Worauf achten? Wollen Whg rolligerecht bauen

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Hallo!

Ich wollte einmal echte Rolli-Fahrer fragen.
Wir sind nicht gehandicapt, wollen aber eine (1) Wohnung rollstuhlgerecht /barrierearm / altersgerecht ausstatten.

Also: Wir planen eine Eigentumswohnung zu kaufen (Baubeginn in Kürze), die behindertengerecht ausgestattet werden soll.

Diese soll zunächst vermietet werden und von uns im Alter ggf. selbst bewohnt werden, also vielleicht in 20 Jahren. Vielleicht sind wir dann ja auf diese Ausstattung angewiesen, wer weiß.

Der Bauträger, der das ganze Objekt mit 5 Wohnungen baut, steht der Sache nicht besonders aufgeschlossen gegenüber, aber er wird das umsetzen, was wir wünschen und eben zusätzliche Kosten geltend machen. Den Außenzugang wird stufenfrei.

Deshalb die Frage was ist unabdingbar, damit man als Rolli-Fahrer zurecht kommt.

Es sind jetzt Innentüren vorgesehen, mit 80cm lichtem Maß.

Bei den Außentüren (Haustür, Wohnungstür) wissen wir es noch nicht, was dort vorgesehen ist.

Bauunternehmer meint 80er Innentüren reichen auch für Rollis.
Die Norm sagt wohl 90cm.

Was meint Ihr bzl. Innentüren und Außentüren?

Unser Mittel sind natürlich begrenzt, wir sind nur eine "normale" Familie und das ganze wird zu einem Großteil kreditfinanziert.

Das Badezimmer wird eine Dusche erhalten, die ebenerdig ist und wegklappbare Duschwände hat.

Badewanne zusätzlich sinnvoll?

Hängt natürlich von der Art der Behinderung ab. Zielgruppe sollen „normale“ Rolli-Fahrer sein.

Was sind Eure Erfahrungen: Gibt es überhaupt Bedarf an rolligerechten Wohnungen, oder ist dort das Angebot größer als die Nachfrage?

Wird für Rolli – gerechtere Wohnungen etwas mehr Miete bezahlt?
Da wir nicht aus dem Vollen schöpfen, müsste ein Mehraufwand auch langfristig wieder erlösbar sein.

Ich fürchte jetzt einen Proteststurm, wegen dem letzten Satz. Aber wenn es mehr kostet, benötien wir auch mehr Geld für die Kredittilgung.

Für den, den es interessiert: Lage 46325 Borken/Westfalen, ca. 81qm, 2 SZ + Wohn/Esszimmer + offene Küche zum WZ/EZ hin.

Erdgeschosswohnung mit Terrasse und etwas Rasen dahinter. Aufzug ist weiterhin vorhanden. 5 Parteien im Haus.

Tür im Zaun nach hinten wird sinnvoll sein.

Lage fußläufig in große öffentlich Grünanlage und in die Innenstadt, Bäcker und Lebensmittel 200m.

Wer hat Muße Tipps zu geben, die auch umsetzbar sind?
Vielen Dank!

Danke und Gruß

Martin

Antworten

  • Hallo Martin,

    das A und O für einen Rollifahrer ist natürlich Platz an den entscheidenden Stellen sowie ein stufenloser Zugang. Das sind Grundvoraussetzungen, die sich oft nachträglich nicht mehr oder nur teuer korrigieren lassen. Wenn man das von vornherein beachtet, dann kommt ein Großteil der Rolli-Fahrer wohl schon klar. Türbreite von 80 cm innen ist nicht schlecht aber nicht üppig, d.h. im Lauf der Jahre könnte es schon sein, daß der ein oder andere Türrahmen was abkriegt. Neben der Türbreite ist es auch wichtig zu wissen wie sie aufschwenken. Wenn man problemlos in einen Raum fahren kann aber dann hinter sich die nach innen öffnende Türe nicht mehr zukriegt, weil man nicht aus dem Türradius kommt, dann nützt eine Breite Türe nichts. Beim Öffnen der Haustüre können stumpfe Fussabstreifer und/oder eine knapp anschließende Kellertreppe das Manövrieren beim Türöffnen erschweren. Knackpunkt ist oft das Bad weil das der teuerste Raum ist und da jeder cm eingespart wird der überflüssig erscheint. 5 qm ist für ein Rolli Bad wenig. Dusche und Badewanne kann ich mir da nicht gleichzeitig vorstellen, denn die Dusche sollte m.M. mind. 1*1 Meter haben damit man sich einigermaßen mit einem Duschrollstuhl um die eigen Achse drehen kann. Entscheidend ist natürlich wie alles angeordnet ist was man aber deinem Grundriss leider nicht entnehmen kann. Ein erhöhtes WC -> 48 cm macht das Umsetzen leichter. Ein Fensterbad ist für einen Rolli nicht so toll wenn das Fenster z.B. über der Badewanne angebracht wäre weil man dann nicht rankommt. Ein schöner Balkon oder eine schöne Terasse verliert viel an Reiz, wenn man nur über eine Stufe rauskommt. Ansonsten wäre für Autofahrer noch ein ausreichend breiter Stellplatz wichtig (natürlich ebenerdig erreichbar) möglichst Tiefgarage weil Eiskratzen ist für den Rolli noch mühsamer als für den Fußgänger bzw. geht gar nicht. Offene Küche ist für einen Rolli m.M. von Vorteil.

