Psychische Behinderung, Studium und Hilfe dabei

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Hallo ihr alle da draußen vor euren Monitoren! *wink*

Bin neu hier auf myhandicap. Habe mich angemeldet, da ich etwas überfordert bin und eure Hilfe brauche.

Ich habe mit Semesterbeginn angefangen Pädagogik und Soziologie zu studieren. Ich habe auf Grund einer Borderline-Erkrankung/kombinierte Persönlichkeitsstörung (Ärzte sind sich da nicht ganz einig) Essstörung und Depressionen einen GdB von 80. Soweit die Fakten.

Zu den Dingen, die mir seit einigen Wochen ziemliches Gedankenchaos bescheren:
- Ich schaffe es kaum, einen Überblick über meine Termine und Fristen zu halten. -> Hausaufgaben für ein Seminar vergessen, hochgradige Zeitnot un Druck weil Dinge sich angehäuft haben, einige blieb liegen, etc.
- Mein Antrieb und/oder meine Schlafstörung machen mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung, wenn es darum geht zur ersten Vorlesung um 8:15 Uhr in der Uni zu sein.
- Ich habe ziemlich massive Prüfungsängste ... dabei ist es meiner Prüfungsangst egal, ob es sich um mündliche oder schriftliche Prüfungen handelt. Kann man im Rahmen des Nachteilsausgleiches auch eine Hausarbeit statt einer Klausur schreiben? Also, wenn mein Arzt das schreibt, ist sowas dann grundsätzlich möglich?
- Weil mein Haushalt und alles was damit zusammen hängt ziemlich viel Kraft kostet, habe ich oft nicht die Kraft für Uni-Sachen (nachzu/er)arbeiten.
- Gedankenchaos, Antriebslosigkeit, Kräftemangel, etc. verhindern oft eine Prioritätensitzung oder ähnliches.
- Weil ich oft keinen Überblick habe, keinen Plan, was als nächstes sozusagen dran ist, ... fühle ich mich oft überfordert und mache dann gar nichts.
- ...

Danke erst mal für eure Ausdauer, alles gelesen zu haben! 😀

Hat einer von euch Erfahrung in Sachen Persönliches Budget oder anderen Hilfeformen in Sachen Studium? Bin um jeden Tip dankbar!

Liebe Grüße
Finja


Antworten

  • Hallo,

    hier: http://www.studentenwerke.de/de/handbuch-studium-behinderung

    gibt es viele Informationen zu vrschiedenen Fragen rund um Studium un Behiderung und auch Hinweise auch Ansprechpartner.

    In welcher Form Du Nachteilsausgleich in Anspruch nehmen kannst, musst Du mit der Uni klären; meines Wissens ist es Sacher der Uni das jeweils zu regeln (wie ja auch Prüfungsordnungen ingesamt Sache der Uni sind).

    Hast Du schon Unterstützung an der Uni gesucht? Eventuell gibt es eine Anlaufstelle für Studierend mit Behinderung seitens des Studentenwerks oder des Asta. Eine Liste mit Ansprechpartnern an verschiedenen Hochschulen findet sich hier: http://www.studentenwerke.de/de/content/beratung

    Besten Gruß, ananim
  • Hi,

    an der Beschreibung sehe ich, dass es zwischen Borderline und Asperger etliche Überschneidungen in der Symptomatik gibt, wobei sich die Gründe für die Symptome teils sehr unterscheiden und Asperger dann eher etwas technisches studieren und Borderliner etwas menschelndes.

    Du hast die Chance, Dir Hilfe und Rat zu suchen und Du machst genau das Richtige. Ich wußte damals nicht um meine Eigenarten und habe deswegen nacheinander drei Studiums in den Sand gesetzt (Informatik, Informationswissenschaft und BWL). Selbst wenn ich über meinen Asperger Bescheid gewusst hätte, hätte ich damals sicher keine Hilfe angenommen.

    Meiner Meinung nach ist aber zu allem wichtig, dass Deine Diagnose gefestigt wird, damit für Dich ein Weg gefunden werden kann, der für Deine Besonderheiten am wenigsten Extreme aufweist.

    Ich drücke Dir die Daumen.

