Hat jemand Erfahrungen mit einer Endo-Exo-Oberschenkel-Prothese, wie Sie z.B. von Dr. Aschoff in Lüb

Ich bin oberschenkelamputiert mit nur noch 12 cm Oberschenkelknochen. Die traditionellen Prothesen führen bei mir immer wieder zu schmerzhaften Problemen. Nun wurde ich auf eine Versorgung aufmerksam gemacht, bei der eine Art "Dübel" in den Knochen implantiert wird und dann daran - durch die Haut - eine metallische Verlängerung des Knochens zum Prothesen-Knie und -Unterschenkel führt. Hat jemand Erfahrungen mit dieser Versorgung? Welche Probleme sind aufgetaucht? Gab/gibt es Infektionen?
Besten Dank
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Antworten

  • Lieber Joachim.Schoss,

    wir kümmern uns gerne darum, Deine Fragen zu beantworten.

    Ich habe Dr. Horst Aschoff sowie S&G Implants - ein Unternehmen, das Endo-Exo-Prothesen herstellt - um Erfahrungsberichte und Informationen zu Infektionsrisiken gebeten. Weiter habe ich unseren Fachexperten zu diesem Themengebiet gebeten, sich Deiner Frage anzunehmen.

    Für deren Beantwortungen möchte ich Dich um ein wenig Geduld bitten. Darüber hinaus habe ich einen älteren Thread aus einem Medizinforum gefunden, in dem zwei User ihre Erfahrungen mit Endo-Exo-Prothesen schilderten. Vielleicht hilft Dir das weiter:

    http://www.med1.de/Forum/Behinderungen/281012/

    Derweil bemühe ich mich weiterhin um weitere Informationsquellen. Und vielleicht kann in der Zwischenzeit der eine oder andere User auch etwas Hilfreiches zu Deinem Anliegen sagen.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Lieber Tom

    Besten Dank für den Link.
    Mit Dr. Aschoff bin ich selbst schon in persönlichem Kontakt und kenne seine Veröffentlichungen.

    User-Erfahrungen wären mir sehr willkommen.

    Viele Grüsse

    Joachim
  • Lieber Joachim.Schoss,

    danke für Deine Rückmeldung. Inzwischen hat sich Herr Dr. Aschoff gemeldet. Auch wenn Du bereits mit ihm in Kontakt stehst und seine Veröffentlichungen kennst, füge ich hier der Vollständigkeit halber ein, was er mir zugeschickt hat - für andere interessierte User. Es ist eine PDF-Datei, in der die Erfahrungen bei der Versorgung mit einer Endo-Exo-Prothese zusammengefasst werden. Insbesondere, was die Komplikationen bzw. Infektionen angeht, wären die Seiten 5 und 6 interessant.

    Ich melde mich wieder, wenn ich Neuigkeiten habe.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap

  • Ich bin seit laengerem mit Mark Lesek in teils telefonischem, inzwischen wieder elektronischen Austausch. Er ist rechts oberarm-amputiert und hat dort eine Osseointegration von Richard Branemark, was er als "the real thing" bezeichnet. Da mich situationsbedingt natuerlich Armprothesen und Moeglichkeiten interessieren, berichte ich da mal, was wir da so wissen.

    Mark lebt in Hobart, Tasmanien und ist derzeit v.a. auch dadurch bekannt, dass er einen Carnes-Arm nachbauen will (technische Hintergruende: andere Geschichte, ein Thema fuer sich). Dazu hat er sich einen selbst aufgetrieben, einen anderen habe ich ihm vermittelt. Die Bastelanleitung anhand alter Buecher und Patente zu entziffern ist nicht ganz trivial; ich habe ihm einen ganzen Teil der Funktion einer der Varianten auf Englisch uebersetzt, vielleicht hilft ja sonst noch jemand mit. Findest Du auch alles im Internet.

    Die Sache ist nun die, dass Osseointegration ein Thema fuer sich ist. Das Knochenende im Stumpf vertraegt besser Druck als Zug, so dass sich spontan eher Beinprothesen als Armprothesen befestigen lassen, aber auch am Bein kann Zug auftreten, also Hm. Rotation ist ein riesiges Problem, da Du Dir ja denken kannst, dass die Zirkumferenz (gemessen in Zentimeter), auf welche die Kraefte verteilt werden, bei oberflaechlicher Hautuebertragung wie beim Schaft viel problemloser ist als wenn das auf den recht geringen Oberschenkelknochenumfang geht. Es werden also zur Verbindung der Prothese mit dem Bolzen Zwischenstuecke verwendet, welche das Ueberlasten in Rotation verhindern sollen, was aber bedeutet, dass Du weniger Rotationskraft uebermittelst, und bei zu hohem Kraftaufwand in dieser Ratsche frei drehst.

    Infektionen sind ein interessantes Problem. Mark selbst hat mir Fotos geschickt, die er als "normal" bezeichnet. Auf ihnen ist eindeutig eine truebe orange Sosse erkennbar, die teils glaenzend teils eingtrocknet neben dem Bolzen aus der Haut laeuft. Auf Anfrage meinte er, voellig harmlos, das sei jeden Tag nur so ein Loeffel voll, was da rauskaeme. Ich habe ihm das ja nicht abgenommen, immerhin sind auch bei ganz im Koerperinneren versenkten Prothesen - Gelenke, z.B. - Low-Grade-Infections oder Biofilme aktuell eins der heissen Themen. Eine Laboruntersuchung ergab also, dass er da eine kleine Staphylococcus Aureus Kultur mit sich herumtraegt - "voellig harmlos", wie er meint. Ich bin eher der Ansicht, dass das vielleicht nicht so toll fuer die Gesundheit ist.

    Jedenfalls gibt es sie, die echten Fans dieser Methode, die auch im Internet sind. Von denen bekommst Du die tollen Sachen zu hoeren, oder wie bei Mark, ist eh "alles OK". Es kann da schwierig sein, dahinter zu sehen. Es lohnt sich aber jedenfalls, auch ueber den positiven Umgang und wie man problemlos mit sowas leben kann zu reden. Schickst Du Eric Ax oder Mark Lesek eine Mail, Du kriegst sicher eine nette Antwort.

    Ich selbst schwimme relativ viel, koennte man sagen. Da gehe ich in restlos alles, was hier so rumsteht - Hallenbaeder, Freibaeder, Gewaesser. Ich bekomme bei absolut gesunder intakter Haut im Jahr 2-3 x einen Pilzinfekt, gelegentlich einen Mischinfekt Bakterien / Pilze, etwa im Gehoergang. Mein Lifestyle waere also nicht wirklich gut vereinbar mit Haut-Loch und Bolzen. Zudem will ich auch aus aesthetischen Gruenden sowas nicht, glatte und intakte Haut hat einfach was fuer sich, das ich schwer benennen kann, mich aber trotzdem drueber freue. Ist halt ein Faktor.

