welches land ist am freundlichsten?

Hallo Leute!

Wollte mal so aus neugirde fragen, findet ihr, dass manche Länder behindertenfreundlicher sind als andere? Bin noch nicht unbedingt weit in der Welt herumgekommen, um das beurteilen zu können. doch im allgemeinen ist es sicherlich so, dass es überall nette Menschen, und leider auch unfreundliche gibt.
Aber gibt es ein Land / Staat wo wirklich die Gegebenheiten besser sind, als in anderen Ländern? Wo mehr Einrichtungen also Aufzüge, Blindenbeschriftung usw. ist? Wo liegt beispielsweise der Unterschied zwischen Deutschland - Schweiz?
Nicht nur auf die Barrieren bezogen sondern auch auf die Mentalität, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw.

freu mich auf eure Meinungen!
rolliface

Antworten

  • Hallo rolliface,

    hier in Deutschland erlebe ich in den letzten Jahren immer häufiger eine sehr aufdringliche Hilfsbereitschaft. Als Rollifahrer kann man kaum eine Tätigkeit zu Ende führen ohne das sie einem aus der Hand gerissen wird. Versuche ich mit den Leuten darüber zu reden das auch Rollifahrer nur dann Hilfe benötigen, wenn sie etwas nicht können, fehlt oft die Einsicht Selbständigkeit zu zu lassen. Die Leute haben Angst ausgeschimpft zu werden wenn sie bei Rollifahrern nicht eingreifen. Deshalb helfen sie auch dann, wenn dieser Rollifahrer gar keine Hilfe braucht und "Nein Danke" gesagt hat.

    In Ländern in denen mehr Integration statt findet, daß heißt, dort wo Behinderte und Nichtbehinderte miteinander leben und gemeinsam aufwachsen, die gleichen Schulen und Kindergärten besucht, statt von frühester Kindheit an selektiert zu werden, ist das anders. In Australien zum Beispiel. Da wird man nicht auf seinen Rollstuhl reduziert, sondern auf Augenhöhe betrachtet. Mir tut das sehr gut. Das erlebe ich sonst nur wenn ich mit meinem Rennhandbike unterwegs bin. Da werde ich in Ruhe gelassen, weil die Menschen mich nicht als Rollifahrer (Behindert) wahr nehmen.

    Lieben Gruß
    Karin
  • also ich war in vielen ländern aber komischerweise zieht es mich immer in länder wo es mit der behibdertenfreundlichkeit nicht so gut bestellt ist. am besten von den menschen her fand ich es in marokko. die menschen sind total nett und hilfsbereit aber nicht diese unangenehme hilfsbereitschaft. aber das empfundet glaube ich jeder unterschiedlich. am schlimmsten fand ich es in rumänien. und in der türkei hab ich ein ganz tolles behinderten wc entdeckt. glaub werd mir so eins in die wohnung einbauen 😀 was deutschland angeht, gibt es zwar ne steigerung ( zb usa, holland) aber im großen und ganzen finde ich es hier ganz toll und von den städten finde ich, dass sich münchen den ruf als behindertenfreundlichste stadt verdient hat. ach ja wien nicht vergessen. diese stadt ist ein traum und hat in den letzten jahren gewaltige arbeit in punkto behindertenfreundlichkeit geleistet


  • Ich habe schon einige Länder bereist, aber positiv aufgefallen sind mir Großbritannien, Australien, Kanada und Schweden wobei ich da Stockholm meine. In diesen Ländern hat man in der Gesellschaft nicht das Gefühl irgendwie durch seine Behinderung benachteiligt zu sein.
    Es wird dort auch sehr viel Wert auf barrierefreiheit gelegt. Wie es dort allerdings für Sehbehinderte/Blinde Menschen ist kann ich nicht sagen, muss zu meiner Schande gestehen das ich nicht drauf geachtet habe.
    Hier bei uns in Deutschland hat man desöfteren das Gefühl in einer Zweiklassengesellschaft zu Leben, Gesunde und Behinderte/Kranke wobei letztere, jedenfalls in den Augen der Gesunden, automatisch die Fähigkeit einbüßen ein selbstständiges Leben zu führen.
    Klar, es verändert sich was, vieles wird besser, aber trotzdem liegt doch noch so einiges im Argen.
    Um Veränderungen zu erreichen ist es unabdingbar das wir alle die Gesellschaft auf Misstände hinweisen und an deren Lösung mitarbeiten.


