Meine Abenteuer mit meinem Arbeitgeber... to be continued... lang!

Hallo Zusammen!
Bis Ende 2013 war ich gesund und habe normal gearbeitet.
Ich bin Filialleiterin bei C&A. Heißt hier Storeleader, abgekürzt SL
Dort bin ich seit meiner Ausbildung 1985 beschäftigt. Nun über 30 Jahre.

Ende 2013 begannen die gesundheitlichen Probleme. Eine Nervenerkrankung, die bisher nicht weiter
diagnostiziert wurde, hat meine Beine angegriffen.
Seit August 2014 bin ich auf den Rollstuhl angewiesen.
Dadurch, dass ich immer schlechter laufen konnte, wurde es auch immer schwerer im Verkauf zu
arbeiten.
Ich stolperte und fiel hin oder mir knickte ein Fuß um. Stehen, gehen, wurden immer beschwerlicher.
Aus diesem Grund habe ich mich im April 2015 krankschreiben lassen. Ab Juni 2015 wurde nach der
6-Wochen-Frist Krankengeld gezahlt.
In den folgenden Monaten „freundete“ ich mich mit meiner Krankheit an. Ich bekam von der
Krankenkasse einen Rollator, später dann auch meinen Aktivrollstuhl, den ich nun durchweg nutze.
Mit dem Rollator gehe ich nur noch wenige Schritte.

Im September 2015 wusste ich, dass ich eine Reha bekommen werde. Da war ich nun schon 5 Monatekrank und hatte bisher nichts von meinem Arbeitgeber gehört. Keine Nachfragen wie es mir geht,
keine Einladung zu einem BEM-Gespräch.
Aus diesem Grund bin ich auf ihn zugegangen und habe ihn um ein Gespräch zu meiner beruflichen
Zukunft gebeten. Das war am 28.09.15. Hier habe ich meinen direkten Vorgesetzten angerufen und
ihn um ein Gespräch gebeten. Gleichzeitig habe ich Kontakt zum Integrationsfachdienst
aufgenommen und den Mitarbeiter gebeten, bei diesem Gespräch beratend dabei zu sein. Auch habe
ich einen Reha-Antrag zur Teilhabe am Arbeitsleben gestellt.
Das Gespräch fand am 22.10.15 bei mir zuhause statt. Es war mein Vorgesetzter, der für meinen
Bezirk zuständige HR-Partner und der Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes dabei.

Bei diesem Gespräch wurde ausgelotet, was für mich machbar sein könnte. Ich habe gesagt, dass ich mir auch vorstellen könnte wieder als SL zu arbeiten. Dies stieß nicht auf Begeisterung. Darum habe ich gesagt, dass ich mir auch ähnlich anspruchsvolle Jobs im Fashion Center (Hauptverwaltung) in
Düsseldorf vorstellen kann. Da ich in Mönchengladbach wohne ist dies ein gut zurückzulegender
Arbeitsweg. Dies gefiel den Herren besser. Sie versprachen mir, sich um einen adäquaten Job für
mich zu bemühen und mir Bescheid zu geben. Wir vereinbarten, dass ich nach meiner Reha, die vom 09.11.-07.12.15 geplant war, arbeiten könne.

So bin ich erstmal in Reha gefahren. Auch hier habe ich bei Gesprächen mit dem Reha-Berater und den Ärzte darauf hingewiesen, dass ich wieder arbeiten möchte und nun ein geeigneter Arbeitsplatz
für mich gesucht wird. Entsprechende Protokolle und Berichte liegen vor. Aus der Reha heraus habe
ich am 25.11.15 meinen Vorgesetzten per Mail angeschrieben und ihm mitgeteilt, dass ein Reha-
Berater sich mit ihm in Verbindung setzen wird um weitere Schritte zu klären.
Am 01.12.15 antwortete er mir, dass nun der HR-Partner für mich zuständig ist, der auch bei dem
Gespräch dabei war. Dieser aber nun selber erkrankt sei und sich in ca. 14 Tagen melden würde.
Am 05.01.16 meldete er sich tatsächlich, entschuldigte sich, dass es so lange gedauert habe und
unterrichtete mich darüber, dass nun ein anderer HR-Partner für mich zuständig sei, der im
Fashion-Center „derzeit intensiv prüft, ob bzw. welche Möglichkeiten ggf. bestehen.“

Das war’s.

