Wer zahlt die Prothese nach einem Unfall.

Mein Sohn, 10 Jahre alt, hatte im März einen Unfall. Er kam unter ein Tram und ihm musste der rechte Unterschenkel amputiert werden. Er braucht jetzt eine Prothese. Wir haben bei der Krankenkasse (Unfallversicherung) einen Antrag für drei Prothesen gestellt. Diese hat den Antrag abgelehnt, mit der Begründung, sie seien nicht verpflichtet die Prothesen zu zahlen. Für Hilfsmittel ist die IV zuständig. Mir ist schon klar, dass die IV für Hilfsmittel zuständig ist, aber ich dachte nur bei Krankheit und nicht bei Unfall. Stimmt dies so?

Antworten

  • Drei Prothesen ist viel : )

    Die IV ist schon die Versicherung, welche Prothesen bezahlt, es ist dabei eigentlich weniger wichtig warum, als dass ein Bedarf zur Funktion im Arbeitsleben, Erwerbstätigkeit u.ä. etc. besteht.

    Leistungen der IV: "Anspruch auf Leistungen der IV haben Versicherte, die wegen eines Gesundheitsschadens in ihrer Erwerbstätigkeit oder in ihrem bisherigen Aufgabenbereich teilweise oder ganz eingeschränkt sind. Dieser Gesundheitsschaden muss voraussichtlich zumindest für längere Zeit bestehen. Versicherte unter 20 Jahren können ebenfalls Leistungen der IV erhalten, wenn der Gesundheitsschaden ihre Erwerbstätigkeit voraussichtlich beeinträchtigen wird. Es spielt keine Rolle, ob der Gesundheitsschaden körperlicher, psychischer oder geistiger Natur ist, ob er schon bei der Geburt bestanden hat oder Folge einer Krankheit oder eines Unfalls ist."

    Man kann ja nicht ohne weiteres gerade mal alles kaufen was es so gibt. Die gesetzliche Grundlage (Sozialversicherungsgesetz, "zweckmässige einfache Ausführung") gilt für alle Versicherungen gleich, somit ist aber auch nicht direkt zu erwarten, dass die Unfallversicherung auf anderer Grundlage bemisst.

    Aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass das Risiko besteht, dass sich eine Unfallversicherung drücken will. Um die Leistungspflicht zu prüfen, muss man die AGB genau lesen. Wird daraus klar, dass die grundsätzlich bezahlen müssen, kann es nötig werden, den Anspruch vor Verwaltungsgericht durchzusetzen. Dieses Risko bzw. dieser Aufwand lohnt sich für die Versicherung jedenfalls, da die ja auch nicht wissen was da herauskommt. Wenn sie bei zehn Fällen erstmal ablehnen, würden geraten vermutet zwei Drittel unbesehen direkt zur IV gehen, da man dort ohne grosses Herumstreiten weiter kommt. Damit haben sie bereits zwei Drittel der (bei Prothesen auf ein paar Jahre gerechnet sehr hohen Kosten) gespart, und mit diesem Geld kann man sich Anwälte für ein paar Verwaltungsverfahren leisten. Du musst aber den Anwalt selbst bezahlen, und weisst nicht 100% sicher wie es am Ende herauskommt, weswegen es gut ist, man lässt sich zuerst dazu genauer beraten.

    Ich würde mal raten, sich etwas schlau zu machen in dieser Richtung.

    https://www.rechtsberatung-up.ch/

    Und dann schon gleich mal zu einem Prothesentechniker, umfassend vorbesprechen, oder wart Ihr da schon.

    In meiner Erfahrung mit den Armprothesen ist es gut, man fängt erst mal mit einem Ding an, und schaut dann wo die Reise hingeht. Dann schaut man weiter.

    Wir fingen mit "robuster" Eigenkraftprothetik an, das, was als besonders einsatzfähig und belastbar gilt. Gut, das Handgelenk der Prothese war nach exakt 1 Fingerdruck hinüber, die Hand war innert ca. 10 Minuten irreversibel verklemmt, der Kabelzug war innert weiterer Minuten in vollem Umfang abgeledert / ausgerissen, die nachfolgenden Handgelenke leierten innert mehrerer Wochen aus, die Kabelzüge rissen innert 4- 10 Tagen und so hatte ich in den ersten zwei Jahren wenigstens etwa 48 Termine zu etwa 3 h Gesamtaufwand (inkl. Reisezeit) bei der Orthopädietechnik. Dann bauten Kollegen und ich ein eigener Schnellverschluss fürs Handgelenk, ich revidierte den Kabelzug umfassend mit einer Neuentwicklung, weitere Teile wurden nötig etc., und erst mit der Zeit kriegt man dann ein Gefühl dafür was man alles sonst so will. Unter den vielen Revisionen, die ich teils dann (Wochenende, Pikettdienst, kein Prothesentechnikerpikett weit und breit) selbst "mit links" machte, ergab sich fast zwangsläufig ein sanfter Wandel zu einem etwas modulareren Aufbau des Gesamtsystems, was für andere Anwendungen - Velo, .. - Vorteile hat, die andere Prothesen auch nicht so ohne weiteres enthalten.


  • @marley
    Das tut mir sehr Leid zu lesen, dass euer kleiner bereits mit 10 Jahren so
    einen schrecklichen Unfall erleiden musste und jetzt schon mit Prothesen sich beschäftigen muss.Aber
    ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen mit Unterschenkelprothese das
    im Leben vieles zu schaffen ist mit einer Unterschenkelprothese.Wie du vielleicht
    meinen Beiträgen her entnommen hast, sind wir beide mein Mann und ich
    auch amputiert und haben 3 kleine Kinder .Wir sind sehr froh und dankbar,dass
    es die Möglichkeit gibt so eine Prothese zu haben, das erleichtert das Leben sehr täglich.

    Egal was für Fragen ihr habt bezüglich der Amputation,Prothesen usw..
    darfst du mir gerne auch per PN persönlich schreiben und wir schauen
    wo wir euch den einen und andern Rat geben können.

    Wo wohnt ihr in welcher Gegend? wer ist euer Prothesenmeister?
    seid ihr zufrieden?oder hat er noch gar keine erste Prothese erhalten?


    Es hilft auf jedenfall sehr, sich mit gleich gesinnten auszutauschen!


    GLG
    Bili


  • Lieber Swisswuff1

    Ich danke Ihnen für die Ausführungen.

    Wir haben den Antrag gemäss unserem Prothesentechniker gestellt. Wir haben leider noch keine Erfahrung mit diesen Sachen. Unser Sohn hat jetzt eine Prothese, die ständig angepasst werden muss, da sich der Stumpf noch extrem verändert.

    Wir lernen aber jeden Tag dazu und sind deshalb froh, wenn wir ein Feedback kriegen.

    Herzliche Grüsse