Ist nur gesundes Leben lebenswert?

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  • Tomte Tummetott hat geschrieben:
    Nein, das menschl. Leben fängt mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an. Nach dem Embryonenschutzgesetz hat dieser entstandene Embryo Menschwürde.
    Wo ist den der Beginn Deiner Meinung nach? Es gibt durchaus stimmen, nach denen ein sechs Monate alter Säugling noch kein richtiger Mensch und damit keine absoluten Lebensrechte hat.



    Die "Hart aber fair"-Sendung habe ich nicht gesehen.

    Die Entwicklung neuen Lebens beginnt mit dem Aufeinandertreffen von Samen- und Eizelle. In den ersten Tagen teilen sich die Zellen unentwegt. Zur Anlage der einzelnen Organe kommt es ab der zweiten Woche; sie ist etwa am Ende der zwölften Woche abgeschlossen. Somit würde ich ab der zweiten Woche von heranwachsendem Leben sprechen, aber auch erst dann, wenn sich die Zellen bereits in der Gebärmutter eingenistet haben und nicht vom Körper abgestoßen werden. Das wäre dann wieder eine ganz andere Sache (Fehlgeburt).

    Ich glaube nicht, dass es Eltern gibt, die eine PID dahingehend missbrauchen, sich ein Designerkind zu züchten - abgesehen davon, ist das auch gar nicht möglich. Der Gesetzgeber ist sicherlich in der Lage, klar zu regeln, in welchen Fällen solch eine PID erlaubt ist und bei Missbrauch sofort einen dicken Riegel vorzuschieben – wenn er schon einmal dabei ist, kann er sich gleich um die zig legalen und illegalen Abtreibungen kümmern, die auch hierzulande durchgeführt werden. Auch wenn ich mit dieser Äußerung den Hass einiger Menschen auf mich ziehen werde – ich finde, eine Abtreibung wird häufig viel zu schnell durchgeführt – es gibt auch andere Möglichkeiten; z. B. das Kind zur Adoption freigeben oder in einer Babyklappe ablegen, damit sich andere Menschen um das Baby kümmern können, wenn man selbst in einer Notsituation ist oder selbst aus irgendwelchen anderen Gründen nicht dazu in der Lage ist. Auch wenn sich vielleicht niemand eine solche Entscheidung "leicht" macht, wird sich häufig viel zu vorschnell gegen ein Kind entschieden.

    In meinen Augen ist es ein Widerspruch, PID zu verbieten und Abtreibungen – auch "gesunder" Kinder zu erlauben. Das Thema Abtreibung wird oft hinter vorgehaltener Hand diskutiert und teilweise sogar auch toleriert, während bei der PID die Hälse weit aufgerissen werden.

    Natürlich bin auch ich manchmal unzufrieden mit meinem Leben und einen Suizidversuch habe ich auch hinter mir (allerdingst nicht (nur) wegen meiner Behinderung). Ich würde auch gerne joggen oder wandern können, eine schöne Haut haben und niemals irgendwelche Depressionen bekommen. Manchmal wünsche ich mir eine gute Fee, die mir hin und wieder ein paar Wünsche erfüllt. Vielleicht hilft es ja dann auch schon, das Hobby zu wechseln oder seine Lebenseinstellung zu überdenken und zu verändern.

    Es ist auch keine Schande, um Hilfe zu bitten, wenn man sie braucht. Mein Schutzengel hat übrigens auch schon einige Flugstunden hinter sich.

    freundliche Grüße von mir

    😉
  • Hallo zusammen,

    die Diskussion zu dem Thema ist ja wenn auch spät doch noch
    entbrannt und das finde ich gut.

    Ich werde nicht auf die vielen Meinungen hier eingehen
    sondern möchte einfach einige Gedanken weitergeben.

    Ich denke das vieles von dem was PID/PND betrifft überbewertet wird,
    aber Reproduktionsmedizin hat gewaltige Auswirkungen auf das zukünftige
    Leben. Es wird laufend und in rasendem Tempo ein Tabu nach dem anderen gebrochen.

