wie z.B. die Zürich Versicherung, die z.B. Autismus-Initiativen in Großbritannien hat, in Zürich (!) nichts zu haben scheint. Mein Jobcoach hat für mich auch bei mehreren großen Unternehmen angerufen und bisher einen Kontakt bei der Credit Suisse gefunden. 


    Ich habe E-Mails an andere Unternehmen geschickt, die irgendeine Art von Kontaktinformationen zu Diversität und Inklusion haben, die meisten haben überhaupt nicht geantwortet, und die anderen haben entweder geantwortet, dass sie in der Schweiz nichts haben, oder nur, dass man bei einem Vorstellungsgespräch besondere Vorkehrungen treffen kann. Was nicht viel bedeutet, wenn man nicht zum Vorstellungsgespräch kommt. 


    Also noch einmal: Ich fühle mich nicht als Opfer dieser Unternehmen, und es tut mir leid für all die negative Einstellung. Aber ich frage mich einfach, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für neurodiverse Menschen in der Schweiz gibt, ohne dass man dafür Geld braucht (persönlich oder von der IV), oder dass man jung ist.


    Ich zweifle überhaupt nicht an meinen Fähigkeiten, ich habe so viel Erfahrung und Lernbereitschaft, dass ich denke, dass ich für eine Firma eine grosse Bereicherung sein könnte. Aber in diesem Moment, wo ich nur noch wenige Wochen Geld habe, weiss ich einfach nicht mehr, wohin ich mich wenden soll. 


    Ich werde aber weitermachen und mein Bestes tun, um das Bewusstsein für Menschen auf dem Spektrum zu schärfen!

  • Hallo Priska!


    Es ist interessant, dass du über Hochbegabung schreibst, da ich Mitglied in einem Verein für Hochbegabte bin und mein Coach, der hochbegabt und autistisch ist, ausserhalb von Zürich wohnt! 


    Bei unserem letzten Treffen mit der Gruppe habe ich mit den anderen über meine Probleme gesprochen und darüber, wie wir das Bewusstsein an den Arbeitsplätzen in der Schweiz verbreiten können. Eine Frau in der Gruppe hat ADHS und arbeitet im Personalwesen in Basel, so dass ich hier ein Netzwerk aufbaue. Für mich gehen Autismus, ADHS und Hochbegabung weitgehend Hand in Hand, aber das Verständnis der anderen ist manchmal ein bisschen schwierig...


    Ein Satz, der mich immer wieder erschaudern lässt, ist "aber du siehst doch normal aus?" (sollte ich jemals eine Autobiografie schreiben, wird das wohl der Titel sein!)


    Wenn du dich mit mir vernetzen und Erfahrungen austauschen möchtest, lasst es mich bitte wissen, denn ich bin auf der Suche nach anderen, die sich in der gleichen Situation befinden.


    Was meine berufliche Situation angeht, so habe ich eigentlich schon einen Plan! Ich habe in der Vergangenheit recht gutes Geld als Musikproduzent verdient und fange jetzt wieder damit an. Ich habe eine Einzelfirma, möchte aber auch einen regulären Job haben, um die Rechnungen zu bezahlen, damit die Musik nicht wieder zu einem Burnout führt (was vor ein paar Jahren passiert ist). 


    Was ich bei all den Schwierigkeiten gelernt habe, ist, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. 


    Wenn jemand mit mir auf LinkedIn in Kontakt treten möchte, schicke mir bitte eine Nachricht, da ich es vorziehe, mein Profil nicht in einem öffentlichen Forum zu veröffentlichen. 


    Nochmals Entschuldigung für den Online-Übersetzer, sonst hätte ich Stunden gebraucht, um diesen Text zu schreiben...

  • Lieber @MikaelK


    Schau doch Mal auf unserem Jobportal vorbei, da schreiben Unternehmen Stellen aus die offen sind für Bewerbungen von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten. Das Portal wird laufend ausgebaut und es kommen immer wieder neue Stellen dazu. Viel Erfolg!

    EnableMe Projektverantwortung für das Jobportal

  • Ein Update, denn die Dinge werden immer schlimmer. Wenn ich gewusst hätte, wie das ausgehen würde, hätte ich den Arbeitsversuch und den Kontakt mit endlosen Leuten, die wenig mehr bieten als die Frage "Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" jedes Mal, wenn ich sie sehe, übersprungen.


    Die IV hat mir klar gemacht, dass sie mir nicht mehr helfen wird und dass ich bei meinem jetzigen Jobcoach bleiben muss, auch wenn es zu nichts geführt hat. 


    Ich habe jede Firma kontaktiert, die ich finden konnte, die neurodivergenten Menschen bei der Arbeitssuche hilft, aber niemand will mir helfen, es sei denn, sie werden von der IV bezahlt oder ich habe eine Rente.


    Wenn ich gewusst hätte, wie das ausgeht, hätte ich mich einfach auf eine normale Stelle beworben, anstatt über ein Jahr damit zu verschwenden, durch das System geschoben zu werden, damit die IV etwas Geld sparen kann.


    Im Moment warte ich nur darauf, dass mein Körper aufgibt, damit ich das nicht mehr tun muss. 


    Tut mir leid, dass ich mich so aufrege, aber ich verstehe einfach nicht, warum ich dafür bestraft werden muss, dass ich als Erwachsene diese Diagnosen erhalten habe.

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