Gefühlswelt am Stumpf

Guten Tag zusammen,

ich hab seit ~6 Wochen eine Unterschenkel Amputation und ich stell mir die Frage wie sich die Gefühlswelt im Stumpf verändern wird mit der Zeit. Das hier der Stumpf sehr aktiv ist und ich alles mit dem Stumpf wahrnehme muss ich wohl nicht erwähnen. Daher würde ich mich freuen wenn mir jemand was dazu sagen kann, ich stell mir die Frage ob diese Welt auch mal nachlässt. Physiologisch habe ich überhaupt kein Problem mit meinem neuen Leben und da ich mich sehr bewusst dafür entschieden habe ist für mich alles gut.

Vielen Dank.

Antworten

  • Hallo Robi80,

    Also ich kann,ebenfalls Unterschenkel ex,dazu folgendes aus meiner Sicht sagen.
    Schmerzen habe ich keine.Spüren am Stumpf tue ich auch alles.Ich kann auch bewußt einzelne Muskelpartien ansprechen.
    Das ist das bewusste steuern und spüren.
    Im Unterbewusstsein ist es so das ich manchmal einfach meine das mein Bein vorhanden ist und ich auf dem Boden stehe.
    Auch meine ich manchmal das ich einen Fuß habe.
    Jetzt muss ich dazu sagen,und das ist für dich wichtig "Du hast keinen Unterschenkel".Lass dir das bloß nicht vorspielen...sonst landest du da wo ich gelandet bin...auf dem Boden.Und das kann weh tun 😀 .Dein Bein wird noch einige Phasen durchmachen.So etwas das dein Fuß juckt.Ist aber normal.Der Kopf muss es erst rein bekommen das dort nix mehr ist.
    Aber man gewöhnt sich eigentlich dran.Besonderst dann wenn man Bewusst die Entscheidung getroffen hat.
    Man kommt dann auch schnell mit einer Prothese klar und findet zu einem normalen Lauf zurück.

    Gruß
    Ralf
  • Hallo Ralf,

    vielen Dank für deine Antwort! Ja das mit dem Fuß meine ich gar nicht, der ist nicht mehr da. Das Bewusstsein für den Fuß ist auch mehr oder weniger verschwunden. Aber ich hab halt im Stumpf diese abgefahrenen Gefühlswelt und ich stell mir die Frage wann das sich etwas beruhigen wird.

    Nächste Woche bekomme ich den Liner und bin gerade im Ausdauer und Krafttraining, hier ist der Stumpf durch die Ablenkung nicht so aktiv. Aber ansonsten ist da ein seltsames Gefühl drin. Das ist ein kribbeln und stechen, wenn ich auch aktiver bin schwillt der Stumpf an wird kalt und fest.

    Wie ist das mit der Prothese kannst du die voll belasten? Also ich habe das Ziel das ich alles wie vorher machen werde und ich alles auf Seite räume was mir im Weg steht. Aber dazu muss man sich eingestehen das es eine sehr neue Welt ist und ich keine Erfahrung habe.

    PS: Ich bin vor 2 Wochen ausgerutscht und habe versucht mit dem Amputierten Fuß mich abzufangen und das war schon ziemlich abgefahren 😃.

    Gruß
    Robi
  • Hallo Robi

    Ach das meinst du.Das sind deine Nervenenden.Die wollen noch nicht begreifen das dort Schluß ist.Keine Sorge das legt sich.
    Das dein Stumpf nach Belastung sich anderes Anfühlt ist klar.Es fehlt zum Beispiel die sogenannte Blutpumpe.Das ist dein "Fuß".Beim Auftreten befördert er Blut nach oben.Laienhaft dargestellt.Kann er ja nicht mehr.Daher Sammelt sich Blut und Lymphe im Stumpf.Wenn es nicht stört kann man es lassen.Oder sich zeigen lassen wie man mit einfachen Mitteln dafür sorgt das die Lymphe sich bewegt.
    Aber das legt sich alles mit der Zeit.Auch hilft der Liner deinem Stumpf.
    Also,wenn du keine Schmerzen hast,am Anfang wirst du welche haben,dann kannst du Ihn normal Belasten.Wie ein Bein.Lass dich beraten was es so gibt.Es gibt Prothesen für den "Normalen"Geher.Dann wieder für den aktiven.Frag den Löcher in den Bauch.Alles was du Wissen willst.Arbeite Aktiv mit den Prothesenbauern zusammen.
    Dann bekommst du dir richtige Prothese für dich.
    Ach.....ich habe zwei 😀 und laufe,wenn auch mit Stock,soweit fast ganz normal.Habe aber auch ein tolles Team an Leuten im Prothesenbau hinter mir.Allein die letzte Prothese hat fast 6 Monate gebraucht bis sie so war das ich sagte "Okay".
    Und wenn du mutig genug bist...lass dir die Dinger in Bunt machen...oder mit Tatoo....oder Airbrush
    Hab mal eine Datei von meinem linken Bein Angehängt,Das rechte ist noch in Arbeit
    Gruß
    ralf
  • Hallo Ralf,

