Hochqualifiziert, aber nicht vermittelbar?

Hallo ihr Lieben,

ich habe das Problem, dass ich zwar einen sehr guten Masterabschluss habe, dank diverser Behinderungen (Skoliose, Asthma, Rheuma, Reizblase, Depression, Verdacht auf Asperger, Angststörung, ...) mittlerweile nicht einmal mehr als arbeitslos gelte. Das Amt hält mich aktuell für nicht vermittelbar. Ich bekomme aber auch keinen einzigen Cent Sozialhilfe, weil ich so dumm war, Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke immer anzusparen und so über dem Selbstbehalt lande.

Jetzt wollte ich mal nachfragen, ob irgendjemand ähnliche Probleme hat(te) und wie man da wieder rauskommt. Also, ich weiß, dass ich nicht belastbar bin. Ich weiß, dass ich wegen der Reizblase nicht weit pendeln kann und ein Umzug ist ausgeschlossen. Ich brauche im Alltag die Hilfe meiner Eltern. Mit der Depression habe ich außerdem Tage, an denen ich gar nicht aus dem Haus komme. Aber ich würde gern dennoch arbeiten. Nur ... wo findet man Home Office-Stellen, die auch wirklich angestellt und nicht nur geringfügig bezahlt sind? Nicht falsch verstehen, für den Anfang wäre auch geringfügige Bezahlung besser als nichts, aber ich würde halt gern nicht meinem Geld dabei zuschauen, wie es weniger wird, sondern wirklich mich selbst ernähren können. Und da reichen 450 nicht, wenn alleine knapp 200 schon an die Krankenkasse fließen.

Also ... hat da irgendjemand Erfahrungen oder Tipps? Denn ... um ehrlich zu sein ist die Lage gerade nicht wirklich hilfreich bei der Behandlung meiner Depression 😃 - und der Staat lässt mich leider ziemlich alleine.

Hab jetzt schon hier ein Stellengesuch hochgeladen und den Behindertenbeirat vor Ort angeschrieben, aber ... schauen wir mal. Lieber zu viel nachfragen und versuchen als zu wenig.

Liebe Grüße
Taaya

Antworten

  • Hallo Taaya,
    In welchen Fach bist du denn hochqualifiziert?
    Den Satz verstehe ich nicht:
    "Ich bekomme aber auch keinen einzigen Cent Sozialhilfe, weil ich so dumm war, Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke immer anzusparen und so über dem Selbstbehalt lande."
    Könntest du das bitte näher erklären?
    Es könnte auch sein daß du einfach noch keine Ansprüche erworben hast, mangels Einzahlungen.
    Hast du dich mal erkundigt wegen einer beruflichen Rehamaßnahme?
    Gruß

    Rudi
  • Masterabschluss Sozialwissenschaften mit 1,5 (also noch 'sehr gut'), und Spezialisierung in empirische Sozialforschung, Bildungssoziologie, ...

    Ja, ich habe noch keine Ansprüche. Aber theoretisch muss der Staat dir ja trotzdem zumindest Grundsicherung zahlen. Nicht aber, wenn du über einen bestimmten Geldbetrag angespart hast. Was ich auch verstehe. Ist eher meine Schuld, dass ich alles Geld, was ich statt Geschenken mein Leben lang zu Weihnachten und Geburtstagen bekommen habe, angespart habe, für den Fall, dass ich mir mal was Großes wie einen Urlaub wünsche. So habe ich jetzt halt zu viel Geld, um Recht auf Grundsicherung zu haben. Aber eben Geld, das dafür gedacht war, dass ich mir mal was gönne. Weshalb jeder Cent, den ich jetzt für ein Überleben in einem Leben ausgebe, was ich nicht WILL und was mich unglücklich macht, doppelt weh tut.

    Aber ... ich hab keine Ahnung. Das Amt meint, wenn ich körperlich nicht in der Lage bin, zu ihnen zu kommen, müssen sie nicht mit mir reden. Daher wüsste ich nicht mal, bei wem ich mir Hilfe holen kann. All die Behindertenhilfen vor Ort antworten auch nicht auf Emails. Ich bin aber nicht mobil genug, sicher zu Terminen gehen zu können.
  • Hätte das Amt denn von den Geschenken wissen müssen?
    Es muß ja dann schon ein erheblicher Betrag sein. Über 5000,-€
    Gruß
    Rudi
  • Lieber Rudi: Mit Sicherheit nicht. Die Geschenke waren vom Alter von einem Jahr bis zum Alter von 18 Jahren jeweils zu Geburtstag und Weihnachten. Irgendwie glaube ich nicht, dass 100 Mark von meiner Oma versteuert werden müssen, wenn ich noch in die Windel mache 😉