    Aber es sind alle Leute anders. Wer sich ohne Aerger wenn noetig auch oft Wunden reinigt und putzt - es gibt Leute, denen macht das nichts - duerfte die erste Zeit nach Osseointegration vermutlich gut ueberstehen. Die Angewoehung an den Bolzen dauert offenbar etwa 1/2 bis 1 Jahr. Erst dann wird das Ding definitiv montiert. Am Anfang sifft es offenbar noch recht viel, das soll sich angeblich dann legen. In die oeffentlichen Hallen- oder Freibaeder zu gehen waere gar nicht ratsam, finde ich jedenfalls, da wuerde man sich dann ev. schon Sachen auflesen, die gerade bei einem Hautdefekt, der in den Knochen geht, boese Sachen anstellen kann. Aber es gibt auch Leute, die machen das trotzdem, es gibt andere, die richten ihr Leben danach ein und es geht gut. Aus der Amputiertenselbsthilfeszene ist aber bekannt, dass sich eh nicht viele in Baeder trauen, was aber nicht mit der Prothese direkt zusammenhaengt ; )

    Was Du mal rausfinden musst, waere, ob Kaelteintoleranz bei Dir ein Thema ist. Falls ja, waere das ein Grund, sich da etwas drum zu kuemmern. Ein Knochenimplantat macht sowas - logischerweise in der kalten Jahreszeit - viel schlimmer, daher dann entweder Domizilwechsel fuers Winterhalbjahr oder sonstwas. Ich selber habe eine Prothesenheizung gebaut, wie es geht steht sicher auch hier irgendwo im Forum; aber es ist jedenfalls ein Thema, den das Metall macht Dir den Knochen so schnell so kalt wie nur gerade denkbar. Darueber steht aber kaum wo was gescheites.

    Mechanisch gesehen fragt sich, was man an technischer Mehrleistung herausholt. Mehrfach habe ich Andeutungen gesehen, dass die Prothetik fuer Osseointegration erst entwickelt werden muesse. Das heisst, dass bestehende Prothesenteile auf Vorteile oder spezielle Beduerfnisse der Osseointegration einzurichten waeren, anzupassen oder zu entwickeln. Das waere sicher ein Betaetigungsfeld.

    Es gibt auch offenbar Alternativen, von denen man aber wenig sieht oder liest. Problem bei Schaeften ist ja, dass sie manchmal schlecht Rotation oder Formschluss zulassen. Es gibt die Variante, eine Winkelosteotomie oder ein Implantat in den Knochenstumpf so zu bauen, dass der Stumpf dann bei (wieder) intakter Haut nun etwas asymmetrisch ist, so dass der Schaft kleiner sein kann und doch besser haelt. Wenigstens hat Otto Bock ein derartiges Teil patentieren lassen, und Umstellungsosteotomien sind auch in der medizinischen Literatur beschrieben.

    Ich selbst glaube nicht, dass ich je Interesse daran bezeugen werde, solche Blechs durch Hautloecher in meinen Unterarm reinschrauben zu lassen. Das ganze Steuerungsproblem bei Armprothesen ist ja viel entscheidender, und das ist damit nicht geloest. Im Gegenteil will ich ja etwa zum Hecke schneiden oer Velofahren was sehr stabiles, da nuetzen mir eher fragil verschraubte Titanbolzen nichts. Lebensqualitaet ist das, worum es mir letztlich geht, und ich gehe da auch zur Sache was Kraft oder Environmental Exposure angeht. Da stoert natuerlich der Prothesenschaft etwas aber er schuetzt auch, die darunter auftretenden Hautprobleme - Roetungen, Follikulitis, .. - habe ich inzwischen fast dauerhaft im Griff, was aber eine Weile an Rat-Suche usw. brauchte (ist ein Thema fuer sich). Ich habe von umfangreichem Sport und entsprechendem Aufbau, sowie technisch ausgereifter Prothesentechnik inzwischen mehr als von dem, was Versuche versprechen, chirurgisch was rauszuholen. Ich weiss, was derzeit im Bereich Handprothetik in verschiedenen Forschungsbereichen laeuft auch "hand(s) on" und bin ohne ND-agreements zu brechen zum Schluss gekommen, dass die perfektionierte Kabelzugprothese das beste ist, was ich derzeit fuer den Alltag bekommen kann (ist aber auch ein Thema fuer sich). Aber wir haben inzwischen schon einiges an echten Verbesserungen erreicht und ich bin dabei, diese Technologie auszureizen, und das unterscheidet sich dann schon ganz deutlich vom Standard-Outfit, das man erstmal fasst.

    Aber jede/r wird von was anderem geplagt.

    Interessant und aussichtsreich sind vermutlich in <?> Utah und Great Britain laufende Bestrebungen, die Hautoeffnungen um das Implantat wie bei Geweihen ('antler') moeglichst dicht zu kriegen. Wenn Schaftoptionen ausgereizt werden sollen, wuerde ich unbedingt vor Osseointegration einmal Randall Alley (Biodesigns) fragen, der ein High Fidelity Schaftinterface entwickelt hat, das er fuer sehr leistungsfaehig haelt, und den auch das Team von Dean Kamen fuer den DEKA-Arm fuer die Schaft-Teile bestellt hat. Wenn der Schaft wegen Hautproblemen stoert, ist das ein Thema fuer sich; da sind spezifische Pflegeprodukte (Kochsalz/Olivenoel; Golambutter/Sheabutter unrefined direkt vom Afrika-Import; pH-neutrale Seife; zinkoxidhaltige Baby-Butt-Creme wie von der Firma "Patentante" oder "Johnson Car Wax"), sauberes Wasser (kalt Wasser laufen lassen fuer etwa eine Minute, *nicht* das warem mikrobenreiche Wasser aus der Leitung) und passende Liner (die wenig Airpockets zwischen Liner und Stumpf haben) entscheidend. Fuer mich war letztes Jahr der Wechsel auf ganz kalt Wasser-Reinigung massgeblich dafuer verantwortlich, dass ich jetzt ueberhaupt keine Hautprobleme mehr habe. Mit einem Knochenimplantat laesst sich vermutlich auch grosses an Belastung erreichen, wenn man Knochen etwas versteht - unter bestimmten Belastungen braucht Knochen Wochen oder Monate, um im Aufbau nachzukommen, reagiert aber durch Verstaerkung der Substanz; willst Du also grosses im Radsport erreichen, wuerde ich die Trainingseinheiten ueber Monate sehr langsam verschaerfen - dadurch hat Dein Implantat die Chance, den Knochen darum so anzuregen, dass er mit dem Umbau "nach mag". Ist bei mir auch so - drehe ich auf 2 Wochen was am sagen wir Delfinstil rum und mache das Vollgas, schmerzen Sehnen, Sehnenansaetze und der ganze Bewegungsapparat; tue ich das uber 6-12 Wochen langsam, kein Problem. Der grosse Vorteil an externen Loesungen in der Prothetik ist einfach, dass man sie abnehmen und schmerz- und risikofrei austauschen, reparieren, usw. kann - das geht mit einem Implantat nicht; was stand da in dem Aschoff-Text, bei 32 Patienten 130 Operationen nur wegen / im Zusammenhang mit Osseointegration - das waere mir wirklich zu viel.


