Hallo,
das ist natürlich eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage, die Du erklären musst oder willst.
Magst Du uns ein wenig mehr zu der Person schreiben, der Du das erklären willst oder zu der Situation, in der die Frage aufgekommen ist? Dann können wir zielgerichteter nachdenken.
Beste Grüße, ananim
Hallo lenalena,
ich glaube das ist der Grund mit warum es mir so schwer fällt eine Antwort zu finden.
Mir fehlt der Bezug zur Realität.
Seit gut 15 jahre arbeite ich in der Betreuung von körperlich und geistig behinderte Menschen und eine solche Frage ist mir nicht mal annähernd gestellt worden.
Klar…es wurden Probleme, Wünsche, Hoffnungen und Enttäuschungen besprochen die jeder auf seine Art und Weise erlebt und bewältigen muss.
Mir war es dann aber auch meistens möglich, mich ganz individuell auf jeden der einzelnen Betroffenen einzustellen bzw. einzugehen und somit gemeinsam Antworten und Lösungen zu finden.
Und jetzt die Theorie…
Hallo gabi207,
Theorie = Worte für das, was Du in der Praxis erlebt hast, oder erlebst. So wie ich es lese, ist das gut und richtig.
Die Frage ist, ob Deine „Theorie“ den Erwartungen der Fragesteller entspricht…
Es ist dann wie in einer Schulaufgabe: Wenn die Theorie der Lehrer, bzw. das was in den Büchern steht, falsch bzw. nicht beweisbar ist und man sich traut, seine eigene Wahrheit da hin zu schreiben, bekommt man schlechte Noten und damit kommt man nicht weit…
Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, herauszufinden, was die Fragesteller von Dir wissen wollen und dann zu sehen, ob es mit Deiner Erfahrung übereinstimmt. Falls nicht, wäre da ein Konflikt und Du müsstest Dich entscheiden…
Sinnvoll wäre es, zu diesem Thema (gut bewertetes) Material von anderen zu finden, die vor Dir schon diese Frage zu beantworten hatten.
Viele Grüße
Daniya
Hallo Gabi, hallo Daniya,
könnte es sein, dass es bei dieser Fragestellung (in einer Qualifizierungsschulung) im Grunde darum geht, sich selber darüber klar zu werden und in einfachen Worten zu formulieren, wieso ein Mensch mit kognitiven Einschränkungen als behindert gilt? Könnte es als Anstoss gedacht sein, sich grundsätzliche Fragen zum Thema „Wann und wieso nennen wir eine Einschränkung Behinderung?“ zu stellen?
Das wäre ja dann in der Tat ein spannendes Thema.
Freundliche Grüsse
lenalena
Hallo Gabi207,
eine super Idee!
Viele Grüße
Daniya
Hallo Gabi,
ich werde immer wieder von Kindern gefragt, was denn mit meiner Tochter ist.
Das fängt meistens mit der FRage an :
„Is die Krank ? " Antwort : „Nein, Sonja ist nicht krank, sie ist behindert“. worauf dann die FRage kommt
“ Was ist denn Behindert ? " Antwort : Behindert kann jeder Mensch in jedem Alter werden, wenn er durch eine Krankheit oder einen UNfall trotz aller möglichen Hilfen nicht mehr so sein kann wie die meisten anderen sind. Da er dann „davon“ daran gehindert wird so zu sein wie die anderen, sagt man, er ist Behindert.
„Und wovon ist Sonja Behindert…“ kommt dann diem nächste FRage… Sonja war als ganze kleines Baby, 2 Wochen alt so schwer krank, das dadurch einiges Kaputt gegangen ist, was dafür sorgt, das sie zwar normal groß geworden, aber dennoch immer ein Baby, das gerade laufen lernt geblieben ist.
Wenn ich geistig Behinderten erklären müßte warum sie als „Behindert“ beschrieben werden, würde ich genau so Antworten. : Weil sie durch ererbte Umstände, Krankheit oder Unfall trotz aller Hilfen durch die Folgen daran gehindert werden, so zu sein wie die meisten anderen sind… sagt man das sie Behindert sind.
Helmut
Ich würde vielleicht sagen, dass jemand behindert ist, der etwas viel schlechter kann als die meisten anderen Menschen.
