Amputation wie komme ich damit klar....

😢 Hallo,

ich hatte letztes Jahr einen Schweren Autounfall, wo mir nach 8 Wochen der rechte Unterschenkel abgenommen wurde. In der MHH wollten sie das Bein retten und haben nicht das gemacht was ich wollte, da ich zu dem Zeitpunkt auch einen Betreuer hatte. Nach 6 Wochen haben die mich dann in die Reha geschickt, wohl ich nicht mal fähig war zu laufen. Dort wurde mir dann gesagt, das ich zurück ins KKH muss und so geschah es dann am nächsten Tag auch. Allerdings bin ich dann in die Unfallklinik gekommen und da habe ich einen Arzt kennen gelernt, der zwar Arzt ist, aber auch Mensch geblieben. Er hatte mir dann gesagt was gemacht werden kann und wie es dann weiter geht. Ich habe mich dann für die Amputation entschieden, dann wieder in die Reha. Da man mir im ersten KKH noch Spalthaut entnommen hatte, konnte ich in der ganzen Zeit nicht mal an eine Prothese denken, somit war ich fast ein 3/4 Jahr am Rollstuhl gefesselt ohne einen Ausweg zu finden. Jetzt habe ich seit gut 4 Wochen meine Prothese und komme auch damit gut klar. Nur mit der ganzen Situation komme ich nicht klar, ich muss immer wieder daran denken, was damals passiert ist und warum haben sie mich nicht sterben lassen, dann hätte ich jetzt die ganzen Probleme nicht. Mein Mann tut so als käme er damit klar, aber wenn ich nicht mal klar komme, wie will er damit klar kommen!!!
Könnt ihr mir vielleicht Tips oder Ratschläge geben wie ich da ran gehen sollte und wie ich es am besten mache?

Eure
Truckerlady 😺 😺 😺

Antworten

  • Hallo Truckerlady, da hast du sicherlich mehrere Baustellen. Zum einen musst du selbst mit dem ganzen erlebten zurecht kommen, dann mit der Situation der Amputation und dann noch in der Beziehung. Ich vermute mal, dass du in psychologischer oder zumindest Selsorgerischer Betreuung gut aufgehoben wärst.

    Es gibt da immer mehrere Ansätze, mit klar zu kommen. Die einen verkriechen sich in den Keller ihres Lebens, die anderen gehen sehr offensiv damit um. Du hast halt nur ein Leben. Was vergangen ist, kannst du nicht mehr nachholen. Insofern kostet Abwarten nur Zeit, die nicht wieder kommt.

    Wenn du von der nächsten Brücke springen willst, weil dir dein Leben nicht mehr lebenswert erscheint, ist das deine Entscheidung, die dann alle akzeptieren und auch damit leben müssen. Täglich passiert das vielfach und die Welt dreht sich trotzdem weiter. Ich denke aber, es gibt viele Dinge im Leben, die man erleben und erfahren kann und die das Leben auch lebenswert machen. Da kommt es auf das eine oder andere Körperteil mehr oder weniger nicht an.

    Viele bleiben sehr lange in ihrem Keller sitzen. Ein Prinz auf den Schimmel kommt dort aber nicht vorbei geritten, der dich befreit. Irgendwann kommen sie nacheinander aus ihrem Loch und arrangieren sich irgendwie. Sie ärgern sich dann für die vertane Zeit und dass sie nicht schon früher raus gekommen sind.
    Man kann eine Behinderung als Strafe sehen und schön und ausgibig daran büßen und leiden, das ändert aber nichts oder man kann es als Herausforderung sehen und das beste daraus und damit machen. Dann wirst du sehr schnell zu Schluss kommen: scheiß drauf, wie geil ist das Leben!
  • Hallo Truckerlady,

    Kann Dir nachfühlen.Mir fehlen beide Beine.Und nicht nur das.Auch Freunde und Familie.
    Und?
    Ich stehe und gehe und habe eine eigene Wohnung.
    Wie ich das gemacht habe?
    Ich habe mich aus dem Loch rausgekämpft,und das alleine.Gut,das kann nicht jeder,aber wenn du es nicht willst dann wirst du nicht weiter kommen.Die erste Zeit ist hart und schwer.Was war kann man nicht zurückholen aber du kannst aktiv das ist gestalten.Lasse die Vergangenheit nicht die Oberhand gewinnen.Denke an die Zukunft mit deinem Mann.Für Ihn ist es auch nicht leicht.Zusammen werdet Ihr es aber schaffen euer Leben neu zu gestalten.
    Und wenn du gut mit der Prothese klar kommst,was auch nicht unbedingt selbstverständlich ist,wird man mit der Zeit dein Handicap nicht mehr sehen.
    Und wenn du nicht mehr weiter weißt....reden,reden,reden.Reden hilft.

