Austausch Freund Rollstuhl

Gibt es hier Menschen, die Angehörige, Freund oder ähnliches im Rollstuhl haben um sich auszutauschen?

Mein Freund sitzt im Rollstuhl. Was mich fertig macht ist, dass wir eigentlich kaum was außerhalb der Wohnung machen. Auch im Urlaub sitzen wir eigentlich nur auf der Couch. Ich habe ihm schon öfter gesagt, wie das für mich ist. Einen Urlaub möchte er nicht, weil er nicht weiß, ob er klar kommt. Außerdem sagt er, dass der Rollstuhl einfach sehr unbequem und einengend ist, daher auch keine Tagesausflüge mal etwas weiter weg. Ich kann das alles verstehen, aber ich würde mir wünschen auch mal etwas anderes zu erleben, mal entspannen zu können und nicht kochen, putzen und so müssen. Mich belastet das ziemlich. Ich hoffe auf Austausch!
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Antworten

  • Guten Morgen Weirdou,

    das liest sich für mich nicht primär danach, dass der Rollstuhl das Problem ist, sondern die Einstellung Deines Freundes.

    Benutze für draussen einen Aktivrollstuhl und bekomme es als Alleinerziehende mit 2 Kindern auch hin. 😉

    Ergreife Du mal die Initiative: hilf ihm beim Fortbewegen, über Kanten etc. Ich weiss, das sehen viele behinderte Menschen nicht gern, aber vielleicht hilft es ihm, mal aus seiner Haltung herauszukommen. Er benutzt den Rollstuhl als Ausrede und da hilft nur die Initiative von anderen und evtl auch eine Psychotherapie, um wieder zu sich selbst zu finden.

    Liebe Grüße,

    Mondblume
  • Liebe Mondblume,
    Danke für deine Antwort.
    Ja genau das Gefühl habe ich auch.
    Er hat einen Rollstuhl mit Elektromotor (kein kompletter Elektrorollstuhl). Über Kanten und ähnliches helfe ich sowieso.

    Ja, daran hatte ich auch schon gedacht, aber ansprechen kann ich das nicht.
    Als es mal in eine ähnliche Richtung ging, war er nicht sehr begeistert.

    Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.
    Wenn ich etwas anspreche, fühle ich mich danach wie das egoistische Arschloch.
    Aber mir geht's damit einfach nicht gut.

    Liebe Grüße

  • Hallo Weirdou

    Auf keinen Fall solltest du dich schuldig fühlen, wenn du Vorschläge, Anregungen, Wünsche etc. anbringst. Mondblume hat dir einen gute Tip mit der Initiative ergreifen. Wenn ihr mal wieder auf der Coutch sitzt, bespricht Euer gemeines Freizeitprogram gültig ab Datum x.
    Eingekaufen geht auch zu zweit. Kochen ebenso, was ihm nicht möglich ist, übernimm du, dafür kann er sicher etwas anderes.
    Und besucht Freunde oder lädt mal welche zu euch ein.
    Haushaltreinigen teilt auch auf.
    Abwechselnd bringt Vorschläge, schreibt sie auf ein kleines oder grosses Blatt und hängt/klebt es gut sichtbar in der Wohnung auf.

    Kohlrabi

  • The user and all related content has been deleted.
  • Das mit den verschiedenen Aktivitäten habe ich schon oft probiert.
    Er bringt nur keine Vorschläge ein, weil er meint, ich würde ja was ändern wollen und soll dann Vorschläge einbringen.
    Wenn ich welche mache, sind die aber fast immer nicht in seinem Sinne.

    Bei der Hausarbeit hilft er mir. Spülen Ost beispielsweise seine Aufgabe.

    Verhinderungspflege möchte er nicht oder nur sehr ungern. Er möchte nicht, dass ihm jemand andres aus dem Bett hilft oder ähnliches.
  • The user and all related content has been deleted.
  • Von den Worten her denkt er definitiv an meine Bedürfnisse. Gerade gestern meinte er beispielsweise "wenn ich könnte, würde ich die ganze Welt mit dir bereisen".
    Aber er sagt eben auch, dass nach mehr als drei Stunden im Rollstuhl alles unbequem ist.
    Und das muss ich ja auch berücksichtigen.