    Stand aktuell:
    Ich sehe irgendwie ein, dass ein Job, bei dem man flexible Arbeitszeiten UND Heimarbeit ohne Präsenztage hat, schlicht nicht existiert, wenn man kein IT-Ler ist.
    Also versuche ich langsam, meine Fühler auszustrecken um mich nach anderen Möglichkeiten zu informieren. Ich habe mich an den Integrationsfachdienst gewendet, der mir erst sagte, man sei nicht für mich zuständig, sich hinter meinem Rücken aber doch ans Arbeitsamt wandte und behauptete, ich wäre wieder bereit zu arbeiten, was dieses wiederum an andere Stellen weiter vermittelte. Das wiederum hat MIR einen Organisationsaufwand aufgebürdet, der mich gleich wieder tiefer in meine Depression geschubst hat.

    Gleichzeitig hab ich dem Finanzamt geschrieben, um mich zu informieren, wie das mit Mikrojobs aussieht. Ab wann ich mich da als was wie anmelden muss, wenn ich nicht aus Versehen irgendein Steuervergehen begehen will. Antwort von denen: Wir dürfen nicht beraten, wenden Sie sich an Steuerberater.

    Ich gebe zu, langsam weiß ich nicht weiter. Was immer ich versuche, ich renne nur gegen Wände. Immer, wenn ich glaube, die Depression soweit unter Kontrolle zu haben, dass ich zumindest überlegen kann, was ich gern machen würde und vielleicht darf, knüppelt man mich wieder nieder. Das geht mir wirklich auf die Nerven. Ich meine, ich gebe noch nicht auf, denn was wäre denn die Alternative? Aber ich gebe zu, meine Verzweiflung und meine Wut auf das System wachsen.
  • Von deinem Erzählen her, habe ich Zweifel, ob du eine Vollzeitstelle überhaupt packen würdest.
    Wie wäre es denn, wenn du in die Grundsicherung bei Erwerbsminderung oder Rente gehst und dann kannst du immer noch einen Minijpb annehmen und dir was dazuverdienen.

    Du bist beim Arbeitsamt, nicht beim Jobcenter? Du bekommst also Arbeitlosengeld 1? D.h. du hattest schon mal eine Arbeitstelle mit Arbeitsvertrag und allem drum und dran. Dann könntest du bei der Rentenversicherung einen Antrag auf Rente bei Erwerbsminderung stellen. Die entscheiden dann, ob die Rente ganz oder teilweise gewährt wird. Bei einer Teilrente müsstest du auf jeden Fall noch eine Arbeitsstelle annehmen.

    Oft ist es aber so, dass wenn jemand bereits arbeitslos gemeldet ist, bei einem Rentenantrag auf Erwerbsminderung die Rente voll anerkannt wird, um den Menschen aus der Arbeitslosenstatistik zu holen.

    Wenn du aber NICHT beim Arbeitsamt bist, sondern beim Jobcenter, dann würdest du momentan Arbeitslosengeld 2 bekommen, auch als Hartz4 bekannt.

    In diesem Fall würde das Jobcenter dich zum Sozialamt schicken, wenn die dich für dauerhaft arbeitsunfähig halten. Und das Sozialamt wiederum zahlt dann Grundsicherung bei Erwerbsminderung, was du Sozialhilfe genannt hast.

    Und den Antrag beim Sozialamt kannst du manchmal im Internet runterladen oder dir schcken lassen, um einen Antrag bei denen einzureichen, glaube ich nicht, dass du persönlich erscheinen musst. Wenn doch, können dich deine Eltern nicht begleiten?

    So würde ich das jedenfalls machen.

    Rente beantragen oder Grundsicherung bei Erwerbsminderung (je nachdem, welche Stelle zuständig ist in deiner Situation) beantragen und dann mit nem Minijob dazuverdienen.

    Dann bist du nämlich abgesichert und einen Minijob kannst du machen und jederzeit wieder beenden, wenn es dir zu viel wird. So weit meine Gedanken dazu.

    Und dann gibt es noch andere Informationsquellen für dich:

    Es gibt auch Foren zum Thema Hartz 4, googel einfach mal. Auch wenn du kein Hartz 4 bekommst, in diesen Foren sind immer sehr kompetente Leute mit guten Ideen.