    Wenn durch das barrierefrei Bauen Mehrkosten entstehen, dann finde ich das OK wenn sich das auch in der Miete niederschlägt. Aber wenn man von Anfang an gleich mitdenkt, dann glaube ich sind die Mehrkosten gar nicht so hoch. Evtl. hat man sogar die Möglichkeit Fördermittel zu bekommen.

    schöne Grüße,
    Marco

  • Guten Tag,..

    und willkommen im Forum.

    Ich finde eure Idee sehr gut und habe noch einen guten Link zum Bauen.

    Der Link;

    http://nullbarriere.de/

    http://nullbarriere.de/din18025.htm

    Der zweite link gibt Anregungen zur Fläche, Türenbreite etc. was notwendig ist. In dem Sinne wurde bereits durch AnderIsar fast alle Fragen beantwortet. Bis auf die Küche auch die ist wichtig mit einem Teil zum Rüsten in der Vorbereitung zum Kochen, der Arbeitsplatz zum unterfahren etc.

    Im Bad sollte auch für WA & Trockner Platz sein. In diesem Sinne gutes Gelingen, Mfg Lyn
  • Hallo Martin,

    in unserem Info-Bereich findest du zum Thema Bauen ebenfalls viele Tipps.
    Info zu Eingängen
    Tipps fürs Badezimmer und hier eine Checkliste

    Wenn noch eine spezielle Frage hast, kannst du diese gerne hier stellen. Wir werden dann unsere Architekten hinzuziehen.

    Schöne Grüße, Steffen
  • MyHandicap User
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    Hallo und herzlichen Dank für Euren Input.

    Ich habe mich an den angegeben Quellen schon gut eingelesen.

    Und dennoch würde ich mich freuen, wenn mir jemand konkret auf der Basis der realen Bauzeichnungen Tipps geben kann, wie "die Dusche sollte man nach hinten schieben" etc. oder "das Bad muss 20 cm breiter werden", oder sowas.

    Wir haben am Donnerstag Termin bei Bauunternehmer für unsere Eigentumswohnung, der aber nur die Standardpläne für nicht Rolli-Fahrer hat und unser Ansinnen einer rolligeeigneten Wohnung verständlichereise nicht zu seinem eigenem Projekt macht. Grundssätzlich wird er machen, was wir ihm sagen (und bezahlen); aber sagen müssen wir es ihm schon.

    Lange Rede kurzer Sinn, wenn jemand Spaß hat uns ein bisschen zu helfen, würden wir gerne die Originalbauzeichnungen per Mail zuschicken. Hier so öffentlich als Anhang posten möchte ich nicht so gerne, weil ja der Bauunternehmer da das Urheberrecht daran hat.

    Nochmal worum es geht:
    Es soll eine Erdgeschoss-EWT die wir später selber nutzen wollen und zunächst vermietet werden soll, behindertengerecht / rolligerecht angelegt werden. Dabei haben wir aber keine spezielle Erkrankung im Sinn, sondern ganz allgemein Rollstuhlfahrer.
    Oftmals ist es ja so, dass man in der Planungsphhase mit kleinem Aufwand die größten späteren Alltags-Probleme umgehen kann.

    Danke sehr und schönen Gruß aus dem West-Münsterland
    Martin
  • MyHandicap User
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    Hallo Martin,

    das ist eine gute Entscheidung gleich an das Alter zun denken.

