BEM und berufliche Wiedereingliederung nach Arbeitsunfall vom Arbeitgeber nicht möglich
Nach einem Arbeitsunfall vor drei Jahren, OP, Reha und Behandlungen bin ich nun im Rollstuhl gelandet.
Ich habe seit 2018 immer wieder einige Monate gearbeitet, seit 11 Monaten arbeitsunfähig.
Nun bin ich im Rollstuhl trainiert und möchte eine berufliche Wiedereingliederung in vier Wochen beginnen, mein Arhr stimmt diesem zu, die BG auch. Zuvor möchte ich ein BEM-Gespräch in meinem großem Betrieb haben, um die neue Situation im Rollstuhl mit allen zu beraten und um im Falle einer krankheitsbedingten Kündigung dieses Angebot angenommen zu haben.
Auf Grund von betrieblichen Veränderungen ( Teilverkauf an eine Holding) haben zahlreiche Mitarbeiter gekündigt, so auch der Betriebsarzt, Personalchef, Wiedereingliederungsmanager, Beteiebsrat.
Man schrieb mir, dass BEM etc. erst möglich seien, wenn alle Stellen wieder besetzt seien, das sei zur Zeit nicht zeitlich absehbar sei.
Ich stehe jetzt vor einem echten Problem! Ich will arbeiten, ein voller Einstieg ist für mich nicht denkbar, zumal ich 4km mit dem Rolli (Aktivfahten) für die Arbeitswege fahren muss und nicht weiss, ob ich das körperlich so schnell schaffe.
Daher ist eine berufliche Wiedereingliederung sinnvoll.
Ein BEM und Planung sind auch nicht arbeitgeberbedingt möglich.
Was mache ich jetzt?
Ich finde es unnötig, weiter Langzeitarbeitsunfähig krank geschrieben zu sein und keinen Arbeitsversuch, der m.E. erfolgreich sein wird, machen zu können.
Vielleicht weiß einer der Experten in diesem Forum Rat?
Beste Antwort
-
Hallo Kathy1,
das liest sich ja alles nicht so toll aber halte durch und mache das Beste daraus.
Gäbe es in deinem Fall nicht die Möglichkeit auf einen behindertengerechten Umbau eines KfZ´s ?
Hier einige Links zur Info: Behindertengerechtes Auto – fünf Zuschüsse in der Übersicht | handicap-bazar
Kraftfahrzeughilfe für Menschen mit Behinderung | Sozialverband VdK Deutschland e.V.
Was mir ganz Sauer aufstößt sind deine Bemerkungen "Unser Schwerbehindertenbeauftragter hatte kurz mit mir gesprochen und mir mitgeteilt, dass die neue Holding es ihm verbiete, mich zu beraten". Dieses ist nach §179 Abs.2 SGB IX eine schwerwiegende Behinderung der Schwerbehindertenvertretung und kann mit einer Ordnungsstrafe bis 10.000€ geahndet werden und "BEM
und finanzielle Mittelnicht mehr zur Verfügung stünden". BEM ist eine gesetzliche Vorgabe nach § 167 Abs. 2 SGB IX und kann von einem Arbeitgeber nicht nach gut dünken abgeschafft werden. Das sollte deine SBV eigentlich wissen.P.S. was würdest du davon halten, wenn du dich bei den nächsten Wahlen zur Schwerbehindertenvertretung aufstellen lassen würdest. Die nächsten Wahlen finden zwischen dem 01.10. bis 30.11.2022 statt. Auch hierzu ein Link: Integrationsämter - Wahlkalender (integrationsaemter.de), da gibt es auch Info´s zu BEM etc.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und bleib stark💪
Viele Grüße
Martin
0
Antworten
-
Guten Morgen Kathy1,
als aller erstes, ohne BEM kann der Arbeitgeber Sie nicht krankheitsbedingt Kündigen.
Als zweites, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt ob eine stufenweise Wiedereingliederung ( Hamburger Modell ) in Frage kommt.
Da es ein Arbeitsunfall war, sollten Sie auch noch die Berufsgenossenschaft mit einbeziehen, damit die Ihnen einen behindertengerechten Arbeitsplatz einrichten können.
Arbeitsunfall: Rehabilitation und der Weg zurück in den Beruf (billomat.com)
2 -
Moin Martin 2511,
vielen Dank für Deine Nachricht.
Das ist beeuhigend zu wissen.
Ich habe mit einer Wiedereingliederung begonnen.
