E-scooter - öffentliche Verkehrsmittel

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Hallo ihr da draußen,

ich schreibe hier und hoffe dass ihr mir vielleicht helfen, oder eventuell auch eigene Erfahrungen mit erzählen könnt.

Es geht an sich um meinen Vater, ich weiß echt nicht mehr wie ich weiter vorgehen soll, der Fall macht mich auch ehrlich gesagt unheimlich wütend.

Folgendes zum Sachverhalt:
- mein Vater hat nur noch ein Bein, hat zwar eine Prothese, kommt damit aber nicht wirklich klar, da diese schlecht angepasst wurde und je nach Gesundheitszustand er auch Gleichgewichtsprobleme hat. - diesbezüglich bekommt er demnächst eine neue Prothese, die für die "guten Zeiten" dann hoffentlich etwas bringt
- er hat einen E-Scooter für draußen und einen normalen Rollstuhl
- er hat öfters Nervenprobleme an den Händen / Armen, weswegen er lange Strecken auch nicht mit dem normalen Rollstuhl fahren kann

Nunja, wie ihr sicher mit bekommen hat, ist es seit einiger Zeit so, dass viele E-Scooter nicht mehr im Bus / Bahn mitgenommen werden. Immerhin ist es inzwischen so, dass einige Scooter mitgenommen werden dürfen. Nur diese werden nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Mein Vater wohnt am Rand unseres Ortes - in einer behindertengerechten Wohnung (an die man hier sehr schwer kommt und die auch extremst teuer sind). Wenn er zu verschiedenen Ärzten, oder einfach mal Familienmitgliedern besuchen will, muss er quer durch die Stadt .
Das Krankenhaus ist auch am anderen Ende der Stadt.

Nun ist es so, dass das von der Krankenkasse bezahlte E-Mobil nicht im Bus mitgenommen wird, da es nicht diese "Plakette" hat, die Krankenkasse lehnt ein Wechsel des E-Mobils aber mit der Begründung ab, dass sie nur Hilfsmittel genehmigen müssen, die einen gewissen "geistigen und körperlichen Freiraum" gewähren.

Auf den Hinweis, dass Ärzte und auch Familie nicht besucht werden können, da das E-Mobil laut dem Verkäufer nicht dazu ausgelegt ist, kam folgende Aussage:

"Der körperliche Freiraum umfasst die Fähigkeit, sich in der eigenen Wohnung zu bewegen und die Wohnung zu verlassen, um bei einem kurzen Spaziergang an die frische Luft zu gelangen oder um die üblicherweise im Nahbereich der Wohnung liegenden Stellen zu Fuß zu erreichen, an denen Alltagsgeschäfte zu erledigen sind, wie Supermarkt, Arzt, Apotheke, Geldinstitut oder Post.
Nicht zum körperlichen Freiraum gehört die Bewegung ausserhalb dieses Nahbereiches. Es soll nur ein Basisausgleich und nicht ein vollständiges Gleichziehen mit den letztlich unbegrenzten Möglichkeiten eines Gesunden erreicht werden."

Es steht noch drin, dass man auf die Wohnverhältnisse keine Rücksicht nehmen könne bei der Hilfsmittelgenehmigung.

Meine Gedanken dazu sind: - wie unheimlich nett es ist, dass einem zumindest genehmigt wird einmal frische Luft zu schnappen - und egal wohin er zieht, er muss überall mal zu Ärzten / Verwandten - bei Wind und Wetter - und egal wo er wohnt, er hat immer wieder das Problem mit der Entfernung und kann sich auch nicht den Luxus leisten in einer Stadt zu wohnen, die keine Berge hat und in der alle Ärzte gleich nebeneinander liegen.

Das Problem ist, wir sind schon in Widerruf gegangen und das oben geschriebene war die letzte Antwort dazu und es steht als Schlusssatz, wenn man nicht einverstanden sei könne man ja Klage erheben.

Ich bin echt am Verzweifeln. Mein Vater ist schon 2 Mal auf der Straße fast angefahren worden - zweimal mussten ihm die Autofahrer helfen - das letzte Mal war es sogar die Polizei die ihn fast angefahren hat und ihn schieben mussten.

Kennt ihr vielleicht noch eine Möglichkeit, was man machen kann?

Mein Vater bezieht nur die Grundrente, kommt also gerade so zurecht, kann sich selbst nicht viel leisten und sagt immer öfter Familienfeiern ab, da er Angst vor dem Liegenbleiben hat und wir haben auch alle kein Auto. ich wünsche ihm ja auch eine gewisse Freiheit zum Bewegen.

