Erschöpfungszustände beim Partner

Hallo

Ich bin momentan ziemlich überfordert mit dem Verhalten meines Partners. Wir sind seit sieben Monaten zusammen und ich liebe ihn sehr und darum möchte ich nicht so schnell aufgeben.
Am Anfang war alles wunderschön und sehr intensiv, wir haben beide das Gefühl, wir kennen uns schon seit Jahren. Bis im Juli seine Schule (Weiterbildung) wieder anfing. 100% arbeiten, jeden zweiten Samstag Schule, lernen alleine, lernen mit der Lerngruppe, Beziehung und und und... je näher der Termin zur Eidg. Prüfung kam (28.09.16+17.10.16) wurde er anderst. Kalt gegenüber mir, an seinen freien Tagen lag er müde herum oder schlief. Er hatte seit anfang Jahres auch eine grosse private Veränderung; Trennung der Frau und er musste das Haus verlassen.
Letzte Woche, nach seiner zweiten Therapiesitzung, hatte er einen totalen Ausbruch. Er brauche Zeit für sich, ich solle mich auf meine Themen konzentrieren, er auf seine. Er müsse zu sich finden, wieder Lebensenergie bekommen, ihm ist alles zu viel. Er liebt mich und will die Beziehung nicht beenden, mir aber auch keine Steine in den Weg legen. Ich habe es so hingenommen. Einen Tag später stand er dann mitten in der Nacht bei mir und wollte einfach gehalten werden. Tags darauf war ich bei ihm und er kam nicht aus dem Bett, ich war einfach für ihn da.
Am Mittwoch war die erste Prüfung. Gestern haben wir abgemacht und ich fragte ihn noch, ob er sich auf mich freue. Seine Antwort: "ich habe immer noch so ein komisches Gefühl, lustlos, energielos, Gleichgültigkeit. Sprich: wenn du kommst find ich das schön, wenn nicht dann berührt mich das nicht."
Ich bin gegangen und wir hatten an einem Dorffest einen wunderschönen Abend. Er verhielt sich mir gegenüber wie frisch verliebt, sagte mir auch dass er mich liebt, stellte mich all seinen Kollegen vor die ich noch nicht kannte...es war einfach schön ihn so aufgestellt und zärtlich zu erleben...wie am anfang.
Heute bekomme ich wieder rein gar nichts zu spühren, knapp am Telefon und kein grosses Interesse an mir. Ich weiss, ich muss meine Bedürfnisse komplett zurückstellen, doch bin ich mir immer wieder mal unsicher, ob es vielleicht doch mit mir zu tun hat als mit seiner Erschöpfungsdepression. Ich weiss nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, es reisst an meiner Energie seine ständigen Schwankungen, ich mag nichts essen, liege auch nur im Bett und vernachlässige mein Leben. Ich möchte ihn nicht verlieren und einfach für ihn da sein. Aber wie? Wie bringe ich meine Unsicherheit weg? Hat jemand Erfahrung mit solchen Schwankungen? Er ist sonst ein so herzensguter Mensch, aber zu Zeit kann er so kalt und verletzend sein. Und dann nur zu mir, ich wo davon weiss. Gegen aussen ist er aufgestellt une happy.

Danke für Eure Tipps!

Antworten

  • Hallo und guten Abend,

    also ich denke, du solltest nicht gleich an dir selbst zweifeln, nur weil dein Partner gerade eine Phase des inneren Stresses durchlebt aufgrund der Tatsache, dass ihm noch eine Prüfung bevorsteht und diese ihm wahrscheinlich oftmals auf der geistigen Ebene zu denken gibt; ihn also aus dem Hier und Jetzt rauszieht und sich dadurch sein Fokus weg von dir und hin in Richtung Zukunft richtet.

    Das haben Menschen nun mal oftmals so an sich, insofern sie nicht wirklich resilient (seelisch widerstandsfähig) sind. Sie beginnen dann oftmals rasch zu zweifeln, machen sich Sorgen und entwickeln Ängste.

    Warte einfach mal bis nach der Prüfung ab, was danach geschieht; unterstütze deinen Partner einfach durch deine Präsenz, aber enge ihn nicht zu sehr ein, denn zu wenig Freiraum ist Gift und zerstört jede Beziehung auf Dauer. Menschen brauchen Raum, um regelmäßig zu sich selbst zu finden und um neue Energie zu tanken, denn nur im Inneren eines Menschen liegt der wahre Reichtum. Den kann dir kein anderer Mensch geben, auch wenn diesem Trugschluss die meisten Menschen unterliegen.

    Obendrein empfehle ich dir mal, ein wenig an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten, denn Mangel- und Verlustängste rühren immer daher. So wie du unbewusst zu dir selbst stehst, so wirst du auch immer das Gefühl haben, von anderen Menschen behandelt zu werden.

    Kurzum: Wer sich selbst nicht ein gesundes Maß an Eigenliebe und Wertschätzung zuschreiben kann, wird immer das Gefühl haben, von anderen Menschen zu wenig geliebt und wertgeschätzt zu werden. Aber nicht nur das, er wird auch nie wahrhaft in der Lage sein können, andere Menschen bedingungslos zu lieben.

    Wenn Menschen sagen, ich liebe dich, meinen sie leider in Wirklichkeit oftmals, ich brauche dich, denn ohne dich bin ich hilflos verloren; bin ich ein Nichts! Das ist aber keine wahre Liebe, sondern emotionale Abhängigkeit.


    Ich lade dich herzlich dazu ein, meine Zeilen in aller Ruhe mal für dich selbst zu reflektieren.


    Beste Grüße,
    Mr. Gentle 😉
Diese Diskussion wurde geschlossen.