    Mark Lesek und sein Bolzen
    http://www.youtube.com/watch?v=ReH1mRCWfNw

    Carnes Arm
    http://www.swisswuff.ch/tech/?p=243

    Eric Ax ist Fan seiner Osseointegration
    http://openprosthetics.ning.com/profile/ErikAx

    Mark's Seite auf OPP:
    http://openprosthetics.ning.com/profile/MarkLesek

    Mark auf BBC als Inventor of the Week:
    http://www.youtube.com/watch?v=YxA0ZCQdoKQ

    Randy Alley @ Biodesigns
    http://www.biodesigns.com/

  • Wow, lieber Swisswuff1,

    das ist super informativ und bringt mich einiges tiefer in die Thematik.
    1000 Dank auch für die vielen praktischen Tips.

    Eine endgültige Meinung habe ich aber immer noch nicht gebildet.

    Erstaunlicherweise sagen ja 28 von 31 Aschoff-Patienten, dass sie diese Versorung wieder wählen würden - trotz den durchschnittlich 4 Operationen pro Patienten (2 zum Einbau, 2 aufgrund von Komplikationen).

    Für weitere Erfahrungsberichte wäre ich also dankbar.

    Viele Grüsse

    Joachim Schoss
  • Lieber Joachim.Schoss,

    laut dieser Quelle Behandlung mit direkter Knochenverankerung von Amputationsprothesen dauert es bei einer derartigen Versorgung rund ein Jahr - von der ersten OP bis zum Abschluss der Rehabilitation. Außerdem sind Komplikationen wie Infektionen möglich, können aber in der Regel beseitigt werden. Das sind Informationen vom schwedischen Sahlgrenska Universitätskrankenhaus, welches laut eigenen Angaben weltführend in dieser Versorgung ist. Da diese Broschüre etwas älter ist (Stand: 2005), werde ich Kontakt aufnehmen und um aktuelle Informationen bitten.

    Darüber hinaus habe ich mehrere Betroffene mit einer Endo-Exo-Prothesenversorgung ausfindig machen können - ich habe diese um Erfahrungsberichte gebeten. Sobald ich diese habe, werde ich sie hier posten.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Tom_MyHandicap hat geschrieben:Außerdem sind Komplikationen wie Infektionen möglich, können aber in der Regel beseitigt werden. Das sind Informationen vom schwedischen Sahlgrenska Universitätskrankenhaus, welches laut eigenen Angaben weltführend in dieser Versorgung ist. Da diese Broschüre etwas älter ist (Stand: 2005), werde ich Kontakt aufnehmen und um aktuelle Informationen bitten.


    Das ist sicher sehr nett gemeint.

    In der Szene ist bekannt, dass Per Ingver (Vater) Branemark der Papst und Doyen der Osseointegration ist (Stichwort Gebiss, Gebissprothese) - und dass bereits in der Mundhoehle Abszesshoehlen um Implantate (da kannst Du jeden Zahnarzt fragen) ein Problem fuer sich sind.

    Sein Sohn, Richard Branemark, offenbar nicht mehr im Schatten des chirurgischen Uebervaters stehen wollend, hat sich nun offenbar drauf verlegt, Bolzen - eher bolzengerade Rohrteile aus Titan - in die Stuempfe von Amputierten zu bauen. Aus Interna von Mailverkehr zwischen Branemark und zwei Osseointegrierten scheint der persoenliche Umgang etwas arg durch die persoenlichen Erwartungen auch dieses Arztes gepraegt zu sein, die ich selbst nicht ganz sagen wir unproblematisch finde, und daher dringend dazu raten wuerde, eine derartige Option sehr zurueckhaltend ins Auge zu fassen und sie wenigstens vorher sehr sehr sehr gut zu pruefen. Der eine Patient, von dem ich direkte Informationen darueber erhielt, wurde dann beim Arzt zu Hause untergebracht, wie er mitteilte, aber finanziell geht es nicht allen Patienten mehr so gut, da offenbar die Operation (~80'000 Dollar nur fuer das technisch extrem simple Implantat, das so wohl fuer ein paar Franken zur Drehbank rauspurzeln duerfte), weitere Einzelteile fuer die Prothese (keine Ahnung was alles) sowie technische Limitierungen offenbar die weitere Versorgung doch extrem einschraenken. Man muss also sehr umsichtig vorgehen, um am Ende nicht leeren, sehr risikoreichen und extrem teuren Versprechen aufzusitzen.

    So ist das Gewicht, das ein Armstumpf bezueglich Rotation und Zug / Druck ueber einen solchen Bolzen aufnehmen kann, nicht mehr auch nur annaehernd genug, um eine Becker Hand zu oeffnen - und ich trage selber solche Dinger, die sind dann ganz am unteren Ende der Kraft-Skala anzusiedeln. Kein Wunder ist Mark Lesek jetzt darauf angewiesen, sich selbst einen Carbonfaser-/Alu-Arm in extremster Leichtbaukonstruktion zu bauen, da jede Kundenloesung ab Werk Otto Bock vollkommen unbezahlbar waere, jede halbwegs customized solution aus einem Orthopaedietechniklabor wenigstens um die 100'000 $, dazu kommen die vermutlich nicht durch KVG / UVG gedeckten Auslandsprivatkosten mitsamt Nachfolgeproblemen, so dass summa summarum fuer den Spass 1/2 Million $ greifbar sein muss - und selbst wenn sie das waere, wuesste ich dann ein paar andere Sachen, die ich mit dem Geld anstellen wuerde, bevor ich es zu solchen Leuten hintrage.