Er hat aktuell den Scooter - Modell 1254 von Meyra (Cl 409)
Kann man dieses vielleicht aufrüsten, dass dieser dann doch zugelassen wird für den Bus?

Das nächste Problem ist auch, dass die Reifen ab und zu platzen, wenn er über Kieselsteine fährt. Bei uns wird im Winter gestreut (Kieselsteine - nicht Salz). Vollgummireifen bezahlt die Krankenkasse aber nicht, da es ein Luxusgut sei - als Begründung kam, dass die Autoreifen von den Autos ja auch nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Das heißt im Winter darf er demzufolge auch nicht vor die Tür gehen, da die Reifen platzen könnten.

Ich bin am Verzweifeln, was kann man hier noch machen?


Antworten

  • Leider habe ich das gleiche Problem, welches aber nicht lösbar ist.
    Gibt es keine Behindertenfahrdienste in eurer Stadt? Mein Fahrdienst nimmt mich auch mit dem E-Scotter mit, die meisten anderen auch.
    Hier mal zur Rechtslage und Alternative ein Link:
    https://www.mc-seniorenprodukte.de/elektromobile-in-oeffentlichen-verkehrsmitteln-wie-bus-bahn-oepnv
  • einbein
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    Es gibt einen Fachanwalt für Hilfsmittelrecht. Seine Spezialität sind Prothesen aber auch andere Hilfsmittel. Den nehme ich auch immer mal wieder um die KK auf Kurs zu bringen. Meist reicht ein kurzer Brief von ihm. Ich würde dir sehr raten, ihn zu kontaktieren. Selbst wenn du ein paar Eigenbeteiligung drauf legen musst, ist das gut angelegtes Geld.
    https://www.mueller-drpaul.de

  • Hallo.

    Danke für eure Antworten. Das Problem ist eben die kleine Grundrente, bei der jeder Euro natürlich auch weh tut.
    Wenn in dem Schreiben so ein Satz drin steht, dass man nur über den Klageweg Widerruf einlegen kann, weiss ich eben nicht was ein Anwalt für ein Schreiben senden kann ohne weitere rechtliche Schritte.
    Vielleicht sollte er für zukünftiges auch eine Rechtschutz abschliessen.

    Meine Frage ist eben auch, dass der Verkäufer erzählt hat, dass er für 1000 euro das Mobil tauglich machen könnte und mein Vater dann nur noch eine Plakette vom Hersteller benötigt und die Genehmigung der Verkehrsbetriebe.
    Ich glaube das nicht wirklich, hat jemand etwas von solchen Umrüstungen gehört? Vorallem warum wird dann nicht automatisch so eine Plakette dazu geholt?

    In den Bussen fahren Fahrräder und Kinderwagen mit, warum kommen die Verkehrsbetriebe nach so langer Zeit an und diskriminieren die Gehbehinderten und nehmen ihr auch so die Selbstständigkeit.
  • Fahrräder, Kinderwagen und manuelle Rollstühle stellen dem Gewicht wegen eine mindere Gefahr da als ein E-Scotter der schnell mal 100kg auf die Waage bringen kann. Denk dir mal was das ein Geschoß werden kann bei einem Unfall.
    Nicht immer so schnell von Diskriminierung reden, Sicherheit ist auch wichtig.
    Mit Plakette scheint die TÜV-Abnahme gemeint zu sein, das bringt trotzdem keine Genehmigung für die öffentlichen Verkehrsmittel.
    Einbein meint sicher daß du dir anwaltliche Hilfe holen sollst für Vollgummireifen.
    Meine Frage hast du leider nicht beantwortet.
    Neu abgeschlossene Rechtsschutzversicherungen haben meist eine Wartezeit bis sie einen Fall übernehmen(Kosten)
  • Hallo Claryssa,
    dein Beitrag hat mich hin und her gelenkt ;o) so manchen hat es abgelenkt ????
    ich habe das Gefühl, dass du dir des Gesundheitszustands deines Vaters nicht so ganz bewusst bist, oder darüber einfach nicht schreiben möchtest, aus welchem Grund auch immer.
    Hier stellt sich die Frage, warum hat er sich für e-Scooter „entscheiden“ und nicht für einen elektrischen Rollstuhl; das letztere könnte auch mit dem Bus mitgenommen werden. Zumindest in München ist es so. Die Kosten werden alle von der Krankenkasse übernommen.
    Natürlich müsste er dann die zwei vorhandenen Hilfsmittel zurückgeben. Für die Wohnung würde auch ein gebrauchter Rollator reichen, dass man bei ebay schon ab 20 Euro bekommt.