    Peter.
  • Je nach dem wo du stidirst giebts von studenten werk asta und eien ander studentischen zusammenschluß ein anlaufstelle die eien beratun zu kosten und leistungen so wie eien liste mit hilfe haben, weiß ja nicht wo du studirst hir in marburg bei mir kann ich dir so gar weiter helfen kenn zar Uch von eienogen andern unis aber nicht alle persönlich, einfach melden.
  • Hallo,
    also deine Liste der Schwierigkeiten klingt für mich nach der eines Studienanfängers. Das heißt, dass es vielen Studis so geht. Darum kann dir erst einmal die Standardliteratur helfen. Da gibt es Tipps wie man ein Studium organisiert, wie man sich motiviert usw.

    Für den PC und Smartphone gibt es Terminplaner mit Erinnerungsfunktion und Wochenplaner.
    Falls es dir möglich ist, verabrede dich mit anderen Studis vor Vorlesungsbeginn. Vielleicht zum gemeinsamen Kaffee. Das zieht meist eher als dem Bett als eine anonyme Vorlesung. (Tipps zum erfolgreichen Studium, Zeitmanagement usw. gibt es in Büchern. Siehe ggf. Stadtbibliothek).

    An den Unis gibt es Seminare für Studis mit Prüfungsangst. Auch hier wirst du eher keine besondere Berücksichtigung der Borderline-Stoerung usw. brauchen.

    An den Unis gibt es Beratung für Studis mit Behinderung. Mit Kompetenzen im Bereich der psychischen Erkrankungen und passender Nachteilsausgleiche würde ich nicht rechnen.
    Deine Diagnose musst du bei Anträgen nicht nennen. Angesichts der verbreiteten Vorurteile würde ich davon abraten.

    Im Studium wirst du mit prüfungsähnlichen Situationen konfrontiert werden. In deinem Fach wird man dir auf Dauer kaum ohne Nachteile Gruppenarbeit, Referate vor versammelter Gruppe usw. erlassen. Von daher solte das Ziel m. E. sein, Ängste abzubauen, statt Wege zur Vermeidung zu suchen - zumindest auf Dauer.

    Für die Prüfung kannst du als Mensch mit krankheitsbedingt eingeschränkter Konzentrationsfaehigkeit beantragen, dass dir in der Prüfung mehr Zeit (bei gleichem Anspruchsniveau) gewährt wird. Du könntest auch beantragen, dass du für die Abschlussarbeit aufgrund von Krankheit (Diagnose unwichtig) brauchst.
    Es wäre ein Versuch wert. Der Umgang mit solchen Anträgen ist an den Unis unterschiedlich. Das Prüfungsamt des Fachbereichs hat evtl. hierzu bereits Regel ausgearbeitet.

    Grundsätzlich wurde ich dir raten alles daran zu setzen, dass du in einer fachlich kompetenten Psychotherapie (Facharzt mit Zusatz Psychotherapie oder Psychologischer Psychotherapeut) die Symptome der Borderline-Störung zumindest abzumildern. (Vermutlich arbeitest du bereits daran. Dann weiter so).

    Spätestens mit Studienabschluss gibt es keinen Nachteilsausgleich, wenn du das borderline-typische extremes Gefühlschaos gerätst oder depressiv gestimmt nicht pünktlich zur Arbeit erscheinst.
    So gesehen ist das Studieren ein prima Übungsfeld, denn dort kann man Dinge im nächsten Semester nachholen usw.

    Falls du BaföG-Leistungen beziehst, gäbe es später in Form von längerer Laufzeit Hilfe.

    Ich würde also zusammenfassend sagen:
    Bücher zum Thema erfolgreich studieren lesen,
    ggf. uni-intern dazu einen Workshop besuchen (s. Psychosoziale Beratungsstelle der Uni),
    Psychologische Psychotherapie intensivieren, um Symptom-Management zu optimieren und immer wieder mal Durchatmen und sich des Lebens freuen.


  • surfer
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    Hallo Finja,

    Zunächst einmal die Frage:

    Hast Du gute fachärztliche Gutachten, so daß Du einen Behi- Ausweis mit 50% kriegst.

