Nachteile als Behinderter Mensch

Hallo an die Community,

ich absolviere momentan ein Praktikum in einem Amt für soziale Angelegenheiten in der Abteilung für Schwerbehindertenfeststellungsverfahren.
Da ich in einem anderen Thema schon gelesen hab, wie manche Menschen reagieren, bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt fragen soll.

Also ich schreibe ein Referat über die Vorteile und Nachteile eines behinderten Menschen. Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden. Aber über die Nachteile zerbreche ich mir schon seit Tagen den Kopf. Da ich keine Behinderung habe, kann ich nicht mitsprechen. Deswegen wollte ich mal die Community fragen, wie es euch so geht. Was für Nachteile entdeckt ihr in eurem Alltag?
Mir persönlich sind bisher nur die Diskriminierung und Probleme beim finden eines neuen Arbeitsplatzes.

Es wäre nett von euch, wenn ihr mir ein bisschen helfen würdet.

Mit freundlichen Grüßen

Denise
«13

Antworten

  • Ein schönes Thema, mit vielen Möglichkeiten für Antworte!

    Hallo,
    ich selber bin auch ohne Handicap aber durch meinen Verein aktiv in der Handicap-arbeit integriert. Das Problem ist das man das nicht so allgemein sehen kann, da Handicap nicht gleich Handicap ist.

    Die einen können auf Grund ihres Handicaps noch vieles selbständig erledigen und möchten das auch nicht missen und andere können so gut wie nichts mehr und sind für fast alles auf eine Assistenz angewiesen.

    Ich bin gespannt was hier für Meldungen kommen und möchte da auch meine Gedanken
    als Mensch ohne Handicap garnicht zu einbringen. Hoffe aber das Du viele Antworten bekommen wirst und Deine Frage beantwortet wird.

    Gruß
    Gunder
  • Hallo Mustangmaus 91


    Um mir Vorteile zu erkämpfen, muss ich immer zuerst Nachteile in Kauf nehmen.
    Für Alles und Jedes braucht man ein ärztliches Zeugnis das bestätigt, dass du wirklich ein Handycap hast, Nur ein paar Beispiele: für sämtliche Hilfsmittel, für eine unentgeltliche Begleitperson bei den SBB, für die Parkkarte, für einen guten Sitz im Flugzeug und das Mitführen spezieller Utensilien etc. etc.
    Bei einer Grossveranstaltung empfinde ich als Vorteil, dass ich selten hinten anstehen muss.Ich glaube auch, dass die Sozialkompetenz bei einem Mensch mit Handycap etwas mehr zum Vorschein kommt.
    Es grüsst
    der Feuervogel

  • Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Also ich schreibe ein Referat über die Vorteile und Nachteile eines behinderten Menschen. Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden.


    Und was sind die Vorteile, wenn ich Fragen darf?

    Ich kenne keine! ich hätte lieber keine Behinderung, das währe ein Vorteil. 🙁
  • Hallo,

    So wie Gunder es ja schon gesagt hat, jeder Mensch ist anders, empfindet anders und sieht Dinge anders.

    Ich z.B. sah nach meinem Unfall nur alles Negative, da war nichts Positives was ich hätte sehen können. Mit der Zeit veränderte sich meine Einstellung und ich fing an jetzt mit damals zu vergleichen.
    Früher hatte ich kaum Zeit, habe nur gearbeitet, habe zu alles ja und Amen gesagt, hatte keine Freunde und war ziemlich allein.
    Nach meinem Unfall mußte ich mich überall durchkämpfen, was mein Selbstbewußtsein stärkte, ich lernte meine Meinung zu sagen, unter Menschen zu gehen, aus meinem Leben mehr zu machen, nie aufzugeben und ich lernte meinen Partner kennen, mit denen ich die schönsten Jahre meines Lebens hatte. Dieses Glück hätte ich sicher früher nicht gehabt.
    So habe ich mehr das Gute gesehen, was der Unfall mir brachte.
    Die Nachteile sieht wohl jeder auf seine Art, lernt auf seine Art damit umzugehen und empfindet sie sicher auch deshalb unterschiedlich.
    LG Marry
  • Hallo Denise,

    ich muss auch sagen, dass ich NUR NACHTEILE durch meine Behinderung sehe! 😺

    Habe ein GdB von 100%, die Merkzeichen B und aG, sitze fast nur noch im Rollstuhl.