Mittlerweile war ich schon längst aus der Reha zurück, als AU entlassen, weil ja die Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben ausstanden und ich noch nicht mal wusste wo ich denn nun arbeiten sollte.
So wartete ich den Januar ab und auch den Februar. Als nichts geschah habe ich mich entschieden,
mich nicht mehr weiter krankschreiben zu lassen.
Ich war fit in meinem Rolli und wollte nun endlich wieder arbeiten.
Um meinem Arbeitgeber nicht direkt die Pistole auf die Brust zu setzen habe ich erstmal meinen
Urlaub aus 2015 genommen. Da ich langjährige Mitarbeiterin bin und auch noch der SB-Urlaub hinzukam waren es 48 Arbeitstage.
So habe ich meinen Vorgesetzen am 19.02.16 angeschrieben und ihn darüber informiert, dass ich nicht mehr weiter krank sein werde, sondern vom 01.03.-27.04.16 den Urlaub aus 2015 nehme und
um eine adäquate Arbeitsstelle ab 28.04.16 bitte. Außerdem habe ich darauf hingewiesen, dass ich ab01.03.16 davon ausgehe, dass mein Gehalt wieder gezahlt wird.

Nun wurde mein Arbeitgeber wieder aktiv. Am 25.02.16 schrieb ein weiterer HR-Partner mich an. Er sei der Vertreter des wieder erkrankten und bat mich um kurzfristigen Rückruf. Ich rief zurück.
Wie er sich ausdrückte, "saßen sie grade zusammen, um eine Lösung für mich zu finden".
Er hatte aber eine Bitte:
Ich möge bitte noch 2-3 Wochen weiter krank machen.
Als Erklärung sagte er, nur dann könne eine Wiedereingliederung mit mir gemacht werden, ansonsten müsse ich ja sofort voll starten.
Wo.... Das hat er nicht gesagt.
Meine erste Reaktion war, dass ich ihn darauf hingewiesen habe, dass ich seit Ende Oktober auf eine Lösung warte und meiner Meinung nach genug Geduld bewiesen habe.
Habe ihm aber zugesagt, dass ich nochmal darüber nachdenke und ihm meine Entscheidung am
nächsten Nachmittag mitteile. Ich habe mich dagegen entschieden und ihm dies mitgeteilt. Daraufhin rief er mich wieder an und teilte mir mit, dass ein Einsatz in meiner alten Filiale als SL nicht möglich sei und der HR-Partner, der für das Fashion-Center zuständig ist, sich in den nächsten Tagen bei mir melden würde um mir eine Stelle anzubieten.
Um es kurz zu machen. Er kam am 02.03.16 zu mir und konnte mir nur ein Angebot machen. Ich
kann in der Telefonzentrale des Fashion Centers arbeiten. Eine andere Stelle haben sie nicht für mich.
Natürlich bekomme ich für diese Stelle nicht das gleiche Gehalt wie als SL. Dass mir das
Annehmen und Verbinden von Gesprächen nicht ausreicht um mich anspruchsvoll beschäftigt zu
fühlen habe ich sofort gesagt.
Dennoch konnte mir keine andere Stelle angeboten werden.
So habe ich das Angebot in der Telefonzentrale zu arbeiten, abgelehnt und darum gebeten wieder als SL in meine Filiale zurückkehren zu können.
Mittlerweile hatte ich einen Anwalt eingeschaltet, der nun auch auf ein BEM-Gespräch gedrungen
hat.
Dies fand am 31.03.16 statt.
Bei dem BEM-Gespräch an dem neben der Vorgesetzten meines Vorgesetzten auch der HR-Partner,
die Schwerbehinderten-Vertretung, eine Vertreterin des Gesamtberiebsrates, eine Anwältin der
Rechtsabteilung von C&A und mein Anwalt teilgenommen haben, ging es nur darum mir auszureden
wieder in die Filiale zurück zu gehen.