Dann würde ich Beispiele aufzählen sowie sehen, hören, laufen, lernen oder sprechen.
Hallo Gabi,
die Bezeichnung „behindert“ an persönlichen Fähigkeiten zu erklären ist heikel. Das würde ich allenfals Beispielhaft an rechnen, lesen, oder schnelligkeit Sehvermögen und co. deutlich machen, die jeder der dabei ist nachvollziehen kann. „Jemand der so eine Behinderung hat, kann sowas nicht so gut.. jemand der… usw.“ Dabei kann man dann ganz individuell auf besondere Fähigkeiten Einzelner eingehen.
Sonja ist mit ihren fast 30 J. auf dem Stand eines 9 - 15 Monate alten Kindes, das nicht hören kann, und „keine Sprache“ kennt. Sie verständigt sich… über Mimik… führt zwar Selbstgespräche mit Lauten und mit ihren Fingern u. Puppen, gebraucht die Laute jedoch nicht Situationsbezogen… oder durch direktes „drauf zeigen“. Sie hat kein Gleichgewicht und kann nur mit Hilfe kurze Strecken laufen. Sie erkennt zwar Gegenstände oder Personen auf Fotos, nutz diese Fähigkeit aber nicht um zu zeigen was sie möchte. Halt wie ein Kleinkind im Lauflernalter… nur halt 1,60 groß, u. 80 kg schwer… das in seiner eigenen Welt lebt, und ab und an.. wenn sie Lust hat, mal da raus kommt. Zuhause in der Wohnung braucht sie keinen Rolli, und genießt so teils sehr, das sie hier weitgehend selber steuern kann was mit ihr passiert.
Helmut
...
und betreue dort Menschen mit Fremd- und autoagressionen.
...
...Qualifizierungsschulung, ...
Dort wurde mir diese Aufgabe gestellt. "Wie kann ich Menschen mit geistiger Behinderung erklären, warum er als behindert gilt"?
...
Ich empfinde es sehr schwer diese Frage zu beantworten und kann mit den von mir zu betreuenden Menschen diesbezüglich nicht in den Austausch treten, weil Sie nicht in der Lage sind, ich verbal mitzuteilen.
Hallo Gabi207,
auch wenn du zwischenzeitlich eine Umformulierung überlegt hast, die Aufgabe wurde ja wohl von dir im Wortlaut wiedergegeben. (mit Tippfehlern halt, aber Tippfehler darf im Internet jeder in seine eigene Sparbüchse tun 😉 ) Oder?
also - ich beziehe mich mal auf diesen Text:
"wie kann ich Menschen mit geistiger Behinderung erklären, warum er als behindert gilt"
Getreu meiner Denk-Pedanterie (Sternzeichen Jungfrau!) und aus Hang zur verbalen Klarheit formuliere ich gern erstmal noch pingeliger und genauer:
"wie kann ich einem Menschen mit geistiger Behinderung erklären, warum er als behindert gilt und (deshalb) als behindert behandelt wird und diese Behandlung gut für ihn ist."
Jetzt wird m.E. erst einmal die Komplexität der Frage sichtbar. Oder habe ich was fehlinterpretiert? (kann passieren)
Einem Patienten, der nicht kapiert hat (in seiner noch so kleinen oder fremden Welt), dass man es gut mit ihm meint, wird sich verschließen oder gar giftig alles an Abwehr aufwenden, was ihm zur Verfügung steht. Auch und gerade Aggressionsformen.
Hier anzusetzen, um ein Optimum an Versorgung für die Patienten deines neuen Wirkungsbereichs zu erlauben, scheint mir logisch und Lernziel. Voraussetzung für gute Therapie war schon immer seitens des Patienten Krankheitseinsicht oder Einsicht in die eigene Beschränkung.
Wie nun diese vermitteln?
Ich habe gelernt: Nur wer fragt, hört auch bei der Antwort zu.
Ich habe gelernt, Fragen zu provozieren. (Naja "anzuregen" wenns denn besser gustiert)
Ich habe gelernt, nur so viel zu antworten wie auch wirklich gefragt wurde.
--->Beispiel: Mama, wo kommen die Kinder her? Aus Mamas Bauch. (Mehr war nicht gefragt von einer 3jährigen)
Übertragen auf einen geistig Behinderten: In welcher Welt lebt er? Wie und was erfragt er in seiner Welt.