    Auf alles, was manche vll. als finanzielle Vorteile und "Bevorzugungen" sehen könnten, kann ich gut und gern verzichten.

    Viele Grüße und Glück bei Deinen Recherchen 😉



  • ickenicke hat geschrieben:
    Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Also ich schreibe ein Referat über die Vorteile und Nachteile eines behinderten Menschen. Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden.


    Und was sind die Vorteile, wenn ich Fragen darf?

    Ich kenne keine! ich hätte lieber keine Behinderung, das währe ein Vorteil. 🙁



    So sollte das nicht gemeint sein. Deswegen hab ich die Vorteile auch in Anführungszeichen gesetzt. Ich weiß schon, dass es keine Vorteile in dem Sinne sind. Es sind eher Erleichterungen oder?
  • Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Was für Nachteile entdeckt ihr in eurem Alltag?
    Mir persönlich sind bisher nur die Diskriminierung und Probleme beim finden eines neuen Arbeitsplatzes.

    Denise


    OMG!!!

    ich denke ich les nicht richtig. Ich kann dir nur einmal raten in eine Unfallklinik z.B. zu gehen und ein wenig durch eine Rückenmarksverletzungsabteilung zu gehen z.B..

    Oder setze dich mal in einen Rollstuhl und versuche durch die Stadt zu fahren alleine, und beim dritten Bordstein wirst du festellen, dass ein Rollstuhl 4 Räder hat und keine 2 Räder nur wie ein Fahrad.

    Dann überlege dein Freund wäre QSler und nicht in der glücklichen Lage eine Errektion zu bekommen außer durch eine Spritze, dann stell dir vor du müsstest deinem Freund eine Spritze...

    --

    Klar du hast Rechtliche Vorteile, nur was du NUR als Nachteil siehst kannst du unendlich erweitern, je nachdem welche Behinderung vorliegt.

    Ich will mal etwas gemein werden:

    (...)

    -

    Nein mal im Ernst, was willst du wissen?

    Es gibt zig verschiedene Behinderungen.

    Ein Blinder Mensch:
    Steig mal als Blinder alleine aus einer u-bahn aus, wenn keine Mitreisende da sind und du keine Begleitung hast.

    etc. etc.

    Einem bekannten mit MS musste ich letztens die Zigarette anstecken, weil er kein Feuerzeug mehr bedienen kann.
    Anmerkung der Redaktion: Bitte die Netiquette beachten! Vielen Dank!

  • An alle, die sich jetzt ein bisschen missverstanden fühlen.

    Es soll von mir, als nicht behinderter Mensch, nicht so rüberkommen, als würde ich das alles nur als super heile Welt sehen.
    Ich weiß, dass es genung Menschen gibt, die unter ihrer Behinderung zu leiden haben.

    In meinem Referat sollte es bei den sogenannten "Vorteilen" nur die gelistet werden, die das Gesetz einem Behinderten Menschen zugesteht. Aber ich habe auch über diese "Vorteile" nachgedacht und habe mir auch überlegt, dass man diese nicht als "Vorteile" betiteln kann.

    Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber ich kann sagen, dass ich absolut nicht gegen behinderte Menschen habe! Ich unterstütze es sogar, dass diese Menschen gefördert werden.

    Mein Praktikum mache ich auch, um zu sehen, wie das Gesetz und unser Staat mit unseren behinderten Mitmenschen umgeht.

    Ich gehe unheimlich gerne in ein Restaurant in Kaiserslautern in dem die Lebenshilfe eine Zusammenarbeit von behinderten und gesunden Menschen fördert.

    Trotzallem freue ich mich über weitere Informatuionen.

    Wie reagieren manche Menschen darauf, wenn sie erfahren, dass man behindert ist?
    Was für Nachteile entdeckt ihr im Alltag? (z.B. nicht behinderten gerechte Anlagen, etc.)


    Vielen Dank für eure Meinungen!

    Liebe Grüße

    Denise
  • Hallo,

    nochmal ich, dachte mir das diese Frage wieder viele, viele Antworten bringen wird. Wer möchte und das wäre evtl. auch für den Ersteller des Forums mal ganz ineressant kann mal auf unsere Community gehen, da ist nicht so viel los wie hier (leider) aber zum Thema benachteiligung habe ich da ein Wiki geschrieben.

    Einfach im Forumsbereich oben auf Wiki gehen und Inhaltsverzeichnis.

    http://www.behiro.xobor.de/

    viel Spass, wer möchte kann gerne auch einen Forumeintrag erstellen oder auf unserer Seite Abstimmen.

