Essen im Dunkeln
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Hallo! Ihr nicht sehenden! Ich grüße Euch ganz ganz herzlich.Es ist schön Euch hier kennenlernen zu dürfen.
Jeder einzelne Beitrag eröffnet mir eine neue Welt und für Eure Stärke und Mut hier zu erzählen und uns teilhaben zu laßen,ist für mich und viele hier bestimmt eine Bereicherung.
Sich gegenseitig zu helfen und unterstützen,nimmt auch manchen die Einsamkeit.
Jeder einzelne hier wird gebraucht.
Lieben Gruß von SENDRINE 😀
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Hoppela,
da kamen doch noch andere Blinde aus der Dunkelheit.Danke für eure Hilfe.Es sind wir ,die den Sehenden unsere dunkle Welt erklären müssen.Sie können sich das nicht so einfach vorstellen. Ehrlich,vor 12 Jahren habe ich mir auch keine grossen Gedanken gemacht wie ich diese Strasse finden könnte ohne zu sehen!
Sehnix hat da was gutes angesprochen.Geburtsblinde haben es viel schwiriger.Denen mussten die Eltern ja alles irgendwie mit Worten erklären.Gut ,dieses Haus ist 8 Meter hoch sind Worte.Der Blinde kann ja keine 8 Meter anfassen um es zu begreiffen. Habe da so ein lustiges Beispiel: unsere Blindengruppe war im Verkehrshaus in Luzern.In der Halle der Bahnen steht auch die Lokomotive welche Krokodil heisst.Ein jetzt Blinder (stark Sehbehindert geboren) wollte wissen ob er sich noch erinnere wie lang diese Lokomotive sei.Er hatte überhaupt kein Längengefühl mehr. 4 mal fragte er ob wir sicher sind dass das nur eine Lokomotive sei!! Aber er hatte sie ja mal ,mindestens die Umrisse, gesehen!
Oder wie wollen wir einem Geburtsblinden erklären wie die Farbe gelb aussieht? Wie die Sonne -also ist gelb warm?!? oder weiss ist wie der Schnee und ist darum kalt?!? Ich sah diese Farben und wenn mir jemand sagt dass dieser Bergsee schön blaugrün sei entsteht ein Bild vor meinem geistigen Auge.Aber ob dann die Form des Sees und die Berge genau stimmen in meinem geistigen Bild kann ich auch nicht kontrolieren.
Stimmt auch auf dieser Seite sind immer wieder kleinere oder grössere Hürden für uns .Noch was zu Schreibfehlern, wenn ich die Leertaste drücke liest mir der PC das geschriebene Wort . WWort und wort und Wort spricht er aber immer genau gleich aus!!!!
Nun noch schnell was zu Oldmann.Du musst nur in der Plauderecke unter Rezeptvorschläge schauen.Da hat es recht einfache Rezepte.Du bist doch so gut in vielem ,dann kriegst du auch ein Auflauf oder.... gekocht.Es gibt eine sprechende Küchenwage und sogar einen sprechenden Maasbecher.Dann haben die Blindenbibliotheken sprechende Kochbücher.Oldmann wenn es nicht klappen sollte müssen wir mal einen Kochkurs für Blinde organisieren !!!!!
Liebe Grüsse birba
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Hallo,
das hat Birba sehr gut auseinandergedröselt.
Für wirklich geburtsBlinde existieren kein licht, keine Farben und auch keine Dunkelheit. Schwarz/weiß existieren nur als Metaffa, also als Worte/Begriffe die für eine Eigenschaft herhalten. Natürlich lernt man als Geburtsblinder, daß die Liebe rot ist! 😉, die Hoffnung grün, man zur Beerdigung in schwarz oder allenfalls tief dunkelblau geht, das die guten Waschmittel besonders weiß waschen, damit die Politiker auch ihre weiße Weste behalten... Aber es bleibt eine tote Symbolsprache, da wir mit den Farbworten eben nur die damit verbundenen Eigenschaften im Leben, nicht aber dieFarbe an sich assuziieren.
