Versorgungsamt und provozierte Verzögerung

Guten Abend zusammen,

mein Name ist Daniel, ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und es war immer sehr spannend und erfreulich dass hier Hilfe suchenden Menschen geholfen wird und sich Helfende immer die Zeit dafür nehmen.

Nun ist es leider so dass mir fast die Hutschnur platzt, aber ich fange vielleicht mal kurz an - im späteren Verlauf stelle ich mich dann, mit etwas beruhigterem Gemüt gerne vor 😀

Also: ich hatte vor 13 Jahren einen unverschuldeten Motorradunfall - mit 20 Jahren.
Dabei habe ich mir mehrfach die Knie zertrümmert und so ziemlich alle Mittelfußknochen und Zehengelenke.
Damals gab es dann nach einiger Zeit (ca. 12 Monate) einen Bescheid über 30 Prozent.
U.a. für die posttraumatischen Folgen wie defekte Kniegelenke, Füße und auch Migräneleiden.

Vor 2-3 Jahren finden dann massive Entzündungen im Knie an. Es folgten Therapien, Medikamente, Akkupunktur und so weiter.
Dann war wieder für 6 Monate Ruhe, dann fing es wieder an... und so zog es sich dann fort...
Kurz: ich bin eigentlich mind. 1x Jährlich beim Orthopäden um mit entzündungshemmende Medikamente veschreiben zu lassen, teilweise über Monate.

Seit Ende letzten Jahres ging garnichts mehr. Entzündungen, über Monate Medikamente, Schmerzen, kaum noch Treppensteigen möglich, das Knie bekam ich nicht mehr gerade, im Liegen konnte ich es nicht mal anheben.
Also wirklich schlimm. Nach einer wahren Medikamenten und Ärztearie hat sich ein Arzt bereit erklärt mein Knie zu operieren.
Es wurde durchgespült, ein bisschen Knorpelfransen entfernt und dann hat man mir gesagt dass es eigentlich nichts gibt was die Sache dauerhaft besser macht. Man resiginiert, selbst ein Knorpeltransplantat würde nichts bringen.
Für eine TEP bin ich zu jung (33).

Kurz gesagt: ich habe in beiden Kniegelenken Kniescheibenarthrose 3. Grades + Arthrose der Gelenksflächen.
Wirklich schlimm ist anscheinend die Kniescheibe weil es für diese keinen haltbaren Ersatz gibt.

Meine Einschränkungen zeigen sich nicht nur in der Bewegungseinschränkung an sich, sondern auch in Urlaubsfragen oder Veranstaltungen. Es folgte eine AU von drei Monaten, ich bin jetzt nach 4 Monaten immernoch in physiologischer Behandlung. Mein AG freut sich natürlich nicht darüber.
Also wollte ich einen Verschlimmerungsantrag stellen. Nicht nur aufgrund der Verschlimmerung, sondern auch aufgrund der Arbeitsverhältnisse.

Der erste Antrag wurde abgelehnt weil keine Verschlimmerung festgestellt werden konnte.
Meine Ärzte bescheinigten mir sogar eine Verschlimmerung der Kniegelenke als solches in den letzten zwei Jahren... also Wiederspruch inkl. Erklärung.
Hier habe ich dann auch mal "gefragt" ob man sich vorstellen kann wie es ist wenn man mit 33 zu Hause sitzt während die Lebensgefährtin in den Wanderurlaub fährt. Oder wenn Firmenevents abgesagt werden müssen weil ich schon beim Spaziergang vor Schmerzen kreische, je nachdem wie ungünstig ich beim Gefälle auftrete.
Und ja, es ist eine psychische Belastung wenn man solche Dinge, wie einen einfachen Spaziergang durch die "flachen" Lipper Wälder nicht mehr angehen kann. Dabei bin ich kein Jammerlappen und renne nicht wegen eines Schnupfes zum Arzt.
Statt dessen habe ich zB im letzten Jahr "versucht" 2km zum Weihnachtsmarkt zu gehen, bis ich dachte mein Knie zerreißt es. Also wieder umgekehrt, meine Holde musste sogar das Auto holen.

Jetzt kam Post vom Versorgungsamt:

"Wir können Ihren Antrag NICHT weiter bearbeiten. Grund:
Wir benötigen den Namen und die Anschrift ihres Facharztes für psychische Belastungen."

Was soll ich darauf antworten? Mein Hausarzt kennt diese Misere. Er hat mich bei den letzten OPs nachbehandelt.
Er weiß auch auf was ich verzichte.
Muss ich jetzt tatsächlich einen Psychodoc aufsuchen, also Termin vermutlich erst in 6 Monaten, um mir "bescheinigen" zu lasse dass solche posttraumatischen Behinderungen auch auf's Gemüt schlagen weil man nicht mal einen Spaziergang mit seiner Holden machen kann?

Hmpf.. ich rege mich schon wieder auf.
Gerne kann ich auch alles einscannen und veröffentlichen.

Ich danke euch vielmals!

