Berufliche Neuorientierung / Umgang mit Behinderung.

Hallo Community,

ich frage mich gerade, wie offen ich mit meiner Behinderung beim Vorstellungsgespräch umgehen soll. Vorab einige Informationen zu mir.

Ich bin seit Geburt behindert. Ich habe eine Cerebralparese und beidseitige Hüftdysplasie kann aber laufen und bin nur in seltenen Fällen auf den Rolli angewiesen. Im Alltag schränkt mich meine Behinderung wenig ein. Man sieht sie mir definitiv an, laufe ich für Aussenstehende doch sehr wackelig. Ich bin schon häufig darauf angesprochen worden, ob ich betrunken sei.

Ich habe eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht und auch ein erstes Staatsexamen auf Lehramt. Leider kann ich das Referendariat und das zweite Staatsexamen behinderungsbedingt nicht machen. Ich bin aus unterschiedlichen Gründen räumlich nicht flexibel. In Hessen, dem Bundesland in dem ich lebe, ist es per Gesetz nicht möglich, dass Referendariat auf Teilzeit zu machen, wenn man eine eigene Behinderung hat. Dies ist nur dann möglich, wenn ich Kinder oder einen pflegebedürftigen Familienangehörigen hätte. Die Schulen sind kaum barrierefrei (Grundschule) und ich bin aufgrund meiner Fächerkombination an zwei unterschiedlichen Studienseminaren, die einen Umkreis von etwa 150 km abdecken. Da die Seminar nicht an im Studienseminar stattfinden, muss ich also innerhalb des Einzugsgebietes meiner Studienseminare zu den unterschiedlichen Schule fahren. Meine Einsatzschule ist nur bedingt barrierefrei. Die Schulen, die ich an den Seminartagen anfahren müsste, sind es nicht. Es gab viele Gespräche und ich habe das Referendariat auch begonnen, musste es aber nach knapp neun Monaten abbrechen, da es körperlich für mich nicht machbar war und das Land mir nicht entgegenkommen wollte.

Nun stehe ich also vor der Situation einer beruflichen Neuorientierung. Ich habe schon einige Bewerbungen geschrieben und für kommende Woche eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten.

Jetzt meine Frage: Wie offen würdet ihr das Thema Behinderung ansprechen? Sicherlich wird die Frage kommen, weshalb ich mich aus dem Beamtenstatus hinausbewerbe und das zweite Staatsexamen nicht ablegen möchte. Ich überlege hin und her, was eine gute Antwort auf die Frage wäre. Ich möchte nicht, dass die Behinderung in den Mittelpunkt des Gesprächs rückt, denn ich möchte ja wegen meiner fachlichen und sozialen Kompetenzen den Job bekommen und nicht, weil ich eine Behinderung habe. Fakt ist jedoch auch, dass ich wegen der Behinderung eben nicht jeden Beruf ausüben kann. Selbst dann nicht, wenn ich es aufgrund meiner Qualifikation theoretisch könnte. Soll ich ehrlich sein und sagen, dass das Referendariat eben daran gescheitert ist, dass es nicht möglich war, es in Teilzeit zu absolvieren und die Einsatzorte nicht barrierefrei bzw. inklusiv sind?

Ich wäre dankbar, für eure Ratschläge.

Antworten

  • Hallo erst Mal,

    ich weiß nicht, in wie weit ein zweites Studium einer anderen Fachrichtung für dich in Frage kommt. Oder du versuchst es mit einer Zweitausbildung. Aber dazu kann dir ein Studienberater einer Uni sicher mehr sagen als ich.
    das ginge entweder auf dem freien Arbeitsmarkt, wobei ich nicht weiß, wie gut deine Chancen da sin. Aber versuche es doch einfach.
    Oder du versuchst es mit einer geschützten Zweitausbildung in einem Berufsförderungswerk. Diese Unternehmen haben sich auf Menschen spezialisiert, die ihren ursprünglichen Beruf wegen einer Behinderung oder Erkrankung nicht mehr ausüben können und bieten ihnen eine Berufsausbildung in geschützte Rahmen an. Die würden dir nach der Ausbildung auch bei der Jobsuche helfen.
    In deinem Fall könnte aber auch ein Berufsbildungswerk in Frage kommen, da dein Studium unterumständen ohne zweites Staatsexamen und Referendariat nicht als abgeschlossen gilt. Ist im Prinzip das Gleiche wie ein Berufsförderungswerk nur für Erstausbildungen.
    Die Kosten für beide Formen übernehmen in der Regel die Bundesargentur für Arbeit oder in einigen fällen der Rententräger und man muss nix davon zurückzahlen.
    Wenn du dir so was für dich vorstellen kannst, sprich doch einfach Mal mit einem Berater von der ARGE, ob so was für dich in Frage kommt.
    In beiden Unternehmensformen gibt es auch die Möglichkeit vor dem Beginn einer Ausbildung, zu testen, welche Ausbildung die richtige ist und sich danach zu entscheiden.

    Ich hoffe, ich konnte helfen.
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