    LG Proxyma
  • Hallo Leute,

    also in jeder Stadt wo ich war in Großbritannien, u. a. in Bristol (100% sicher) und London glaub ich, sind die Gehwege behindertenfreundlich für Rollstuhlfahrer und Blinde. Auch die Unterkunft in beiden Städten war barrierefrei, also mit Aufzug und treppenlose Steigungen im Flur. Also Treppen gibts natürlich schon auch, als Fluchtwege etc und für Leute, die gerne Treppen steigen. Auch die Leute nahmen gut Rücksicht auf Hörgeschädigte, haben mir bei Führungen wohl was anderes angeboten, weil das Audio Guide nicht so wirklich funktioniert mit den HGs. Weil ich ned soviel Vokabeln kann hab ich die Führungen dann aber sein gelassen.

    In Italien hab ich mich leider nicht danach umgesehen, war ja nur kurz da. Von den anderen Ländern wo ich überall war, hab ich leider nicht drauf geachtet.

    LG Keana
  • Hallo ihr Lieben!
    Danke für eure Antworten!

    at KarinM: ich kann mir das nicht vorstellen, dass die Menschen einen mit Hilfsbereitschaft überschütten. Das, dass aber nervt, glaub ich sofort! Bei uns herrscht eher noch das zurückhaltende, ignorieren und blöd dreinschauen vor. Wird aber auch langsam, langsam besser. die Gucker stören mich nicht, ich seh sie gar schon nicht mehr und wenn ich Hilfe brauch dann quatsch ich einfach jemanden an. 😃


    grüße rolliface
  • rolliface hat geschrieben:
    Hallo ihr Lieben!
    Danke für eure Antworten!

    at KarinM: ich kann mir das nicht vorstellen, dass die Menschen einen mit Hilfsbereitschaft überschütten. Das, dass aber nervt, glaub ich sofort! Bei uns herrscht eher noch das zurückhaltende, ignorieren und blöd dreinschauen vor. Wird aber auch langsam, langsam besser. die Gucker stören mich nicht, ich seh sie gar schon nicht mehr und wenn ich Hilfe brauch dann quatsch ich einfach jemanden an. 😃

    grüße rolliface


    Hallo rolliface,

    doch das ist so und ich bin nicht die einzige Rollifahrer dem gegen seinen Willen geholfen wird obwohl er, deutlich sichtbar, gar keine Hilfe braucht. Jeder Rollifahrer der halbwegs selbständig ist, erlebt Situationen dieses sogenannten "Zwanghelfens". Ganz besonders wenn mal wieder etwas einschlägiges im Fernsehen war, meinen es die Mitmenschen besonders gut und greifen ein, schubsen weg oder reißen aus der Hand ohne das es notwendig wäre oder erwünscht ist. Ich erlebe diese Art der Belästigung ganz besonders häufig wenn ich alleine unterwegs bin (aber auch wenn ich eine Begleitperson dabei habe) und dabei viel in Menschenkontakt treten muß. Das wäre alles nicht so schlimm, denn ich kann jeder Zeit "Nein Danke" sagen. Aber ersten werde ich selten gefragt ob Hilfe nötig sind und wenn die Leute schon mal dabei sind einem armen Rollifahrer zu helfen, hören sie auch nicht auf wenn man laut "NEIN" schreit. Die Leute rechnen gar nicht damit das Rollifahrer ihre Hilfe nicht brauchen, weil ihnen das niemand bei bringt. Oder hast Du im Fernsehen schonmal gesehen wie Rollifahrer ihren Alltag meistern?

