Inklusive Toni-Box Geschichte cool&nicht

Luca
Luca
bearbeitet 13. Dez 2024 in U30 Austausch

Inklusive ToniBox Geschichte

 

Liebe Community,

 

ich hoffe, es geht euch allen gut und der Weinachtsstress hält sich in Grenzen.

 

Ich möchte euch ein spannendes sozialpädagogisches Projekt vorstellen, an dem ich derzeit arbeite, und freue mich über eure Meinungen, Ideen und Rückmeldungen. Ziel des Projekts ist es, Kinder für das Thema Behinderung zu sensibilisieren – und das in einer Art und Weise, die für alle Menschen zugänglich ist, aber vor allem Kinder und Menschen mit Behinderung anspricht.

 

Im Rahmen des Projekts möchte ich eine inklusive Geschichte für eine Tonibox entwickeln, die in einer einfachen und verständlichen Sprache erzählt wird. Die Geschichte soll Vorurteile auflösen und eine Haltung der Inklusion und Akzeptanz vermitteln. Sie könnte dazu beitragen, den Kindern ein besseres Verständnis für Menschen mit Behinderung zu geben und gleichzeitig den Wert der Vielfalt zu betonen.

 

Ein erster Gedanke, den wir im Team haben, ist, die Geschichte in Form einer Superheld:innen-Erzählung zu gestalten. In dieser Geschichte könnten alle Charaktere ihre eigenen "Superkräfte" besitzen, wobei die jeweilige Behinderung als eine Art Superkraft dargestellt wird. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, Vorurteile zu überwinden, sondern auch eine neue Sichtweise auf Behinderung schaffen, indem diese als eine besondere Fähigkeit anerkannt wird und im Allgemeinen die Vielfalt aller Menschen hervorhebt.

 

Ich bin sehr neugierig, wie ihr als Community, die sich mit dem Thema behinderte Menschen und Inklusion auskennt, zu diesem Ansatz steht. Was haltet ihr von der Idee, eine Superheld:innen-Geschichte zu erzählen, bei der die "Behinderung" als eine Stärke hervorgehoben wird? Wie könnte eine solche Geschichte aus eurer Sicht aussehen? Welche Elemente sollten unbedingt enthalten sein, um eine inklusive Botschaft zu vermitteln? Welche Ideen habt ihr für die Charaktere oder für die Handlung? Die Geschichte darf aber auch ganz anders aussehen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

 

Wir sind sehr offen für jegliche Form von Input, seien es kreative Vorschläge, konstruktive Kritik oder einfach Gedanken zur Weiterentwicklung des Projekts. Denkt ihr es gibt überhaupt Bedarf für so eine Geschichte? Oder sind wir vielleicht völlig auf dem Holzweg. Euer Feedback ist uns unglaublich wichtig, da es dazu beiträgt, eine Geschichte zu schaffen, die wirklich für alle Menschen zugänglich ist und gleichzeitig eine inklusive Haltung fördert.

 

Vielen Dank schon jetzt für eure Zeit und eure Unterstützung. Wir freuen uns auf eure Ideen und Anregungen!

 

Herzliche Grüße  

Luca Navarra

*Bild von der Redaktion als Thumbnail eingefügt*

Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Kommentare

  • Nadine_EnableMe
    bearbeitet 13. Dez 2024

    Hallo @Luca,

    ein wichtiger Tipp von mir: ich denke gerade wenn es um Geschichten geht, kommt man um Sensitivit Reder*innen nicht rum. Beauftragt diese mit ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten und lasst sie eure Geschichten gegenlesen und euch bei der Entwicklung unterstützen.

    Ich persönlich finde es immer schade, wenn Spielzeug extra für Kinder mit Behinderungen geschaffen werden. Warum macht man nicht bestehendes Spielzeug für alle attraktiv. Damit würde Kinder ohne Behinderung auch automatisch immer mit Behinderung in Berührung kommen und alle können an derselben Sache dabei sein.

    Zum Beispiel bei den Toni Boxen, so dass Blinde KInder die Figuren erkennen und positionierne können.

    Cool wäre es natürlich auch, wenn die Boxen von Sprecher*innen mit Behinderung aufgenommen werden würden.

    Viele Grüße

  • OK
    OK ✭✭✭

    Ich finde es problematisch, Behinderungen als Superkraft darzustellen. Eine Behinderung hindert Betroffene daran, etwas im Alltag so zu machen, wie dies nicht behinderte Menschen können. Meiner Meinung nach sollte man dies nicht beschönigen.