    Gruß
    Gunder
  • StefanNRW hat geschrieben:
    Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Was für Nachteile entdeckt ihr in eurem Alltag?
    Mir persönlich sind bisher nur die Diskriminierung und Probleme beim finden eines neuen Arbeitsplatzes.

    Denise


    Ich will mal etwas gemein werden:

    (...)


    Einem bekannten mit MS musste ich letztens die Zigarette anstecken, weil er kein Feuerzeug mehr bedienen kann.



    Also Stefan, nur um es nochmal klarzustellen... Ich habe freundlich gefragt und wollte niemanden angreifen. Nur kann ich nichts dagegen tun, wenn du dich in deiner Persönlichkeit angegriffen fühlst.


  • und was für "Vorteile" habe ich?


  • Hallo!

    Erstmal auf die Antwort von Stefan der einen bestimmten Satz zu seinem Lebensmoto gemacht hat.
    Mein Großvater der übrigens Zöllner war aber auch Nebenerwerbsbauer und somit auf Feld und Flur gearbeitet hat,hat immer zu mir gesagt:"Es gibt keine dumme Fragen,nur dumme Antworten!"
    Daran denke ich nun häufig wenn ich etwas Lese und vieles finde ich zum Schmunzeln aber auch Ärgerlich oder Beleidigend aber so sind wir Menschen nun mal.

    Bis zu dem Zeitpunkt meiner Erkrankung habe ich mich als Normal angesehen was immer man auch darunter verstehen mag doch dann wurde schlagartig mein Leben sehr schwer gemacht.
    Vieles habe ich Aufgegeben weil meine Kraft und Hilfe nicht da war oder die Hürden sehr hoch angesetzt waren.
    Heute Träume ich und Lebe mein Leben wie es für mich Möglich ist und habe zur Zufriedenheit gefunden.LG Birgit 😺
  • Mustangmaus91 hat geschrieben:

    Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden.
    Mit freundlichen Grüßen

    Denise


    Könnte mir vorstellen, dass mit "Vorteile" die Nachteilsausgleiche gemeint sind??!

    http://www.familienratgeber.de/schwerbehinderung/ueberblick_nachteilsausgleiche/index.php

    liebe Grüße
  • Vorteile... (man verzeihe mir den Sarkasmus....)

    Sehbehindert : Du hast die Schutzbrille immer dabei
    Rollifahrer : Du brauchst nie Absätze besohlen zu lassen
    Taub : Dich stört nicht, wenn die Nachbarn die ganze Nacht Heino dröhnen
    Blind : Der Anblick von Merkels Frisur bleibt die erspart
    Amputiert : Du sparst bei der Kleidung Arm und Beinteil
    Impotent : Dich verklagen keine Alleinerziehenden auf Unterhalt
    Dement : Du musst nicht nachdenken, ob du CDU oder SPD wählst
    Kopflos : Du kannst Politiker werden (Raffgierige Finger reichen)

    Du siehst, Behinderte haben grossartige Vorteile !

    *grgrgrgrgrgrgrgr*

    Da gibts eine Folge von Inspector Barnaby, wo alte Feindschaften
    unter dem Fallbeil begraben werden. Wie wärs mit einem Selbstversuch
    als Kopflose, die grossartigen Vorteile zu bekommen ?


  • Ich fühle mich in keinster Weise angegriffen, frage mich nur wonach du fragst?
    Gesetzlich gibt es keine Nachteile für Schwerbehinderte die mir so an sich
    bekannt seien wenn du dannach fragst?

    Die Zeiten als man Schwerbehinderte in Gaskammern schickte sind doch lange vorbei?
    Also wonnach fragst du überhaupt?

    Es gibt Menschen die dürfen sich vom Gesetz her nicht fortplanzen wenn sie bestimmte Erbkrankheiten haben, das wäre die einzige Sache wo ich wüsste das es ein Nachteil wäre welcher Pschologischer Natur sicherlich besteht, nur dass diese Menschen sich nicht fortplanzen dürfen ist mehr auch begründet.

    ...