    Hier in meinem Stadtteil habe ich mittlerweile meine Ruhe (hat vier Jahre gedauert) und kann, genauso wie Zuhause, meine Tätigkeiten in Ruhe zu Ende bringen ohne das sie mir jemand ungefragt entreißt. Leider lassen die Leute mich nicht in Ruhe einkaufen oder in den Bus/die U-Bahn einsteigen weil sie es schätzen das ich diese Tätigkeiten gut kann, sondern sie sind beleidigt und meinen das ich mir nicht helfen lasse. Das ich bei so banalen Dingen keine Hilfe brauche, kommt ihnen nicht in den Sinn.. Nein sie sind beleidigt und werfen mir vor ich würde mir nicht helfen lassen wollen. Sie denken ein guter Rollifahrer muß sich bemuttern und bedienen lassen. Leider hat keiner von denen verstanden das ich ihre Hilfe gerne annehme wenn ich sie brauche (tue ich auch gelegentlich) aber ansonsten gerne auch mal was alleine zu Ende machen möchte, was ganz leicht ist, ohne daß es mir jemand ungefragt entreißt. Ich möchte halt nicht fremdbestimmt werden, ich möchte selber Entscheiden wann ich Hilfe brauche und mich nicht zwingen lassen Hilfe an zu nehmen die ich gar nicht brauche und nicht möchte.

    Mag sein das dies regional unterschiedlich ist und davon abhängt welche Menschen bei dir wohnen. Aber hier in meinem Stadtteil bin ich nicht der einzige Rollifahrer der recht oft, manchmal im Sekundentakt, auf diese Weise belästigt wird. Beispiel: Wenn's besonders schlimm ist wird mir auf dem Weg vom Parkplatz in den Supermarkt bis zu vier Mal mein Einkaufswagen entwendet, obwohl ich für alle hörbar "NEIN ich möchte alleine schieben", gesagt habe. Sowas nennt man Spießrutenlaufen!

    Hilfsbereitschaft ist gut und wichtig. Aber jeder Mensch sollte über den Umfang seiner Hilfsbereitschaft selber entscheiden dürfen. Die Menschen müssen nicht nur lernen zu helfen, sie müssen auch lernen zu ertragen das manche Rollifahrer die gleiche Selbständigkeit haben wie sie selber und die Rollifahrer sollten lernen um Hilfe zu bitten, damit Fußgänger nicht immer genötigt werden ohne diese Aufforderung zur Hilfe tätig zu werden.

    Gruß Karin


  • Hallo rolliface,

    doch das ist so und ich bin nicht die einzige Rollifahrer dem gegen seinen Willen geholfen wird obwohl er, deutlich sichtbar, gar keine Hilfe braucht. Jeder Rollifahrer der halbwegs selbständig ist, erlebt Situationen dieses sogenannten "Zwanghelfens". Ganz besonders wenn mal wieder etwas einschlägiges im Fernsehen war, meinen es die Mitmenschen besonders gut und greifen ein, schubsen weg oder reißen aus der Hand ohne das es notwendig wäre oder erwünscht ist. Ich erlebe diese Art der Belästigung ganz besonders häufig wenn ich alleine unterwegs bin (aber auch wenn ich eine Begleitperson dabei habe) und dabei viel in Menschenkontakt treten muß. Das wäre alles nicht so schlimm, denn ich kann jeder Zeit "Nein Danke" sagen. Aber ersten werde ich selten gefragt ob Hilfe nötig sind und wenn die Leute schon mal dabei sind einem armen Rollifahrer zu helfen, hören sie auch nicht auf wenn man laut "NEIN" schreit. Die Leute rechnen gar nicht damit das Rollifahrer ihre Hilfe nicht brauchen, weil ihnen das niemand bei bringt. Oder hast Du im Fernsehen schonmal gesehen wie Rollifahrer ihren Alltag meistern?