    Gerade als Autistin bin ich gelegentlich mit Menschen konfrontiert, die mir einreden wollen, meine Behinderung sei doch toll. Meine Auffassungsgabe wird dabei häufig genannt. Rechtschreibfehler und ähnliche Details fallen mir nämlich sofort auf. Das ist bei der Arbeit im Büro zwar sehr nützlich, aber genau diese Auffassungsgabe wird beim Einkaufen zum Problem. Manchmal führt dies dazu, dass ich für das, was eigentlich ein Einkauf sein sollte, an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen in den Laden muss, bis ich alles habe, was ich wollte, weil ich den Laden nicht ausreichend lange aushalte, um alles auf einmal zu kaufen, was ich brauche oder möchte.

    Wenn in der Geschichte die Stärken aufgezeigt werden sollen, die eine Person aufgrund ihrer Behinderung hat, so finde ich, sollten auch die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, die damit zusammenhängen.

    Das ist aber nur meine Meinung. Vielleicht gibt es noch weitere Meinungen hierzu?

  • Hallo @Nadine_EnableMe

    Vielen Dank für deine rasche Antwort. Ich wollte dich fragen, was du genau meinst mit einer "Sensitiv Redner:in" ? Meinst du einen Menschen mit Behinderung oder einen Menschen, der sehr gut Geschichten erzählen kann? Das eine muss das andere natürlich nicht ausschliessen. Meine Studienkolleg:innen, mit denen ich dieses Projekt gestartet habe, arbeiten wie ich in Institutionen mit Menschen mit Behinderung sowie auch ohne. Mit Kindern, Erwachsenen und Jugendlichen, also der ganzen Alterspalette. Uns ist aufgefallen, dass alle Altersgruppen sehr gerne Toni-Box hören und diese in jeder Institution vorzufinden sind. So sind wir davon ausgegangen, dass dieses Spielzeug schon von Grund auf für alle Menschen attraktiv ist. Es steht und fällt natürlich mit dem Inhalt der Geschichte:). Die Toni-Figur hätte dann eine eigene Form, die sie unter den anderen Figuren haptisch unverwechselbar macht. Glaubst du, es bräuchte noch mehr, um sie für beispielsweise ein blindes Kind brauchbar zu machen? Deine Überlegung mit der Sprecher:in ist sehr cool und ist uns auch schon durch den Kopf und ist im grösseren Sinne der Geschichte auch ein Muss. Angenommen, es wäre nicht, so würdest du die Geschichte dann weniger attraktiv finden?
    Vielen lieben Dank für deine Rückmeldung, gerne mehr☺️Liebe GrüsseLuca 

  • Nadine_EnableMe
    bearbeitet 14. Dez 2024

    Hallo @Luca,

    Es handelt sich hierbei icht um eine*n Sensitivit Redner*in sondern um Sensitivity Reading. Ich habe dir dazu einen Artikel herausgesucht.

    Personen, die dies anbieten beschäftigen sich genau mit solchen Darstellungen wie sie @OK geschildert hat.

    Es ist unglaublich wichtig, dass man Sensitivity Reader*innen engagiert, wenn man Geschichten über Menschen mit Behinderung erstellen möchte.

    Vielleicht wäre es sinnvoll eindiverses Team zu engagieren. menschen mitunterschiedlichen Behinderungen, die nicht nur bei der Erstellung des Spielzeugs, sondern auch bei den Geschichten helfen. Oder lasst die Geschichten direkt von Autor*innen mit Behinderung erstellen.

    Viele Grüße

  • Liebe @OK

    Vielen Dank für deine spannende Antwort.Ich finde deine Aussage sehr wichtig, dass du es problematisch findest, eine Behinderung zu beschönigen. Die Idee mit der Superheld:innen-Geschichte ist vor allem deshalb aufgekommen, weil sich Jung und Ältere oft für Geschichten mit Superheld:innen begeistern, weil sie da voll und ganz in eine andere Welt eintauchen können. Fändest du es besser, wenn es eine Geschichte wäre, bei der die Behinderung überhaupt nicht im Vordergrund steht, sondern nur die Stärken und Schwächen der jeweiligen Akteure? Weil Stärken und Schwächen ja alle Menschen haben. So könnte die Geschichte auch so aussehen, dass Menschen mit und ohne Behinderung (die Behinderungen würden schon erwähnt werden, aber sind nicht im Vordergrund) ein Abenteuer bestreiten und ihre ganz individuellen Stärken und Schwächen die Personen in der Geschichte ausmachen? So könnte ich mir vorstellen, dass die Sensibilisierung in der Erkenntnis, dass wir alle Stärken und Schwächen haben, liegen könnte? Verstehst du, was ich meine? Was, glaubst du, braucht es für ein höchstes Mass an Sensibilisierung vor allem bei Kindern?