Häufig kommt bei den Geburtsblinden auch noch ein nicht zu unterschätzender sozialer Aspekt dazu. VieleEltern "versteckten" ihr geburtsblindes Kind, oder wußten/wissen nicht / sind unsicher, wie andere Kinder auf ihr Kind reagieren werden. Daher lernt man häufig viel intensiver, sich mit sich selbst zu beschäftigen, als es mit Anderen gemeinsam zu tun. Darum fällt es solchen Menschen nicht nur schwer, überhaupt einen Kontakt zu anderen Menschen herzustellen, selbst wenn sie das Glück hatten, und es hat sich so etwas ergeben, dann kennen sie häufig dieSpielregeln und die Umgangsformen mitGleichaltrigen nicht richtig, oder benehmen sich optisch unkontrolliert. Ich gebe ein drastisches Beispiel aus meinem Besuchsdienst:
Ich besuche einen wohl 16jährigen Knaben in seinem Elternhaus; er besucht teilweise eine Realschule am Ort, teilweise bekommt er seine Ausbildung übers Internet bzw. wird von einem Lehrer besucht, z.B. für diePunktschrift und andere blindenspezifische Dinge (Mobilität, Braille-Mathematische Zeichen etc.) Meine Mitarbeiterin signalisiert mir nun, daß dieser an sich sehr intelligente Knabe seinen Finger nahezu bis zum Stirnansatz in seiner Nase hat, um dort was auch immer für einen großen Wolf zu jagen und ans Tageslicht zu ziehen, und das mitten im gespräch, er spricht sogar teilweise dabei.
Weder im Elternhaus, noch in der Schule wurde er darauf angesprochen, und die leicht verächtlichen Blicke, die ihn darum treffen, kann er nicht wahrnehmen. Das ihn so kein Mädel seines Alters anspricht ist doch logisch! Kein Sehender und auch kein später Erblindeter würde so etwas tun, weil er die optische Korrektur erfahren hat.
Ich könnte dazu noch viel erzählen; der teilweise sehr eckige Gang von solchen Kandidaten, die Gleichgültigkeit, mit der viele Angehörige die Kleidung für solche Menschen aussuchen...
Und eben durch diese ganzen Dinge befinden sich diese Menschen in einer Isolation, aus der sie wirklich und wahrhaftig niemals mit eigenen Mitteln ausbrechen können, sie bleiben einsam, allein und unverstanden, und gelten nicht selten sogar als geistig behindert!
Allein ich habe in den letzten, sagen wir 10 Jahren manchmal sogar während der Gerichtsverhandlung bei etlichen Psychologischen Gutachten mehr als 5 mal den Herrn (und leider auch Frauen) Psychologen binnen kurzer Zeit zeigen müssen, daß ihr für geistig behindert geltender Patient lediglich ein an sonsten ganz mormal denkender mensch war, dem aber die optische Kontrolle über so ziemlich alles gefehlt hat, was in unserer Gesellschaft als selbstverständlich angesehen wird. Er Pfurzt, rülbst, hat manchmal die Hose offen, manchmal auch nicht, wies gerade kommt. Er kürzt sich die Fingernägel mit der Hand, schmatzt beim essen wie ein Dinosaurier... aber: er wäscht sich nach demEssen die Hände, auch nach dem Toilettengang, ja er wischt sich sogar sauber... Das sind doch wirklich ganz paranoide Züge, einerseits sich überall Popel aus der Nase ziehen, andererseits Händewaschen nach dem Essen. Und ich dann:
Nein, sehr verehrter her Kollege: Er wäscht sich die Hände, weil es unpraktisch ist, mit Klebefingern seine Umgebung zu erkunden, und weil die Toilette und damit die Finger hinterher unangenehm riechen; so einfach ist das.
Soweit noch einmal ein kleiner Exkurs in die Untiefen der paranoiden Züge unserer Psychologen. 🙁
Gruß
Peter
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Sehnix schrieb:
Hallo Karin,
nach mitlerweile mehreren Gutachten diverser Hygieneinstitute ist das mit entsprechend präparierten Hunden ein viel kleineres Problem als manche Experten meinen. Ich verstehe von den Dingen nicht genug, um darüber zu diskutieren, aber wenn maßgebliche Onkologen sich dieser Meinung anschließen, muss da schon etwas dran sein.
Aber das ist ja auch gar nicht wirklichesThema. Thema war ja eigentlich das Essen, und das schmeckt zu mehreren halt immer besser! 😀
Gruß
Peter
Hallo Peter,
auf der einen Seite hast Du schon Recht. Aber in der Onkologie ist das ein bischen anders. Wenn ein Patient gerade im Zelltief ist, werden die Keime die wir Menschen mit uns herum tragen für ihn so gefährlich, daß man nur mit Mundschutz und Kittel das Patientenzimmer betreten darf. Da kann man keine Hunde auf die Station lassen. Für den normalen Klinikalltag gebe ich Dir Recht. Da haben die Krankenhäuser in den letzen 20 Jahre sehr viel gelernt und viele Regelungen gelockert. Und das ist auch gut so.
