Wie definiert ihr Behinderung? Wann ist ein Mensch behindert?

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Antworten

  • Hallo Christiane,

    ja da kann man endlos drüber diskutieren. Wenn ich an meine körperlichen Grenzen stoße, erlebe ich meine Behinderung, aber als Behinderte würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Mir ist dieser Begriff zu allgemein. Er reduziert einen Menschen auf seine Behinderung. Ich möchte auch nicht auf meinen ollstuhl reduziert werden. Da sitzt eine Frau drin, die ihre eigene Petsönlichkeit hat. Ich bin nicht behindert, ich habe eine Behinderung. Manchmal behindert mich diese Behinderung. Aber sie beherrscht mich nicht, also bin ich nicht behindert. Das es heute als unchick gilt, jemanden als behindert zu bezeichnen, liegt wohl zum Teil daran, daß dieser Begriff in den letzten 20 Jahren zum Schimpfwort geworden ist. Die Jugend sagt "der ist ja behindert" oder "so ein Spasti". Das dann manch empfindlicher Zeitgenosse der wirklich behindert ist, nicht auch so genannt werden möchte, kann ich gut nach nach vollziehen. Wenn es nicht als Beleidigung gemeint ist, macht es mir nichts aus als Behindert bezeichnet zu werden. Aber wenn die Mitarbeiter der der Deutschen Bahn mit einander reden und sagen "der Rollstuhl muß in Münster aussteigen", dann fühle ich mich auf meinen Rollstuhl geduziert und sage den Leuten "die Frau steigt in Münster auch aus". 😀

    Gruß Karin
  • da gehen wir in eine richtung liebe karin, das reduziert werden auf ein bestimmtes, nennen wir es mal, merkmal oder besonderheit, das lehne ich auch ab. 🙁


    die da, ohne arm kann das nicht! oh oh oh wehe dem, der das sagt 😉

    kam bislang, wörtlich noch nicht.
    aber eben dieses nonverbale. blicke, zulangen....das behindert mich in meinem wohlfühlen.

    ich fühle mich nicht besonders, besser, schlechter als andere, nur an einigen punkten nicht so tatkräftig und musste dann auf hilfe oder hilfsmittel zurückgreifen.

    ok, es ist ein unterschied: ich bin behindert oder ich habe eine behinderung. da hast du recht, das klingt anders und kann anders aufgefasst und bewertet werden.

    ist nicht leicht, das thema aber ungemein interessant 😉

    liebe grüsse
    christiane




  • Hallo!

    Ich möchte mich hier Karin und auch Handschuh anschließen.Indem Augenblick,wenn ich auf eine Sache reduziert werde z.B.der Rollstuhl,die psycho,die Krückentante oder einfach nur nicht wahrgenommen werde als Persönlichkeit entsteht bei mir ein sehr ungutes Gefühl.

    Ab dem Zeitpunkt als ich zu meinem Handicap stehe und auch deshalb Hilfsmittel benutze,bin ich für viele in meinem Umkreis die mich über Jahrzehnte begleitet haben,unbrauchbar geworden.Ja genau,ich oder auch mein Mann sind nicht mehr brauchbar.

    Man definiert Behindert mit unbrauchbar!!!!!! Für mich selbst,hat jeder Mensch etwas an sich,das ihn irgendwie behindert,aber die wenigsten tragen es öffentlich zur Schau.
    Nach dem Erkennen für uns wir sind unbrauchbar,sind wir nun dabei unser gemeinsames Leben neu zu ordnen.Den die Erkenntnis war sehr sehr einschneidend für uns,allerdings nicht psychisch Zerstörerisch.Wir sind dabei neue Pläne zu schmieden und uns den gegebenen Umständen anzupaßen.Dazu baut sich ein ganz neuer Freundeskreis mit auf,was wir wiederum toll und lehrreich empfinden.Lieben Gruß SENDRINE 😀
  • Hallo man ist nur behindert wenn man sich behindern lässt.Bin Querschnitt.Fühle mich höchsten solange behindert wie ich noch kein Hilfsmittel gefunden hab um es zu kompensieren.Black Jack bei Schee geht es mit MTb Reifen besser wer die nicht hat ist behindert im Rolli ich komm klar oder ich nehm den E Rolli wer den nicht hat ist als Rolli auch mehr behindert ich nicht komme besser vorwärts als Fussgänger.Find eher so manchen Autofahrer behindert der trotz zwei funktionierenden Armen und beinen nicht in eine Parklücke so gross wie ein Scheunentor ist.LG Erich
  • Danke für die vielen Antworten. Ich finde das alles wirklich sehr interessant. Und ich stimme euch zu, dass bei einer Körperbehinderung meist die Gesellschaft schuld ist, wenn sich jemand auch behindert fühlt, da man vieles mit Hilfsmitteln ausgleichen kann. Außerdem ist es ja wohl so, dass jeder Mensch in irgendeiner Hinsicht eingeschränkt ist. Im Leben gibt es immer Dinge die nicht funktionieren.