    Frauen tragen Kinder des leiblichen Bruders aus , lassen sich mit den Spermien des toten Ehemannes befruchten. Nachwuchs wird gezeugt, um einem älteren Geschwister das Leben zu retten, oder per Spermienschleuder gezielt das Geschlecht auszuwählen.
    Gewisse Krankheiten wie Down – Syndrom , Herzerkrankungen etc, würden damit angeblich ausgemerzt .
    Das ganze nennt sich dann Eugenik und für mich ist das der erste Schritt
    wieder hin zur Euthanasie .
    Die Auslese des stärkern wie es glaube ich erstmals von Darwin
    Als „ Überleben des Stärkeren , besseren „- über Dr. Hoche und Dr. Binding in der NS –Zeit(Freigabe der Vernichtung lebensunwürdigen Lebens ) bis hin zu Peter Singer ( Tötungsphilosoph ) der seit einigen Jahren dafür eintritt das die Würde des Menschen mit seiner Nützlichkeit für die Gesellschaft gewertet werden sollte.

    Er befürwortet das man Säuglinge bei schwerwiegenden Erkrankungen bis zu 4 Wochen nach der Geburt töten kann da sie Lebewesen mit Bewusstsein aber ohne Selbstbewusstsein wären.Somit auch keine Präferenz fürs leben haben.

    Jedes Leben ist es „wert“, gelebt zu werden.Darüber hinaus, hat der Mensch keinen „Wert“, sondern „Würde“!

    Und noch ein Gedanke

    Wie wir mit dem Schwächsten umgehen, zeigt den Reifegrad der Gesellschaft !!!!

    Mir wird es Angst und Bange wenn ich sehe was sich zur Zeit abspielt
    und wie die Diskusionen laufen.

    Gruß Teufelchen 😀
  • DerOhneA01 hat geschrieben:
    Sport währe schön und hätte ich bitter nötig, aber ich finde nichts was passt und meist ist alles tagsüber wo ich keine Zeit habe, weil ich arbeiten gehen darf.


    Vereinssport findet in der Regel Abends statt. Schreib doch mal den DRS oder den DBSan und frag welche Sportarten es in Deiner Nähe gibt.
  • niemand kann in die haut von anderen schlüpfen und jeder trägt sein
    *packerl* anders. das ist und bleibt so.

    ich vermeide auch aussagen wie: na, dir geht es ja schlimmer als mir, ich darf nicht klagen!
    bzw. im umkehrschluss: du hast ja nicht wie ich.....und hast es einfacher

    halte ich für quatsch, weil eben für jeden das, was er hat, die zentrale ist, das ist, was weh tut (körperlich-seelisch). da darf und soll man klagen aber das klagen sollte schon dosiert sein und kein dauerzustand bleiben.

    es ist so, das man egal mit welcher ausgangssituation schon
    *seines eigenen glückes schmied* ist. ich bin bleibe da äusserst optimistisch und es bedarf viel, mich vom gegenteil zu überzeugen.
    wobei ich nicht absprechen möchte, das es lebensphasen gibt, in denen es eben einfach *nur* scheisse ist.
    ich kann aber, in meinen bahnen, auf meine art schon raus aus der scheisse.
    (sorry, das ich diese grobe ausdruckweise nutze 😉 ).

    wichtig ist, seine situation zu erkennen und soweit möglich zu respektieren
    und dann zu schauen, ob hilfe von aussen nötig ist und wenn ja, diese anzunnehmen.
    sich und sein verhalten zu hinterfragen und am ende seine eigenen schritte zu gehen.
    in allen lebensbereichen. oft ist es auch, wenn eine ecke im leben besser läuft, rutschen auch andere bereiche des lebens ins optimiertere.

    immer, auf ratschläge oder tipps mit aber und wenn zu reagieren hilft da nur bedingt 😉 das ist ein lernprozess der mich persönlich des öfteren immer wieder herrausfordert. aber, es geht 😀

    ich wünsche uns allen einen guten neuen tag .

    liebe grüsse
    handschuh
  • Mich würde interessieren - wer entscheidet das? Wo sitzt die Grenze?

    Prinzipiell ist nichts gegen PID einzuwenden. Besser als eine Abtreibung allemal. Doch der fade Beigeschmack wie beim genetisch veränderten Essen bleibt bei mir. Irgendjemand wird es wieder einmal übertreiben. Und dann?

    Kann man jemanden verklagen wenn trotz positiver Diagnose ein behindertes Kind geboren wird? Wer überwacht die Forschung auf diesem Gebiet?
  • Hallo Gully,

    also ich würde sagen, dass im Endeffekt man immer selber entscheiden muss, wo eine Grenze ist.

    Klar die Ärzte können diagnostizieren was immer sie wollen, aber die Entscheidung wie man damit umgeht muss man selbst (bei einem ungeborenen Kind die Eltern) treffen.