    Er meint auch, wenn ich alleine irgendwo hinfahren möchte, würde er das schon irgendwie hinkriegen (mit Verhinderungspflege).
    Es ist nur dann für mich natürlich nicht so leicht, da ich weiß wie ungern er das macht und was es für ihn bedeutet.

    Mir geht es hauptsächlich darum, dass ich etwas MIT IHM machen möchte. Und da weiß ich nicht mehr, was ich noch machen soll. Ich kann ihn ja nicht zwingen.

  • er würde wenn er könnte... so ein Quatsch. er will nicht und solange du das mitmachst bleibt das so.
    Eine Frage der Zeit. wielange das so weiter geht.
    Hole dir professionelle Hilfe.

    Alles Gute
    Kohlrabi
  • Was schlägst du denn vor, was ich anders machen kann?
    Und professionelle Hilfe inwiefern?
  • Kohlrabi hat geschrieben:er würde wenn er könnte... so ein Quatsch. er will nicht und solange du das mitmachst bleibt das so...
    Alles Gute, Kohlrabi
    Hallo ihr zwei 😀
    Also, das würde ich nicht so verallgemeinern. Ich kann auch nicht lange im Rollstuhl sitzen. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, dann kann ich nicht überall hin, wohin ich möchte – weil ich nicht so lange im Rollstuhl sitzen kann. Muss schon sehr gezielt überlegen und kombinieren, bis zu welcher S-Bahn-Station ich fahre, wo ich was auf dem kürzesten Weg erledigen kann. Manchmal gehe ich dort in die Toilette schon deshalb, dass ich meine Sitzlage verändern kann.

    Liebe Weirdou, vielleicht fehlt dir einfach an der Phantasie. Ein Mensch muss heute nicht reisen um fremde Länder zu sehen; das gibt es auch im TV. Und wenn ihr mal gemeinsam vor TV sitzt, da könnt euch von was anderen inspirieren lassen; von etwas was gerade gezeigt wird und beide anspricht: Gesellschaftspiele… oder einfach abgucken, was die anderen Rollstuhlfahrer machen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Auch das Sexualleben ist Kopfsache. Vielleicht ist aber deine Aufgabe, lernen auf was freiwillig zu verzichten; oder ist vielleicht seine Aufgabe etwas los zu lassen. Ich musste auch das Tanzen aufgeben - und wenn er das kann, kannst du evtl. auch?

    Weirdou hat geschrieben:
    …Was mich fertig macht ist, … Mich belastet das ziemlich. Ich hoffe auf Austausch!
    Darauf bezieht sich Kohlrabi: wenn dich das fertig macht, sollst du dir professionelle Hilfe suchen; damit ist Psychotherapie gemeint.

    Weirdou hat geschrieben:Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Wenn ich etwas anspreche, fühle ich mich danach wie das egoistische Arschloch.
    Aber mir geht's damit einfach nicht gut.
    Und bist du vielleicht doch egoistisch(?), wenn du das nicht mitberücksichtigst, was er damit meint, wenn er sagt, das er nicht so lange im Rollstuhl sitzen kann. Ich habe eine Haushaltshilfe, die jedes mal vergisst, dass ich mich nicht bücken darf. Und sie steigt jedes mal über die Sachen, die mir auf dem Boden gefallen sind. Sie vergisst einfach, warum ich sie angestellt habe. Es kann also Egoismus sein, oder aber Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche, Desinteresse oder sonstige Blockaden…Wenn das unbewußt geschieht, kann Psychotherapie auch helfen. Natürlich geht´s einem damit nicht gut, auch wenn man eigenen Unzulänglichkeiten begegnet. Mir geht es genauso…So macht man dann Stück für Stück unangenehmes aus dem Päckchen heraus, um sich dessen zu entledigen, was man mitschleppen tut 😉
    Ich wünsche euch ein buntes, harmonisches Miteinander.


  • Hallo Eva,

    Vielen tausend Dank für deine Antwort!!
    Ja also um das nochmal klarzustellen: Wir spielen ab und an Spiele. Sexualleben ist definitiv kein Problem. Da funktioniert alles mehr als gut.

    Mein Problem ist, dass ich sehr viel aufgegeben habe, zum Beispiel mein Hobby, weil ich dafür über ein paar Tage hätte wegfahren müssen. Oder auch andere Dinge. Gerade weil ich es ja verstehe.

