Behandlung und Reha bei Burnout

Guten Tag lieber User,

und herzlich willkommen im Forum!
Nachfolgend habe ich einige Informationen für Sie zusammengestellt.
Vielleicht bekommen Sie dadurch schon erste Ideen, wie Ihre Situation zu verbessern sein könnte.

Es gibt im Fall von Burn-Out nämlich zwei wichtige Punkte zu beachten.

A. Es existiert in der Fachwelt leider noch nicht DIE Einigung darüber, wie eine einheitliche Definition von „Burn-Out“ lauten sollte. Dementsprechend herrscht auch noch ein Mangel an strukturierten und auf ihren Erfolg hin wissenschaftlich überprüften Konzepten für eine möglichst gute und zielführende Therapie bei Burn- Out.

B. Für die Diagnose ergeben sich Probleme, weil manchmal etwas als Burn-Out eingestuft wird, obwohl vielleicht ein anderes Grundproblem vorliegt. Wenn man sich die bei Burn-Out häufig vorkommenden Symptome und Beschwerden ansieht, dann kann man z.B. eine große Ähnlichkeit zu denen der Depression feststellen (u.a. weniger Energie und Antrieb haben, das Interesse an den unterschiedlichsten Dingen verlieren, in der Arbeit nicht mehr leistungsfähig sein, Gefühle von Traurigkeit erleben, etc.). Es muss sich also immer die Frage stellen, ob wirklich „nur“ Burn-Out das Problem ist oder ob nicht vielleicht die Diagnose falsch ist.

Für Sie als Angehörigen eines Betroffenen könnten nun folgende Fragen hilfreich sein, um Lösungswege zu finden:

1. Ist Ihr Bruder bei einem Psychologen (Sie hatten davon geschrieben) oder einem Psychotherapeuten?

Ein Psychologe kann mit ihm - streng genommen - nämlich nur Beratung durchführen, also z.B. Belastungsfaktoren in der Arbeit identifizieren, Ideen für Lösungen erarbeiten und die Umsetzung ein Stück weit begleiten.
Ein Psychotherapeut hingegen kann mit Ihrem Bruder nach umfassender Diagnostik ein individuelles Therapieprogramm erstellen und jeweils genau die Elemente in die Therapie einbauen, die die größte Erfolgswahrscheinlichkeit haben werden. Im Unterschied zur reinen Beratung geht die Arbeit an den Problemen und vielleicht auch den persönlichen Mustern, die Probleme verursachen, in diesem Fall weiter.
Dabei würde es sich dann um eine von den Krankenkassen übernommene Leistung handeln, eine sog. Psychotherapie.

2. Ist ihr Bruder so gut diagnostiziert worden (das sollte ein Psychiater oder ein Psychologischer Psychotherapeut gemacht haben), dass eine Depression wirklich ausgeschlossen werden kann?

Für die Depression könnte nämlich sprechen, dass er einen „Rückfall“
hatte - gerade bei Depression ist es üblich, dass die Krankheit in mehreren Wellen auftreten kann (sog. rezidivierende Depression). Hier wären u.a. besonders der zeitliche Abstand zwischen den Episoden und der allgemeine Verlauf der Erkrankung von Bedeutung für die Diagnose.

3. Nimmt Ihr Bruder unterstützend aktuell Psychopharmaka?

Je nachdem, wie schwer er belastet ist und wie stark die Beeinträchtigungen im Alltag sind, können solche Medikamente sehr hilfreich sein. Auch und gerade um „Rückfällen“ vorzubeugen.
Psychopharmaka darf übrigens nur ein Arzt (z.B. ein Psychiater) verschreiben.

4. Nach welchen Methoden arbeitet der Psychologe Ihres Bruders denn?

Abhängig von der Diagnose können sehr unterschiedliche Therapiearten besser oder schlechter für ganz bestimmte Probleme geeignet sein.
Leider kann die falsche Art der Therapie oder Herangehensweise bei einem bestimmten Problem zur Zeitverschwendung für den Patienten werden, wenn vorher die Diagnostik nicht gründlich genug durchgeführt wurde (siehe Frage 2).
Weil die Probleme, die PatientInnen bei Burn-Out haben mit einigen von denen bei PatientInnen mit Depression „verwandt“ sein können, kann es manchmal hilfreich sein, Elemente aus Depressions-Behandlungen auch für Burn-Out zu nutzen. Ob das auf den jeweiligen Einzelfall passt und ob es zu vertreten bzw. zu verantworten ist, kann jedoch nur in einer Psychotherapie (siehe Frage 1) überprüft werden. Falls es machbar ist, dann würden sich z.B. Elemente anbieten, die aus den Therapie-Manualen von Hautzinger (z.B. sein Werk „Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen“ in der 5. Auflage von 2000, erschienen in München: Beltz
PVU) oder von Schaub und Kollegen (z.B. ihr Werk „Kognitiv- psychoedukative Therapie zur Bewältigung von Depressionen“, erschienen
2006 bei Hogrefe) stammen. Zudem würde sich anbieten, dass anhand von Kaluzas Werk „Stressbewältigung“ von 2004 (erschienen bei Springer) oder Burischs Werk „Das Burnout-Syndrom“ von 2006 (ebenfalls erschienen bei Springer) vorgegangen wird.
Wichtig ist der Hinweis, dass es bei Therapie-Manualen immer einer Umsetzung durch Experten mit entsprechender Ausbildung (also z.B.
Psychologischer PsychotherapeutInnen) bedarf, was dann in der Psychotherapie geschieht.

5. Hat Ihr Bruder sich schon mit Entspannungsverfahren und allgemeiner Stressprävention beschäftigt?

Da Stress bei Burn-Out eine sehr große Rolle spielt, sollte das Erlernen eines für ihn passenden Entspannungsverfahrens (und hier kommt es stark auf individuelle Vorlieben an) hilfreich sein. Zur Auswahl stehen u.a. Meditation, Achtsamkeit, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung. Krankenkassen bieten oft Kurse an oder haben zumindest eine Liste mit qualifizierten LehrerInnen. Im Rahmen allgemeiner Präventionsangebote werden manche Kurse auch von den Kassen (zumindest teilweise) erstattet. Hier lohnt sich oft ein Anruf bei der Krankenkasse. Ergänzend können alle Arten der Unterstützung, die Stressprävention und Selbsthilfe zum Thema Belastung durch Arbeit, Überlastung im Job, etc. bieten, durchaus hilfreich sein. Hier lohnt sich eventuell ein Blick auf die Seite des Selbsthilfezentrums München (www.shz-muenchen.de).

Freundliche Grüße,

Eva-Maria Groh