    Hier in meinem Stadtteil habe ich mittlerweile meine Ruhe (hat vier Jahre gedauert) und kann, genauso wie Zuhause, meine Tätigkeiten in Ruhe zu Ende bringen ohne das sie mir jemand ungefragt entreißt. Leider lassen die Leute mich nicht in Ruhe einkaufen oder in den Bus/die U-Bahn einsteigen weil sie es schätzen das ich diese Tätigkeiten gut kann, sondern sie sind beleidigt und meinen das ich mir nicht helfen lasse. Das ich bei so banalen Dingen keine Hilfe brauche, kommt ihnen nicht in den Sinn.. Nein sie sind beleidigt und werfen mir vor ich würde mir nicht helfen lassen wollen. Sie denken ein guter Rollifahrer muß sich bemuttern und bedienen lassen. Leider hat keiner von denen verstanden das ich ihre Hilfe gerne annehme wenn ich sie brauche (tue ich auch gelegentlich) aber ansonsten gerne auch mal was alleine zu Ende machen möchte, was ganz leicht ist, ohne daß es mir jemand ungefragt entreißt. Ich möchte halt nicht fremdbestimmt werden, ich möchte selber Entscheiden wann ich Hilfe brauche und mich nicht zwingen lassen Hilfe an zu nehmen die ich gar nicht brauche und nicht möchte.

    Mag sein das dies regional unterschiedlich ist und davon abhängt welche Menschen bei dir wohnen. Aber hier in meinem Stadtteil bin ich nicht der einzige Rollifahrer der recht oft, manchmal im Sekundentakt, auf diese Weise belästigt wird. Beispiel: Wenn's besonders schlimm ist wird mir auf dem Weg vom Parkplatz in den Supermarkt bis zu vier Mal mein Einkaufswagen entwendet, obwohl ich für alle hörbar "NEIN ich möchte alleine schieben", gesagt habe. Sowas nennt man Spießrutenlaufen!

    Hilfsbereitschaft ist gut und wichtig. Aber jeder Mensch sollte über den Umfang seiner Hilfsbereitschaft selber entscheiden dürfen. Die Menschen müssen nicht nur lernen zu helfen, sie müssen auch lernen zu ertragen das manche Rollifahrer die gleiche Selbständigkeit haben wie sie selber und die Rollifahrer sollten lernen um Hilfe zu bitten, damit Fußgänger nicht immer genötigt werden ohne diese Aufforderung zur Hilfe tätig zu werden.

    Gruß Karin




    Hallo Karin!
    Das ist echt der hammer! und für mich nicht leicht vorzustellen. Was wollen die Leute denn mit deinem Einkaufswagen? Etwa mit dir gemeinsam einkaufen gehen? erklären sich die tatsächlich bereit mit dir einkaufen zu gehen?
    Also, da muss ich schon sagen: die Medien haben ihre Wirkung voll entfacht. du hast recht, es werden nie Filme mit selbstständigen rollifahrern gezeigt. ich hab jedenfalls keinen gesehen.
    Also ich erlebe bei uns das noch nicht so. Nur Bekannte reagiern oft so. Also, Menschen die mich bzw. meine Familie kennen, mich aber nicht wirklich gut oft sehen. bei denen passierts mir auch, dass sie mir etwas abnehmen (wollen) was ich alleine kann und machen will. doch ansonst, auf der Straße mit wildfremden nicht. Das ist echt krass. Hoff mal nicht, dass es bei uns soweit kommt.
    und dir und allen anderen wünsch ich starke nerven! und macht weiter damit den Leuten zu zeigen, dass ihr zwar ein Handicap habt, aber immer noch Mensch seit!!!

