Seelische Misshandlung eines Schwerbehinderten: Was tun?

Inhaltswarnung: Beschreibung von verbaler Misshandlung eines Minderjährigen, ableistische Sprache (zitiert)

Guten Tag ihr Lieben,

ich kann aus rechtlichen Gründen leider nicht sehr viel zu meiner Position sagen, jedoch kann man mich wohl als Praktikantin (ca 1 Monat) an einer Schule für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen bezeichnen. Während meiner Einarbeitungsphase sind mir allerdings ein paar Dinge aufgefallen, die ich sehr beunruhigend finde.

Einem Schüler, der mindestens eine schwere Behinderung hat, sich weder bewegen noch reden kann, werden Dinge gesagt wie, "Wenn du dich beschweren willst, dann sag doch was," und, "Willst du hören, was wir hier reden, dann komm doch rüber," oder, "Biste jetzt bockig? Na dann press dir mal ein paar Tränen vor der Neuen raus." - All das von einer seiner Betreuerinnen, die einen Großteil der Zeit mit ihm verbringt. Und fast alles am selben Tag. - Die anderen Kollegen und Schüler reagierten auf diese Aussagen keineswegs überrascht. Eine weitere Kollegin nickte, als mir erklärt wurde, ich solle nicht so viel mit ihm sprechen (ich wollte ihm erklären, dass ich ihm sein Gesicht abwischen würde, damit er zumindest so tun kann, als hätte er ein Mitspracherecht) denn er würde sowieso die "Opferkarte" zu oft spielen, und sollte sich auch mal "zusammenreißen," denn er könne ja nicht immer "im Mittelpunkt stehen." Scheinbar ist es auch eine gängige Strafe, ihn mit seinem Rollstuhl einfach umzudrehen, damit er nicht am Klassengeschehen teilhaben kann- wobei ich dies noch nicht miterlebt habe.

Da ich noch neu an der Schule bin, aber die Kollegen dieses Verhalten wohl unter der Annahme, die Frau sei "hart aber herzlich" billigen, weiß ich nun nicht, an wen ich mich wenden kann/soll. Die Mutter scheint den Jugendlichen zumindest im Bereich der Körperhygiene ebenfalls zu vernachlässigen.

Ich hoffe, es kann hier jemand sagen, welche Möglichkeiten ich habe, um ihm zu helfen; wo ich dies melden könnte, wie ich es beweisen könnte, (in wieweit ich erklären kann, dass dies Misshandlung ist und nicht "sie behandelt ihn nur, wie alle anderen," denn anders als die Anderen kann er nun einmal einfach nicht auf ihre toxischen Aussagen reagieren, oder tatsächlich zu ihr kommen und sich beschweren,) usw.

Großen Dank im Voraus.

Antworten

  • hi bari,

    ich habe Dir einen Link hier bei myhandicap in Dein Postfach geschickt, vielleicht hilft er Dir weiter.

    LG Keana
  • Keana hat geschrieben:
    hi bari,

    ich habe Dir einen Link hier bei myhandicap in Dein Postfach geschickt, vielleicht hilft er Dir weiter.

    LG Keana


    Hi Keana,

    dankeschön für den Link. Leider befasst sich der Artikel dort mit körperlicher Misshandlung, die bisher (meines Wissens und zum Glück) nicht stattgefunden hat. Es erscheint aber, als ob die Gesetzeslage dort wirklich sehr hohe Erwartungen stellt, wann etwas eine strafbare Misshandlung ist. - Ich überlege, ob es anderweitig möglich ist, die Person von ihm zu entfernen. Ämter? Organisationen? In dem Fall würde man ja meinen, das Schulamt oder die Beauftrate zum Schutz vor Diskriminierung hätten ein paar Informationen, aber Google hat mir bisher noch wenig geholfen.
    LG
  • Hallo bari

    ich habe bei Focus jetzt einen Artikel gefunden über verbale Attacken usw.

    http://www.focus.de/familie/psychologie/psychoterror/vertuschen-und-ignorieren-lehrergewalt_id_1768281.html

    Da steht auch, dass es Opferberatungstellen gibt...

    Ich bin selber auch von sämtlichen Lehrern schikaniert wurden weil schwerhörig und ohne Hilfsmittel ... da hat mir leider gar keiner geholfen in der Zeit...

    LG Keana
  • Hallo bari....Danke Keana
    Ich würde keinen Unterschied zwischen Körperlicher und Seelischer Gewalt machen . Wenn das ein Heim oder eine Schule ist sollte es doch eine höhere Stelle geben der man seine Beobachtung melden kann .
    Wenn sich nichts ändern lässt würde ich mir schnellst möglich einen anderen Ausbildner suchen .
  • Hallo,

    erst einmal: ich finde es toll, dass Du Dich kümmern willst. Du musst Dir allerdings klar machen, dass Du Dich damit nicht beliebt machen wirst.

    Ich denke Du kannst,

    1) zunächt einmal mit der Schulleitung reden
    2) wenn das nicht hilft, Dich an das zuständige Schulamt wenden

    Wenn Du genügend Hinweise hast, der Schüler auch von zuhause vernachlässtigt wird, dann könntest Du auch das Jugendamt einschalten.

    Bei Opferberatungsstellen bin ich mir nicht siche,r ob die weiterhelfen können oder nicht, aber dort mal anzrufen und zu fragen, schadet bestimmt nichts.

    Die Vorfälle, die Du beobachtest würde ich an Deiner Stelle zeitnah schriftlich protokollieren (mit Datum, Anwesenenden etc.

    Viel Glück, ananim
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