Das ist alles etwas chaotisch, da wir immer noch keinen Betriebsarzt haben und ich weiß nicht, ob und wer das genehmigt hat. Es gab keine Gespräche von Seiten des Arbeitgebers, mein Chef weiß Bescheid, ist aber auch verunsichert. Ich ziehe das jetzt durch, ich will arbeiten und schwimme auch nach dem Sprung ins kalte Wasser.
Es macht einen aber nachdenklich, wie wenig Unterstützung man als „ neu Schwerbehinderter“ erfahren kann. Die BG ist involviert.
Viele Grüße
Kathy1
2 -
Hallo Kathy1,
ich wollte mich mal erkundigen, wie es mit deiner WE geklappt hat? Konnte der Arbeitgeber und/oder die BG dich irgendwie unterstützen (behindertengerechter Arbeitsplatz)?
Viele Grüße und Kopf hoch
Martin 2511
2 -
Hallo Martin,
meine berufliche Wiedereingliederung war sehr hart und hat mich manchmal verzweifeln lassen, da es in meinem Betrieb keine Unterstützung gab.
Ein Betriebsarzt gab es durchgehend nicht, der Betriebsrat im Umbruch und Neufindung. Ebenso die Personalabteilung.
Ein BEM ist bis heute, trotz mehrfacher schriftlicher Bitten meinerseits, vom Arbeitgeber nicht möglich gewesen.
Unser Schwerbehindertenbeauftragter hatte kurz mit mir gesprochen und mir mitgeteilt, dass die neue Holding es ihm verbiete, mich zu beraten und ich nicht auf einen behindertengerechten Arbeitsplatz zur Zeit hoffen kann, zumal BEM und finanzielle Mittel nicht mehr zur Verfügung stünden.
Ich habe mich schwer durch meine Wiedereingliederung durchgekämpft, war oft alleine für die Arbeit zuständig.
Die BG hat mir dringend empfohlen, die Wiedereingliederung abzubrechen. Allerdings hätte ich dann eine lange Reha machen müssen, das war keine Perspektive für mich.
Ich wollte wenigstens etwas von meinem Leben vor dem Unfall wieder aufbauen und etablieren.
Ich habe vor einer Woche meine Wiedereingliederung „ erfolgreich“ beendet und arbeite „ normal“, allerdings schaffe ich die Strecken mit dem Adaptivrollstuhl und öffentlichen Verkehrsmitteln noch nicht an 5 Arbeitstagen.
Ich habe daher meinen Resturlaub so genommen, dass ich pro Woche einen Urlaubstag nehme und hoffe, dass ich so arbeitsfähig bleiben kann.
Ich habe für extrem schlechtes Wetter Taxischeine zur Arbeit bei der BG beantragt, da ich bei solchen Witterungen meine Rollstuhl nicht mehr lenken und bremsen kann. Das wird von der BG derzeit geprüft. Weitere Unterstützungen von der BG sind zur Zeit nicht zu erwarten.
Mein Fazit für meine berufliche Wiedereingliederung:
1) Ich bin ein sehr starker Mensch. Andere hätten in dieser Situation aufgegeben und hötten sich sozial und finaziell verschlechtert.
2) Ein bekannter Betrieb mit 1750 Mitarbeitern ist keine Garantie, als ( neu) schwerbehinderter Rollstuhlfahrer integriert zu werden, auch nicht nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit.
3) Die in den Medien gelobte selbstverständliche Unterstützung und Integration Schwerbehinderter ( Rollstuhlfahrer) ist ein theoretisches Konstrukt. Die Praxis sieht anders aus. Das gilt auch für öffentliche Fachämter für Integration und einige soziale Anbieter, Vereine und Träger, zumindest auf eine Großstadt in Norddeutschland bezogen.
Es ist eine herbe Erfahrung, die ich gemacht habe und noch mache. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen.
Viele Grüße
Kathy1
3 -
Hallo Martin,
herzlichen Dank für Deine Nachricht!
Ich habe leider keinen Führerschein und traue mir das mit 50+ nicht zu…
Ich habe mich durch die Wiedereingliederung hartnäckig durchgebissen und arbeite seit 3 Wochen wieder mit Gehalt.
Die Umstände an meinem Arbeitsplatz sind suboptimal für Behinderte, ich glaube ehrlich, dass man für den Konzern ‚undekorativ‘ ist und auf den Hochglanzseiten stört.
Ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die den Druck und die Hürden durch meinen Arbeitgeber in der schwierigen Phase, mit einer neuen Behinderung wieder in die Arbeitsfähigkeit zu gelangen, nicht stand gehalten hätten.
Ich weiss nicht, ob das nur bei meinem Arbeitgeber so ist.
Ich hatte immer gedacht, dass die Integration von Schwerbehinderten selbstverständlich und unterstützenswert sei, auch vor meinem Unfall.