    Technisch gesehen wuerde ich selbst zunaechst nachschauen, welche Varianten es alle gibt bei der Osseointegration. Je feiner die Metallstruktur oberflaechlich aufgefieselt ist, je besser der Formschluss Haut - Bolzen/ Implantat ist, umso besser die Infektstatistik fuer Dich. Gleichzeitig muss man sich fragen, zu wieviel Pain & Mayhem man bereit ist, wieviel an derartigen Dingen man ueber sich ergehen lassen will. Und zu wieviel Einschraenkung als Zugestaendnis an das neue Dings man bereit ist, denn eine Osseointegration bedeutet schon eine massive Einschraenkung im gesamten Fun, den man so haben kann, jedenfalls aus meiner Sicht. Drittens die Frage, was ist das ECHTE Problem, das man loesen will, und was DAFUER die Varianten sind. Passform? Hitze? Schweiss? Haut? Schaftgewicht? Fuer einiges gibt es auch sehr gute spezifische Loesungen, man muss es eben genauer sagen und dann danach suchen. Fuer anderes gibt es keine Loesungen, aber ob OI der Weg ist, waere abzuklaeren.

    Fuer meine eigenen Armprobleme ist das Flussdiagramm der weiteren Optionen je nach Entwicklung der Komplikationen und Probleme voellig klar und soweit ueberschaubar auch abgeklaert - ich halte da den Kontakt sehr direkt und hand/s on mit den zustaendigen Entwicklern und Anbietern, weiss was da laeuft, es betrifft mich relativ zentral. Ich weiss, was bei der Robotik etwa laeuft, was Otto Bock macht, was die Steuerungsprobleme angeht, was Interface-maesssig laeuft, weiss auch ueber theoretische und praktische, physikalische Gripper-/Greifer-/Griffmechanik-Fragen bestens Bescheid, habe selbst ein Handgelenk mit Kollegen gebaut, meine Kabelzugrevision als Patent eingereicht und sie mit dem Orthopaedietechniker umgesetzt, und vieles mehr. *Da* kenne ich mich fuer meine Beduerfnisse extrem gut aus. - Aber fuer Deine Beinfragen bin ich nicht kompetent, da musst Du wirklich ins Detail gehen und Dich um das Zeug auf tiefem Level der Details mal gut kuemmern. Eventuell gehst Du dieses Jahr an das ACA Amputee Coalition of America meeting, und siehst Dich dort nach anderen Traegern solcher Implantate um; aber auch dort wird die Ausbeute gering sein, bislang ist Osseointegration nicht FDA-approved und die Amis wissen schon auch, warum.

    Automatisch angebotene Benutzer-Berichte kann man allerdings (gerade hier) vermutlich lange suchen. Das hier ist erstens nicht ein arg Amputierten-freundliches Forum - von Leuten, die ich aus dem Benutzerbereich von Prothesen kenne, ist sonst keine/r hier, was sehr konkrete Gruende hat, die aber hier und in gerade DIESER Oeffentlichkeit zu weit fuehren wuerden. Die Community hier ist daher sehr klein, und man muss sich zum Hiersein ueberwinden. Zweitens grassiert unter Amputierten die klinische Depression, also dezimiert das die Auswahl tauglicher Korrespondenten weiter - das ist weder ein Witz noch ein Phantom, sondern schlaegt bei gern 1/3 bis der Haelfte irgendwann hammerhart ein. Dann hat sichs auch mit Munter Posten oder Munter Antraege stellen. Drittens wird man Erfolgs-Stories erzaehlen aber kaum Abschiffer; die meisten Opfer und besten Kandidaten fuer eine Osseointegration waeren zwar Beinamputierte, gerade in der Schweiz aber sind das Diabetiker oder Gefaesskranke, denen kein vernuenftiger Arzt so schnell einen Bolzen verpassen duerfte. Es gibt auch Infektionen als Ursache fuer Amputationen, deren Nachsorge alles andere als trivial ist, dort ist es sogar nicht einmal mit konventionellen Prothesen stets moeglich, was passendes zu bauen. Viertens ist gerade hierzulande die Osseointegration nicht unbedingt extrem verbreitet - haeufiger als das vermutlich der Amptutations-assoziierte Suizid, das muss auch mal gesagt werden duerfen. Fuenftens ist die IV sicher relativ restriktiv, was die Kostengutsprachen angeht - es ist ja die "einfache und zweckmaessige Ausfuehrung", die sie uebernehmen, nicht das Flagschiff. So ist auch das iLimb in der Schweiz bislang gerademal ~ 1 x bewilligt worden, fuer etwa 60'000 Franken. Der Rest von uns schlaegt sich mit anderen Prothesen rum, oder geht ohne. Dass also die IV Osseointegration uebernehmen wuerde, wuerde mich sehr ueberraschen - aber, never say never, und wenn man den Antrag richtig stellt, warum nicht. Also ich wuerde den Kontakt zu anderen Leuten mit Osseointegration sehr aktiv suchen und mich selbst einbringen in diese Diskussion - aber darauf warten, dass gerade hier von allen Orten dieser Welt weitere Antworten kommen, hm, also ich weiss ja nicht.

    Aber natuerlich, Viel Glueck ! : )

    Viele Gruesse von Wolf.
  • Hallo zusammen, nachdem ich vor einigen Tagen von Herrn Mitterhuber mit der Bitte kontaktiert wurde, doch einmal einen Erfahrungsbericht zur EEFP zu verfassen, möchte ich nun gerne versuchen, diesem Anliegen nach zu kommen.

    Los gehts!

    Alter zum Amputationszeitpunkt:23

    Dezember 2002: Traumatische OS-Amputation links direkt oberhalb des Gelenkes in Folge eines Verkehrsunfalls

    Weitere Verletzungen waren (keine vollständige Aufzählung): OS-Fraktur links, US-Fraktur rechts, Trümmerbruch Hüfte links, Fraktur Brustbein

    Die Behandlung der Unfallfolgen erfolgt in der UNI-Klinik in Lübeck. Dort bin ich dann auf die Endo-Exo-Prothese aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits 3 in Deutschland auf diese Art versorgte Patienten, deren Versorgung in der UNI stattgefunden hatte. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, das die gesamte Zeit die Rede ist von der Versorgung nach ESKA bzw. S&G Implants, niemals aber von Brannemark (Schweden). So, da ich selbst in einem technischen Beruf (Mechatroniker bzw. Elektrotechniker) tätig bin, war mir ziemlich schnell klar, das eine EEFP aus technischer Sicht betrachtet, definitiv die bessere Alternative zu einem Schaft sein müsse. Über den Punkt "Da guckt ständig ein Metallstück aus dem Bein" habe ich allerdings eine Weile nachdenken müssen, um mich damit anfreunden zu können. Im Nachhinein war das allerdings höchstens Interessant, nicht aber unheimlich oder so. Diese Weile hatte ich auch, da in Folge der anderen Frakturen eine wie auch immer geartete Versorgung erst ab der zweiten Jahreshälfte 2003 erfolgen konnte.