    Und natürlich bin ich ein Stück weit egoistisch. Ich bin einfach ein Mensch der nicht den ganzen Tag auf der Couch sitzen möchte.
    Was mir fehlt ist vor allem seine Bereitschaft.
    Ich mache mir ständig Gedanken, was man denn machen könnte und mache Vorschläge. Wenn dann alle abgelehnt werden, schlage ich vor, dass er sich mal Gedanken macht. Und dann meint er, dass er ja zufrieden ist auf der Couch und ich ja ne Änderung will und ich deswegen Vorschläge machen soll. Und das finde ich so doof. Meiner Meinung nach tue ich alles und ich würde mir einfach mal wünschen, dass ihm meine Bedürfnisse so wichtig sind, dass er sich auch mal Gedanken macht.
    Dass wir in Urlaub fahren, habe ich komplett aufgegeben. Ich weiß, dass es für ihn einfach
    zu unsicher ist. Dann hatte ich die Idee, dass man einfach nur mal einen Ausflug irgendwohin für ein paar Stunden machen könnte. Da kam dann, dass es für ihn halt unbequem im Rollstuhl wird. Verstehe ich auch.

    Aber ich kann und will irgendwann nicht auf alles verzichten. Ich kann alleine nicht wegfahren, mit ihm aber auch nicht. Und es ist einfach so, dass ich irgendwann keine Ideen mehr habe.

    Liebe Grüße

  • Also um das zusammenzufassen: Ich weiß einfach nicht, ob ich es durchhalte die nächsten Jahrzehnte so weiterzumachen, wie die letzten zwei einhalb Jahre. Da war es nämlich so, dass wir einmal in die Stadt gefahren sind und ein paar mal ins Restaurant um die Ecke.
    Ich mag egoistisch sein, aber mir geht es einfach nicht so gut damit nur auf der Couch zu sein und Serien zu schauen.
    Und mir würde schon reichen wenn ich wirklich merken würde, dass er bereit ist etwas zu tun.
    Ich verstehe das wirklich alles.
    Ich weiß nur nicht mehr, was ich noch machen soll.
  • Ach so ????
    Und psychosoziale Beratung oder Therapie oder ähnliches wäre ich auch bereit.
    Nur sehe ich auch nicht ein, dass nur ich etwas mache. Wir sind schließlich in einer Beziehung und sollten beide dran arbeiten. So meine Meinung.
  • Irgenwie fällt mir auf daß es immer nur um deine Bedürfnisse geht!
    Vielleicht ist eine Trennung die Beste Lösung!
  • Weirdou hat geschrieben:
    Ach so ????
    Und psychosoziale Beratung oder Therapie oder ähnliches wäre ich auch bereit.
    Nur sehe ich auch nicht ein, dass nur ich etwas mache. Wir sind schließlich in einer Beziehung und sollten beide dran arbeiten. So meine Meinung.
    Siehste, da nähern wir sich schon zu konstruktiven Lösungen, wenn du zwei Sachen einsehen kannst:

    - dass die Bereitschaft nicht genügt, wenn die Erfahrungen schon gezeigt haben, dass es nicht möglich ist und
    - dass immer die Person die Therapie machen sollte, der nicht zufrieden ist. Und nicht der, der damit klar kommt.

    Ich kann dich verstehen, du sollst dich auch nicht zum Opfer machen. Aber vielleicht gibt es andere Hobbys, warum den gerade dieser, wo du einige Tage verreisen solltest. Mit Liebe und Freiwilligkeit kann man vieles tun und lassen… die Machtkämpfe dagegen machen alles kaput - wenn es jemals da etwas mehr war.
    Sobald du sagst: warum ich und warum nicht er – gibt das schon einen bestimmten Nachgeschmack einer Machtkamp. Du kannst aber einen anderen Menschen nicht ändern. Also kannst du nur deine Sicht der Dinge ändern, damit du dich dann auch besser füllst.

    Ich kannte eine junge Frau, die jedes Wochenende aus München raus musste. Wenn sie sonst keine Idee hatte, hat sie Busreise gebucht, wo sie dann mit alten Leuten zu einem Kaffeekränzchen gefahren ist. Mit alten Leuten fühlte sie sich als junge Frau aber auch nicht wohl. Sie hat dann erkannt, dass sie mit sich selbst nicht klargekommen ist. In der Woche hatte sie Ablenkung in der Arbeit… sonst konnte sie nichts mit sich anzufangen. Sie ist von sich selbst buchstäblich weggelaufen, und doch hat sie ihren Päckchen überall dabei. Als ich jahrelang später von ihr ein Kärtchen bekommen habe, wusste ich, dass sie ihr Zuhause gefunden hat...