    liebe grüße
    rolliface


  • rolliface hat geschrieben:
    Hallo Karin!
    Das ist echt der hammer! und für mich nicht leicht vorzustellen. Was wollen die Leute denn mit deinem Einkaufswagen? Etwa mit dir gemeinsam einkaufen gehen? erklären sich die tatsächlich bereit mit dir einkaufen zu gehen?
    Also, da muss ich schon sagen: die Medien haben ihre Wirkung voll entfacht. du hast recht, es werden nie Filme mit selbstständigen rollifahrern gezeigt. ich hab jedenfalls keinen gesehen.
    Also ich erlebe bei uns das noch nicht so. Nur Bekannte reagiern oft so. Also, Menschen die mich bzw. meine Familie kennen, mich aber nicht wirklich gut oft sehen. bei denen passierts mir auch, dass sie mir etwas abnehmen (wollen) was ich alleine kann und machen will. doch ansonst, auf der Straße mit wildfremden nicht. Das ist echt krass. Hoff mal nicht, dass es bei uns soweit kommt.
    und dir und allen anderen wünsch ich starke nerven! und macht weiter damit den Leuten zu zeigen, dass ihr zwar ein Handicap habt, aber immer noch Mensch seit!!!

    liebe grüße
    rolliface


    Du hast Recht, da braucht man harte Nerven. 😉 Heute Nacht (ich konnte nicht schlafen) sah ich eine Reportage über eine blinden Musiker. Der ist auch total selbständig und unabhängig und düst vollkommen allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend. Er erzählte auch das die Leute meistens ohne zu Fragen helfen und sagte es wäre angenehmer wenn sie erst einmal fragen würden bevor sie sich bei ihm einhaken und ihn mitschleppen. Weißt Du, das ist ein gesellschaftliches Problem. Man lernt von klein auf, "du mußt dem armen Behinderten helfen". Die Leute die gelernt haben "du mußt dem guten Behinderten nur helfen wenn er Hilfe braucht" brauchen genauso ein dickes Fell wie wir. Sie bekommen regelmäßig Schelte wenn sie nur zuschauen statt ein zu greifen, weil sie genau wissen das der Behinderte seine Sache kann.

    Als ich im Behindertenbereich anfing zu arbeiten, wurde ich von den Sonderpädagogen ausgeschimpft, wenn ich den Kindern unaufgefordert geholfen habe. Andererseits erzählte mir neulich ein ehemaliger Ziwi, der seinen Ziwildienst mit Behinderten verbrachte, daß er es als sehr unangenehm empfand, daß der diesem Menschen ständig bei Dingen helfen mußte, die sie eigentlich selber konnten. Die Behinderten hatten sich daran gewöhnt unselbständig zu sein und ließen diese Hilfestellungen geschehen. So ist das halt in unserer Gesellschaft. Weil kaum einer weiß das Behinderung und Hilfsbedürftigkeit zwei verschiedene paar Stiefel sind, wird jeder der im Rollstuhl sitzt als hilfsbedürftig angesehen und auch so behandelt. Das was mir passiert, dagegen kann ich mich wehren. Aber wer heran wächst und deshalb nicht entsprechend gefördert wird und über das Behindertenwerkstattniveau nicht hinaus kommt, den hat es wirklich hart erwischt. Leider! 🙁

    Gut das es MyHandicap gibt. Denn so erfahren die Menschen welches Potential in uns allen steckt. 😀

    Gruß Karin 😉
  • KarinM hat geschrieben:

    Du hast Recht, da braucht man harte Nerven. 😉 Heute Nacht (ich konnte nicht schlafen) sah ich eine Reportage über eine blinden Musiker. Der ist auch total selbständig und unabhängig und düst vollkommen allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend. Er erzählte auch das die Leute meistens ohne zu Fragen helfen und sagte es wäre angenehmer wenn sie erst einmal fragen würden bevor sie sich bei ihm einhaken und ihn mitschleppen. Weißt Du, das ist ein gesellschaftliches Problem. Man lernt von klein auf, "du mußt dem armen Behinderten helfen". Die Leute die gelernt haben "du mußt dem guten Behinderten nur helfen wenn er Hilfe braucht" brauchen genauso ein dickes Fell wie wir. Sie bekommen regelmäßig Schelte wenn sie nur zuschauen statt ein zu greifen, weil sie genau wissen das der Behinderte seine Sache kann.

