Behinderung verschweigen?

Mir geht schon eine Frage seit längerem in den Gedanken herum.

Ich frage mich, ob ich meine Behinderung verschweigen soll.
Die Gründe sind, dass sie gesellschaftlich oft als nichtig abgetan wird
und ich bloß als Simulantin abgetan werde, weil man sie nicht sieht.

Auch ist es mir unangenehm darüber zu reden, weil ich mich dann so fühle, als würde ich mich als etwas Besonderes darstellen wollen. Zudem sind Behinderte für viele Personen oft ein Dorn im Auge.

Man kriegt zwar einen gesonderten Kündigungsschutz bei Arbeitgebern, aber nur, wenn jener vor der Einstellung bei der Behinderung schon wusste. Mit Behinderung wird man aber deshalb oft schon nicht eingestellt, zumindest nicht dort, wo ich gearbeitet habe.

Auch viele Ärzte tun einen dann als Spinnerin ab, weshalb ich die Diagnose schon gar nicht mehr dort erwähne, da ich ansonsten wirklich rumdiskutieren muss.

Es reicht mir schon, dass meine Mutter einen auf arm macht, weil ich, ihre Tochter behindert bin.
Manchmal ist es so schlimm, dass ich gar nicht mehr mein Zimmer verlassen will.
Oder ich wünsche mir einfach, ich könnte mich in einen Rollstuhl setzen und so den Leuten zeigen, dass ich behindert bin.

Als ich einmal Fußschmerzen seit langem mal wieder hatte, weil meine Einlagen durchgelaufen waren, hab ich mir einfach Krücken bestellt, um es auszugleichen. Dann haben die Leute das erste Mal Rücksicht auf mich genommen.
Ansonsten bekam ich immer nur Kommentare zu hören wie:"In jungen Jahren hat man so Probleme nicht."
Zum Schluss hätte ich die Krücken am liebsten behalten, jedoch für meinen Autismus in einer anderen Form.

Antworten

  • Eine Behinderung musst du nicht nach süßen darstellen oder erwähnen. Nur darfst du dann keine Rücksicht erwarten.
    Bei einer Bewertung und Einstellung brauchst du sie auch nicht erwähnen. Es sei denn, die Behinderung hat einen Einfluss auf die Tätigkeit. Also bein amputiert und den ganzen Tag stehen passt nicht so gut.
    Du kannst dem Arbeitgeber das auch nach der Einstellung oder nach der Probezeit mitteilen. Der Arbeitgeber muss bei nicht einhalten der Behindertenquote eine Ausgleichszahlung leisten.
    Ich würde es nicht verschweigen. Sonst bekommt es hinterher ein Geschmäckle. Ein guter Zeitpunkt ist es, die Behinderung nach Zusage und vor Unterzeichnung des Arbeitsvertrages zu erwähnen.
  • Kapiert.

    Ich mache eine Therapie gegen Autismus, die es nicht gibt.

    So, wie fahren wir nun fort?

    1. Die Behinderung wirkt sich auf alles aus.
    2. Sie ist nicht ausgleichbar. Es gibt keine Hilfsmittel bei Autismus, wie Rollstühle oder Sehhilfen.

    Die einzige Hilfe meinerseits, die ich euch zur Beseitigung meiner Behinderung anbieten kann, ist ein Vertrag zur aktiven Sterbehilfe, der natürlich für die Schweiz gilt.

    Die Ausgleichszahlung gilt nur für große Betriebe. Für mich kommen nur Jobs ohne Ausbildung in Frage, weil ich wegen meiner Behinderung meine Ausbildung nicht zu Ende machen durfte. Ich war mit damals 23 und aufgrund der zusätzlichen Zeugnisunterdrückung bewerbungsunfähig.

    Der Betrieb wurde gerichtlich von mir aufgelöst. Ein Zeugnis habe ich trotzdem nicht bekommen.