    So hatte ich mich dann für die EEFP entschieden und in zwei OP´s im September / Oktober (Sana Klinik Lübeck, Dr.Aschoff) wurden dann der Stiel und die Ausleitung hergerichtet. Ca 8 Wochen nach der ersten OP konnte ich dann mit meiner allerersten Gehversuchen mit einer Prothese überhaupt beginnen. Das mir zur Verfügung stehende Gelenk war ein Otto Bock 3C1 ActiveLine. Geübt wurde täglich zwei Stunden unter Aufsicht in Lübeck.

    1. Tag: Gehen im Rollator, 2. Tag: Gehen mit zwei Unterarmgestützen, 3: Tag: Gehen mit einer Unterarmgehstütze, ab dem 5. Tag: Gehen mit einfachem Handstock, nach 14 Tagen: freies Gehen.

    Mittlerweile hatten wir November 2003 und ich wollte im Januar 2004 mit der Widereingliederung beginnen. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich noch in der Ausbildung zum Mechatroniker. In der 3. Eingliederungswoche bin ich leider beim Schieben eines Rollwagens unter einer Strebe hängen geblieben und dermaßen gestürzt, das sowohl der Rahmen des Active Line als auch mein OS oberhalb des Implantates gebrochen sind. Dieser Schaden wurde mittels DHS gerichtet und ich konnte 6 Wochen später wieder laufen und meine Ausbildungs fortsetzen.

    Einen weiteren KH-Aufenthalt gabe es noch 2005 in Folge eines entzündeten Hämatoms im Oberschenkel (Abszeß). Dieser wurde eröffnet / gespült und blieb ansonsten folgenlos.

    Zwischenzeitlich hat es hinsichtlich des Implantatdesigns einigen Änderungen gegeben. So z.B. ist die außen am Knochen anligende Lasche hinzugekommen. Diese habe ich ebenfalls einbauen lassen.

    Rückblickend auf nun bald 8 Jahre EEFP kann ich sagen, das ich sehr froh über meine damalige Entscheidung pro EEFP bin. Ich kann in meinem Beruf als Elektrotechniker im Prüffeld einer Fa. für Zestörungsfreie Materialtechnik (Röntgen) problemlos 40 + x / Woche arbeiten, Radfahren, Wandern, das Wacken:Open:Air besuchen etc...

    Ich laufe nicht durchs Leben mit dem Gefühl, behindert zu sein.

    Ein Punkt, der sicherlich viele interessiert ist die Sekretmenge, die am Stoma austritt. Diese ist nicht zuletzt stark abhängig von Temperatur und Aktivitätsgrad, allerdings gibt es wohl auch Patienten, bei denen es vollständig trocken ist. Von einem richtigen Fluß kann man aber nicht reden.

    Hinsichtlich der Hygiene ist es so, das ich einmal täglich dusche, im Sommer vielleicht auch zweimal. Zusätzlichen Zeitaufwand bedarf die Pflege des Stoma bei mir nicht.



    So, in der Hoffnung dem Einen oder Anderen hiermit ein wenig helfen zu können und dem Angebot, gerne weitere detailierte Fragen zu beantworten verbleibe ich mit bestem Gruß an alle.

    Malte
  • Lieber Joachim.Schoss,

    neben Malte Wetzold hat sich noch ein weiterer Betroffener gemeldet:

    Helmut Knott hat geschrieben:
    Gerne gebe ich meine Erfahrungen an interessierte weiter.

    Ich bin seit Okt. 2002 oberschenkelamputiert und seit Nov. 2003 als 3. Patient mit einer Endo-Exo-C-Leg-Prothese versorgt worden. Bis heute bin ich sehr zufrieden mit dieser Versorgung, ich hatte 2 x eine kleine Entzündung am Stoma die nach 2 Tagen ohne Behandlung verheilte. War wie eine Nagelbettentzündung. Die tägliche Pflege des Stoma muss penibel durchgeführt werden. Der große Vorteil einer Endo-Exo ist das Gangbild und man sitzt auf den eigenen Pobacken ohne das ein Schaft drückt und das Fahrradfahren geht auch Problemlos. Nachfragen beantworte ich gerne.

    Mit freundlichem Gruß

    H.Knott

    Auf Anfrage gebe ich gerne seine Mailadresse zwecks weiteren Austausch weiter.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap

  • Lieber Joachim.Schoss,

    Neuigkeiten von Schweden: Ich habe von der Sahlgrenska Universitätsklinik ein englischsprachiges Dokument über die Osseointegration zugeschickt bekommen, das zwar sehr technisch gehalten ist, aber auch viele Informationen enthält. Du findest es im Link unten. Mehr "richtige" Erfahrungsberichte habe ich leider nicht gefunden, vielleicht meldet sich jedoch im Laufe der Zeit der eine oder andere User.

    http://www.myhandicap.de/fileadmin/myhandicap_de/web-inhalte/Sonstiges/100_JRRD_2009.pdf

    Dir ansonsten ein schönes Wochenende und lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Lieber Joachim.Schoss,

    hier ein neuer Erfahrungsbericht eines frisch versorgten Betroffenen:
    Bernd Reber hat geschrieben:
    Hier ein paar Daten von mir: Ich bin seit 2001 durch einen schweren Verkehrsunfall Oberschnekel amputiert. Habe mich nun letztes Jahr im Oktober den 1. Schritt operieren lassen. Im Januar 2011 kam der 2. Schritt und dann Ende Februar bekam ich nun meine Prothese. Bin nun zwei Wochen zuhause und es ist einfach sehr gut. Kein Drücken des Schaftes, man kann normal auf der Toilette sitzen oder auch eben auf Stühle.

    Ich bin froh diesen Schritt natürlich auch nach reiflicher Überlegung wegen des Infektionsrisikos gegangen zu sein! Herr Aschoff stand diesbezüglich im Beratungsgespräch offen gegen über und sagte es könnte sein bisher aber kein Fall bekannt.

    Dies ist eine neue Methode und eine sehr GUTE! Aber viele kritisieren diese Methode wegen der angeblichen Infektionsgefahr. Nur macht sich mal jemand Gedanken drüber wie viele Menschen sich piercen lassen? Denn im Prinzip ist diese Art von Prothesenversorgung ein großes Piercing.

    Ich hoffe ich konnte Ihnen weiter helfen. Für weiter Fragen stehe ich Ihnen offen zur Seite.