In seiner Welt! In seiner ureigenen Denk- und Empfindungswelt
Als Nicht-Behinderter kann ich mich darauf einstellen. Auch non-verbal. Über Bilder, über Klänge, über Tanz, über... über ... über ... usw.! Der möglichen(!) Zugänge sind viele. Es kommt auf die eigene Intention an, auf die eigene Bereitschaft, sich einzubringen und - nicht zuletzt - auf die Bereitschaft eines Arbeitgebers eine wirklich gute Supervision zu bieten.
Um mit einem Behinderten sich über sein Bewusstsein als Behinderter zu verständigen, ist das Ziel. - Ihn dahin zu bringen und zu begleiten, zu locken, die Aufgabe.
Pädagogik pur: die Lehre zur klugen Hinführung des "Unmündigen" an erforderliche Lebenserfahrung.
so,
das war meinerseits ein erster Versuch einer Themenbetrachtung aus anderer Perspektive.
Hochinteressant, die verschiedenen Herangehensansätze zu lesen.
lg
ppiet
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Hallo ppiet,
deine Antwort überfordert mich fast ![]()
Werde sie mir noch häufiger anschauen müssen, um vielleicht zu verstehen ob eine gewisse Selbstironie von dir dabei ist, oder doch alles ernst gemeint ist.
Aber eins hast du erreicht, ich grübel😀
Ppiet noch eine Frage,
Wer kann behaupten und wissen, ob die von uns gut gemeinte Behandlung für die betreffenden Person wirklich gut ist, oder er sie nicht als fremdbestimmend empfindet?
Ich bin zwar oft der Meinung das ich hilfreich zur Hand gehe,unterstütze die größtmöglichste Selbstständigkeit aber sieht der Betroffene das such so?
Liebe Grüße
Gabi
Hallo gabi207
hab´s fast befürchtet, dass es zu kompakt formuliert ist.
Ernst gemeint ist alles, ich nehm´ zwar gern Leute auf den Arm, aber nie bei echten ernsten Themen, wie diesem hier.
Ich kann gern die Gedankenschritte etwas besser auseinanderdröseln, dann wird´s aber ein Roman. Und das wollte ich eigentlich meiden.
Grübeln darfst du, so wars gedacht.
Rumrätseln sollst du bitte nicht müssen, das wäre kontraproduktiv.
Sag´s - und ich überarbeite den Gedankengang.
lg
ppiet
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zu deinem Nachtrag
„Wer kann behaupten und wissen, ob die von uns gut gemeinte Behandlung für die betreffenden Person wirklich gut ist, oder er sie nicht als fremdbestimmend empfindet?“
Daher ist die Findung einer irgendwie gearteten Kommunikationsmethode für feedback so wichtig. Ob „wirklich gut“, was oder wer setzt den Maßstab? Ich denke, die Lebensqualität des Behinderten.
„Ich bin zwar oft der Meinung das ich hilfreich zur Hand gehe,unterstütze die größtmöglichste Selbstständigkeit aber sieht der Betroffene das such so?“
Genau da liegt ein Zentralproblem: Gut gemeint und gut gemacht sind nicht immer parallel. Daher mein Wink mit der Supervision. Solch eine Aufgabe ist etwas für ein Therapeutenteam.
Einer allein wird leicht betriebsblind oder sieht keine Antwort wo doch eine ist.
Eines muss ich feststellen.
Es tun sich für mich mehr Fragen auf, wie das ich Antworten finde.
„Wer kann behaupten und wissen, ob die von uns gut gemeinte Behandlung für die betreffenden Person wirklich gut ist, oder er sie nicht als fremdbestimmend empfindet?
Ich bin zwar oft der Meinung das ich hilfreich zur Hand gehe,unterstütze die größtmöglichste Selbstständigkeit aber sieht der Betroffene das such so?“
Hallo Gabi,
für einen achtsamen, beziehungsorientierten Umgang mit anderen Menschen, egal ob mit Behinderung oder nicht, scheint es mir unerlässlich, sich deine oben stehenden Fragen immer wieder zu stellen. Es freut mich sie zu lesen. Mir graut vor Betreuern, die bezüglich Klienten, Patienten usw. alles ganz genau wissen.