    Wünsche Dir alles Gute

    Ralf
  • Hallo Ralf,

    das versuche ich aus diesem Loch zu kommen, ist aber nicht so einfach, wenn der Mann nicht wirklich hilft und immer wieder nur zu hören bekommt, das kannste besser oder ähnliches.
    Habe in meinem Fitnesscenter nachgefragt ob ich da auch mit meiner Behinderung trainieren kann, habe da einen Termin bekommen um den Plan gemeinsam zu erstellen.
    Reden mache ich auch aber leider meistens gegen die Wand. Hoffe das sich das auch noch ändert.

    Aufjedenfall ist meine Woche ab dem 23.5. klar strukturiert und das wird sich auch bis Juli hinziehen und ich hoffe das es auch alles weiter so klappt.

    vielen, vielen Dank Ralfrumpf und einbein für die antworten 😀
  • Hallo,

    ich bin nicht amputiert, aber doch durch meine Behinderung mehr und mehr eingeschränkt. Ich kann verstehen, dass man da nicht nur einmal die Lust am Leben verliert und auch immer wieder depressive Phasen hat. DAS ist in meinen Augen weder verrückt noch aufgrund der Tatsache, dass man Labilchen ist. Man kann eben nicht jeden Tag einbeinig, zweibeinig oder beinlos durchs Leben hüpfen.

    Was mir immens wichtig ist...

    Ich muss mich in meiner Haut so gut es geht wohl fühlen, denn ich habe keine Andere.
    Solange sich Wolkentage, Regen und Sonne die Waage halten, ist bei mir im Oberstübchen alles in Ordnung. Ist das nicht mehr, suche ich mir Hilfe (Freunde, Verwandte, Psychiater, Psychologe).
    Wenn andere nörgeln, ich sei ein Weichei, dann sollen sie mir erstmal mein Leben nachmachen und es besser machen.
    Alltag leben.... Dazu gehören Arbeit, Freizeit usw.

    Wenn Alltag auf die "bekannte" Weise nicht mehr geht, suche ich mir Alternativen. Ich habe jetzt ewig lange gebraucht, um tatsächlich auch wieder Sport zu machen. So richtigen Sport. Nicht einfach nur mühsam zur nächsten Bushaltestelle zu krabbeln, beim Zähneputzen freihändig nicht umzufallen oder beim Einkaufen nicht zu ersticken. Ich habe den Rollstuhl als Möglichkeit für mich entdeckt und spiele damit Badminton. Sauanstrenged, saukomisch, nette Leute und einfach mal was anderes als Physiotherapie und Ärzte bis zum würgen! Behindertensport hätte ich mir nie träumen lassen, aber es ist ein Traum! Endlich mal wieder Erfolgserlebnisse, die ich einbauen kann.

    MIr ist doch schnuppe, wie ein Mensch ist... einbeinig, einarmig, kopflos (verwirrt) oder gar gesund.... Mir ist der Charakter wichtig und wenn ich eins gelernt habe....

    Leben ist viel zu kostbar, als es mit irgendwelchem Mist zu verbringen. Es kann verdammt schnell vorbei sein, wie du selber nur allzu gut weißt. Ich jedenfalls bin heilfroh um jeden einzelnen verdammten Tag, der mir noch bleibt.

    Man braucht eine gesunde Mischung aus "Normalos" und "Chaoten" im Leben. Ein bisschen ver-rückt sollte jeder sein.

    Versuche Kontakte zu knüpfen, sei es hier, sei es in Selbsthilfegruppen, sei es in Vereinen und Verbänden. Freunde halten und ein soziales Leben aufzubauen ist "behindert" schon verdammt schwer. Verkriech dich auch mal auf dem Sofa, aber komm immer wieder hervorgekrabbelt. Bei mir ist ein Alarmsignal, wenn ich die Post ignoriere. Dann braucht es wieder die Profis an meiner Seite...

    Vielleicht hilft dir ja auch das ein oder andere.

    Lieben Gruß

    Jumanji