    Und ja, wenn er die Nervenschmerzen hat (Neuropathie?), dann würde er eine Empfehlung von dem Arzt schriftlich dafür bekommen – wenn es sich nicht um Alkohol-bedingte Neuropathie handelt. Sollte das der Fall sein, dazu noch Gleichgewichtsstörungen, dann sollte er überhaupt die Straße meiden. Da hilft kein Rechtsanwalt, sondern ein Arzt.

    Ich kenne die Diagnosen deines Vaters nicht, deshalb verstehe ich nicht, dass dein „Vater schon 2 Mal auf der Straße fast angefahren wurde - zweimal mussten ihm die Autofahrer helfen - das letzte Mal war es sogar die Polizei die ihn fast angefahren hat und ihn schieben mussten.“
    Warum schieben, war da die Batterie leer? Wenn er dafür nicht die Sorge tragen kann, dann sollte evtl. über eine Heimunterbringung gedacht werden?
    Wenn er gesundheitlich so angeschlagen ist, dann sollte auch nicht er die Familie besuchen, sondern umgekehrt, sollte er von der Familie besucht werden und die Familienfeier bei ihm stattfinden, wenn man das braucht (?)

    Was das aufrüsten der Hilfsmittel betrifft, so kommt man dann in dem Bereich des Selbstzahlers, falls später irgendwelche Kosten entstehen. Da ist er mit dem Rollstuhl auch besser dran.

    Ja, wir müssen alle Abstriche machen. Immer mehr…

    ---
    @ idur, richtig 😀.
    Aber mit e-Rolli Jive F kommst du auch in den Bus und ist gar kein Problem, dass der Rolli allein schon 145 kg auf die Waage bringt. Die Fahrer sind auch alle sehr freundlich, steigen aus und legen eine große Rampe frei.
    In München hat sich nur bei Tram gezeigt, dass sie Rollstuhl-unfreundlich sind. Die automatische Rampe haben sie ganz vorne neben der Fahrerkabine eingebaut, wo die Kabine schon den halben Platz wegnimmt. Dabei könnte eine automatische Rampe leicht an der nächsten Tür eingebaut werden, wo der Rolli auch Platz hätte… Da erlaube ich mir zwar etwas ungerecht, solche falschDenker als verhaschte Gesellschaft zu bezeichnen – obwohl ich weiß, dass es noch mehrere Arten von Behinderungen gibt. 😡
    schönen Tag noch
  • Hallo,

    vielen Dank an alle für eure Antworten. Ich will hier nichts verschweigen und versuche hier auch Antworten zu bekommen.
    Wenn ich nicht auf Fragen antworte, dann vielleicht einfach weil ich sie nicht gesehen habe. Mit den ganzen medizinischen Begriffen kann ich leider nicht weiterhelfen. Kann aber gerne erläutern, was er erzählt.

    Warum er zweimal fast angefahren wurde? Weil das Gerät einfach ausging. Es hält eben nicht lange. Dabei hat er ja das Gerät erst letztes Jahr bekommen. Er braucht bis zum Krankenhaus (in dem auch ein Arzt von ihm ist) knapp eine Stunde hin, bis dorthin gibt es mehrere Berge - machen bei gewissen Temperaturen eben nicht viele Geräte mit.
    Fragt auch lieber nicht, wie begeistert ich war dies zu hören.

    Warum ist er dazu auf der Straße gefahren? Weil es leider nicht überall dorthin Gehwege gibt.

    Das die Verkehrsbetriebe die Escooter nicht mitnehmen wollen aufgrund des Versicherungsschutzes verstehe ich - bedingt - eine große Rolle spielt dabei aber sicherlich auch der Kosten- und Zeitfaktor, den es benötigt . um so einen Escooter aufzuladen - auch Zeit und Platz. Und natürlich ist es besser für deren Versicherung, wenn der Rolli auf der Landstraße angefahren wird und nicht im Bus. (Verzeiht bitte die Ironie dabei)

    Ich hatte ihm übrigens genau die gleiche Frage gestellt, warum er sich damals nicht für einen richtigen Rolli entschieden hat - spätestens ab dem Zeitpunkt, als die Geräte nicht mehr mitgenommen wurden im Bus.