Auszug aus dem Protokoll:
„Des Weiteren wurden Sicherheitsbedenken seitens der GL geäußert, wenn es in … zu einem Brand kommt und Frau Klingen sich im 1.OG befindet. Wie kann sie als SL die Räumung gewährleisten und wie kommt sie vom 1. OG ins EG.
Die GL machte deutlich, dass man es als problematisch ansieht, dass Frau Klingen ihre Aufgaben als SL im Verkaufsbereich ausüben kann. Folgende Bedenken wurden geäußert:
• Wie sehen die Mitarbeiter die Situation, wenn Frau Klingen mit ihrer Behinderung als SL arbeitet
• Wie ist die Akzeptanz dauerhaft bei den Mitarbeitern
• Mitarbeiter werden bei Unzufriedenheit kein Feedback direkt an Frau Klingen geben, sondern eher über den Fairness Kanal gehen
• Können wirklich alle Arbeiten so erledigt werden, wie es die Aufgabenbeschreibung vorsieht
Es wurde Frau Klingen auch die Option der Umschulung zur Bürokauffrau mit der Ausbildungsvergütung angeboten. Nach Beendigung der Umschulung kann Frau Klingen keine Übernahmegarantie
gegeben werden.“

Da ich nicht nachließ in meinen Bemühungen allen Beteiligten mitzuteilen, dass ich diesen Job sehr
wohl erledigen kann und mein Anwalt die Möglichkeit einer Arbeitsassistenz erwähnte, sagte die
Rechtsanwältin zum Ende des Gesprächs, dass ich es dann eben versuchen solle. „Try and error“,
nannte sie es.
Dann kam die Frage auf, wie es denn weitergeht, wenn mein Urlaub zu Ende ist. Da sie ja erst jetzt
überhaupt anfingen sich tatsächlich mit dem Integrationsamt in Verbindung zu setzen war klar, dass
bis zum 28.04.16 kein leidensgerecht umgebauter Arbeitsplatz zur Verfügung stehen kann.
Die Rechtsanwältin verlangte von mir, dass ich mich darum wieder krankschreiben lassen soll, bis der
Arbeitsplatz hergerichtet ist. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Zahlung des Krankengeldes
befristet auf 78 Wochen ist und ich diesen Anspruch nicht mehr als nötig ausschöpfen möchte.
Außerdem habe ich nochmal darauf hingewiesen, dass nun mittlerweile 5 Monate der Tatenlosigkeit meines Arbeitsgebers ins Land gegangen sind, in denen der Arbeitsplatz längst hätte umgebaut
Werden können.
Aus dem Grund würde ich mich nicht mehr krankschreiben lassen.
Die Anwältin sagte, dass dann eben kein Lohn mehr gezahlt werden würde.
Am 22.04.16 habe ich die Vorgesetzte meines Vorgesetzen per mail angeschrieben und ihr angeboten,dass ich noch 14 Arbeitstage neuen Urlaub nehmen könnte um ihnen noch etwas mehr Zeit zu
verschaffen. Ich hätte dann bis zum 14.05.16 Urlaub.
Sie nahm das Angebot an.

Am 27.04.16 habe ich meinen Gehaltszettel per Post erhalten.
Mein Gehalt wird seit 28.04.16 nicht mehr gezahlt. Der Hinweis auf der Seite lautet: Unbezahlte
Abwesenheiten, krank ohne Lohnfortzahlung 28.04.16-31.12.9999.

... to be continued...






Antworten

  • Willkommen im Club - mir ging es ähnlich.

