Wie kann eine Pflegefachperson, Menschen nach einer Amputation im Spitalaufenthalt unterstützen?

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shannon_aus00
bearbeitet 1. Mai 2021, 13:15 in Recherche

Ich bin in der Ausbildung zur Diplomierten Pflegefachfrau HF, arbeite im Spital und schreibe meine Abschlussarbeit über Körperbildveränderung und fehlender Umgang mit dem veränderten Körper von Betroffenen nach einer Amputation.

Ich möchte sehr gerne herausfinden, wie wir als Pflegefachpersonen, Betroffene nach einer Amputation am besten unterstützen können, um ihnen den Umgang mit dem veränderten Körperbild zu erleichtern. Ich würde mich über Antworten sehr freuen!

Ich hoffe damit, Menschen mit einer Amputation professionell und wissend zu begleiten und gezielte Unterstützung zu holen, um Ihnen den Umgang mit der Beeinträchtigung zu erleichtern.

Vertiefte Fragen:

  • Wie haben Sie die Betreuung im Spital nach der Amputation gefunden?
  • Welche Emotionen/ Gefühle/ Gedanken hatten Sie im Spitalaufenthalt? Hätte dies verhindern/ vermindert werden können? Wann ja, dann wie?
  • Was hat Ihnen im Spitalaufenthalt (von der Betreuung/ vom Personal/ Information) gefehlt?
  • Was hätten Sie sich mehr von der Pflege oder von dem Ärzteteam gewünscht?
  • Was hat Ihnen schlussendlich geholfen, einen Umgang zum veränderten Körper zu finden?
  • Wie stehen Sie zum veränderten Körper mit Amputation jetzt?
  • Haben Sie einen Umgang zum veränderten Körper mit Beeinträchtigung gefunden?

Antworten

  • Helmut60
    Helmut60 ✭✭✭
    bearbeitet 8. Mai 2021, 23:13
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    Da es aus unterschiedlichsten Gründen zu Amputationen kommt, und es so sehr unterschiedlichen Hilfebedarf gibt, kommt mir die Frage vor, als wenn man nach einer Anleitung zum gewinnsichern Lottospielen fragt.

    Das sicherste wird sein, Betroffene zu fragen, was für Hilfen sie sich wünschen.... statt hier "gut Taten ins blaue" zu konstruieren, die dann doch in die Hose gehen können.... wo beim Betroffenen dann ironischer weise ja Platz wäre....

    :-) Helmut



    ( mir kam gerade so die Idee.... Bevor die Redaktion in 5 Jahren für die Frage dankt und als erster antwortet, versuch ich es heute schon mal ;-) )

  • swisswuff1
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    Unter anderem fand ich nach diversen eigenen Erfahrungen u.a. mit Physiotherapie ganz interessant, dass eine Physiotherapeutin da mal ein Editorial dazu schrieb, wie sie Amputierte eigentlich selbst super eklig findet:


    Wie ich meinen ersten Patienten mit Amputation behandelt habe, war haarsträubend. Er kam wegen Schulter-Nacken-Beschwerden zur Massage, die Oberarmamputation spielte an sich keine Rolle mehr. Keine Stumpfpflege, kein Wickeln. Doch es wäre angebracht gewesen, den amputierten Arm in die Funktions- massage einzubinden. Allerdings konnte ich den Stumpf partout nicht ansehen – und schon gar nicht anfassen. Ich schämte mich furchtbar und hoffte inständig, nach den sechs Behandlungen nicht so schnell wieder mit Amputationen konfrontiert zu sein. Ein Praktikum später, Reha-Klinik, Montag früh. Ich sollte eine neue Patientin übernehmen. Die ältere Dame erwartete mich in ihrem Zimmer mit verweinten Augen. „Alle sagen, dass ich ins Pflegeheim muss. Kann ich wirklich nie mehr nach Hause?“, fragte sie mich und schlug die Bettdecke zurück. Oberschenkelamputation. Und nicht nur das. Die Dame hatte seit ihrem 20. Lebensjahr Rheumatoide Arthritis. Mit herkömmlichen Gehhilfen werden wir nicht weit kommen, schoss es mir durch den Kopf. Die Hände würden nie ihr Gewicht tragen oder die Griffe umfassen können. Aber das war ohnehin fünf Schritte zu weit gedacht. Wir standen ganz am Anfang. Erst einmal hieß es: Narbenpflege und in Kornähren wickeln, wovon ich keine Ahnung hatte. Aber zusammen mit meiner Patientin arbeitete ich mich in die Welt der Wickeltechniken, Prothesen und Liner ein. Denn schon in den ersten Minuten war klar: Kneifen ist nicht. Dieses Mal kann ich den Stumpf nicht einfach ignorieren. Die Frau baut auf mich, sie will wieder in die eigenen vier Wände. Und nach sieben Wochen waren wir so weit. Sie konnte heim.