    alles klar das hilft mir schon mal weiter! Ich hab auch ein sehr gutes Gefühl mit dem Team das ich zur Zeit habe. Es kann auch sein das ich etwas ungeduldig bin, aber die Gefühlwelt würde ich gerne so schnell wie möglich aus der Welt haben.

    Gruß und Dank,
    Robi
  • Vielleicht ist es eher so, dass man erstaunt ist ob der Probleme. Ich wurde vor der Amputation umfassend aufgeklärt über diese Sachen, so dass ich über diese Aspekte nicht im geringsten erstaunt war. In diesem Sinne ist eine Amputation zwar vieles aber keine auch nur irgendwie gestaltbare Schmerztherapie.

    Bei meinem Arm sind eigentlich permanent sehr starke Phantomgefühle - eiskaltes Gefühl, kaltes Brennen, Nässegefühl - vorhanden, so stark dass es eigentlich dauernd weh tut; das leicht zunehmend seit Jahren. Die Phantomhand brennt konstant stark; da ich vorher aber als die Hand dran war auch dort schon brennende Gefühle hatte, da dort tumoröses Zeugs wuchs und viele kleine Blutgefässe thrombosiert waren. Darüber hinaus habe ich im Bereich Phantomhand einschiessende, dann auch sehr starke überlagernde Schmerzen da.

    Was dies in besonderem Mass auslöst ist Stauung; dh., bei ohnehin schlechter Durchblutung dort wird der Stumpf blaugraublass und eiskalt, und das tut dann eigentlich immer - vorhersehbar - sehr weh. Heiss Wasser, Wärmekissen, etc. ist eigentlich nutzlos, macht dem Schmerz dann noch ärger. Was hilft ist leichte bis mittlere (aber nicht zu arge) Kompression; das ist extrem angenehm, da dann der Phantomschmerz und das extreme Brennen etwas zurückgeht. Dadurch neigt der kaputte Arm auch zur Unterkühlung bzw. Frostschaden; einmal war ich bei ca. -15 Grad C skifahren, und eine brennende schmerzende zunächst rötlichbraune dann braunviolette Stelle vorne am Stumpf brauchte dann etwa 8 Wochen bis sie besser war.

    Was weiterhin den Phantomschmerz sehr stark aufdreht sind Verletzungen. Ich habe mir den Stumpf schon an Bügeleisen oder Herd verbrannt, das einmal recht tief; da muss man sich dann um den Schlaf nachts keine Sorgen mehr machen, der findet dann nämlich so einfach eh nicht mehr statt. Aufreissen oder Anspiessen an verschiedenen baulichen Installationen, etc. tut auch sehr weh. Da der Stumpf bei mir schlecht durchblutet ist, heilt er auch nicht schnell; eine offene tiefere Verletzung braucht fast immer 4-5 Wochen. Es heilt auch unter Kompression geringfügig besser.

    Die Prothese muss also bei mir eher etwas eng sein und dabei nicht zu eng; da mein Arm also auch nicht jeden Tag gleich gross ist, sondern manchmal dicker, manchmal dünner, hat sich ein relativ dicker elastischer weicher Alpha Liner von Willowwood bewährt, wogegen ich von den eher straffen wenig dehnbaren Ossur Iceross Silikonlinern dann Stauungsekzeme vorn am Arm bekam.