Widmen wir uns wieder dem ursprünglichen Thema! 😉
Gruß Karin
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Hallo Zusammen,
das hier ist eine ungeheuer spannende Diskusion. Das was ihr hier von Geburtsblinden berichtet, kann ich sehr gut nach vollziehen. Ich verstehe nicht das sich Menschen nicht einmischen wenn man merkt, daß so ein Mensch Dinge tut, die eigentlich anders sein sollten. Leider gibt es das auch in anderen Bereichen. Letze Woche Montag war ich in einem Schwimmbad, wo eine Bademeisterin eine nicht zu verstehende Durchsage gemachte. Sie war Osteuropäerin und ich deutete ihre Durchsage als Hinweis auf ein Menü im Schwimmbadrestaurand. Fünf Minuten später wiederholte ein deutscher Bademeister diese Durchsage und sagte ein Auto auf dem Parkplatz mit der Nummer so und so stehe im Weg. Warscheinlich wurde diese Ausländerin immer nur gelobt wie toll ihr Deutsch ist, ihre Grammatik hatte nie jemand korrigiert und so kam es, daß ihre Sprache nur schwer zu verstehen ist. Kein Einzelfall!
Als ich in der Körperbehindertenschule arbeitete, mußte ich auch fest stellen, daß so manch ein Kind überbehütet aufwächst und somit seiner Selbständigkeit beraubt wird. Auch heute noch, wenn ich durch die Stadt rolle und diese jetzt jungen Erwachsenen sehe, werden sie mit ihrem Rollstuhl geschoben, obwohl sie selber fahren könnten. Im Selbstbedienungsrestaurant wird ihnen ihr Tablett getragen, dabei ist es ganz einfach es auf dem Schoß zu transportieren. Viele dieser damaligen Kinder kommen über ein betreutes Wohnen nicht hinaus. Die Schule gab sich sehr viel Mühe die Selbständigkeit dieser jungen Menschen zu fördern, doch wenn das Elternhaus nicht los lassen kann, ist diese Mühe nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Übrigens, das erste was ich in dieser Schule lerne war, nicht zu helfen, sondern die Kids alleine machen zu lassen. Auch wenn es für den Betrachter mühsam wirkte.
Gruß Karin
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Schön, diese ganze Diskussion zu lesen, ich könnte zig-mal zitieren, ich bin beeindruckt, was ihr alles zu sagen habt ! Toll, das sich Sehende mit der dunklen Welt auseinander setzen !
Oder auch nicht dunkel, so wie Peter es erklärt. Für mich ist dunkel dunkel, ich weiß, das hell hell ist und ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich das "vermissen" gut packe. Werten möchte ich aber nicht, ob es "besser" ist geburtsblind zu sein oder späterblindet . Ich weiß nur, das es lieben Menschen bedarf, die einem dadurch helfen. Mindestens einen habe ich hier gefunden, durch ein gutes Gespräch mit ihm wurde mir sehr viel mehr bewußt, als ich wollte und nun bin ich ein bischen down 🥺 .. aber, das vergeht wieder !
Bin jedenfalls sehr glücklich, euch hier gefunden zu haben, dieses Miteinander, dieses Interesse für den anderen ... hach ...
Und, danke, Peter
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Hallo Leute,
ich habe jetzt alle Beiträge gelesen und ich muss sagen ich bin besonders von den Beiträgen der Sehbehinderten/Blinden tief beeindruckt, da ich schon länger daran interressiert bin mehr über ihre Welt zu erfahren. Der Grund ist das meine mittlerweile verstorbene Mutter wohl erblindet wäre und sie davor immer große Angst hatte. Ich wollte ihr durch das sammeln von Erfahrungsberichten Blinder Menschen diese Angst nehmen.
ich hatte auch vor mit ihr eine "Unsichtbar" zu besuchen um uns dem Thema schon mal vorsichtig anzunähern. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Ich werde das aber garantiert für mich nachholen. Also Shari, Oldman, Birba usw. habt Dank für die Einblicke die ihr uns gewährt.
LG Proxyma
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