    Mit freundlichen Grüßen
    Bernd Reber

    In Kürze werde ich weitere Erfahrungsberichte erhalten und diese auch hier posten. Sobald ich deren Kontaktdaten beisammen habe, werde ich Dir diese alle in einer PN zukommen lassen.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Tom_MyHandicap hat geschrieben:
    Bernd Reber hat geschrieben:Nur macht sich mal jemand Gedanken drüber wie viele Menschen sich piercen lassen? Denn im Prinzip ist diese Art von Prothesenversorgung ein großes Piercing.


    Aufregend unterhaltende Analogie : ) Stimmt, hat was, "ist wie Knochenpiercing". Isch waerf misch weg : )

    Aber mal Spass beiseite: sogar auf "ganz" im Koerper versenktem knochen-angeflanschtem Metall waechst Zeug, das erst neuerdings (unten z.B. ein seit 19. Februar 2011 verfuegbarer Beitrag) ueberhaupt nachweisbar wird. Das Thema wird allgemein eher nicht belebt, ist heikel, man spricht es ungerne an. Bis dato haben die Leute unklare Zustandsbilder und normal aussehende Testergebnisse, bis sich das Implantat - etwa eine Gelenksprothese - "einfach" lockert. Stichwort ist Biofilm.

    Toter oder schlecht belebter Knochen ist im Koerper auch ohne Metall ein Reservat, ein Biotop, fuer Besiedelung durch Krankheitserreger weswegen es Tatsache ist, dass zur Behandlung von Knochenmarksinfekten (Osteomyelitis) gelegentlich operiert, Knochen entfernt, amputiert oder nachamputiert werden muss. Eine Kollegin ohne Metallimplantat hat jedesmal, wenn sie die Prothese uber etwa 3-4 Stunden traegt, anschliessend Fieber.

    Ich bin ja nicht dagegen, wenn Leute Implantate wollen. Aber Aufklaerung waere halt auch was.

    "Grosses Piercing" : )



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    Characterization of a mixed MRSA/MRSE biofilm in an explanted total ankle arthroplasty

    Paul Stoodley1, Stephen F. Conti2, Patrick J. DeMeo2, Laura Nistico1, Rachael Melton-Kreft1, Sandra Johnson1, Ali Darabi3, Garth D. Ehrlich1,4, J. William Costerton1,2, Sandeep Kathju1,4

    DOI: 10.1111/j.1574-695X.2011.00793.x

    © 2011 Federation of European Microbiological Societies. Published by Blackwell Publishing Ltd. All rights reserved
    Issue

    FEMS Immunology & Medical Microbiology
    Accepted Article (Accepted, unedited articles published online for future issues)

    Editor: Dr. Richard Marconi
    This is an Accepted Article that has been peer-reviewed and approved for publication in the FEMS Immunology & Medical Microbiology, but has yet to undergo copy-editing and proof correction. Please cite this article as an “Accepted Article”; doi: 10.1111/j.1574-695X.2011.00793.x

    Present address: Paul Stoodley, National Centre for Advanced Tribology, School of Engineering Sciences, University of Southampton, UK

    Abstract
    Bacterial biofilms have been observed in many prosthesis-related infections, and this mode-of-growth renders the infection both difficult to treat, and especially difficult to detect and diagnose by standard culture methods. We (1) tested a novel coupled PCR-mass spectroscopic assay (the Ibis T5000) on an ankle arthroplasty that was culture negative on pre-operative aspiration, and then (2) confirmed that the Ibis assay had in fact detected viable multi-species biofilm by further micrographic and molecular examinations, including confocal microscopy using Live/Dead stain, bacterial fluorescent in situ hybridization (FISH), and reverse-transciptase-PCR (RT-PCR) assay for bacterial messenger RNA. The Ibis technology detected Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, and the methicillin resistance gene mecA in soft tissues associated with the explanted hardware. Viable S. aureus were confirmed using RT-PCR, and viable cocci in biofilm configuration were detected microscopically on both tissue and hardware. Species-specific bacterial FISH confirmed a poly-microbial biofilm containing S. aureus. A novel culture method recovered S. aureus and S. epidermidis (both methicillin-resistant) from the tibial metal component. These observations suggest that molecular methods, particularly the new Ibis methodology, may be a useful adjunct to routine cultures in the detection of biofilm bacteria in prosthetic joint infection.
  • Lieber Joachim.Schoss,

    hier ein weiterer Beitrag von einem Endo-Exo-Prothesenträger seit September 2007:
    Robert Patzker hat geschrieben:
    Meinerseits habe ich viel Erfahrungen gemacht mit der Vergabe von Informationen, mußte aber letztendlich feststellen, das die Menschen mit den erhaltenden Informationen überfordert waren.

    Warum ist das so?

    Die Betroffenen entscheiden nicht für sich selbst in aller Regel, was für sie besser wäre, sondern versuchen möglichst viele Meinungen zu erhalten, in denen sich die Endo/Exo Positiv darstellt.

    Da die Endo/Exo in den Kinderschuhen steckt, was ihre Vermarktung weltweit betrifft, sind natürlich die eingeholten Meinungen, beim Hausarzt oder sogar Fachärzte immer mit negativen Beigeschmack, weil diese Herren eine Weiterbildung in der Prothesenversorgung meist verpaßt haben.

    Sogar eine Art Überforderung der Ärzte stellte ich oft fest, mit dem was ich ihnen da gezeigt habe. Hinzu kommt der Kreis der Familie, die sich ja stets sorgen um den Betroffenen, aber selbst keine Ahnung haben was es bedeutet, durch einen Schaft versorgt zu sein.

    Positive Informationen von Endo/Exo Patienten tragen dazu bei, etwas unglaubliches, Real zumachen, und die Hoffnungen von Schaftträgern auf eine Besserung ihrer jetzigen Prothesenversorgung, nicht ganz aufzugeben.

    Deshalb behaupte ich, erst wenn es dem Schaftträger so schlecht geht, das seine Mobilität auf Dauer gefährdet ist, er bereit ist seine Situation zu verbessern ohne Rücksicht auf Meinungen von Leuten, die vieleicht alles besser wissen, aber ihm garnicht weiterhelfen können. Eine Änderung der Situation erfolgt nur wenn er bereit ist für sich selber Verantwortung zuübernehmen, und sich für eine Endo/Exo entscheidet.