    Als ich im Behindertenbereich anfing zu arbeiten, wurde ich von den Sonderpädagogen ausgeschimpft, wenn ich den Kindern unaufgefordert geholfen habe. Andererseits erzählte mir neulich ein ehemaliger Ziwi, der seinen Ziwildienst mit Behinderten verbrachte, daß er es als sehr unangenehm empfand, daß der diesem Menschen ständig bei Dingen helfen mußte, die sie eigentlich selber konnten. Die Behinderten hatten sich daran gewöhnt unselbständig zu sein und ließen diese Hilfestellungen geschehen. So ist das halt in unserer Gesellschaft. Weil kaum einer weiß das Behinderung und Hilfsbedürftigkeit zwei verschiedene paar Stiefel sind, wird jeder der im Rollstuhl sitzt als hilfsbedürftig angesehen und auch so behandelt. Das was mir passiert, dagegen kann ich mich wehren. Aber wer heran wächst und deshalb nicht entsprechend gefördert wird und über das Behindertenwerkstattniveau nicht hinaus kommt, den hat es wirklich hart erwischt. Leider! 🙁

    Gut das es MyHandicap gibt. Denn so erfahren die Menschen welches Potential in uns allen steckt. 😀

    Gruß Karin 😉


    Hallo Karin!
    Du hast vollkommen Recht. auch bei uns ist so. also auf der Straße direkt bekommt man die Hilfe nicht "nachgeschmissen", aber beispielsweise in der Schule und in den Werkstätten. Jede/r Behindertenbetreuer/in bekommt meiner Meinung nach eingetrichtert, dass er unbedingt helfen muss. dadurch lernen viele die Selbstständigkeit erst gar nicht. ich hatte das große Glück einen guten Freund gehabt zu haben, der mir den Weg zur Selbstständigkeit versucht hat, zu zeigen. Aber auch er hat sich von anderen Seiten oft Beschimpfungen anhören müssen.
    Heute weiß ich gottseidank, dass vieles geht, wenn man nur will! (und die Wege übt, übt und noch mal übt) Aber auch mir fällt es manchmal hart, nein zu sagen und die Hilfe abzulehnen und es selbst zu machen. 🙁

    Ich sag aber auch immer zu den Leuten: Mitleid und Mitgefühl sind zwei verschiedene Paar Schuhe. aber über dieses Thema könnten wir noch ewig reden.

    ich wünsch dir noch einen schönen abend und eine erholsame Nacht!
    rolliface

  • Hallo rolliface,

    weißt Du ich bin ziemlich froh das Du dieses Thema angeschnitten hast. Je öfter darüber geredet oder geschrieben wird, desto mehr reflektieren die Leute sich selber. Manchmal wenn ich mit den Leuten ins Gespräch komme und darüber rede, dann frage ich sie wie es war als sie selber vorübergehend ein Handicap hatten. Jemand der sich von einer OP oder einem Knochenbruch erholt, ist ja auch vorübergehend behindert. Ich frage sie dann wieviel Alltagssituation sie trotzdem meistern konnten. Darüber nach zu denken hilft diesen Menschen zu verstehen, daß eine dauernde Behinderung einen Menschen die Alltagskompetenz genauso wenig nimmt wie eine vorübergehende Behinderung. Natürlich gibt es von Mensch zu Mensch Unterschiede was er kann. Selbst bei ein und der selben Behinderung. Aber möglichst viel alleine erledigen zu dürfen, weil man die Fähigkeit dazu hat es man es kann, gibt einem Selbstbewußtsein und Lebensqualität. Vielicht gibt es ja irgend wann mal Berichte in den Medien, in denen gezeigt wird das wir Menschen mit Behinderung nicht bemuttert und bedient werden müssen, sondern ganz viel selber können.

    Ich freue mich das Du es immer wieder schafft Deine Bequemlichkeit zu überwinden.
    Du bist starke Persönlichkeit. 😉

    Lieben Gruß
    Karin
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