Da habe ich wohl naiv gedacht?
Glücklicherweise habe ich ein tolles Team, die Arbeit ist machbar und ich arbeite sehr gerne, das lässt mich durchhalten und die Widrigkeiten mit der insuffizienten Leitung ertragen.
Meine Hartnäckigkeit wäre als Schwerbehindertenbeauftragte sicher von Vorteil, ich werde mir das überlegen.
Mich würde es interessieren, wie andere Betroffene ihre Rückkehr am Arbeitsplatz, mit neuer Schwerbehinderung, erlebt haben.
Viele Grüße
Kathy1
1 -
Hallo Kathy1
Tipps im Rahmen Wiedereingliederung hast du genug bekommen deshalb mal ein Hinweis zur Fortbewegung.Du schreibst das du 4 Kilometer zur Arbeit hast.Nun es gibt etwas das dir das Fortkommen erleichtern kann.
Das erste ist ein sogenanntes Vorspannrad.Sieht aus wie ein Schubkarrenrad.Es hebt,wenn es montiert wird,die beiden kleinen Vorderräder vom Boden ab so das du auf dem Vorspannrad fährst und nicht auf den kleinen Rädern.Es ist mit wenigen Handgriffen schnell selber anmontiert und auch wieder abgenommen.Es erleichtert das Fahren ungemein.
Das zweit wäre ein Zuggerät das ebenfalls mit wenigen Handgriffen montiert wird und ca.6 KMH schnell ist.
Beide Teile werden von der Krankenkasse bezahlt bzw.die Anschaffung wird unterstützt.
Einfach mal nachfragen.
Ich hab beides und bin mehr als zufrieden.
Das Vorspannrad benutze ich als mobile Version wenn wir Unterwegs sind und das Zuggerät dann im Umkreis der Wohnung(Arzt,Einkauf ect.)
Gruß
Ralf
(Antwort ist keine Rechts oder Medizinische Beratung.Für die Richtigkeit der Antwort wird keine Haftung übernommen.Einige Antworten werden mithilfe einer KI geschrieben.(Artikel wird gekennzeichnet)
1 -
Hallo slowrider,
vielen lieben Dank für Deine Nachricht!
Ich habe damit gar keine Ahnung, aber sehr lernfähig.
Ich werde mir das mal im Internet ansehen.
kann man damit auch auf unebenem Boden fahren?
Wald, Heide, Altstädte mit Kopfsteinpflaster?
Ich habe vor dem Unfall so gerne kleine Reisen und Ausflüge gemacht und Städte erobert.., das habe ich im Rollstuhl, nach zwei frustranen Versuchen, aufgegeben.
Ich würde mich gerne noch mal melden, wenn ich etwas Infos gesammelt habe.
Viele Grüße
kathy1
0 -
Hallo Kathy1,
mir ist ein Absatz besonders aufgefallen mit dem Du mir völlig aus der Seele sprichst (schreibst):
Die in den Medien gelobte selbstverständliche Unterstützung und Integration Schwerbehinderter ( Rollstuhlfahrer) ist ein theoretisches Konstrukt. Die Praxis sieht anders aus. Das gilt auch für öffentliche Fachämter für Integration und einige soziale Anbieter, Vereine und Träger, zumindest auf eine Großstadt in Norddeutschland bezogen.
Es ist eine herbe Erfahrung, die ich gemacht habe und noch mache. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen.
Ich sitze zwar (noch) nicht im Rollstuhl, aber es wird bei meiner Erkrankung dazukommen.
Ein BEM- Verfahren durchlaufe ich auch; bis jetzt ist man mir aber entgegengekommen (Öffentlicher Dienst). Das soll aber nicht heißen, dass alles rund läuft...
Unsere SBV kannst du vergessen! Da man bei einem BEM- Verfahren die Teilnehmer selber aussuchen kannst, habe ich u. a. eine ganz tolle Beraterin vom Integrationsfachdienst mit als Teilnehmerin.
Trotzdem gestaltet sich das Ganze drum herum als äußerst schwierig. Da meine Krankeit zu den seltenen Erkrankungen gehört, ist alles sehr schwer. Fast keiner hilft einem! Oft stoße ich auf Ratlosigkeit und kann es den Leuten noch nicht mal verübeln. Ich will auch kein Mitleid und dass man mir den Kopf streichelt, sondern mir fehlt eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die bekommst du (ich) aber nicht und deshalb hat mir Dein Absatz so gut gefallen.