  • Hallo Parlera,
    ich muss Dir ein wenig widersprechen - es mag eine Therapie "gegen" Autismus so wie Du sie verstehst nicht geben, aber sie ist ein Stück weit schon ausgleichbar.
    Natürlich gibt es keine Therapie, dass Du lernen kannst intuitiv soziale Situationen zu erkennen oder die Kommunikation intuitiv zu beherrschen (wie das bei einem Nicht-Autisten der Fall ist). Aber Du kannst lernen viele soziale Situationen adäquater zu bewältigen etc. Du kannst auch Deine Kommunikationsfähigkeit verbessern etc. Aber diesen Schwächen stehen ja auch Stärken gegenüber, gutes logisches Denken, gutes Gedächtnis und noch einiges mehr. Dadurch lässt sich therapeutisch einiges machen. Vielleicht ein dummes Beispiel, aber ein Blinder kann durch ein Therapie auch nicht sehen lernen, aber er kann lernen sich auch mit dieser Behinderung im Leben zurecht zu finden.
    Die Ausprägung eines autistischen Störungsbild,es geht natürlich von sehr schwer bis nach aussen nicht/kaum bemerkbar.
    Wie einbein schreibt, kommt es sehr auf die Art des Arbeitsplatzes an, ob man es mitteilt. Doppelt schwierig natürlich, dass der Arbeitgeber in der Regel allenfalls bruchstückhaftes Wissen darüber hat.
    Ausserdem warum willst Du unbedingt ein sichtbares Hilfsmittel oder erkennbares Zeichen, dass jeder sieht, dass Du eine Störung aus dem Autismus-Spektrum hast? Welche Hilfe erwartest Du dadurch?
    Natürlich wäre mehr Verständnis und Rücksicht schön - aber das gilt nicht nur für diese Störung.


  • Ja, sowas gibt es tündi, aber nichts, was mir helfen würde.
    Die meisten Therapien sind auf Kinder spezialisiert. Da hilft mir nichts.
    Auch sind viele Therapeuten zu weit weg. Und mein Temperament wirst du damit nicht zügeln.
    Italienisches Blut bleibt italienisches Blut.

    Ob ich gut logisch denken kann, weiß ich nicht. Es reicht aber, um ein Kochbuch zu verwenden und einigen Zahnärzten auf die Finger zu kloppen (Gebissstatik!).

    Ob mein Gedächnis gut ist, weiß ich auch nicht. Ich schätze mal dem Alter entsprechend.
    Alle Gamesecrets auswendig kennen, aber dafür den Lernstoff jedesmal vergessen.
    Nee, im ernst, ich kann, wenn ich will, ganze Bücher in mich aufnehmen, aber ohne Interesse klappt das auch nicht.
    Einfach durchlesen und alles wissen ist also nicht.

    Wenn ich meine Behinderung nicht äußern soll, was soll ich ansonsten damit anfangen?
    Ein Glas Sekt drauf drinken und sie auf Papier in einem Schaukasten ausstellen oder was?
    Ich will doch nur irgendwie erreichen, dass die Leute verstehen, dass ich nicht normal bin.

    Es reichte nicht mal meine Aktion, dass ich wegen eines Zahndilemmas in die Unibücherei gegangen bin und Lehrmeinungen zitiert habe. Normalerweise müsste einem da schon auffallen, dass mit mir etwas nicht stimmt.
    Kein normaler Mensch hinterfragt seine eigene Behandlung so gründlich.

    Manchmal hasse ich mein Denken. Es lässt mich nicht schlafen und mit anderen darüber reden kann ich auch nicht.
    Wer hält schon bei dem Gedankenschweif eines Autisten mit?
    Ich hatte großes Glück, dass ich hier in der Nähe als Bsp. genannt einen Kieferorthopäden hatte, der selber Autist ist.
    Viele Zahnärzte meinten auch schon, ein Studium in dem Bereich wäre genau das richtige für mich.
    Ich will das aber nicht studieren, ich will doch nur, dass die meine Weisheitszähne aus statischen Gründen erhalten.
    Und bei der Diskussion zeigt sich auch schon das Problem.
    Die Ärzte denken gesellschaftlich vom Normfall, ich von meinem Fall, der sonderbar ist, weil ich ja eine Vorbehandlung hatte.

    Auch geht kein normaler Mensch zur Schulleitung, um dem eigenen Geliebten (der an derselben Schule ist) ein Arbeitsstelle zu verschaffen, damit er später keine Geldsorgen hat, sondern festangestellt ist.
    (Den jungen Mann such ich nun nach all den Jahren wieder.)


  • Hallo,
    wenn ich deine Beiträge so lese beschleicht mich das Gefühl dir fehlt eine gewisse Anerkennung oder anders gesagt du hast ein gesteigertes Geltungsbedürfnis.
    Sorry, das ist nicht böse gemeint, nur eben mein Eindruck.
    Gruß Hippy
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