Wie entkopple ich psychische Befindlichkeit von externen Faktoren?
Wie entkoppelst du deine psychische Gesundheit von äußeren Einflüssen? Welche Strategien helfen bei Autismus & Depressionen? Teile deine Erfahrungen!
*Satz von der Redaktion eingefügt zur besseren Auffindbarkeit*
[Triggerwarnung: Suizid]
Ich habe heute ein Video auf Youtube gefunden von einem ehemaligen Krankenpfleger aus den USA, der drogenabhängig wurde und jetzt Hausarrest hat:
Für diejenigen, die nicht Englisch können, fasse ich das Fazit kurz zusammen: Wenn man seine (psychische) Befindlichkeit an externe Faktoren koppelt, die man nicht kontrollieren kann, zum Beispiel Dinge, die andere Menschen tun oder entscheiden, gibt es mehr unkontrollierbare Schwankungen in der Befindlichkeit. Darum sollte man seine Befindlichkeit an Dinge koppeln, die man kontrollieren kann, weil dann kann man auch etwas tun, um seine Befindlichkeit zu beeinflussen.
Obwohl ich selbst nicht drogenabhängig bin, habe ich erkannt, dass ich ein ähnliches Problem habe: Meine Befindlichkeit wird grösstenteils von externen Faktoren beeinflusst. Zum Beispiel davon, ob ich eine Arbeit habe, wie meine Chefin/mein Chef ist, wie die Arbeitsbedingungen sind, ob ich genug Geld habe oder eben nicht. Das heisst, wenn die Umstände schlecht sind, geht es mir schlecht und es ist wie ein Kreislauf. Und irgendwann habe ich keine Lust mehr.
Ich kenne keinen einzigen Aspekt in meinem Leben, in dem ich nicht von den Aktionen anderer Menschen in irgendeiner Form abhängig bin. Ich bin abhängig davon, dass mir jemand einen Job gibt. Oder wenn mir niemand einen Job gibt, bin ich abhängig davon, dass mir jemand Geld gibt. Selbst bei meinen Hobbys bin ich von Menschen abhängig. Ohne Menschen gibt es keine Sprachen, die ich analysieren könnte. Da ich zu wenig Energie für einen eigenen Hund habe, bin ich davon abhängig, dass andere Menschen Hunde haben, die ich streicheln kann. Und wenn plötzlich alle Menschen zusammen entscheiden würden, nicht mehr fliegen zu wollen, hätte ich keine Flugzeuge mehr zum Fotografieren.
Was hat das Leben sonst für einen Sinn? Aktuell lebe ich, weil ich noch ein wenig Geld verdienen möchte, damit ich meine Schulden abzahlen kann. Wenn das erledigt ist, habe ich keinen Sinn mehr im Leben. Ich muss extrem viel Energie aufwenden, wenn ich Freude empfinden möchte. Und da der Spass bekanntlich nach der Arbeit kommt, komme ich nur selten dazu, Dinge zu tun, bei denen ich Freude empfinde. Denn mein Haushalt will erledigt werden und ich muss einen neuen Job finden. Sport machen sollte ich auch. Und schon ist die Woche wieder vorbei.
Also wie schaffe ich es, unabhängig von äusseren Einflüssen zufrieden zu sein?
Antworten
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Hallo @OK
Vielen Dank für deinen Post und das Video, dass du mit uns geteilt hast.
Bei dem Krankenpfleger handelt es sich meiner Meinung nach um ein Extrembeispiel. Es geht um Freiheit versus Gefangenschaft. Die Entlassung des Mannes bzw. die Entfernung seiner Fussfessel steht kurz bevor, doch er traut der Sache noch nicht ganz. Er ist von den Entscheidungen und vielleicht sogar der Tagesverfassung von Drittpersonen abhängig.
Von dieser Abhängigkeit möchte er sich befreien. Er möchte nicht, dass seine Stimmung zu stark durch äussere Umstände beeinflusst wird. Er empfiehlt stattdessen, sich auf Dinge und Tätigkeiten zu fokussieren, die man selbst in der Hand hat – wie zum Beispiel Sport oder eine gesunde Ernährung.
Auch auf Meditation und Mindfulness kommt er zu sprechen. Und genau da würde ich auch ansetzen. Bist du mit dem Konzept vertraut? Bei Mindfulness oder Achtsamkeit geht es genau darum, die innere Erlebniswelt von äusseren Einflüssen (weitgehend) zu entkoppeln. Gedanken, Gefühle … das sind Wolken, die am Himmel auftauchen, und wieder vorbeiziehen.
Ich habe einem Yoga- und Achtsamkeitscoach deine Frage weitergeleitet und hoffe, er meldet sich bald mit Tipps hier im Forum. Falls sonst noch jemand hier Erfahrungen mit Mindfulness gemacht hat, gute Kurse oder Tools empfehlen kann, wäre das toll 😀
Liebe GrüsseFlorence von EnableMe
3 -
Mit deinem Post kann ich mich stark identifizieren. Aber aus anderen Gründen.