    Das ist nämlich für viele Hilfen nötig.

    LG

    Surfer
  • Hallo ihr fleißigen Antwortenden!


    Zunächst mal vielen Dank für euer fleißiges Schreiben!! =)


    @ surfer
    Habe ich schon: " Ich habe [...] einen GdB von 80." Also 80 "Prozent".


    @all
    Wahrscheinlich habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Werde mich mal versuchen zu konkretisieren. Nehme dafür mal folgendes Beispiel:

    - habe bisher von 8 Mittwochvormittagen ganze 2 2/3 besucht
    -> von den nichtbesuchten habe ich bisher 2 nachgearbeitet,
    *weil ich einfach keinen Antrieb habe. Deswegen antworte ich auch jetzt erst. Um es in den Worten eines Freundes auszudrücken "Du hast 'nen Antrieb wie ein Plattgefahrenes Eichhörnchen."
    -> ich kann mich oft kaum konzentrieren
    -> Oft habe ich große Angst vor dem Einschlafen, weil ich am nächsten Morgen ja sowieso verpenne, also weil ich durch mein ständiges Verpennen eben ne menge verpasse
    -> Oft setze ich mich an meinen Schreibtisch und will etwas arbeiten. Dann sitze ich da, platt davon, mich überhaupt erst zum Arbeiten hingesetzt zu haben.
    -> ...

    Ich würde nicht sagen, dass das Schwierigkeiten sind mit denen jeder Ersti zu kämpfen hat. Wenn doch, dann kann hier doch irgendwas nicht ganz richtig laufen ... *sich irritiert umschaut*

    Dazu sollte ich vlt sagen, dass ich nach meinem Abi FSJ gemacht und dann 3 Jahre im Rahmen meiner Ausbildung gearbeitet habe. Seit letztem Jahr war ich bis Semesterbeginn ~20 Monate arbeitsunfähig geschrieben. In den 2,5 Jahren Oberstufe habe ich krankheits-/therapiebedingt (u.A. 6 Monate Tagesklinik, in denen ich immer nach der 4. Stunde aus der Schule bin) über 400 Fehlstunden angesammelt und alles in Eigenregie nachgearbeitet.

    Auch während meiner Ausbildung musste ich viel in Eigenregie arbeiten, da wir nur 2x im Jahr einen mehrwöchigen Schulblock hatten. Und auch bei der eigentlichen Arbeit habe ich mich schnell zurecht gefunden, mir schnell meine eigenen Strukturen erarbeitet und etliche Aufgaben übernommen worden, die eig Teamleiteraufgabe oder Aufgabe voll ausgebildeter Kollegin gewesen wären.

    Ja, ich weiß das klingt für Außenstehende erst mal komisch und ist auch ne nicht ganz saubere Kiste gewesen damals ... jedenfalls will ich mich jetzt nicht in's Scheinwerferlicht stellen oder so! Sondern nur möglichst unmissverständlich dazustellen, dass ich diese ganzen Skills wie Terminmanagement, Lernzeiten planen, etc alle behersche. Theoretisch jedenfalls. An der Umsetzung hapert es eben noch.


    Ich bin auch schon beim Behindertenbeauftragten der Uni gewesen, aber das Gespräch war nicht sehr aufschlussreich. Leider!

    Hat hier jemand Erfahrungen mit dem Persönlichen Budget und Unterstützung beim Studium und der allgemeinen Lebensführung gemacht?


    Viele Grüße
    die Finja
  • MyHandicap User
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    Persönliches Budget? Bei welchem der genannten Probleme soll das helfen?



  • MyHandicap User
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    Hallo Finja,

    ich kann leider selber keine Erfahrungen mit Assistenz im Studium beisteuern.

    Ich würde vermuten, dass das, was Du schilderst wahrscheinlich bei anderen Studix ohne psychische Erkrankung nicht so stark oder häufig ist, wie bei Dir, aber in Form von Arbeitsschwierigkeiten, Blockaden etc. durchaus auch vorkommt.