    Was für meine Patientin die Rückkehr in die eigene Wohnung war, war für Kalle Hüser (ab Seite 30) das Skateboard- und Rohschuhfahren. Mit zehn jahren bekam er wegen eines Osteosarkoms am Femur eine Umkehrplastik nach Borggreve, wobei sein gesunder Unterschenkel um 180 Grad gedreht an das verkürzte Bein geplattet wurde. Fünf jahre später stand er wieder auf dem Skateboard und den Rollschuhen. Ziele und der eiserne Wille, sie zu erreichen, bringen eben einiges ins Rollen … sogar bei einer Therapeutin mit anfänglichen Berührungsängsten.

    Herzlichst, Ihre

    Kathrin Hage


    Dort wo ich im Spital war, war die Nachbetreuung absolut Top. Aber es ist nicht ueberall so - umsomehr freut es einen, wenn man auf Leute trifft, die wenigstens glaubhaft so tun als ob man auch ein Mensch waere. Es kommt doppelt erschwerend dazu, dass zB Armamputation in der Schweiz so selten ist, dass es statistisch wie ein Rare Disease / Orphan Disease ist - und tatsaechlich wusste meine Dermatologin nichts mit dem Ausschlag von der Prothese anzufangen, eine Neurologin hatte Probleme Dinge einzuordnen, mehrere relativ schwere Distorsionen meiner (linken) Hand wurden nicht geschient / ruhig gestellt, da ja sonst eine Art Aufwand notwendig geworden waere vor dem man sich dann scheute - dh das Handgelenk ist jetzt wacklig und tut chronisch weh - - aber unbesehen dessen wird von Rare / Orphan Disease Seite behauptet, Armamputation sei nicht selten. Damit gibt es uns nicht und es wird auch nichts unternommen das zu aendern.

    Man merkt es dann anderen Leuten rasch an:

    • wenn sie keine Ahnung haben
    • wenn sie sich ekeln

    Daher ist vielleicht mein wichtigster Wunsch fuer so eine Pauschalumfrage, dass Aerzte und Pflegende sich rasch bewusst werden darueber:

    • dass auch wir das wissen
    • dass auch wir darauf achten
    • und da Versuche fuer Diagnostik & Therapie eh oft riskieren, ein Griff ins Klo zu werden, gerade eben deswegen, gehe ich schon gar nicht mehr wegen Verschreibung Physiotherapie, wegen zu starken Phantomschmerzen, etc irgendwo hin, denn was sollen die denn alle schon tun wenn sie eh nichts wissen und einen eklig finden

    Ich denke also, es gibt nichts wirkliches zu tun, denn auf dieser Ebene kann nichts erreicht werden. Saemtliche Ueberlegungen auf dieser Schiene sind theoretisch.

    Auch bei der Prothetik ist es so - nicht so krass, aber auch. Auch da macht man es am Ende wirklich selber. Deswegen halt. Und die in der Szene taetigen "Forscher" und "Entwickler" checken es noch nicht mal wenn man es ihnen vormacht. Einmal nahm ich mir die Zeit, drei mir nett und aufgeschlossen erscheinenden damals in der Armprothetik forschenden Ingenieuren zu erlaeutern, WIE stark Realitaet und das was sie machen klaffen. Ich brauchte etwa 4 oder 5 Mittagessen / Lunchmeetings dafuer. Jetzt sind alle in ganz anderen Industriezweigen taetig. Ansonsten laeuft da v.a. Fudigugs, wenn man wirklich was brauchbares benoetigt laeuft das GANZ anders.

    Was nie weiterhalf jemals, war Fragebogen wie hier zu beantworten ; ) Bogen machen um Wichtigtuer und Establishment und einen * aeusserst * harten Massstab anlegen was echte Verbesserung / Performance angeht. Sobald sich der / die Physiotherapeut /in dreimal abwendet vor Ekel (und ich bin da immer frisch gewaschen hin) dann fertig, sofort Abbruch. Und genau diese Reaktion von mir, die haben sich Ihre Arbeitskolleg/inn/en im weiteren Sinn auch hart erarbeitet.