    Deine Geschichte muss sich bei mir erst mal setzten. Aber soviel vorweg. Meine Wiedereingliederung wurde nach drei Wochen arbeitgeberseitig abgebrochen "ohne nachvollziehbare Gründe" (Zitat eigener Anwalt). Ebenfalls hieß es man benötige mehr Zeit, für die erforderlichen Notrufeinrichtungen, ich solle mich drei weitere Monate krankschreiben lassen,. Wobei es ja so ist, bei einer abgebrochenen Wiedereingliederung läuft die AU bis zum Ende der geplanten Wiedereingliederung. Danach bin ich an meinem Arbeitsplatz erschienen und habe meine Arbeitsleistung angeboten. Ich wurde wieder heim geschickt, am folgenden Tag das Gleiche. Irgendwie war ich freigestellt, man kann auch kalt gestellt sagen. Lohn oder Krankenkassen/Rentenbeiträge wurden keine mehr bezahlt. Wobei es bei mir so ist: Mein Arbeitsplatz ist seit langem tip-top rollstuhlgerecht und ich bewege mich schon seit Jahren am Arbeitsplatz nur im Rollstuhl.

    Als ich dein posting las, dachte ich C&A, sind ja große Geschäftsräume, also Platz ist da. Vielleicht sogar eine behindertengerechte Toilette, wenn nicht ließe sich die einbauen - auch für behinderte Kunden. Zudem warum soll eine Rolli-fahrerin nicht im Verkauf arbeiten- die Zeiten als man unsereiner in Heime versteckte, sollten ja vorbei sein. Die Argumenten wg. Akzeptanz sind vollkommen konstruiert, ähnlich wie meine angebliche Sturzgefahr.

    , krank ohne Lohnfortzahlung 28.04.16-.[/b]31.12.9999[b]
    das hätte dein AG wohl gerne -also da bleibt einem die Luft weg
  • Hallo,

    ich bin mirf nicht ganz sicher, was Du von uns an Rückmeldung willst?

    Wenn die Frage die ist, die in der Umfrage steht, ob Du an die Presse solltst, wäre mein Antwort: Wie kommst denn auf die Idee, dass das genug Neuigkeitswert hat, dass sich die Presse dafür interessiert? Streitigkeiten zwischen ArbeitnehmerInnen und ARbeitgeberInnen sind in der Regel nicht, worüber eine Zeitung o.ä. berichten würde. Unf falls sie es tun, dann müssten sie beide Seiten befragen und es könnte durchaus sein, dass Du dann Sachen über Dich in der Zeitung liest, die Du da nicht lesen willst - auch der Umgang mit der Presse will gelernt sein.

    Die Situation ist bestimmt für Dich sehr belastend und unbefriedigend - das macht sie aber nocht nicht zu einer für die Allgemeinheit interessanten Angelegenheit...

    Viel Glück, ananim
  • Hi,

    ich hätte an Deiner Stelle auch alternativ nach einen neuen Job gesucht.
    Ich selbst habe auch sehr negative Erfahrung als Behinderte in der freien Wirtschaft gesammelt.
    Es gibt genügend Weiterbildungen und im Öffentlichen Dienst werden Schwerbehinderte bei gleicher Qualifikation bevorzugt.
    Hast Du dich denn ab Oktober auch anderswo beworben?!
    Dieses Theater mit dem AG würde mich an Deiner Stelle nicht glücklich machen auf Dauer.

    LG Keana
  • Der Name der Kaufhauskette sagt doch alles
    Cheap
    Awful
  • Hallo Frau K.

    Ich finde deine Abenteuer mit deinem Arbeitgeber auch sehr interessant zu lesen, weil es leider wieder ein Beispiel ist, wie Inklusion nicht geht.

    Allerdings.. bei der Frage ob Presse oder nicht, solltest du dem Rat deines Anwaltes folgen und nicht dem einer Umfrage...

    Zudem ist es auch noch so, dass du quasi mit dem Nennen von Wohnort, Position, Name und Ort des Arbeitgebers und letztlich dem Nennen des eigenen Namens (der hoffentlich ein erdundenes Internetpseudonym ist) schon an die Öffentlichkeit gegangen bist... Die des großen www und dir schlimmstenfalls sogar eine Klage wegen Rufschädigung usw. blühen kann.

    Daher mein Tipp... egal was du öffentlich postest....

    Anonymisier es so gut es geht, sonst geht der Schuss für dich gewaltig nach hinten los. Seinen Arbeitgeber im www schlecht zu machen ist sogar nicht selten ein Kündigungsgrund und da hilft dir der Status Schwerbehindert mal gar nix.

    Jumanjii
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