Was tun bei einem Unfall mit dem Rollstuhl und Fahrerflucht des Verursachers? Teilt eure Erfahrungen und findet Ratschläge!
*Satz von der Redaktion zur besseren Auffindbarkeit eingefügt*
Hallo,
ich bin neu hier und hoffe, dass jemand eine gute Idee hat, denn wir werden gerade von allen Seiten alleine gelassen.
Mein Freund sitzt aufgrund verschiedener Behinderungen in einem elektrischen Rollstuhl (bis 6 km/h). Dieser ist gerade neu, 10 Monate alt, und steht im Eigentum des Sanitätshauses. Die Krankenkasse hat die Anschaffung gezahlt und zahlt an das Sanitätshaus eine monatliche Miete. (Ganz genau ist nicht alles bekannt, es bestehen irgendwelche Verträge und die nächste Anschaffung würde erst in 5-10 Jahren gezahlt)
Nun waren mein Freund und ich in der Stadt. Während ich einkaufen war, wollte er eine Kreuzung überqueren. Er fuhr bei Grün rüber - und wurde von einem rechts abbliegenden LKW angefahren! Der hielt kurz an, pöbelte rum - und fuhr dann weg! Mein Freund war so benommen und geschockt, dass er nicht einmal mitbekam, dass er gedreht worden war. So versuchte er zwar, Fotos von dem LKW zu machen, aber leider in die falsche Richtung. So weiß er nur, dass der LKW weiß war - mehr nicht. Es gibt zwar eine Zeugenaussage, aber auch die konnte nichts Näheres zum LKW beitragen.
Mein Freund ist glücklicherweise kaum verletzt worden, aber der Rollstuhl ist mehr oder weniger ein Totalschaden. Er fährt so gerade eben noch, aber die Elektronik hat einen ordentlichen Schaden und der ganze Rollstuhl ist verzogen. Mein Freund bekommt Rückenschmerzen, wenn er damit fährt.
Mein Freund meldete den Schaden mit der polizeilichen Anzeige und allen möglichen Unterlagen zum Unfall dem Sanitätshaus. Das kam auch recht schnell vorbei - aber statt wir am Telefon versprochen einen Ersatzrollstuhl für die Zeit der Reparatur bzw. Begutachtung mitzubringen, kam der Mitarbeiter ohne Ersatz und hatte ein Schreiben in der Hand, dass es erst mal keinen neuen Rollstuhl gibt, sondern der Rollstuhl erst mal begutachtet werden sollte und wir den Schaden dann bezahlen sollten.Erst wenn das Geld da sei, würden sie einen neuen Rollstuhl besorgen.
Wir waren total überrascht und haben die Mitnahme des Rollstuhls verweigert, denn ohne wäre mein Freund in der Wohnung eingesperrt, käme nicht mal zum Hausarzt. Und außerdem haben wir nicht mal annähernd die finanziellen Mittel, um einen elektrischen Rollstuhl zu bezahlen! Wir beziehen Grundsicherung!
Dann haben wir herum telefoniert. Das Sanitätshaus stellt sich stur. Sie wollen Geld, sonst gibt es keinen intakten Rollstuhl. Wir sollten den Fall unserer privaten Haftpflichtversicherung melden. Als wir entgegneten, dass die nur für von uns verursachte Schäden zahlt, wurde uns nahe gelegt, dass wir behaupten sollten, wir hätten den Schaden verursacht.
Zu unserer Überraschung fand sich noch eine Haftungsausfallversicherung, die erst signalisierte, dass sie den Schaden am Rollstuhl übernehmen will - dann aber feststellte, dass sie doch nicht zahlen will, da der Rollstuhl nicht in unserem Eigentum stand, sondern im Eigentum des Sanitätshauses.
Die Krankenkasse sieht keinen Grund, tätig zu werden. Sie zahlt einfach weiter ihre Miete und will ansonsten von nichts wissen.
Es gibt zwar einen Entschädigungsfond, der manchmal bei Unfallflucht etc. zahlt, aber ob in diesem Fall, ist ungewiss, und wenn, dürfte es viele Monate dauern, da er erst zum Einsatz kommt, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Ergebnis: Wir haben einen Rollstuhl mit Totalschaden, für den wir inzwischen eine Rechnung von 14.000 € bekommen haben. Wenn wir die nicht zahlen, gibt es keinen neuen/intakten Rollstuhl.
Nun meine Fragen:
- Hat irgend jemand eine gute Idee, was wir machen müssen, damit mein Freund wieder einen vernünftigen Rollstuhl bekommt? Wer ist in solchen Fällen zuständig? Hat jemand Erfahrung?
- Das Sanitätshaus hat uns auch vorgeworfen, den Rollstuhl nicht ordentlich versichert zu haben, sonst würde eine Versicherung ja zahlen. Wir haben herumtelefoniert - und keine einzige Versicherung gefunden, die in einem solchen Fall zahlen würde (eine vielleicht, aber die will uns wegen schlechter Bonität nicht)! Wer weiß Rat - gäbe es tatsächlich eine Versicherung, die im obigen Fall zahlen würde?
- Ich habe Gerüchte gehört, dass die Krankenversicherung in so einem Fall in Vorleistung treten müsste, denn ohne vernünftigen Rollstuhl verschlimmert sich der Zustand meines Freundes auch, weil er auch nicht mehr zum Schwimmen fahren kann, was seine chronischen Schmerzen deutlich verbessert hat. Ich finde dazu aber nichts, um die Krankenkasse unter Druck zu setzen. Wer kann mir mit einem Gesetzestext oder Urteil weiter helfen?
- Nach meinem Verständnis verstehe ich nicht, wieso wir überhaupt den Schaden am Rollstuhl zahlen sollen, denn wie sich bisher aus allen Untersuchungen der Polizei zum Unfallhergang ergibt, trifft meinen Freund keinerlei Schuld an dem Unfall. Nach meinem Rechtsverständnis müsste das Sanitätshaus sich an den (flüchtigen) LKW-Fahrer halten und sehen, dass der gefasst wird. Hat jemand eine Erklärung, warum wir für den Schaden aufkommen sollen? Einfach nur, weil wir die Dummen sind und uns (bisher) nicht wehren?
Ich bin dankbar für jeden guten Tipp - wir sind nach inzwischen zwei Wochen ergebnislosen Herumtelefonierens inzwischen absolut frustriert und fühlen uns von allen allein gelassen. Und meinem Freund geht es immer schlechter ...