Lieber Gruß
Daniel

Antworten

  • Hallo,

    wenn du deinen Verschlimmerungsantrag/Widerspruch mit psychischen Erkrankungen begründet hast, musst du natürlich angeben bei welchem Arzt du deswegen in Behandlung warst. Das Amt wird dann in der Regel Berichte vom behandelten Arzt einholen. (Besser und schneller wäre gewesen, die Berichte gleich beim Antrag/Widerspruch beizufügen).
    Ohne Angabe des Facharztes kann dein Antrag nicht weiter bearbeitet werden. Ohne Behandlung dürfte m. M. nach eine Anerkennung aussichtslos sein. Es besteht ja kein Automatismus zwischen körperlichen Behinderungen und psychischen Erkrankungen - selbst wenn müssen diese nachgewiesen werden.

    Klaus
  • Hallo,
    im Text das "provozierte Verzögerung" ist deine Einschätzung aber nicht die Realität entsprechend deiner Schilderung!

    Wenn du offenbar seit Jahren keinen Psychologen aufgesucht hast kann folglich auch keine neue Anamnese vorliegen.
    Diese wird benötigt und es liegt an dir daß diese dem Versorgungsamt zugeht in dem du einen Facharzt (hier Psychologe) aufsuchst.
    So schlimm deine Behinderungen auch sind, eine gewisse Mitwirkungspflicht kann dir keiner abnehmen.
    Vielleicht solltest du dir fachlichen Rat oder Hilfe bei dem Verfahren holen mit z.B. vdk oder einem Fachanwalt.
    Gute Besserung.
    Gruß Hippy
  • Hallo ihr zwei, danke euch für eure Antworten.
    Vielleicht ging es in dem Text unter, oder ich habe es in der Aufregung einfach missverständlich rübergebracht.

    Vielleicht zur Auflösung:

    1. Schritt: Verschlimmerungsantrag gestellt:
    Der Verschlimmerungsantrag bezog sich auf meine Knie und meine Migräne.
    Hier habe ich ALLE Berichte beigefügt die ich hatte, u.a. auch die meines Orthopäden, meines Operateurs, sogar den Post-OP Bericht in dem auch steht dass es nichts gibt was hilft, außer eine TEP, wobei die Kniescheibenproblematik damit nicht gelöst wäre.

    2. Schritt: Darauf folgte die Meldung dass keine nennenswerte Verschlimmerung eingetreten sei.
    Das stieß mir schon übel auf. Alleine aufgrund: vor 13 Jahren waren meine Knie ja schon defekt, mittlerweile sind sie aber sozusagen Schrott. Daher weiß ich nicht wie man auf diese Idee kam. Auch den Hinweis auf lange Entzündungszeiten, viel Medikamenten etc. . Hat man anscheinend nicht gelesen.

    3. Schritt: Mein Widerspruch
    Hier habe ich auf zwei Seiten begründet wie sich die "Verschlimmerung" äußert.
    Zusätzlich sogar noch ein Kopfschmertagebuch für 1,5 Monate beigefügt (Rund 15 Tage im Monat die mit Triptanen behandelt werden - und solche Schreiben führen auch dazu...).
    Und das habe ich dann dadurch unterstrichen dass auch soziale Kontakte darunter leiden, weil alles was geringfügig auf die Knie geht, nicht ausgeführt werden kann.
    Mehr kann ich nicht tun, denke ich?

    Ich habe sogar Beispiele angebracht und aufgeführt worauf ich, aufgrund der Verschlimmerung, alles verzichten muss.
    Man muss ja leider davon ausgehen dass die Person die diesen Antrag bearbeitet, kerngesund ist und Marathon läuft, daher habe ich alles, dank der Hilfe "meiner" Beamtin, in einfache Sätze verfasst damit jedes Kind versteht dass ich mit 33 schlechter gehen kann als meine Oma mit zwei künstlichen Kniegelenken.

    Darauf folgte ein Absatz, O-Ton:
    "Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, welche psychische Belastung dies für einen 32 Jährigen, schlanken und sportlichen Menschen mit sich bringt. Selbst leichtes Mountainbiken im flachen Terrain ist seit nunmehr rund 1,5 Jahren nicht mehr möglich ohne dass sich die Schmerzen selbst Nachts zeigen und ich kaum weiß wie ich liegen soll."

    Dies erfordert meiner Meinung nach keiner weiteren Erklärung, vorallem keinen Facharzt, weil sowas in einem gewissen Rahmen mit einem gesunden Menschenverstand auch selbsterklärend ist. Ich mache Urlaub auf Balkonien während meine LG Ski fährt - was ich ihr natürlich gönne. Mist ist es trotzdem. Und wir reden nicht über Ski fahren, sondern über eine kleine Wanderung durch den Harz, oder Wasserkisten zwei Etagen hochschleppen.

    Wenn "ich" eh lieber vor dem TV sitze und frische Luft nur genieße wenn ich Sonntags die Mülltonnen raus bringe... dann kann man das vielleicht nicht nachvollziehen, stimmt.
    Ich sauge mir den Kram ja nicht aus den Fingern.