    Was ist jedoch mit Menschen mit einer geistigen Behinderung oder einer psychischen Störung, wo Dinge durch Hilfsmittel nicht immer ausgeglichen werden können. Viele Definitionen beinhalten ja auch diese Formen.

    Wie würde eure eigene Definition von Behinderung aussehen? Formuliert doch mal was *g* vllt übernimmt sie jemand.

    lg anne


  • Hallo!

    Geistige und seelisch Behindert!! Wer legt das fest????

    Über jeden einzelnen von uns steht eine Macht,der wir auf irgendeine weise ausgeliefert sind.
    Sehr schnell kann man abgestempelt werden und das Wort "Behindert" wird als schimpfwort benutzt.Besonders von Menschen die mit sich selbst nicht klar kommen.
    Jeder einzelne Mensch möchte mit Respekt behandelt werden.Auch dann,wenn ich geistig oder seelisch nicht vollkommen bin.Das definiert sich oft über Toleranz,Geduld und Offenheit.
    Wenn ich selbst das Gefühl habe,das die Probleme meines Gegenübers stärkerer Natur sind,allso einfach Ausgedrückt,sich eine Erkrankung abzeichnet(Geistig o.Seelisch) der ich mich nicht gewachsen fühle,ziehe ich mich zurück,wenn dies möglich ist.
    Leider sind in unserer Gesellschaft nur die amtlich Erfaßten geistig oder seelisch Behinderter,durch Gutachten usw.Viele begegnen uns tagtäglich die mit solch einem Manko kämpfen und wir oft auch ausgeliefert sind.Da wünsche ich dem gegenüber Einfühlsamkeit und Kraft.Wenn es eine negative Auswirkung mit sich bringt ein Wunder sich ohne Schaden,daraus zu befreien.Gruß SENDRINE
  • Hallo,

    eine Behinderung die man nur selbst wahr nimmt ist für Dritte schwer ein zu schätzen. Ein Rollstuhl ist das äußere Zeichen einer Behinderung. Als bei mir die Atemnot im Vordergrund stand, ich mich aber noch ohne Hilfsmittel fortbewegen konnte, hatte ich es manchmal schwerer als heute. Ich wurde von der Gesellschaft oft überfordert. Heute dagegen werde ich oft unterfordert, weil man meine sichtbare Behinderung falsch ein schätzt. Trotzdem ist mir meine sichtbare Behinderung lieber als meine unsichtbare Behinderung.

    Gruß Karin

  • Hallo Karin!

    Das hast Du wieder mal gut erklärt,da es auch mein empfinden wiederspiegelt.

    Ich habe lange verdrängt und versucht,mein Pensum zu leisten.Nicht immer freiwillig,sondern auch durch Druck von außen.Heute bin ich froh,dem allem nicht mehr ausgeliefert zu sein.

    Aber ich nehme mir die Freiheit mein Leben so zu regeln und mir Aufgaben zu stellen und zu geben,die ich vertreten kann.War ein harter Weg dahin.
    Gruß
    SENDRINE 😀
  • Hallo,

    es ist wirklich eine Frage der Definition. Einige eure Erklärungen,die ich teile, erinnern mich an de Definition der WHO (ich hab sie aus wiP mal kopiert).

    😀 Ich lass mich auch nich behindern!


    Behinderung bedeutet nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Beeinträchtigung an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe einer Person, verursacht durch das Zusammenspiel einer biologisch-medizinischen Schädigung oder Funktionseinschränkung mit beeinträchtigten Möglichkeiten der Aktivität und ungünstigen Umweltfaktoren.[1] Die Umweltfaktoren, im ungünstigen Fall auch als Barrieren bezeichnet, können physikalischer, aber auch sozialer Natur sein. Zu einer Behinderung kommt es also durch ein komplexes Zusammenspiel persönlicher und gesellschaftlicher Merkmale und Faktoren.[

    LG Frank
  • Frank-R schrieb:
    Hallo,

    es ist wirklich eine Frage der Definition. Einige eure Erklärungen,die ich teile, erinnern mich an de Definition der WHO (ich hab sie aus wiP mal kopiert).

    😀 Ich lass mich auch nich behindern!


    Behinderung bedeutet nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Beeinträchtigung an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe einer Person, verursacht durch das Zusammenspiel einer biologisch-medizinischen Schädigung oder Funktionseinschränkung mit beeinträchtigten Möglichkeiten der Aktivität und ungünstigen Umweltfaktoren.[1] Die Umweltfaktoren, im ungünstigen Fall auch als Barrieren bezeichnet, können physikalischer, aber auch sozialer Natur sein. Zu einer Behinderung kommt es also durch ein komplexes Zusammenspiel persönlicher und gesellschaftlicher Merkmale und Faktoren.[

    LG Frank


    hallo frank,
    diese definition hat was! finde ich sehr gelungen 😀
    was sagt ihr anderen dazu?
    lieben gruss
    christiane
  • Liebe Christiane,

    ja die Definition bringt es auf den Punkt.

    Kurz und knapp.


    Allen ein schönes WE.

    LG Kerstin
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