    Ich kenne dich nicht und auch nicht eure Möglichkeiten, wie das ist bei euch von Punkt A zu Punkt B zu kommen, wobei auf dem Punkt B die Möglichkeit gegeben werden muss, dass er sich jederzeit auch mal hinlegen und/oder die Toilette benutzen kann. Ein Nichtbehinderter weiß nicht, was die Muskelschwäche mit sich bringt und versucht den Behinderten "in guter Absicht" zu was zu überreden oder ihn die Umgebung dazu zwingt, auszuhalten. Das sind alles Dinge, die einem zusätzlich die Ausflüge schwer oder unmöglich machen. Feingefühl ist gefragt und ich denke, dass du in ganzen Turkei keinen Mann finden würdest, dass dir Geschirr spüllt ???? (frech frag: ) Bist du behindert oder nur verwöhnt? Auch wenn das nicht der Fall ist, ich finde einfach gut, dass du hierhergekommen bist um deinem Partner ein Schritt näher zu kommen.

    Hast du ihn so kennengelernt oder wann hat sich der Zustand geändert?
    Nein, wenn er pflegebedürftig ist oder wird, dann brauchst du bzw, wirst du auf jeden Fall Hilfe eines Pflegedienstes brauchen. Das wäre sonst zu große Zumutung. So lange er sich aber selbst waschen und anziehen kann, macht ihr das Bese daraus.
    lg

  • idur65 hat geschrieben:
    Irgenwie fällt mir auf daß es immer nur um deine Bedürfnisse geht!
    Vielleicht ist eine Trennung die Beste Lösung!

    Du bist echt ein Meister der Kurzfassungen 😀
    Ich kann mir eine Scheibe davon abschneiden ...
    lg
  • LIEBE Weirdou

    Wenn es ihm so schnell im Rollstuhl unbequem wird, ist das Hilfsmittel auch wirklich auf seine Bedürfnisse ausgestattet und wurde bei der letzten Revision oder Servis eine Neuversorgung /Mehrbedarf usw. berücksichtigt und entsprechend angepasst? Ist auch wichtig für das körperliche Wohlbefinden des Behinderten.
    Und sofern Euch der Arzt eine Gesprächstherapie vorschlägt, gehtunbedingt nzu zweit, um Euch geht es ja.

    Kohlrabi
  • Natürlich kann ich mir ein andres Hobby suchen. Finde es eben nur schade, dass ich auf die Sachen die mir Spaß machen verzichte um seinen Lebensstil zu leben. Und dadurch nur begrenzt Zeit habe.

    Ja auch für eine Therapie bin ich absolut bereit. Allerdings würde sich doch zwar meine Einstellung ändern, aber doch nicht die Tatsache, dass ich morgens erst ab zehn aus dem Haus kann, zum Mittagessen meist da sein muss, abends...
    Und er kann ja kochen. Es ist eben nur bequemer, wenn ich alles mache. Momentan geht das noch weil ich nur Studentin bin und Nebenjobs habe. Ich befürchte nur, dass sich das nicht ändert. Und ich weiß nicht, ob ich bereit bin auf meinen Beruf also mein Hobby zu verzichten. Aber wenn ich es nicht mache und er keinen Pflegedienst möchte...

    Natürlich könnte ich "einfach" Schluss machen. Aber ich liebe ihn und deswegen will ich ja alles tun!!! Ich bin bereit alles mögliche zu ändern. Ich weiß nur einfach nicht mehr was.

    Nein, ich habe ihn so kennengelernt.
    Nur war es am Anfang si, dass er alles selbst gemacht hat.
    Jetzt muss ihm bei einigen helfen, bei anderen Sachen möchte er es, weil es dann einfach schneller geht.
  • Liebe Kohlrabi,

    Beim Arzt war er das letzte Mal vor drei Jahren.
    Aber er hat im Rollstuhl auch keine Schmerzen. Er meint nur, dass durch die eingeschränkte Bewegung es eben mit der Zeit sehr unbequem wird.
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