    Seine Antwort dazu - seine Krücken (wenn er mal versucht mit seiner Prothese durch die Gegend zu laufen und Treppen zu steigen - vieles ist leider eben immer noch nicht Gehbehinderten geeignet) und aber auch die Angst um seine Einkäufe. Auch wenns blöd klingt, ich glaube ihm das, da ich selbst einmal mit dabei war, hinten hing ein Einkaufsbeutel - nach dem Spaziergang war er noch da, aber ohne Inhalt. Ich bin schon froh dass sie ihm seine Krücken nicht geklaut haben. So kann er
    auch mehr unterbringen zwischen seinen Beinen und hat mehr Kontrolle über die Einkäufe.
    Und er hatte auch den Verkäufer, nach so einem normalen E-Rollstuhl gefragt und der Verkäufer / Berater meinte wohl, dass dieser nicht geeignet sei für ihn - meine Mutter (seine Exfrau) meint, dass es an seinem Feingefühl liegen würde, da er ja oft Probleme mit seinen Händen hätte ...

    Er hat Durchblutungsstörungen - bedingt auch durch seine Medikamente ist er z.B. Bluter. Bei ihm hab ich oftmals das Gefühl, dass er überall "hier" gerufen hat bei seinen Krankheiten. Er hat auch Athrose in den Händen und Osteoporose im Rücken.

    Sein Bein hat er in einem Krankenhaus verloren - in dem einiges schief gelaufen ist - weswegen das Ganze nun auch schon länger vor Gericht liegt.

    Er ist trockener Alkoholiker - seit mehr als 20 Jahren, seine Rückenprobleme hatte er sich eingeholt, als er in der DDR in ein Loch gefallen ist, daher ist er auch aktuell EU-Rentner und kann sich mit der wenigen Rente wenig leisten.

    Er nutzt die Fahrdienste, wenn er die Möglichkeit hat, bekommt eben aber nicht immer solche Scheine ausgestellt.

    Und ja wir feiern oft schon bei ihm, aber unsere Verwandschaft hat nicht nur einen Gehbehinderten und Spielerunden und Spaziergänge können eben nicht alle nur bei ihm stattfinden.

    Ich weiß dass man als Behinderter zurückstecken muss, mich ärgert aber extremst, dass es solche Scooter gibt, die zugelassen sind für die Busse, die aber die Krankenkasse einfach nicht finanziert werden und das ist völlig am Behinderten vorbei, nicht jeder Behinderter ist Millionär und kann sich die tollsten Stücke leisten.
  • Es gibt keine E-Scooter die in Bus und Bahn zugelassen sind.Einzelfälle vielleicht, aber nicht in der Regel.
    Nette Ironie mit der Versicherung, aber es geht hier auch um unbeteiligte Menschen die im Bus mit fahren.
    Stell dir vor du sitzt im Bus und wirst von so einem Ungetüm schwer verletzt!
    Auf Grund der von dir beschriebenen Probleme sollte deinem Vater die alleinige Teilnahme mit dem E-Scooter am Straßenverkehr untersagt werden. Ist hart aber für alle Beteiligten am sichersten.
    Begleitung wäre hier am vernünftigsten. Sicherlich hat er auch einen Pflegegrad.

    @Ave,
    stimmt, ist ja auch ein E-Rollstuhl und kein E-Scooter mit anderen Maßen.
    Bei uns wirst du nur auf bestimmten Strecken mitgenommen, so lange bis die Busse alle modernisiert werden.
  • idur65 hat geschrieben:
    Es gibt keine E-Scooter die in Bus und Bahn zugelassen sind.Einzelfälle vielleicht, aber nicht in der Regel.
    Nette Ironie mit der Versicherung, aber es geht hier auch um unbeteiligte Menschen die im Bus mit fahren.
    Stell dir vor du sitzt im Bus und wirst von so einem Ungetüm schwer verletzt!
    Auf Grund der von dir beschriebenen Probleme sollte deinem Vater die alleinige Teilnahme mit dem E-Scooter am Straßenverkehr untersagt werden. Ist hart aber für alle Beteiligten am sichersten.
    Begleitung wäre hier am vernünftigsten. Sicherlich hat er auch einen Pflegegrad


    da sagt mir Google etwas anders 😳
    Nicht ohne Grund hat der bsk-ev seine Liste erst vor kurzem aktualisiert mit E-Scootern die im ÖPVN zugelassen sind.
    Und nicht ohne Grund gibt es jetzt Busse die außen eine Plakette haben, wo dran steht, ob der Bus den E-Scooter mitnehmen kann - es sind nur eben nicht alle erlaubt.

    😡

    Gehbehindert heißt nicht, dass er unselbstständig ist.
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