    Während die "Gefühlswelt" am Stumpf also eigentlich über die Jahre schlechter wird, kann man daran arbeiten, dass es einem eher etwas egal ist. Gut komprimieren ist immer wichtig, viel Sport immer gut, und eben die Auslöser der allzu schlimmen Eskalationen etwas kennen dass man sich auch nicht wundert wenn es wieder mal besonders weh tut.
  • Moin Moin
    seit ca. 12 Jahre fehlen mir meine beiden Beine. ( Fehlbehandlung )
    In dieser Zeit habe ich alle , so glaube ich, Möglichkeiten des Auftreten und Erleben von Phantomschmerzen durchgemacht.
    Leider habe ich es nie geschaft mich mit den Prothesen zu identifizieren. Die Gründe sind mir bekannt. ( Bandscheibenschaden )
    Seinerzeit habe ich das Pflaster Fentanyl bekommen. Langsam konnte ich die Dosis verringern, so das ich heute auf
    37, 5 mg/h bin. Oft mußte Tramadol helfen. Die Schmerzen sind auch in der Intensität gesunken, doch ob sie jemals ganz und gar verschwinden glaube ich zur Zeit nicht. Aber die Hoffnung stirb zu letzt.
    Ein ständiges Gefühl , " unter den Fußsohlen " als wenn " Frost" aus den Beinen entweicht, begleitet mich immer noch.
    Auch treten die Schmerzen in der Hefttigkeit in Abhängigkeit vom Wetter auf. Temperaturstürze, - schwankungen sind für mich
    dabei die Ursache.
    MfG.
    Schorsti

  • Moin Moin,

    Also....Bange machen gilt nicht. 😃 Klar...es sind alles Möglichkeiten wie uns der Stumpf das Leben schwer machen könnte.
    Ich muss dazu sagen das ich so gut wie keine Probleme habe.Und wenn mal das Wetter mal verrückt spielt reicht mir eine oder auch mal zwei Pillen um es in den Griff zu bekommen.
    Was hilft,und da stimme ich allen zu,ist eine vernünftige Kompression.Sie kann einiges an Problemen beseitigen.
    Genau so wie gute Pflege des Stumpfes.
    Alles andere kann man leider nicht beeinflussen da es unser Körper steuert.Manchmal helfen kleine OPs um die Nervenenden zu veröden.
    Bei Beinstümpfen hilft eine gute Prothese,viel Training zum Abhärten,Akzeptanz der Lage,Akzeptanz der Prothese als eigenes Bein und viel Geduld.Hat mir zumindest geholfen.

    Gruß an alle

    Ralf
  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Info zum größten Teil hört sich das ja eher nicht so toll an. Heute bin ich auch mal ein paar Schritte weiter, ich habe eine Liner mit dem ich mich auch schon etwas angefreundet habe. Allerdings habe ich immer noch diese komische Gefühl im Stumpf, es ist mittlerweile so das es sich anfühlt als wäre das Bein eingeschlafen und sol langsam kommt da wieder Blut an. Irgendwie eine leichtes stechen und brennen. Der Liner gibt mir etwas Sicherheit aber hat auch eine starke Kompression, aber das kann ich schon Händeln. Ich hoffe stark das sich die Gefühlswelt sich noch positiv verändert.

    Heute hab ich aber eher eine Rückschlag, hab heute meine erste Prothese bekommen, die ist ja sowieso nur zum schauen bzw. für die nächsten sechs Monate. Sobald der Stumpf stabil und ausgeformt ist gibt es ja die richtige. Aber ich hab da schon Druck drauf und kann mich nicht voll reinstellen. Wir haben auch heute viel an dem Dinge gebogen und gemacht. Also komplett abstützen ist so gar nicht und ich kann auch nicht genau sagen wo es jetzt schwierig ist, weil die ganzen Gefühle im Stump total verrückt sind.

    Vielleicht bin ich auch zu schnell, die Narbe hat auch noch ein komisches Gefühl und mit Druck sogar Schmerzen. Aber Ralf hat ja schon gesagt das er 6 Monate gebraucht hat, somit denke und hoffe ich das es einfach was Zeit braucht. Die Amputation ist ja jetzt genau 8 Wochen her.

    Gruß Robi80
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