Ich habe vor knapp 10 Jahren eine formelle ADHS-Diagnose erhalten. Anscheinend bereits als Kind, aber meine Eltern waren strikt dagegen.
Dass was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Auch ich kämpfe immer mit Verstimmungen / Depressionen .
ADHS und Depression gehen oft Hand in Hand. Wenn Depression eine Begleiterscheinung der ADHS ist, wird diese durch die Behandlung der ADHS oft gemindert oder verschwindet. Anders ist es, wenn die Depression unabhängig von der ADHS auftritt.
Für meine ADHS nehme ich Medikamente. Aber Achtsamkeitsübungen sind für mich genau so wichtig. Meine Ärztin hat mir eine App empfohlen. Hier ist nicht das Ziel, ein toller Meditationsguru zu werden, sondern eher die Aufmerksamkeit auf den Moment zu lenken. Man muss auch nicht Stunden investieren: jedes Modul ist ca. 15 minuten lang.
Nach dem Grundkurs kann man seine tägliche Meditationsdauer selbst einstellen. Für mich ist die App Gold wert, auch wenn ich nicht konsequent genug jeden Tag meditiere. Aber sie hilft mir, für 15 minuten am Tag nur bei mir zu sein. Im Prinzip hilft es, seine Gedanken zu lenken. Wenn ein schlechter Gedanke kommt, sich wieder auf den Atem zu konzentrieren. Ich fand Meditation immer zu esoterisch. Aber für diesen Tipp bin ich meiner Psychiaterin echt dankbar. Die App ist kostenpflichtig.
Gerne kann ich den Namen der App nennen, falls dies nicht gegen die Foren regeln verstösst.
3 -
Hallo @Elevate
Danke für deinen Post zu deiner ADHS-Diagnose bzw. der Depression und den Tipp mit der Meditations-App. Schön, dass dir die Meditationsübungen so helfen, bei dir zu bleiben. Ich selbst profitiere auch sehr davon. Ich arbeite nicht mit einer App, aber fokussiere mich vor allem auf meinen Atem.
Auf EnableMe ist Werbung nicht erlaubt, aber falls du die App privat nutzt und der Community empfehlen möchtest, kannst du den Namen gerne nennen.Liebe Grüsse
Florence
3 -
Hallo @OK und @Elevate 😊
Danke für eure Beiträge und die interessante Fragestellung. Tatsächlich erkenne ich mich teilweise in euren Beiträgen wieder. Depressionen und Verstimmungen sind auch meine regelmässigen Begleiter gewesen. Ich denke, jede Person begegnet diesen Gefühlen. Der Unterschied liegt eher darin, wie man diesen Gefühlen und Emotionen begegnet.Danke @Florence_EnableMe für deinen Ausführung zum Mindfulness. Diesem kann ich mich nur anschliessen. Die Praxis der Achtsamkeit hat mein Leben nach einer dunklen und anstrengend Zeit sehr zum positiven verändert. Nun habe ich die Achtsamkeit zu meinem treuen Begleiter gemacht. Es hat einiges an Übung benötigt und braucht regelmässiges Training, aber es lohnt sich.
Ich habe dadurch wieder gelernt, in alltäglichen Situationen Freude zu finden und mich nicht zu stark vom Aussen beeinflussen zu lassen. Natürlich triggern mich immer noch viele Situationen, und aufgrund meines Temperaments und teilweise ungefilterten Impulsivität, in Verbindung mit meiner Neurodiversität, erlebe ich Gefühle und Emotionen möglicherweise intensiver. Ich habe gelernt, dies zu akzeptieren und anzunehmen und mir dies zu erlauben.Mit der Achtsamkeitspraxis habe ich auch gelernt, den Stimmen in meinem Kopf Raum zu geben und die unendlich scheinenden Gedankenspiralen anzunehmen und so letztendlich zu unterbrechen. Ich habe gelernt, die Freude wieder aktiv in mein Leben einzuladen, gerade wenn es ausweglos scheint.
Ich wünsche euch ganz viel Erfolg und Kraft für euren Weg und freue mich wieder von euch zu lesen.
Liebe Grüsse
Julie 🌺2 -
Die App heisst Waking Up. Sie wurde von einem Neurowissenschaften entwickelt und ist sehr beliebt. Die App ist auf Englisch und kostenpflichtig, aber soweit ich weiss, wird sie Personen in schwierigen wirtschaftlichen Situation kostenlos zur Verfügung steht.
Es gibt aber eine Reihe an anderen Applikation, von denen ich aus meinem Freundschaftskreis viel Positives gehört habe (Heasdspace etc). Bei weiteren fragen könnt ihr euch gerne melden?
2 -
Vielen Dank, @Julie_EnableMe und @Elevate, für eure Tipps und persönlichen Erfahrungsberichte! 💜
1 -
Hallo @OK,
ich würde auch empfehlen, sich mit Meditation und Mindfulness auseinanderzusetzen.