    Fazit:

    Natürlich informiere ich die Betroffenen über die Vorteile, den Nachteile gibt es keine, aber grundsätzlich stellt sich die Frage eigentlich, Wie schlecht geht es Dir wirklich? Gerne stelle ich die Frage jedem Schaftträger, und dann, und erst dann macht es Sinn, den Betroffenen zuerzählen, das es Hoffnung gibt und das sich ihr Leben zu einem besseren wenden kann, wenn sie es dann auch wirklich wollen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Patzker

  • Endo Exo
    ...fragt den Dr. Horst Aschoff in Lübeck

    er ist nett und gibt auf alle Fragen Antworten!
  • Lieber Joachim.Schoss,

    Sascha Menning lässt uns an seinen Erfahrungen teilhaben:
    Sascha Menning hat geschrieben:
    Gern gebe ich Ihnen die gewünschten Informationen, ich habe ja auch jede für mich relevante informative Quelle genutzt bevor ich mich zu dem nicht kleinen Schritt entschlossen habe.

    Gebe Ihnen kurze Stichpunkte zu meiner Person und meine Meinung zu der Endo Exo.

    Männlich, 39 Jahre, 178cm, 68 kg, seid Okt. 92 Oberschenkelamputiert und Plexulesion r. durch unverschuldeten Motorradunfall, Verh. 2 Kind.
    -C-Leg seid 1999
    -Power Knee seid anfang Feb. 2011

    Ich fahre Fahrrad, habe mit Prothese den Tauchschein gemacht, fahre Motorrad mit und ohne Beiwagen und gehe wieder Segeln sobald die Kinder etwas älter sind.

    Ich habe mich nach 17 Jahren Schafttragen, im März 2010, aus den üblichen Schaftproblemen dazu entschlossen die Endo-Exo OP zu machen.

    Die Handhabung ist spitze, das Gefühl für die Prothese durch den direkten Kontakt verbessert, das Sitzen und Radfahren ist besser und das Wechseln von Power Knee auf das Badeknie ist super einfach in einer Badeanstallt zu machen.

    Wenn man jeden morgen und Abend die wunde reinigt stellt sie großartig kein Problem dar. Ich hatte im Sommer einmal eine kleine Weichteilentzündung die evtl. durch den täglichen Freibadbesuch mit meinen Kindern zu stande kam, konnte sie aber schnell ohne Probleme mit Antibiotika heilen.

    Wenn man aus einer guten bestehen Schaftversorgung auf die Endo umsteigt, braucht man gedult um die Monate des nicht laufens und nicht gut laufens zu überstehen.
    Ich ziehe seid ende Mai 2010 das Gelenk morgens um 7 Uhr an und Abends um 10-11Uhr wieder aus.
    Mit dem C-Leg hatte ich abends immer Schmerzen, seid ich das Power Knee trage sind die schmerzen fast weg.
    Der Heilungsprozess dauert und ob man je ganz Schmerzfrei ist kann ich gar nicht sagen, aber zum Vergleich zum Schafttragen der letzten Jahre, mit Entzündungen und Wundreiben ist das die bessere Alternative.
    Zudem Spart es viel zeit im Schaftbau.

    Sollten Sie noch fragen haben, können Sie mich gern Kontaktieren.

    Sascha Menning

  • Sicher ist der Tragekomfort und das direkte Osseoperception unbestritten ein Vorteil, aber ich denke, man sollte sich vorher noch um ein paar Sachen kuemmern, denn es geht um Lebensqualitaet (und nicht um Leben und Tod) - und sofern das im Visier ist, warum nicht gruendlich sein und der Sache auf den Grund gehen.

    - -

    Ernste Risiken sind zweierlei:

    1) Infekte. - Ich bekomme bei absolut gesunder Haut und sehr haeufigem Wasserkontakt regelmaessig teils Mischinfekte (Bakterien und Pilze), teils Pilzinfekte. Das ist irgendwie normal, deutet aber darauf hin, dass man mit einem Implantat dann nicht mehr ueberall hin kann. Daher ist das ein wichtiges Thema.

    2) Mechanisches Versagen und Prothetik. Die Bolzen brechen, weswegen das Design der Bolzen vorsichtig anzugehen ist. - Am Balgrist sind wir gerade dabei, eine neue Art Schulterbandage zu entwickeln, die nicht mehr auf den Plexus brachialis drueckt. Das ist etwas schwierig, haengt auch an einigem. Vor allem aber ist es dabei auch wichtig, Prototypen auf Versager hin zu testen - und dann beim naechsten Mal das Design besser zu machen, also, wenn es an einer Stelle reisst dort dann ein zugfestes Material, wenn es zu sehr biegt an einer Stelle dann dort eine steife Leichtkonstruktion, und so weiter. - Daher wuerde ich jetzt vor einer Implantation mal Kontakt mit irgendwelchen Ingenieuren aufnehmen, die Bolzenbelastungen und Knochenbelastungen mit Finite Elemente rechnen koennen um eine Idee zu kriegen, wie das Implantat besser auszusehen hat - denn dass ein einfaches Titan- oder Stahlrohr bricht, wundert gar nicht. - - Dann wuerde ich sowas an einem geeigneten Ort als Prototyp aus einem guten Material - Titan, oder gibts da was besseres, etwa Titanbeschichtung eines sehr harten Materials - bauen lassen und den Chirurgen sowas reinmachen lassen. Wenn man schon dabei ist, kann man sich ueberlegen, an einem aeusseren, einfach ersetzbaren Anteil eine Art Sollbruchstelle einzubauen. Ich wuerde da mal in 3-6 Monate Problemsuche mit Profis investieren, die Form und Aufbau des Implantates verbessern sollen.

    - -


    Es sind nun dementsprechende Entwicklungen im Gange, die ich wirklich unbedingt abwarten wuerde. Es gibt auch Leute, die da schon taetig sind, die man anfragen kann und ev. zu Expertisen oder Entwicklungen ueberzeugen koennte.

    1) Infekte

    http://www.rdmag.com/News/2011/03/Life-Sciences-Nanotechnology-Nanomodified-Surfaces-Seal-Leg-Implants-Against-Infection/

    (...)

    In recent years, researchers have worked to develop more flexible, functional prosthetics for soldiers returning home from battlefields in Afghanistan or Iraq with missing arms or legs. But even new prosthetics have trouble keeping bacteria from entering the body through the space where the device has been implanted.

    “You need to close (the area) where the bacteria would enter the body, and that’s where the skin is,” said Thomas Webster, associate professor of engineering and orthopaedics at Brown Univ.

    Webster and a team of researchers at Brown may have come across the right formula to deter bacterial migrants. The group reports two ways in which it modified the surface of titanium leg implants to promote skin cell growth, thereby creating a natural skin layer and sealing the gap where the device has been implanted into the body. The researchers also created a molecular chain to sprinkle skin-growing proteins on the implant to hasten skin growth.