    Außerdem gibt es in vielen größeren Städten Arbeitslosentreffs oder Arbeitsloseninitiativen, da gibt es manchmal auch kompetente Leute zum reden.
  • Das Problem kenne ich auch. Ich habe eine Ausbildung 2000 zur Medizinischen Dokumentationsangestellten abgeschlossen. In meiner Umgebung, wo ich jetzt aber wohne mit meinem Mann (ist sein Elternhaus) habe ich keine Anstellung gefunden in diesem Bereich auch wegen meinen Erkrankungen (Diabetes und Epilepsie). Ich hatte ja schon Probleme, überhaupt eine Ausbildung zu finden, die mir liegt und die ich machen konnte. Die hat mir dann das Amt finanziert, da es eine schulische Ausbildung war. Dann habe ich noch 2 Jahre in einer Firma gearbeitet, bis der Arbeitsplatz weggefallen ist, da der Job von den Auftraggebern selber übernommen werden musste laut Gesetz. Dann saß ich 1 Jahr arbeitslos mit Bewerbungen etc.. zu Hause.
    Nun wollte ich nach einem Jahr von der Agentur für Arbeit eine Weiterbildung zur Bürokauffrau, da ich da evtl. sogar einen Job bekommen hätte dann, aber es hieß dann: Für diese Weiterbildung bist du mit deiner vorherigen Ausbildung zu Überqualifiziert.
    Dabei hat das eine (MDA) mit der Bürokauffrau, zumindest was Abrechnungen an geht, überhaupt nichts miteinander zu tun.
    Dann habe ich keinen Job mehr gefunden und habe auch kein Geld mehr bekommen, da mein Mann ein bisschen zu viel verdient.
    Nun bekomme ich seit ca. 2 1/2 Jahren Erwerbsminderungsrente und kann, wenn ich es körperlich noch schaffe auf 450€ Basis mir etwas dazu verdienen.
    Momentan geht das aber nicht.

    Aber mir haben Sie also auch keine Weiterbildung bezahlt, trotz Behinderung, da ich angeblich überqualifiziert wäre.
  • Sonderanfertigung hat geschrieben:
    Von deinem Erzählen her, habe ich Zweifel, ob du eine Vollzeitstelle überhaupt packen würdest.
    Wie wäre es denn, wenn du in die Grundsicherung bei Erwerbsminderung oder Rente gehst und dann kannst du immer noch einen Minijpb annehmen und dir was dazuverdienen.

    Du bist beim Arbeitsamt, nicht beim Jobcenter? Du bekommst also Arbeitlosengeld 1? D.h. du hattest schon mal eine Arbeitstelle mit Arbeitsvertrag und allem drum und dran. Dann könntest du bei der Rentenversicherung einen Antrag auf Rente bei Erwerbsminderung stellen. Die entscheiden dann, ob die Rente ganz oder teilweise gewährt wird. Bei einer Teilrente müsstest du auf jeden Fall noch eine Arbeitsstelle annehmen.


    Ich bekomm gar keinen Cent. Weder ALG1 noch 2. Nicht nur, weil das Arbeitsamt mich als nicht vermittelbar abgelehnt hat, sondern auch, weil ich so dumm war, als Kind alle Geldgeschenke zu sparen. Jedes Weihnachten und jeden Geburtstag. Damit bin ich über dem Selbstbehalt und darf mir jetzt, statt Wünsche zu erfüllen, mein Leben davon finanzieren. 🙁

    Aber mit Vollzeit hast du Recht. Eigentlich hab ich ne 50%-Stelle angestrebt. Mit meiner Quali und TV-L E13 wären das immer noch 1.300 netto. Aber ... Tja, mir wurde gesagt, mein Studium ist für die Katz und mit meinen Behinderungen habe ich in meinem Fachgebiet nichts zu suchen.

    Erwerbsunfähig bin ich laut den Ärzten aber leider auch nicht, weshalb selbst das Sozialamt sich nicht für mich zuständig fühlt. 🙁

    Aber ich überleg langsam echt schon ... der Integrationsfachdienst sagt, sie können mir erst sagen, wie ich in den Arbeitsmarkt zu integrieren bin, wenn ich einen Job habe (Logik ist wohl nicht deren Stärke), der Behindertenverband vor Ort antwortet mir nicht,... Wenn jetzt auch der sozialpsychiatrische Dienst, an den mich der IFD weitervermitteln wollte, nicht weiß, an wen ich mich wenden soll, frag ich doch mal bei meinen Ärzten wegen Erwerbsunfähigkeit an. So kann es jedenfalls nicht auf ewig weitergehen.
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