Wir sind soziale Wesen und wir werden immer bis zu einem gewissen Grad von anderen abhängen. Unser Gemüt, unsere Befindlichkeit, unsere Emotionen sollten aber nur bedingt von anderen und äußeren Umständen abhängen. Wie können lernen, die innere Erlebniswelt von äusseren Einflüssen zu entkoppeln. Wenn du dich auf diese Reise der Meditation (sei es über eine App oder über eine reine Atembeobachtung) begehen möchtest, hier ein paar Anregungen:
- Meditation kann eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst sein. Dass man sich nicht sofort entspannen kann, ist ganz normal und gehört dazu. Schon mal körperlich, kann es anstregend sein. Auf mentaler Ebene werden sicherlich sehr unterschiedliche Gedanken/Emotionen hoch kommen, je nach Tag und Verfassung. Aber genau dann, wenn man gar keine Lust hat, ist die Praxis besonders wertvoll - auch wenn sie nicht reibungslos verläuft. Genau in schwierigen emotionalen Zuständen, können wir lernen, mit unseren Emotionen und Gedanken umzugehen. Fange lieber mit nur 5 Minuten an, aber mach das täglich, am besten am gleichen Ort (den du dafür sehr gerne für diesen besonderen Anlass schön einrichten/dekorieren kannst) und um die gleiche Zeit. Rituale im Leben sind wichtig. Sie sind eine wichtige Struktur bzw. ein Fundament auf das wir uns stützen können.
- Die Absicht und das Mindset vor der Meditation sind wichtig. Das Ritual sollte man richtig zelebrieren, wie eine kleine Reise, die man im inneren begeht, voller Neugier. Vielleicht öffnet sich an diesem Tag eine kleine Tür zu unserem Unterbewusstsein. Man schlüpft in die Haut eines "externen" Beobachters und schaut sich an, was passiert.
In der Yoga-Philosophie, ist die direkteste Tür zur Zufriedenheit und damit auch zu innerem Frieden, Bhakti Yoga, Yoga der Hingabe. Damit ist Folgendes gemein: Man sich sollte im Leben einer Sache hingeben, die größer als man selbst ist, und damit die "Fesseln des kleinen Egos" sprengen. Die Sache, der man sein Leben widmet, kann mit der Zeit variieren oder aber ein regelrechter "Lebenszweck" sein. Wichtig ist es aber immer etwas zu haben, sei es eine große Aufgabe, oder ein Detail im Alltag. Wer anderen Menschen durch sein Zutun ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, hat schon viel erreicht.
Es gibt natürlich viele schmerzhafte Umstände, die wir nicht in unserem Leben ändern können. Ich glaube, es ist für alle je nachdem wo wir uns im Leben befinden, eine mal kleinere mal sehr große Herausforderung es zu akzeptieren. Gleichzeitig sollten wir uns daran üben, dankbar zu sein für alle kleinen Umstände unseres Lebens, die uns kleine Freunde schenken oder unsere Schmerzen lindern. Ein kleines Dankbarkeitsjournal täglich zu führen, oder vor dem Schlafen sich gedanklich für 3-5 Sachen zu bendanken, kann unser Mindset neu vernetzen und ein kleines Licht in uns wieder leuchten lassen.
Zum Schluss ein kleines Gedicht von Rainer Maria Rilke:
"Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen,die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann, alles ist austragen – und dann gebären…
Reifen wie der Baum,der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein."Alles Liebe,
Cédric
1 -
Hi,
Es geht hierbei ja um die enotionale Stabilität und das „Selbstfinden“.
Es gibt einen Buddhistischen Mönch, der deutsche Youtube Videos macht. Unter anderem auch über dieses Thema.(du wirst ihn gleich finden auf YT)Nun, am wichtigsten ist sicherlich die Arbeit an der Introspektionsfähigkeit-so musst du dich regelmässig mit dir selbst beschäftigen. Dazu musst du deine Achtsamkeit nutzen. Diese musst du jedoch auch üben und nach und nach verbessern.
Diese Punkte sind das Wichtigste. Es ist jedoch ein langer never endig Prozess. Man muss immer dran bleiben. Es braucht Zeit und Geduld. Aber glaub mir, es lohnt sich! Ich hab das alles selbst durch, und kenn mich was das Thema Psychologie angeht gut aus.
Um diese innere Abhängigkeit zu erlangen darfst du nicht mit Druck ran gehn. Unsere Psyche braucht länger bis sie was verarbeitet hat. Zudem kannst du trotzdem das Geld verdienen oder nen guten Job haben. Es geht darum, dass du auch was findest, dass DIR Kraft gibt. Mit Achtsamkeit lernst du Dinge besser wahrzunehmen, und kannst dich (irgendwann) an Kleinigkeiten mehr „erfreuen“. Diese Kleinigkeiten geben dir dann mehr Kraft als Äuserlichhkeiten. Daher bleibst du dann auch eher im lot.
Hoffe das hilft dir ein wenig!
Viel Kraft!✌️
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