    4. Schritt: Es folgte der jetzige Brief mit der Bitte Name und Adresse des Psychodoc preis zu geben. Dabei war dies nie Bestandteil meines Anliegens.

    Daher frage ich mich schon was dieses Schreiben bezwecken soll.
    Entweder man hat nicht richtig gelesen, oder man nimmt die Sache nicht ernst, oder man versucht irgendwas negatives zu erreichen.

    Ich kann jetzt schreiben dass ich in keiner Behandlung bin und dies auch nie Bestandteil meines Anliegens war.
    Oder dass man diese Thematik auch mit meinem Hausarzt besprechen kann, der mich seit 9 Jahren behandelt und der auch die "Kopfsache" kennt.
    So richtig wissen was nun der richtige Weg wäre tue ich nicht :-/

    Wie man liest regt es mich schon wieder auf. Dabei bin ich die Ruhe selbst.

    Danke nochmal an euch.
    Daniel

    Edit: oder ging man aufgrund meiner Äußerung nun davon aus dass ich diese psychische Geschichte aufnehmen lassen möchte? Ich kann gerne zum Facharzt und ihm erzählen wie sch... das alles ist. Das weiß auch jeder Bekannte von mir. Und eben auch mein Hausarzt. Ein psychologischer Facharzt wird meine Knie aber auch nicht heilen können. Hm. Nicht dass das alles nur ein Missverständnis ist und ich dem Bearbeiter unrecht anlaste.
  • Hallo Daniel ,
    ich kann deine Verärgerung nachvollziehen.
    Geschrieben " das es ein Kind versteht" ist bei Behörden die falsche Sprache, leider, die verstehen nur Fakten, Klartext, § und Befunde.
    Das Problem mit deinen Knien wird sein, solange kein Ersatzgelenk eingebaut wird wird nichts weiter anerkannt.
    Daß du dich nicht auf die Psyche bezogen hast ist verständlich, gerne prüft aber das Amt ob die Behinderung wegen der Psyche noch gegeben ist, es könnte ja sein der GdB könnte gesenkt werden.
    Die Sachbearbeiter tun immer so als würden sie irgend einen Cent aus eigener Tasche bezahlen müssen, dabei sollten sie froh sein daß es uns gibt sonst hätten sie keinen Job.
    Menschliche Züge sind von diesen Schreibtischtätern nicht zu erwarten.
    Ich fürchte du mußt klagen.
    Alles Gute.
    Gruß Hippy
  • Hallo Hippy,
    es war schon sehr direkt. Ich hätte auch Bildchen malen können, aber das käme wohl falsch rüber.

    Meine LG ist Beamtin (Polizei) und hat mich dabei unterstützt. Meine zwei Seiten sind zwei seiten Fakten.
    Ich verwende sogar das Wort Fakten. Und ich checke es immernoch nicht wie man zum 1. Entschluss kam.
    Fakt ist: ich konnte nach dem Unfall besser laufen als jetzt und hatte einen GdB von 30%. Klar, da gab es schon Einschränkungen, aber die Arthrose hat sich ja erst nach weiteren X Jahren entwickelt (übrigens beidseits). Das versteht mein 6 Jahre alter Cousin - vorallem wenn es das auch noch schriftlich gibt.

    Jetzt kann ich schlechter laufen, habe weitere "Wehwehchen" duch verhaltene Laufweise (Rückenschmerzen, Hüftschmerzen) und Fehlzeiten bei meinem AG die alleine in diesem Jahr wieder rund 3 Monate andauerten, zuzüglich mind. 1x wöchentlich Physio was pro Sitzung mit An- und Abfahrt mind. 2 Stunden bedeutet.

    Also, ich denke es ist Taktik. Ich kann es auch halten wie 30% der Anstragsteller, gehe zum Doc, heule ihm was vor und bin dann offiziell behindert. Will ich das? Nein. Ich hätte aber gerne einen Bescheid über das was mich belastet. Nun wechsel ich zB die Stelle, der neue AG weiß von meiner Gleichstellung (achso, die habe ich auch schon), dennoch bin ich auf der sicheren Seite wenn z.B. die 50% durch sind. Auf den Urlaub und Co. pfeife ich echt. Und ich kenne welche (von den 30%) die ziehen das knallhart wegen der Urlaubstage und sonstigen Vorteile durch (übrigens auch verbeamtete).
    Und laut zwei Fachärzten (Orthopäden) stehen mir diese rein vom Schadensbild zu.
    Das traurige ist, meinen Knien geht es so schlecht dass ich dem Beamten nichtmal in den Hi... treten könnte.

    Und das alles weil mich vor 13 Jahren jemand umgebrezelt hat...

    Nun muss ich erst mal eine Nacht darüber schlafen, sonst gibt's wieder Kopfschmerzen.

    Ich danke euch bis hier hin...

    Viele Grüße
    Daniel
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