    Es ist allerdings ein Fehlschluss zu glauben, wenn man Abtreibung, PID und PND verbieten oder nicht erlauben (PID ist meines Wissens nach in Deutschland verboten), würde man sich im Zweifelsfall für das Leben (ob behindert oder nicht) entscheiden.

    Fakt ist: Es wurde auch zu Zeiten abgetrieben, als dies noch nicht erlaubt war. Wenn man ein Kind nicht haben will, findet man auch ein Weg es loszuwerden. Und wenns bedeutet, dass man es nach der Geburt umbringt und in Blumentöpfe vergräbt.

    Das einzige, was sich ändern würde, wäre dass sich die medizinische Versorgung der Mutter erheblich verschlechtert.

    Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde: Wie sieht eigentlich die Beratung/Unterstützung aus, wenn eine werdende Mutter ein behindertes Kind erwartet?

    Meiner Meinung nach müsste man da ansetzen.

    LG Xandria
  • Hallo Leute,

    gerade im Radio gehört, nachdem ich die Diskussion bei Phönx z.T. mitverfolgt habe:

    Der Bundestag hat der PID unter bestimmten, eingegrenzten Voraussetzungen zugestimmt!

    Ich fand es sehr interessant, da kein Fraktionszwang bestand und die Meinungen quer durch alle Parteien sehr unterschiedlich waren.
  • Hallo Leute,

    In der Bayerischen Verfassung stand bis 1998 "gesunde" Kinder sind das höchste Gut eines Volkes.
    Ich habe in dieser Zeit mein Soz. Päd. Praktikum bei der LAGH, das ist die Landesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte in Bayern gemacht. Dort werden die Selbsthilfegruppen und Verbände in Bayern unterstützt und gebündelt.
    Die Organisation hat es geschafft, daß das Wort gesund gestrichen wurde.

    Oft genug geht es mir aber wie Der ohne A. Ich finde es beschissen. Oft habe ich z.B. bei der Jobsuche gemerkt, daß ich wegen der Behinderung nicht genommen werde, was nicht immer stimmen muß, aber oft genug.

    Mit der PID bin ich gespalten,aber andererseits hatten wir in der LAGH einen Extremfall:
    Das Mädchen mit seltener Erbkrankheit wurde nur 5 Jahre hatte durchgehend Schmerzen und im letzten Jahr vor dem Tod halfen keine noch so starken Mittel.
    Was meint ihr?

    LG

    Surfer
  • Hallo Zusammen!

    Auch wenn ich persönlich es lieber sähe wenn über so etwas nur Gott entscheiden dürfte, so freut mich dieser Entschluß der Bundesregierung sehr. Wenn durch die Zulassung der PID verhindert wird, daß auf Grund einer in der Schwangerschaft festgestellten Behinderung abgetrieben wird, ist es diese Entscheidung wert.

    Gruß Karin
  • Ich hab da ganz gandere Probleme. Für mich steht fest, dass die Wissenschaftler jetzt alles machen werden, was möglich (haben sie wahrscheinlich auch schon vorher). Davor fürchte ich mich wirklich. Experimentieren auf Teufel komm raus.
  • KarinM hat geschrieben:
    DerOhneA01 hat geschrieben:
    Sport währe schön und hätte ich bitter nötig, aber ich finde nichts was passt und meist ist alles tagsüber wo ich keine Zeit habe, weil ich arbeiten gehen darf.


    Vereinssport findet in der Regel Abends statt. Schreib doch mal den DRS oder den DBSan und frag welche Sportarten es in Deiner Nähe gibt.


    Verein möchte ich nicht, ich suche was wo ich einfach hingehen kann wann ich will/kann
  • DerOhneA01 hat geschrieben:
    Verein möchte ich nicht, ich suche was wo ich einfach hingehen kann wann ich will/kann


    Dann kann ich Dir auch nicht helfen. Organisierter Behindertensport gibt es nun mal nur im Verein. Da bleibt Dir nur der Besuch von Fitness-Studios und Schwimmbädern oder der ADFC mit seinen Rad-Ausflügen. Dort gibt es Kurse die man buchen kann. Ganz bestimmt ist auch irgend etwas dabei, daß Du mit Deiner Behinderung mit machen kannst. Es gibt ja einige Sportarten, die ein Rollifahrer gemeinsam mit Fußgängern machen kann. Nur ob Dir das Spaß macht, ist Deine Sache. Außerdem ist so einfach mal hin gehen ziemlich teuer. Vereinssport kostet nicht viel und nicht selten gibt es beim Behindertensport sogar einen Zuschuß von der Krankenkasse.