    Und eine Frage ist sehr wohl dumm, wenn sie unverstanden bleibt und diese Frage ist für mich unverständlich, weil ich habe einige Antworten gegeben, also Frage richtig formulieren und dir wird geholfen!^^
  • Hallo Leute,

    Ich würde gerne auf die Vergünstigungen wie Taxigelder,GEZ-Befreiung und anderes verzichten wenn ich dafür nichtbehindert wäre. Wie erwähnt jeder entfindet anders, aber für mich überwiegen die Nachteile bei weitem.

    1.Wie schon gesagt wurde herrschen in der Arbeitswelt viele Nachteile, z.B. Arbeitsplatz nicht für die Behinderung geeignet oder Plätze nicht behindertengerecht, und oft wird man auch bei gleicher Qualifikation nicht genommen, wegen der gesetzl. Nachteilsausgleiche im Schwerbehindertenrecht, Vorurteilen oder auch weil man die Qualifikation behinderungsbedingt nicht oder sehr viel später erreichen konnte.
    Häufiger haben Behinderte und deren Angehörige auch zu wenig soziale Netzwerke bzw. Vitamin B.

    2. Oft sind Wohnungen, Gebäude oder Verkehrsmittel nicht barrierefrei, so daß man als körperbehinderter viele Einschränkungen hat, auf Hilfe angewiesen ist oder verzichten muß.
    Für Gehörlöse sind immer noch zu wenig Sendungen untertitelt, für Blinde vieles nicht taktil markiert. In viele Veranstaltungen darf nur eine begrenzte Anzahl Behinderter rein.

    3.Regelschulen, Regelausbildungen und Studium sind meistens oder öfter immer noch ein Fiasko. Oft wollen sie auch gar keine Rücksicht nehmen, z.B. auf langsameres Tempo, manchmal können sie wirklich nicht.
    Manchmal sind die Barrieren zu groß, aber auch die Vorurteile und die Angst, die oft beidseitig ist.
    Viele von uns haben nur einen Sonderschulabschluß. Es gibt auch weiterführende Abschlüsse in Schule und Beruf von Behinderteneinrichtungen, die aber draußen nicht als vollwertig angesehen werden und bei denen die Auswahl auch sehr begrenzt ist.

    4. Oft werden in allen Bereichen durchaus nötige Mittel gestrichen, um jedes einzelne Ding muß man kämpfen, mit viel Bürokratie, manchmal wird man nicht für voll genommen,kriegt aber oft durchaus Mitleid, viele bleiben finanziell von Familie oder Sozialhilfe abhängig und nur wenige Leben in einer normalen Partnerschaft gegebenenfalls mit Kindern.

    LG

    Surfer
  • Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden.


    Stimmt! Man muß nur einmal mit einem Rollifahrer einkaufen gehen, dann stellt man fest, daß er, obwohl er genauso viel eingekauft hat wie ein Fußgänger, immer noch die Hände frei hat. 😆

    @Mustangmaus,

    Das Leben eines Behindertern unterscheidet sich oft nur minimal von dem eines Nichtbehinderten. Nachteile sehen oft nur die Leute, die Behinderung mit arm dran, leidend und schwierig asoziieren. Doch wir leben in einem Land, daß uns Hilfsmittel zur Verfügung stellt, mit denen wir unsere Defizite kompensieren können. Nachteile entstehen fast ausschließlich durch den Umgang der Gesellschaft mit uns und nicht durch unser Handicap. Würde man uns in unserem Alltagsleben nicht ständig auf unsere Behinderung reduzieren, gäbe es diese sogenannten Nachteile kaum.

    Das einzige was ich als Nachteil empfinden könnte ist das ich keine Treppen laufen kann. Doch das empfinde ich nicht so, denn ich muß nicht unbedingt jeden Ort erreichen können und Alternativen wie Rolltreppen und Aufzüge ermöglichen mir, trotz Rollstuhl, schließlich vielerorts auch den Zugang zu oberen oder unteren Etagen. Alles andere kann man mit dem richtigen Rollstuhl und dem richtigen Zubehör genauso gut. Fahrrad fahren z.B. aber auch Ski fahren und Gleitschirmfliegen können viele Rollifahrer geauso gut wie Fußgänger. Ob man sich hierfür für geeignet hält oder Lust zu solchen Dingen hat und ob das Geld für solche Freizeitaktivitäten reicht, ist weniger eine Frage der Behinderung, sondern der Gesundheit, des Talents und des einkommens.

    Gruß Karin

    Gruß Karin
  • Doch wir leben in einem Land,das uns Hilfsmittel zur verfügung stellt.