Vielleicht jetzt noch zum Thema Kraftfahzeughilfe...werde jetzt mit Hilfe des Integrationsfachdienstes einen Antrag stellen bei der DRV. Ich habe zwar ein Auto, will aber nicht mehr fahren, um zur Arbeit zu kommen. Es besteht wohl auch die Möglichkeit eines Fahrdienstes. Habe zwar wenig Hoffnung, da ich nur 50% und Merkzeichen G habe, aber die DRV will ja lieber dass ich arbeite (ich übrigens auch).
Viele Grüße und einen guten Start ins neue Jahr
Thorsten
0 -
Hallo Thorsten,
vielen Dank für Deine Nachricht.
Die Hilfe zur Selbsthilfe ist wirklich insuffizient.
Ich habe keinen Überblick über die Möglichkeiten mit meiner Schwerbehinderung ( auch 50+G) Klarheit oder einen Fahrplan im Umgang damit zu erfahren.
Alles erscheint mit mit sehr viel Aufwand und Mühe verbunden zu sein, um Puzzleteilchen zu erhalten, die gefühlt ein Teilbild abbilden.
Du hast Recht, es gibt auch bei den professionellen Leistungsträgern oft Ratlosigkeit und Betroffenheit, nicht bösartig hemeint. Das hilft uns aber nicht wirklich weiter.
Das ist kein Jammern, sondern eine gewisse Hilflosigkeit unsererseits.
Wie gesagt, ich enpfinde mich als sehr robust und habe noch die Kraft, mich irgendwie durch zu beißen.
Ich denke aber darüber nach, wie es Betroffenen ergeht, die diese Kraft nicht oder nicht mehr haben.
Werden die in Frührente gedrängt und aus dem Sozialsystem und ihrer Autonomiebestrebung gestossen?
Ich habe leider von der BG öfters hören müssen, dass ich , als Fall, kompliziert sei, da es einfacher wäre, wenn ich mich berenten liesse, da ich dann ein pflegeleichter Verwaltungsfall sei, der mal ein paar Hilfsmittel bräuchte, der seine Rente bekäme und ansonsten leicht zu verwalten sei.
Mir fehlen für solche Aussagen Verständnis und Akzeptanz.
Du bist weiter, als ich. Du hast ein BEM! Ich habe es mehrfach beantragt und wurde stets vertröstet. Nun arbeite ich wieder „ normal“ und kämpfe mich durch.
Wenn Du die Chance eines Fahrdienstes erhälst, schnappe Dir das Angebot!!!
Ansonsten werden Wege im Rolli mitunter anstrengend, v.a. bei schlechtem Wetter und Taxikosten sind dann finanziell übel ( meine eigene Situation zur Zeit).
Du schreibst, dass Du demnächst einen Rollstuhl brauchst.
Ich bin kein Profi, möchte Dir aber empfehlen, Dich sehr gut beraten zu lassen und unbedingt in einem Sanitätshaus mit Rehaabteilung Rollstühle selbst auszuprobieren, bevor Du Dich entscheidest!
Ich wusste davon nichts und habe aus einem Katalog des Sanitätshauses einen Rolli aussuchen müssen, welcher für meine Bedürfnisse nur im unteren Mittelmaß geeignet ist.
Ich hoffe, dass wir uns in diesem Forum gegenseitig unterstützen können.
Viele Grüße und einen guten Rutsch in das Neue Jahr mit den besten Wünschen für die Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit!
kathy1
0
Kategorien
- Alle Kategorien
- 6.7K Gesundheitsthemen
- 5.4K Körperliche Behinderungen
- 979 Psychische Krankheiten
- 25 Kognitive Behinderungen
- 36 Sinnesbehinderungen
- 102 Chronische Erkrankungen
- 127 Hilfsmittel, Therapie und allgemeine Gesundheit
- 126 Für Jugendliche & junge Erwachsene
- 22 U30 Austausch
- 90 Bildung & Studium
- 11 Beziehungen & Sexualität
- 1 Erwachsen werden
- 14.2K Lebensthemen
- 1.9K Arbeit & Karriere
- 6.1K Recht, Soziales & Finanzielles
- 2.7K Reisen & Mobilität
- 754 Partnerschaften & Beziehungen
- 77 Familie & Kinder
- 1.1K Bauen & Wohnen
- 1.6K Sport & Freizeit
- 63 Inklusion & Aktuelles
- 4.7K Community
- 105 Willkommen & Begrüssung
- 135 Post(s) von der Redaktion
- 10 Fachperson stellt sich vor
- 2.9K Plauderecke
- 29 Good news
- 5 Do it yourself (DIY)
- 750 Suche & Biete
- 491 Forensupport & Feedback
- 321 Recherche