    Vielen, vielen Dank für deine Nachricht und ich würde mich sehr über weitere Inputs freuen. Auch wenn dir ein für dich passenderes Thema der Geschichte einfällt, lass es mich unbedingt wissen. 

    In freudiger Erwartung auf weitere Tipps Luca
    PS: Ich habe mein Bestes gegeben und hoffe, meine Rechtschreibfehler halten sich in Grenzen☺️. 

  • OK
    OK ✭✭✭

    Nur so aus Interesse: Wie lange läuft dieses Projekt schon und welche Berufsgruppen sind darin involviert?

    Ich halte es für sinnvoll, zuerst zu definieren, was die Aussage der Geschichte sein soll. Eine Geschichte für Kinder darf ja nicht zu lang und kompliziert sein. Ich glaube nicht, dass es ein höchstmögliches Mass an Sensibilisierung geben kann. Dies ist auch als Zielsetzung schwierig zu beurteilen. Man kann sensibilisieren und das ist auch ein guter Grundgedanke. Dann muss man aber entscheiden, worauf man sensibilisieren möchte. Also was soll den Kindern, die die Geschichte hören, vermittelt werden?

    Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre, zu zeigen, dass alle Menschen zu einer Gemeinschaft oder einer Gruppe dazugehören. Die britische Kinderserie Biggleton macht das sehr gut. Darin spielen Kinder in einem fiktiven Dorf auf einer Bühne verschiedene Berufe. Manche Kinder haben (sichtbare) Behinderungen, jedoch werden sie niemals über die Behinderung definiert. Die Floristin wird zum Beispiel immer entweder mit Namen angesprochen oder als Floristin bezeichnet, aber niemals als "Mädchen im Rollstuhl" oder ähnliches.

    Eine andere Möglichkeit wäre, sowohl Stärken als auch Schwächen aufzuzeigen. Die Erkenntnis hierbei könnte sein, dass die Gruppe am erfolgreichsten ist, wenn jeder seinen Stärken entsprechend eingesetzt wird. Die Geschichte könnte damit anfangen, dass die Protagonisten Aufgaben zu bewältigen versuchen, die für sie schwierig bis unmöglich sind. Im Laufe der Geschichte könnten die Protagonisten auf die Idee kommen, die Aufgaben zu tauschen, sodass jeder das macht, was er/sie am besten kann, und am Ende sind alle Aufgaben erfolgreich erledigt.

    Eine weitere mögliche Erkenntnis wäre, dass man gemeinsam weiterkommt, wenn man sich gegenseitig hilft. Auch hier könnten Stärken und Schwächen gezeigt werden. Vielleicht könnten auch Stärken gezeigt werden, die weniger offensichtlich sind.

    Ein ganz anderer Ansatz wäre, verschiedene Arten der Kommunikation zu thematisieren. Vielleicht könnten mehrere Protagonisten auf unterschiedliche Arten dasselbe Ziel erreichen.

    Bestimmt gibt es noch weitere Ideen und mögliche Erkenntnisse, welche mir aktuell jedoch nicht einfallen.

    Ich frage mich ausserdem, ob ein Hörbuch das ideale Medium für dieses Ziel ist. Gehörlose Kinder wären somit von der Zielgruppe ausgeschlossen. Das scheint etwas ironisch, wenn das Ziel ist, Inklusion zu fördern. Vielleicht wäre ein Bilderbuch, dass sich selber vorliest und auch Brailleschrift enthält, ein geeigneteres Medium. Es gibt ja diese TipToi-Bücher mit dem Stift, der das Buch vorliest. Vielleicht könnte so etwas ähnliches realisiert werden. Möglicherweise könnte man sogar Brailleschrift in die Karton-artigen Bilderbuchseiten stanzen. Allerdings weiss ich nicht, ob dies in das Budget vom Projekt passt.