Zum Thema „behindert“ : Ein weiterer Aspekt scheint mir (ähnlich wie bei Yeggdrasil) Andersartigkeit nicht ausschliesslich als „beschädigt“, „wertlos“ usw. zu betrachten. Wertfreie Kommunikation wie „Anders ist normal“, „Jeder ist, wie er ist“, lässt alle dazu gehören, schliesst im Gegensatz zu „ich normal- du behindert“ niemanden aus. Andersartigkeit kann betrachtet werden, ohne zu werten.
Freundliche Grüsse
lenalena
Pädagogik pur: die Lehre zur klugen Hinführung des "Unmündigen" an erforderliche Lebenserfahrung.
so,
das war meinerseits ein erster Versuch einer Themenbetrachtung aus anderer Perspektive.
Hochinteressant, die verschiedenen Herangehensansätze zu lesen.
lg
ppiet
Hallo ppiet,
ja, so kann man das sehen. Wenn man die FRagestellung weiter denkt, und den Auftraggerber hinterfragt, kann dabei raus kommen, das Hilfe dabei gesucht wird, wie man so ein vorgehen besser verkaufen kann....
Bei der Gelegenheit fällt mir wieder die einzige Einrichtung ein, die meine Tochter derzeit in eine Wohngruppe aufnehmen würde. Dort gibts das Abendessen um 16.00 Uhr... und um 20.00 gehts ab ins Bett... damit die Nachtschicht billig abgewickelt werden kann.
Rechtl. Betreuer der Bewohner gefragt warum die das mitmachen kommt zur Antwort... "wieso was ändern ? .... die gewöhnen sich doch daran..." Am nächsten morgen treten sie in den Streik damit sie 5 Euro mehr im Monat verdienen..... obwohl man sich an die 5 Euro weniger doch auch gewöhnen kann. Wie das halt so ist... was den einem sein Dings... is dem anderen sein bums.... oder wie sagt man ?
😀 Helmut
Ich habe einen kleinen Einwand.
Das Thema ist es wert ausführlich diskutieren zu werden und unterschiedliche Ansichten zu beleuchten.
Schade finde ich es nur, wenn es verallgemeinert, zu unkonkret und dadurch unverständlich (zumindest für mich)wird.
LG
Gabi
...
ja, so kann man das sehen. Wenn man die FRagestellung weiter denkt, und den Auftraggerber hinterfragt, kann dabei raus kommen, das Hilfe dabei gesucht wird, wie man so ein vorgehen besser verkaufen kann....
...
Hallo Helmut.
Ich kann nicht folgen:
Wo siehst du einen Auftraggeber? - Was für ein Auftrag?
Was soll "besser verkauft" werden? Welches "Vorgehen" meinst du?
ppiet
...
Schade finde ich es nur, wenn es verallgemeinert, zu unkonkret und dadurch unverständlich (zumindest für mich)wird.
wo zum Beispiel?
wer sollte "nachbessern"?
Leider habe ich den Einwand von Helmut garnicht verstanden.
Wer will was verkaufen?
Mit den Auftraggeber sind die Einrichtungen gemeint,die Eltern oder der Vormund?
Hallo Helmut.
Ich kann nicht folgen:
Wo siehst du einen Auftraggeber? - Was für ein Auftrag?
Was soll "besser verkauft" werden? Welches "Vorgehen" meinst du?
ppiet
Hallo ppiet,
ich meine das, was du mit "Pädagogig pur" beschrieben hast. In Sachen das besser verkaufen können : Wenn man Behinderten selbst "das" verständlich erklären kann, sollten es nicht Behinderte doch noch besser verstehen.... auch wenn sie so einen Umngang mit sich selbst in keiner Weise dulden würden. Auch wenn "der Auftrag".. das Gabi gegebene Thema...sie soll Beschreiben wie.. sich nicht so gemeint war, drängen sich mir solche Hintergründe dabei auf.
@ Gabi,
Ja das Thema sollte schon gründlich diskutiert werden. Da dabei aber teils auf "allen Seiten" Welten aufeinander treffen, kann es bei zu konkreten Vormulierungen schnell zu persönlich werden,... daher halte ich so ein Thema lieber allgemeiner statt zu konkret zu werden... und schwups.. rutschen mir dann doch sehr persönliche Eindrücke in die Diskussion. Sorry.
😀 Helmut