    Seit frho das ihr inn Deutscland wohnt.
    Ich habe ganz andere erfarung gemacht.

    lg Nicla
  • Ich denke das es auch auf die art der Behinderung ankommt.
    Heute wollte ich mir sachen übers Internet kaufen und nach dem ich alles ausgefühlt hatte, hab ich erst gesehen das man auf der HP nur über Kreditkarte sachen bestellen kann und nicht auf Rechnung. Und so blieben mir die Sachen verwert weil ich keine Kreditkarte habe. Denke das es noch vielen Behinderten so geht das sie aufgrund von dem das sie früher nicht mit dem Geld umgehen konnten vom Betreuer gesagt bekommen das sie keine Kreditkarte haben dürfen sondern nur normale Bankkarten wo sie nicht ins Minus rein können.
    Sonst seh ich das viele Bürokratische wo so lange geht als nachteil, weil wenn man wie ich das nicht selber machen kann, man alles jemandem offen da legen muss und der dann auch alles weiss.
    Sonst finde ich eher das einzele Leute mühsam sind, weil sie nich wiessen wie man mit der ensprechenden Behinderung umgehen muss oder noch schlimmer wenn sie dann noch auf die Ideekommen und das nachmachen und ins lächerliche Ziehen.
    Lg Blitzelchen

  • Mustangmaus91 hat geschrieben:
    Hallo an die Community,

    ich absolviere momentan ein Praktikum in einem Amt für soziale Angelegenheiten in der Abteilung für Schwerbehindertenfeststellungsverfahren.
    Da ich in einem anderen Thema schon gelesen hab, wie manche Menschen reagieren, bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt fragen soll.

    Also ich schreibe ein Referat über die Vorteile und Nachteile eines behinderten Menschen. Diese sogenannten "Vorteile" waren einfach herauszufinden. Aber über die Nachteile zerbreche ich mir schon seit Tagen den Kopf. Da ich keine Behinderung habe, kann ich nicht mitsprechen. Deswegen wollte ich mal die Community fragen, wie es euch so geht. Was für Nachteile entdeckt ihr in eurem Alltag?
    Mir persönlich sind bisher nur die Diskriminierung und Probleme beim finden eines neuen Arbeitsplatzes.

    Es wäre nett von euch, wenn ihr mir ein bisschen helfen würdet.

    Mit freundlichen Grüßen

    Denise


    Mir fehlt rechts Teil Unterarm und Hand.

    1) Prothese: extrem zeitaufwendig, sowas machen zu lassen. Faengt an bei Arzttermin, Verschreibung, geht ueber Versicherungsantrag, ev. vortraben, telefonieren, dann die ganzen Termine bei der Orthopaedietechnik. Das Ding geht dauernd wieder kaputt, bei mir etwas seltener aber trotzdem. Es kostet viel zu viel Zeit.

    2) Haut. Entweder trage ich die Prothese oder nicht. So oder so mache ich auf diese oder jene Weise die Haut am Stumpf etwas kaputt. Tut weh, manchmal muss man es behandeln lassen, ist bloeder Aufwand.

    3) Asymmetrie. Ich bin an Schulter / Nacken dauernd verspannt. Mal mehr, mal weniger. Das mit Hausmitteln, Massage, Sport, usw. usw. zu behandeln, ist zeitaufwendig, kostet Geld und man muss es andauernd machen.

    4) Chronische Ueberlastung. Ich habe eine Double Crush Injury am nicht behinderten Arm. Alles ist dauernd mehr oder weniger ueberlastet, chronisch entzuendet, verspannt. Ist einfach so. Man gewoehnt sich dran aber man braucht dann Pausen.

    5) Ich kann nicht gut schwere Sachen weit tragen (siehe 3, 4). Schwere Einkaufswagen weit schieben ist etwas gefaehrlich. Behindertenparkkarte gibts nicht. Also fahre ich sehr oft einkaufen, und brauche dadurch mehr Benzin.

    6) Manuelle Einschraenkungen. Es gibt Dinge die schwerer gehen. Mach mal Haushalt (siehe auch 3,4), Garten (siehe auch 3,4), naeh mal was, haeng mal eine Lampe auf, mach mal das Gurkenglas auf, haeng Dir mal die Halskette um.

    7) Die soziale Komponente - von Anstarren bis sonderbarer Behandlung - ist alltagsbestimmend. Sie ist nicht alltagsbegleitend, sonst haette ich das geschrieben. Sie ist alltagsbestimmend.