    Zusätzlich zu der Frage nach Assistenz o.ä. ist es deswegen vielleicht auch eine Überlegung wert, Strategien anzuwenden, die auch andere Studix verwenden. Ein ganz klassisches Beispiel wäre, sich mit anderen Leuten zum Lernen zu verabreden oder zum Bibliotheksbesuch. Dann ist da eine soziale Komponente dabei (gemeinsam Kaffetrinken in der Pause) und ein wenig höherer Druck, auch zu erscheinen.

    Vielleicht hilft trotz allem auch der Besuch von einem Seminar o.ä., das die Uni zum Umgang mit Arbeitblockaden anbietet?

    Hast Du Mitbewohner_innen, mit denen Du morgens gemeinsam zur Uni fahren könntest und die Dich eventuell auch aus dem Bett schmeißen könnten?

    Ich selber z. B. bin auch keine begeisterte Frühaufsteherin und kam im Studium dann nach ein paar Semestern zu der Einsicht, dass es einfach keinen Sinn macht, wenn ich mir Veranstaltungen um 8h morgens vornehme, weil ich eh nie hingegangen bin. Dafür hat es mir dann nichts gemacht, bis spät abends in der Bib zu sitzen und selber zu lesen. Auch diese Art, freundlich mit sich selbst und den eigenen Defiziten umzugehen bzw. die Art des Studiums dem eigenen Arbeitsstil anzupassen, würde ich Dir empfehlen, soweit es Dein Studiengang zulässt.

    Besten Gruß, ananim
  • MyHandicap User
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    Servus!

    Noch mal danke für eure Antwoerten! =)


    @ xxxx

    z.B. - mich mit der Person, die das PB erhält, hinsetzen und planen wan was wie lernen und icn den Hintern treten lasse. also Termine und Fristen überblicken und einhalten können.
    - Hilfe im Haushalt (dann belastet mich das weniger, laugt weniger aus und ich habe mehr Kraft für die anderen Dinge wie Uni)
    - Hausaufgaben und Eigenstudium hin bekommen
    - Tagesstruktur entwickeln
    - Belastbarkeit, Ausdauer und Antrieb steigern
    ... ich denke nicht, dass ich hier meine komplette Zielliste hin schreiben muss 😉


    @ ananim

    Ich habe leider keine Mitbewohner, mit denen ich zur Uni kann oder die mich raus schmeißen könnten. was ich schon versucht habe ist bei einem Freund zu übernachten, dessen Mitbewohnerin zur Berufsschule neben meiner Uni geht, aber das hat auch nicht funktioniert bisher.

    Hätte ich es vermeiden können, dann hätte ich die Veranstaltungen auf frühestens 10:15 gelegt, aber das geht nicht. Eine Vorlesung, die ich für meine GOP brauche (also die Klausur), liegt nun mal leider um 8:15.

    Wg meiner Krankheit habe ich massive Schwierigkeiten auf andere zu zu gehen bzw diese für solche Aktionen anzusprechen. Ich habe es schon oft versucht. Habe z.B. in meiner 12:15-VL eine kennen gelernt (sie hat mich angesprochen und die Initiative ergriffen), mit der ich dann auch zum Bhf gelatscht und zusammen Zug gefahren bin. Trotz der Verabredung, sich in der VL zusammen hin zu setzen und so, bin ich trotzdem vier Wochen lang nicht gewesen. Dabei hatte ich mich doch tatsächlich über diesen Kontakt gefreut 🙁


    Summa sumarum scheint es mir als müsste ich alleine einen Weg finden ...


  • MyHandicap User
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    Hallole,
    soeben hab ich mich eingeloggt und im Forum diese Frage gelesen.
    Vielleicht könnte ein Antrag beim örtlichen Sozialamt auf Eingliederungshilfe in Form eines Betreuten Wohnens oder Assistenzleistungen ( werden öfters in Form des Persönlichen Budgets bewilligt) helfen. Auch würde ich zur Kontaktaufnahme mit Caritas, Diakonie, St. Gallus - Hilfe u.a. raten
    Die Verbände wissen über die Gepflogenheiten der örtlichen Träger der Sozialhilfe, d.h. In welcher Form die Hilfe evtl. geleistet werden kann, in der Regel bestens Bescheid.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe, dass dir bald gut geholfen werden kann.
    Grüße Corinna
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