Führerschein bei 50% Schwerbehinderung ohne Buchstaben

Moin,
ich bin 26 und wohne in Jever(Niedersachsen), habe Asperger Autismus und bin mit 50% Schwerbehindert. Buchstaben habe ich keine und auch keine weiteren Erkrankungen die ein spezielles Auto erfordern würden.

Die Situation:
Derzeitig mache ich ein Praktikum, welches in wenigen Monaten zu einer Ausbildung werden soll, werde aber für Kundenbesuche und den schulischen Teil der Ausbildung (~20km) einen Führerschein brauchen. Vom Arbeitgeber ließe sich eine schriftliche Bestätigung geben, dass ich auf einen Führerschein angewiesen sein werde. Ebenfalls ist mit einer Übernahme nach der Ausbildung zu Rechnen.

Ein Führerschein existiert noch nicht und ein Auto ist auch nicht da, ebenfalls hat der Umzug in ein neues Bundesland so wie die Anschaffung von Arbeitskleidung meinen Etat größtenteils aufgebraucht.

Welche Möglichkeiten habe ich mir in Form von Finanzierungen oder anderen Unterstützungen den Schein und/oder ein Auto zu leisten?

Grueße
Tobias.

Antworten

  • Hallo Tobias,

    zunächst einmal bist Du vielen anderen, die ein Auto / einen Führerschein finanziert haben möchten, einen guten Schritt voraus. Die angestrebte Mobilität steht nämlich im Zusammenhang mit Arbeit und / oder Ausbildung.

    Allerdings ist meines Erachtens nach das Auto bzw. der Führerschein nicht aufgrund der Behinderung notwendig (sondern aufgrund der Arbeit/Ausbildung an sich). Das ist die zweite Anforderung, um in diesem Bereich staatliche Förderungen zu erhalten. Denn der Gedanke ist, eine Behinderung auszugleichen, nicht Menschen mit Behinderung zu bevorteilen. Denn auch Auszubildende ohne Behinderung bräuchten ein Auto.

    Nichtsdestotrotz kannst Du dich an die Arbeitsagentur wenden, um dort KFZ-Hilfe zu beantragen. Vielleicht sieht man es dort bei genauerer Betrachtung anders. Näheres zu diesem Thema findest Du auch in unserem Info-Bereich:
    https://www.myhandicap.de/mobilitaet-behinderung/behindertenfahrzeuge/kauf-finanzierung/kfz-hilfe-behinderte-menschen/

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an die Community, meine Kollegen oder mich. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀

    Gern kannst Du an dieser Stelle auch berichten, wie es weiter geht.

  • Hey,
    vielen Dank für die schnelle Antwort.
    Ja, ich habe mich schon viel eingelesen zu dem Thema, leider wird so oft verschwiegen welche Voraussetzungen genau wofür benötigt werden, bzw. man weiß nicht was eine Formulierung jetzt genau soll.

    Ich werde mal bei der Arbeitsagentur nachfragen - dann auch gleich zeitgleich nochmal per Mail, dann habe ich meine Anfrage und mein Anliegen auch schriftlich - leider habe ich sehr sehr schlechte Erfahrungen gemacht mit "der" Agentur.

    Eine Unterstützung in der Anschaffung eines Führerscheines und/oder KFZ ist für mich im Moment gleichzusetzen wie die direkte erfolgreiche Integration in das Arbeitsleben.

    Ich brauche das Geld ja nicht mal zwangsweise ohne Gegenleistung, lediglich ein Kredit ohne bescheuerte Kondition wäre ja schon im Bereich des möglichen.

    Dann ist natürlich noch die Frage, wie lange das dauert, bis ich da überhaupt was zurückbekomme, denn so viel Zeit um den Schein zu machen habe ich nun ja auch nicht mehr bis zum 01.08

    Also vielen Dank so weit, ich werde mich noch mal melden wenn ich neues weiß.
  • Hallo,

    hmm.. wenn ich das richtig verstehe, dann machst du bei deinem künftigen Ausbilder und bewährst dich ja schon so, dass dein Chef dir einen Ausbildungsplatz anbietet.

    Frag doch einfach deinen Chef, ob du den Führerschein auf seine Kosten machen kannst und er dir ein zinsfreies Darlehen gibt. Er möchte das du den Führerschein machst und ich habe schon häufiger gehört, dass gerade Ausbilder da durchaus für ihre Lehrlinge mit sich reden lassen.

    Kannst ihm ja monatlich vom Ausbildungsgeld das zurückzahlen in kleinen Raten.

