Ab wann ist eine (Autismus) Asperger-Diagnose sinnvoll? Welche Anzeichen und Erfahrungen habt ihr? Tausche dich aus und finde Antworten!
*Satz von der Redaktion zur besseren Auffindbarkeit eingefügt*
Leidest du unter Depressionen und Angststörungen? Hast du das Asperger-Syndrom? Teile deine Erfahrungen und finde Unterstützung!
*Satz von der Redaktion zur besseren Auffindbarkeit eingefügt*
Hallo zusammen
Ich bin weiblich, 38 Jahre alt und versuche seit einiger Zeit meinen Problemen auf den Grund zu gehen. Mehr oder weniger mühselig stolpere ich durchs Leben, soweit ich mich zurückerinnern kann.
Ich kämpfe immer mal wieder mit Panikattacken, diversen Ängsten, depressiven Phasen, Zusammenbrüche, genereller Überforderung vom Leben und im Teenie-Alter auch mit Magersucht.
Diese Probleme fügen sich wie Puzzleteile aneinander, aber ich denke da steckt noch etwas Grundlegendes dahinter, denn ich war schon immer etwas “anders”.
Dann bin ich auf den Begriff Asperger Autismus gestossen, habe viel darüber gelesen und finde mich darin wieder. Auch mit meinen Eltern habe ich darüber gesprochen und sie haben mir einiges aus meiner Kindheit erzählt, worüber ich mir gar nicht mehr bewusst war.
Ich habe mir das Lesen und Schreiben im Alter von ca. 4-5 Jahren selber beigebracht und hatte die Angewohnheit, überall Notizzettelchen in der Wohnung zu hinterlassen. Natürlich nur einfache Sprache, aber man wusste, was ich damit mitteilen wollte. Ausserdem habe ich gerne die bunten Stecknadeln meiner Mama stundenlang nach Farbe sortiert.
Ich war schon als Kind sehr reizempfindlich. Bei einem Gewitter habe ich mich unter dem Tisch versteckt, draussen beim Spazieren hatte ich panische Angst vor lauten Lastwagen und Traktoren und habe mich regelmässig im unteren Teil des Kinderwagens meines kleinen Bruders verkrochen.
Die Schulzeit war sehr schwierig für mich, ich war eine gute Schülerin, wurde aber die ganze Zeit gemobbt und habe nie irgendwo Anschluss gefunden. Ich empfand mich schon damals als anders und nirgendwo passend. Als Kind hatte ich gar kein Interesse an Gleichaltrigen, wenn überhaupt, dann habe ich mich nur auf ältere Kinder und Erwachsene eingelassen.
Dieses “Anders-sein” begleitet mich heute noch. Obwohl ich 38 bin, fühle ich mich emotional viel jünger und den gesellschaftlichen Anforderungen an eine Frau meines Alters nicht gewachsen. Ich kann mich gar nicht mit meinem Alter identifizieren.
Und ich schaffe es einfach nicht, soziale Kontakte aufzubauen und gar zu pflegen, selbst wenn ich es ausnahmsweise mal möchte. Leider muss ich feststellen, dass ich auch in meinem Alter immer noch keine Ahnung habe wie das geht und was von mir erwartet wird. Diese Erwartungen kann ich dann nicht erfüllen. Grundsätzlich bin ich eine Einzelgängerin, wohne alleine und brauche sehr viel Zeit für mich, muss mich lange zurückziehen, um meine Batterien wieder aufzuladen. Menschliche Interaktionen kosten mich unendlich viel Energie. Ich bin zwar in einer Beziehung, aber leider ist diese sehr problembehaftet (Freund ist Borderliner). Meine einzigen Bezugspersonen mit denen ich wirklich über alles reden kann sind meine Eltern.
Sehr viele Probleme bereitet mir Reizüberflutung durch Geräusche, Licht, Gerüche etc. Sonnenbrille und Ohrstöpsel sind mir eine grosse Hilfe.
Ich bin zu 100% berufstätig und ich liebe meinen Beruf, aber der Alltag raubt mir so viel Energie, dass ich froh bin wenn ich endlich daheim ankomme und meine Haustür hinter mir schliessen kann.
Unvorgesehenes bringt mich total aus dem Konzept. Am liebsten mag ich einen routinierten Tagesablauf, auch bei der Arbeit. Ein chaotischer, unstrukturierter Arbeitsplatz bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Und in neuen Situationen brauche ich sehr lange, bis ich mich zurecht finde. Ich mag Telefondienst bei der Arbeit überhaupt nicht, weil ich grosse Mühe habe akustisch zu verstehen, was die Person von mir will. Generell komme ich mit mündlichen Anweisungen nicht zurecht, bei mir muss alles schriftlich notiert sein.
Ich könnte noch so viel schreiben, aber möchte nun meine Frage anbringen. Danke an alle, die bis hierhin mitgelesen haben.
Da ich wirklich viele Schwierigkeiten im Alltag habe, möchte ich eine Therapie machen. Doch wie gehe ich da am besten vor? Macht es Sinn, mich zuerst auf eine Diagnostik bezüglich Asperger einzulassen? Was sind die Vor- und Nachteile einer Diagnose? (Falls sie denn tatsächlich zutrifft). Oder ist es besser, direkt in einer Therapie einfach meine Probleme nach und nach anzugehen? Das sind aber leider sehr viele und dafür brauche ich wohl mehr als ein Leben.
Vielleicht versteht ja jemand meinen Text und kann mir ein paar Tipps geben. Ich würde mich sehr freuen.
Liebe Grüsse
Nova