    The findings are published in the Journal of Biomedical Materials Research A.

    (...)

    2) Bolzen / Implantate in Knochen und FE

    Koennen diese Leute eventuell weiterhelfen?

    http://ymk.k-space.org/papers/SPIE2010_7625_124.pdf

    - -



    Es ist eine sehr wichtige Fragestellung, wie man Osseointegration so hinbekommt, dass es wirklich funktioniert. Aber ich bin der Ansicht, dass bei der Entwicklung noch relevante Fragen offen sind, die nicht offen sein muessten. Dieselbe Grundannahme habe ich auch fuer Armprothetik, wo sich fuer mich Gebrauchswert und Komfort aufgrund eigener umfassender Technik- und Designverbesserungen massiv steigern liessen.

  • Guten Tag, sehr geehrter Joachim Schoss,

    verzeihen Sie bitte die Verzögerung für diese Beantwortung!

    Die Versorgung mit der Endo-Exo-Oberschenkelprothese steht noch ganz am Anfang. Dabei wird in den Oberschenkelknochen ein Metallpin implantiert, der später über das Hautniveau hinausragt und der mit der Prothese verbunden wird. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man auf Prothesenschaft verzichten kann. Allerdings entsteht über den implantierten Metallpin ein offener Zugang zum Weichteilgewebe, Muskulatur und Knochen, so das die Gefahr von Infektionen die von der Haut übertragen werden relativ hoch ist. Die Implantation einer Endo-Exo-Prothese läßt sich im Fall der Fälle nicht so ohne weiteres rückgängig machen und geht dann meist mit einem Längenverlust des Stumpfes einher. So sollte man sich im Vorfeld bereits über alle Risiken und Folgen informieren und wenn Zweifel bestehen ruhig mehrere Expertenmeinungen einholen, denn jeder Patient biete andere Voraussetzungen die bei der Anwendung der Endo-Exo-Prothese berücksichtigt werden muß.
    Wir führen die Implantation von Endo-Exo-Prothesen in unserem Hause nicht durch, es gibt allerdings mehrere Kliniken in Deutschland die sich auf diese neue Versorgung spezialisiert haben. Man sollte sich daher bei Intresse für die Endo-Exo-Prothesenversorgung unbedingt an ein Krankenhaus wenden, dass dieses Verfahren schon länger anwendet. Denn nicht jeder Patient ist für diese Versorgungsform geeignet und im Vorfeld müssen alle persönlichen Risikofaktoren geprüft und abgewogen werden, das kann nur ein spezialisiertes Team aus Arzt, Orthopädietechniker und Physiothrapeut.
    Weiterhin empfehle ich mit Patienten Kontakt aufzunehmen, die bereits mit einer Endo-Exo-Prothese versorgt sind und nach deren Erfahrungen zu fragen, denn Betroffene können meist sehr viel besser das Für und Wieder einer neuen Versorgungsart vermitteln.

    Freundliche Grüße,

    Insa Matthes
  • Hallo,

    mein Name ist Veronika und ich arbeite zur Zeit in Schweden und stehe dabei in gutem Kontakt mit der Sahlgrenska Klinik in Göteborg (dort werden Implantationen mithilfe des Prinzips der Osseointegration durchgeführt), sowie mit dem Unternehmen, das das Krankenhaus mit dem OPRA-Produkt (also das Implantationssystem, das in den Knochen verankert wird) versorgt.
    Mir ist Bewusst, dass diese Diskussion schon etwas älter ist, aber da ich kaum Informationen über knochenverankerte Prothesen auf deutschen Seiten gefunden habe, dachte ich, ich könnte hier etwas zuarbeiten.

    Wichtig zu wissen, ich bin kein Spezialist auf dem Feld-ich kann aber versuchen auf Fragen so gut es geht zu antworten, oder sie an die wissenden Personen weiterzuleiten.

    Ich kann sagen, dass mit der schwedischen Methode, also mithilfe des OPRA-Systems bereits über 200 Patienten mit den verschiedensten Amputationen behandelt wurden und es somit bereits auf recht viel Erfahrung basiert. Das Prinzip ist wie schon beschrieben folgendes: zuerst wird ein Verankerungselement aus Titanium in den Knochen eingesetzt. Nachdem dieses osseointegriert ist (also fest mit dem Knochen verwachsen, meist nach ca. 6 Monaten) wird an dieses in einem weiterem Eingriff ein Verbindungselement angebracht, das dann aus dem Amputationsstumpf herausragt und an welches schließlich die eigentliche Prothese angebracht wird.
    Ich hatte auch schon die Möglichkeit mit einigen dieser Patienten persönlich in Kontakt zu treten, und kann sagen, dass diese sehr zufrieden mit dem Ablauf der Eingriffe- vorallem aber mit dem Resultat sind. Die Verbesserung der Bewegungsfreiheit im Vergleich zu Schaftprothesen ist offenbar der größte Vorteil und auch die Tatsache, dass die jeweilige Prothese ganztägig ohne Probleme getragen werden kann.
    Falls diese Art von Informationen auf Interesse stoßen sollten, gibt es auch entsprechende Seiten im Internet mit Erfahrungsberichten von mit dieser Methode behandelten Patienten und auch Beschreibungen der Methode selbst usw. Die meisten Informationen sind dabei auf englisch-jedoch gut verständlich wie ich finde. Es sind aber auch deutsche Zusammenfassungen dabei...

    Gut, soweit erst einmal von mir!
    Viele Grüße aus Göteborg,
    Veronika

  • inteHandi hat geschrieben:
    Ich hatte auch schon die Möglichkeit mit einigen dieser Patienten persönlich in Kontakt zu treten, und kann sagen, dass diese sehr zufrieden mit dem Ablauf der Eingriffe- vorallem aber mit dem Resultat sind.


    Duerfen wir einmal den exakten Text der Einverstaendniserklaerung / Aufklaerung / Vertragsvereinbarung sehen, den man bei Euch unterschreiben muss oder ist diese Information fuer Osseointegration nicht frei verfuegbar?


  • FEHLEN hier weitere "Beiträge / Antowrten"...,

    weil dieser "Austausch" ,mit dem "Verfasst am: 28. 06. 12 [23:05]" ENDET...???

    Auch lese ich "NUR" Beiträge ÜBERWIEGEND aus dem Jahr 2011...;
    gibt es aus HEUTIGER Sicht [b]"Weiterentwicklungen / NEUE Erfahrungswerte"[/b] in Sachen

    "Endo-Exo-Oberschenkel-Prothese"...???

    Würden mich als OS-Amp. ebenfalls sehr interessieren...

    Beste Grüße,
    sheltie60