    Jumanji
  • Moin,
    ja, über meinen Arbeitgeber würde das wohl auch funktionieren, jedoch ist es so, dass er mir bereits sehr entgegengekommen ist und auch noch auf andere Weise entgegenkommen wird. Ich sehe diese Stelle wirklich als meine Zukunft und meinen Arbeitsplatz für die nächsten Jahrzehnte und denke, dass ich damit nicht mal unrealistisch bin.

    Irgendwie bekäme ich den Schein wohl schon finanziert, da würde ich ungern zusätzlich noch nach Unterstützung beim Arbeitgeber fragen. Es ist auch so, das ich den Schein nicht schon gleich zu Anfang der Ausbildung brauche, aber das könnte man ja beim Antrag bei der Arbeitsagentur etwas anders Darstellen.

    Danke auf jeden Fall trotzdem für den Vorschlag, aber das wäre dann die letzte Stelle wo ich Fragen würde, wenn ich keine Kredite und nichts bekommen würde.

    Gruß

    PS:

    Eigentlich war es die Ausbildungsstelle auf die ich mich bewarb und mit der ich dann auch starten sollte, jedoch gab es meinerseits die Möglichkeit schon 3 Monate früher mit einem Praktikum anzufangen. Mein Arbeitgeber hat dann von sich aus eine 40 Stundenwoche daraus gemacht und bezahlt mich nach Mindestlohn.

    Ich stelle mich zwar nicht an, aber momentan bekomme ich bereits ganz gut Geld dafür, dass ich eigentlich Stoff lerne den man sich sonst zuhause aneignen würde. Zusätzlich kann ich mir die Zeit dabei selber einteilen und bekomme auch schon Urlaubstage gut geschrieben.

    Vom Arbeitgeber kommt da meiner Meinung nach schon wesentlich mehr an Unterstützung als üblich, es ist einfach von meiner Seite nicht genug Kapital vorhanden um gleich voll durchzustarten.
  • so, wie versprochen wollte ich mich noch melden wenn ich weiteres in Erfahrung gebracht habe. Ein Kfz oder Führerschein wird nur finanziert, wenn: (so wurde es mir mitgeteilt)

    - die Mobilität benötigt wird (z.B. Job)
    - die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich ist (Blindheit, Ängste, Wegfindungsstörungen, Orientierung, Soziales, ect., oder einfache keine Transportmittel in die Richtung fahren)
    - UND eine Behinderung vorliegt, die ein besonders angepasstes KFZ erfordern.

    Bei Blindheit und Orientierungsproblemen die in richtung hilflosigkeit gehen, ist mit dem Schein sowieso Schluss. Es reicht also nicht, dass jemand aufgrund einer Verhaltensstörung nicht mit der Bahn zum Job mit der Bahn fahren kann, weil er dazu auch noch körperlich eingeschränkt sein muss.

    Letztendlich bleiben die Leute über, die körperliche Behinderung haben, wie an Armen und Beinen, die gleichzeitig nachweisen können das sie nicht Bahn fahren können, es aber doch in einen Job geschafft haben. Wahrscheinlich hört man deshalb relativ selten von bewilligten Fällen.

    Anders sieht es mit Unterstützung für dne Arbeitgeber aus:

    Die Probezeit zum Beispiel welche bei mir 3 Monate Betrug(und noch läuft) und mit einem Mindestgehalt bezahlt wurde, hätte vollständig übernommen werden können, wenn der Antrag dazu rechtzeitig rausgegangen wäre. Bei der 40 Stunden Woche die ich hier leiste, sind das knapp 4500 € insgesamt die dem Arbeitgeber zugekommen wären.

    Die Ausgleichsabgabe ist natürlich dann, speziell bei auszubildenen da diese als 2 Arbeiter gerechnet werden eine weitere Steuereinsparung. http://www.talentplus.de/arbeitgeber/neueinstellung/auszubildende/Ausgleichsabgabe/index.html

    Eingliederungszuschüsse gibt es bei Übernahme
    http://www.talentplus.de/arbeitgeber/Foerderung/Neuer_Arbeitsplatz/Lohnkostenzuschuss/Eingliederungszuschuss/index.html

    IZum weiteren Verlauf:


    Die Arbeitsagentur vor Ort hat einen schlechten Ruf, ich kenne z.B. einige ungereimtheiten schon aus den Forderungen und unterschlagungen meiner Bekannten. Meine Bestätigten Termine wurden bisher auch immer kurzfristig wieder abgesagt. Was eben in meiner Möglichkeit steht ist die Förderungen für meinen Arbeitgeber herauszusuchen - ob diese dann Akzeptiert werden steht noch auf einem anderen Blatt, aber immerhin sind die Infos dann da.