    Gruß Karin


  • Hallo!
    Als ich die Beiträge gelesen habe viel mir ein wenn jemand gerne in ein Fitnessstudio gehen möchte sucht Euch doch welche raus die Euch angenehm währen.
    Fragt dort an ob man einen Probetag verbringen kann und darf und wann es angenehm währe.
    Viele laßen sich drauf ein und man kann im Vorfeld sehen ob man mit seinen Defiziten dort zurecht kommt.

    Viel Spaß und Freude bei Bewegung
    LG
    SENDRINE 😆
  • Helgamaus hat geschrieben:
    Ich hab da ganz gandere Probleme. Für mich steht fest, dass die Wissenschaftler jetzt alles machen werden, was möglich (haben sie wahrscheinlich auch schon vorher). Davor fürchte ich mich wirklich. Experimentieren auf Teufel komm raus.


    Hallo Helgamaus,

    diese Vorstellung ist natürlich beängstigend. Allerdings habe ich gestern einen Beitrag PID gesehen, der für mich ein anderes Licht auf die Angelegenheit wirft und zumindest mir erst einmal ein wenig die Ängste genommen hat.

    Demnach:

    Sind die Ärzte noch Lichtjahre davon entfernt, so etwas wie Designer-Babies herzustellen.

    Soll PID nur bei vorliegenden schweren Erberkrankungen durchgeführt werden und eine Ethikkommission eingesetzt werden.

    Es geht also gar nicht darum behindertes Leben auszumerzen, sondern Leiden zu verhindern.

    Natürlich ist dass nach wie vor fragwürdig und moralisch sehr umstritten.

    Allerdings muss man auch mal zwei Dinge sehen: Der Mensch spielt so oder so Gott, ob er nun eine Selektion von Menschen mit schweren Erbkranken vornimmt oder nicht.

    Einerseits stellt sich die Frage, ob wir das Recht haben eine Selektion (egal wie stark eingegrenzt sei sein mag) vorzunehmen und andererseits müssen wir uns aber auch die Frage stellen, ob wir als Gesellschaft das Recht haben, einzelnen Menschen dieses Leid zuzumuten.

    Und das alles vor dem Hintergrund, dass es rein rechtlich hier und heute durchaus legitim ist Spätabtreibungen beim blosen Verdacht auf eine Behinderung vorzunehmen.

    Ich für mich beantwortet die Ausgangsfrage: "Ist nur gesundes Leben lebenswert?" Ganz klar mit einem NEIN!

    Allerdings ziehe ich für mich eine Aussortierung von von einer schweren Erbkrankheit belastetem Zellmaterial einer eventuellen Spätabtreibung eines voll entwickelten und bereits lebensfähigen Kindes alle mal vor.

    Zumal selbst Mutter Natur dann und wann diese Selektion von alleine vornimmt.

    Was die Toleranz und Akzeptanz von behinderten Menschen in der Gesellschaft angeht, sehe ich den dafür notwendigen Ansatz ganz woanders, aber nicht beim Beginn des Lebens. Das ist aber ein anderes Thema.

    Wir hier in unserer Generation können und werden keine Designerbabies züchten (können), was andere Generation tun können und werden, haben wir nicht wirklich in der Hand.

    Selbst wenn PID in unserer Generation verboten bleibt, können wir nicht davon ausgehen, dass die Generationen nach uns das nicht irgendwann ändern.

    Also setzen wir uns lieber hier und jetzt damit auseinander, wo wir noch entscheiden können.

    LG Xandria
  • Xandira, ich kann Deinem Beitrag und denen einiger anderer in vielen Punkten zustimmen.

    Sehr interessant finde ich auch folgenden Artikel, der auch einige meiner Bedenken und Unentschlossenheit für meine Meinungsbildung ausgeräumt hat:
    http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gp_specials/pid/default.aspx?sid=662349
  • Ich möchte hier nur noch einen Punkt erwähnen

    dieses Zitat stammt aus einem Beitrag bei Forsea
    ( Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen e.V)

    zum NAP der UN - BRK und mit dieser Aussage stimme ich voll überein.

    "Der Schutz des Lebens leidet in Deutschland darunter, dass die Geburt eines Babys mit Behinderung von einem deutschen Gericht als Schaden eingestuft wurde. Seither wird bei den vorgeburtlichen Untersuchungen allzu oft von den Ärzten eine Behinderung "erkannt" und den Eltern eine Abtreibung empfohlen. Dabei wird mitunter massiver Druck ausgeübt".


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