    Wir( 46 Jahre/ er 45 Jahre) bauen uns auch eine Eigentumswohnung ohne Badewanne, im Erdgeschoß mit Fahrstuhl in einen 8 Parteien Haus. Der Garten und die Terasse werden ebenerdig sein, es wird keine Stufen geben. Der Tiefgaragenplatz ist auch für Rollstühle geeignet. Das Bad hat 9 m²eine 1,50 auf 1,40 große Dusche.

    Meine Eltern haben sich mit 70 Jahren eine Badewanne aufschätzen lassen, anstatt eine Dusche zu machen. Nun mit 77 Jahren haben sie das problem nicht in die Wanne zu kommen. Der Wannenlifter ist keine große hilfe wenn mann seine Beine heben muß um aus der Wanne zu kommen.

    Den Fehler wollte ich nicht machen. Der Pflegedienst ist nicht von dem Bad der Eltern begeistert.

    Es ist ein teurer Spaß, aber ich hatte die Wohnungs suche satt und was wir an Miete zahlen können wir auch in das Eigentum stecken.

    Er hat uns auch beraten können, wo am besten die Waschbecken und die Toilette hin sollte. Da alles nur auf dem Papier bestand und mein Schwiegervater gut verhandeln kann ohne extrakosten. Er hat auch gleich auf ein Geländer an dem Terassenende bestanden, da es dort 1,70 in die tiefe geht/ darunter ist die Tiefgarage/.

    Mein Schwiegervater hat Ahnung von Altersgerechten/Behindertgerechten Wohnungen und hat uns gleich vor Fehlern beim Bauen bewahrt. Ich freue mich riesig auf den Umzug ende nächsten Jahres.

    Wir machen keine Badewanne da ich Hüftprobleme habe und nicht aus der Wanne komme.

    Wünsche Dir /Euch ein schönes Wochenende

    Gruß


    Gastone
  • Hallo Martin!

    Eure Idee ist gut und Bedarf gibt es immer. Ich frage mich nur, was du unter einem "normalen" Rollifahrer verstehst. Es gibt solche mit Pflegestufe 3, die ständig Hilfe brauchen, evtl ein zweites Schlafzimmer für eine Pflegeperson brauchen und es gibt welche, die zwar nicht mehr laufen können, sich aber komplett allein versorgen und es gibt auch Rollifahrer, die noch ein Restgehvermögen haben, also noch etwas laufen können.

    Die Wohnung sollte trotz der guten Vorplanung durch euch als Vermieter individuell anpassbar sein. Jeder benötigt Haltegriffe woanders oder in unterschiedlicher Höhe. Ein unterfahrbares und höhenverstellbares Waschbecken sowie einen individuell anpassbaren Spiegel in Schrägstellung wären super. Auch in der Küche kann es unterfahrbare Arbeitsflächen geben und absenkbare obere Hängeschränke.

    Am besten macht ihr mal den Selbsttest. Mietet euch einen Rolli fürs Wochenende oder eine Urlaubswoche, verknotet euch die Beine und testet, wo ihr an eure Grenzen kommt. Genau da muß dann die Wohnung entsprechend ausgestattet sein. Bei dem Test ist dann aber "schummeln" verboten.


    Gruß, Katrin
  • Hallo Martin,

    ich habe die Bewertung des Threads auf 100% gesetzt, damit andere User eine bessere Übersicht haben, welche Anliegen bereits geklärt sind.

    Dies ist vor allem für neue User wichtig, die Rat suchen. Aber auch für unser Kollegium, damit wir sehen, wo noch Hilfe benötigt wird.

    Da es seit über vier Wochen keine Beiträge mehr zu dieser Diskussion gab, gehe ich davon aus, dass kein weiterer Diskussionsbedarf mehr besteht.

    Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, in diesem Thread zu posten. Themenersteller können – bei Bedarf – die Bewertung auch wieder zurücksetzen.

    Bei neuen Fragen oder Anliegen, bitten wir darum, einfach einen neuen Thread im entsprechenden Forum zu eröffnen.

    Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen und wünschen weiterhin viel Spaß und eine interessante Zeit in der Community von MyHandicap!
  • Hallo,

    ich wollte mich an dieser Stelle einmal für den Thread bedanken, wir planen unsere Wohnug auch umzubauen und der Thread hat mir sehr geholfen.
    Ein Tipp für alle anderen, ich habe mich im Internet noch etwas weitergehend dazu erkundigt und bin auf diese Seite gestoßen, dort findet ihr euch sehr viele hilfreiche informationen.




    MfG
    Martin
Diese Diskussion wurde geschlossen.