    8 ) Dauernd gibt es Fragen von Leuten die gerade vom Mond kommen. Genau wie hier. Das ist ein Fass ohne Boden. Aendern? Nein, aendern tut das alles nichts. Man ist ein Moebius-Versuchskarnickel, so das Endlosschlaufenmodell. Ob jemand an der Uni irgendein Projekt hat, ob Fragenkataloge rumgehen - irgendwie hat keiner eine Ahnung, wenns um Facts geht - aber im Alltag, da tun sie alle so, als ob sie Bescheid wissen. Es fehlt ein Schulfach das heisst "LEUTE DIE ES GIBT ABER DIE ANDERS SIND ALS DER DURCHSCHNITT". Wir brauchen hier etwas Allgemeinbildung. Das aber wuerde nie als Schulstoff durchgehen. Somit sind wir mit permanenter Ignoranz konfrontiert. Diese Art der Vereinsamung geht auf den Keks.

    9) Prothesenforschung nimmt oeffentliches Geld und verbraet das seit Jahrzehnten fuer vollkommen, umfassend, weitreichend und komplett nutzfreien, begruendungsfreien bescheuerten Bloedsinn. Es gibt keine Fachleute, die das verhindern. Dadurch steht fuer Entwicklung brauchbarer Prothesen kein oeffentliches Geld mehr zur Verfuegung. Dennoch muss man sich aufgrund Medienberichte dauernd von angelesenen Experten sagen lassen, es wuerde ja so viel gemacht.

    10) Weirdos. Es gibt sie, die Leute, die gewisse Behinderungen als Fetisch haben. Geraet man in deren Visier, hat man praktisch gesehen einen Nachteil.

    11) Die Gesamtsituation (1-10) schlaegt auf die Psyche.

    12) Aerzte. Versicherungen. Kaum haben die eine Ahnung auf Stufe "Experte".

    13) Lobby. Es gibt keine Amputierten-Lobby die den Namen auch verdient. Transradiale Amputationen sind seltener als 1/ 20'000 in der Bevoelkerung. Trotzdem wird die Akzeptanz auch aus den Reihen von Organisationen fuer Rare / Orphan Diseases konsistent verweigert, ich habe bereits an mehreren Stellen angefragt.

    14) Prothesenkomponentenhersteller. Offenbar ist man als Kunde an gewissen Orten weniger wert als $$$$$$$$ (censored). Wenigstens unterstuetzte eine sehr grosse deutsche Firma finanziell offenbar eine Sadomasofetischfotoschau mit Amputierten als Objekte; auch Kundendiensterfahrungen mit einer grossen deutschen Firma, und mit einer sehr grossen Firma mit Hauptsitz in Island, deuten nicht darauf hin, dass Kundenanfragen auch nur im allerleisesten Ansatz ernst genommen werden. Die Sorte des arroganten und herablassenden Umgangs dieser Herrschaften ist alles andere als akzeptabel. Dem ist man, jedenfalls solange man mit diesen Marken vom Orthopaedietechniker versorgt wird, ausgesetzt. Als Sofortreaktion bricht man in den naechsten Muelleimer, dann wird man sich von diesen Firmen als Kunde zu trennen versuchen. Es ist jedenfalls ein Nachteil, da diese Hersteller sehr seltsam daherkommen.

    15) Es sieht nur so aus. Die Behinderung und all ihre Facetten, siehe einige oben, werden zwar meist ignoriert - das haelt aber viele Leute nicht davon ab, im Brustton der Ueberzeugung sinnfreies Bla zu erzaehlen. Ist auch hier im Forum so. Man wird bevormundet und herablassend behandelt. Das stellt einen Nachteil dar.

    16) Durchblutungsstoerungen. Mein Stumpf ist schlecht durchblutet. Dann wird er kalt, man riskiert auch mal Unterkuehlung bis zu Frostbeulen. Ausserdem tut das dann sehr weh.

    17) Phantomschmerzen.

    18 ) Aktiv leben heisst, dass man heiss oder zu warm hat. Ohne Prothese Sachen rumtragen heisst, 2-3 x so viel laufen, da man nicht gleich viel tragen kann. Sind da Treppen dazwischen, ist es noch anstrengender. Mit Prothese schwitzt man eh mehr. Wie auch immer, ist es einm technischer Nachteil, dass man heisser hat und mehr Waesche sauber machen muss.

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