    Ach ja, irgendwer in der Arbeitsagentur hatte mich wohl vermittelt, auf einen Job den ich angeblich seit ein paar Monaten ausübe, da schienen auch schon Gelder geflossen zu sein - der Vermittlung wegen da ich lange Zeit arbeitslos war. Nun, weiß aber niemand mehr, wer das bearbeitet hat, wo ich überhaupt arbeite und eigentlich "ist es ja auch total egal was da passiert ist, jetzt müssen wir erst einmal in die Zukunft schauen"

    Ja klar und am Ende zahle ich dann drauf, oder mein Arbeitgeber bekommt Leistungen die ihm zustehen nicht, da irgendwer fälschlicherweise Eintragungen auf eigene Faust in die eigene Tasche erledigt.

    Momentan schaue ich, ob es evtl über den Arbeitnehmer die Möglichkeit gibt, das der Arbeitgeber sich ein Fahrzeug für einen neuen (behinderten) Mitarbeiter anschafft und dafür Unterstützung bekommt. Quasi, ein Firmenwagen.

    Sowie, ob es Unterstützung zur Einrichtung eines Arbeitsplatzes gibt. Das ist hier in dem Betrieb recht teuer, da dazu ein neuer Arbeitsplatz mit Netzwerkstruktur, Computer, Telefonanlage ect. benötigt würde.

    Aufgrund einer Feinmotorikstörung bin ich auf die Nutzung eines Laptops in der Schule angewiesen. Anders als noch vor Jahren (insbesondere in einer Ausbildung im Bereich Informatik) gehe ich davon aus das sich das einrichten lässt, natürlich brauche ich entweder über die Arbeit(wir arbeiten alle an mobilen Geräten) oder privat dann ein Laptop, das ich mir derzeitig nicht leisten kann.

    Ich wollte aber aufgrund der verstrichenen Zeit eine Statusangabe machen. Gerne nehme ich ratschläge oder hilfen an.


    Gruß Tobi



  • Hallo Tobi,

    auch wenn das mit deinem Führerschein nicht klappt, alles in allem doch positive Neuigkeiten.
    Vielen Dank, dass Du diese und die interessanten Infos mit der Community teilst.

    Wenn dein Chef durch Förderungen für Dich sparen kann, dann kann er Dich ja vielleicht doch bei dem Führerschein unterstützen.

    Gern kannst Du an dieser Stelle berichten, wie es weiter geht. Wir drücken Dir in jedem Fall alle Daumen.
  • Mal schauen wie es weitergeht,
    was ich derzeitig noch nicht überblicke, ist das "Persönliche Budget", damit ließe sich auch ein Führerschein erreichen. Ich bin eigentlich im Stande Entscheidungen zu treffen und mit Geld umzugehen, es ist nur einfach nicht genug da für alle Anschaffungen die ich brauche. Ich kann mir nicht gleichzeitig ein Laptop, Auto und eine Fahrerlaubnis leisten wenn im hintergrund noch neue Klamotten und eine Wohnungseinrichtung anstehen.

    Leider finde ich über das "Persönliche Budget" wenig heraus, stellenweise habe ich gelesen das dies nur eine Methode ist und das quasi an anderer Stelle erst eine Förderung gegeben sein muss, über welches dann mit diesem system "frei" verfügt werden könnte.

    Und letztlich müsste ich natürlich auch schauen wie ich mit dem Ausbildungsgeld auskomme, oder ob ich durch den Halbweisenstatus evtl Unterstützung bekommen könnte. Da sich der Arbeitsplatz in einem Kur/Urlaubsort befindet ist es schon recht schwer mit wenig Geld auszukommen und gerine Mietpreise zu finden. Anscheinend gibt es etwas wie die Berufsausbildungsbeihilfe, bisher habe ich eben erst arbeitgeberseitig geschaut, was dort möglich ist - mit der Ausnahme der Führerscheingeschichte.

    Vielen Dank soweit
    und Gruß
  • Hallo dryr,

    das Persönliche Budget (PB) an sich ist keine neue, eigenständige Leistung.
    Vielmehr ist es, wie Du schon vermutet hast, eine andere Form der Leistungserbringung.
    Die Leistungen werden nicht, wie früher, direkt zwischen Leistungserbringer und Kostenträger abgerechnet.

    Der Leistungsnehmer/Budgetnehmer erhält das Budget ausbezahlt und kann damit die benötigten Unterstützungsleistungen selbstbestimmt "einkaufen".

    Vom Leistungserbringer erhält er dafür eine Rechnung, die er dann von seinem PB bezahlt.

    Kannst Du vielleicht BAFöG beantragen?
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