Hörgeschädigt und Anordnung von Schichtarbeit, §106 GewO ?

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MyHandicap User
MyHandicap User ✭✭✭
bearbeitet 5. Nov 2021, 09:51 in Recht, Soziales & Finanzielles
Ich arbeite seit fast 6 Monaten als Sachbearbeiterin in der Versandabteilung eines Unternehmens (Kündigungsschutz greift also noch nicht). Ich bin an Taubheit grenzend schwerhörig und trage rechtsseitig ein Cochlea Implantat, mit dem ich gut zurecht komme. Eine Einschränkung ist es dennoch im Vergleich zu Normalhörenden. Ich habe einen Schwerbehindertenausweis mit GbB 80 sowie Merkzeichen Gl.
Ich arbeite in Teilzeit (30Std/Woche). In meinem Arbeitsvertrag ist kein Beginn/Ende der Arbeitszeit festgelegt, bisher habe ich jedoch 5 Monate lang ausschließlich von 8-14h gearbeitet, zu keiner Zeit war der Dienstplan anders.
Seit November wurde von heute auf morgen mit sofortiger Wirkung in meiner Abteilung Schichtarbeit angeordnet. Jetzt muss ich die eine Woche von 6-12 arbeiten, die nächste von 12-18. Nie weiß man im Voraus, wann man Spät- und wann Frühschicht hat, da sich der Dienstplan zwischen 3-4 Mitarbeitern aufteilt. Wenn aber einer mal krank wird oder Urlaub hat (und das ist eigentlich ständig der Fall), rückt wer anders nach, dh die Reihenfolge gerät durcheinander.

Mein Problem damit ist zum einen, dass ich auf diese Weise nichts planen kann, und damit meine ich nicht mal meine persönliche Freizeit, sondern zB auch Arzttermine. Ich muss zwar nicht wöchentlich deswegen antanzen, aber mein Implantat regelmäßig neu in der Klinik justieren lassen, damit ich optimal verstehe. Termine sind praktisch nicht planbar. Eigentlich müsste ich auch wöchentlich mind. einen Termin bei einer Hör- und Sprachtherapeutin machen sowie beim Psychotherapeuten. Ist auch nicht mehr machbar. Ich habe mir das jetzt seit November gefallen lassen, da ich davon ausgegangen bin, dies sei eine vorrübergehende Regelung durch den Ausfall einer Kollegin (hat gekündigt). Inzwischen wurden 2 neue eingestellt und wir haben immernoch extremen Schichtdienst, dies soll dauerhaft beibehalten werden.

Ein weiteres Problem ist, dass ich einen sehr lauten Arbeitsplatz habe (Maschinen, Gabelstapler etc.). Mich stresst dies mitunter sehr, obwohl ich die eigentliche Arbeit gern mache. Es ist für mich aber in Ordnung, wenn ich diesem Geräuschpegel am Vormittag ausgesetzt bin, ausgeschlafen hin komme und den Nachmittag zur Regeneration habe. Fange ich aber erst um 12 an, schlafe ich in der Regel ja nicht bis 11 gemütlich aus, sondern habe einen normalen Alltag zu bewältigen (Einkaufen, ggf. Termine usw.). Ich komme oft schon gestresst zur Arbeit und kann diese dann nicht mehr so gut bewältigen.

Ich stelle mir nun die Frage, ob es wohl möglich ist, dass mein AG im Rahmen von §106 GewO auf meine Behinderung Rücksicht nehmen muss in dieser Hinsicht und ich von der Schichtarbeit befreit werden kann und meine frühere Arbeitszeit wieder bekomme. Vermutlich werde ich noch bis Januar abwarten, bis ich dieses Anliegen vorbringe, ich hab einfach zu viel Angst dass ich gekündigt werde (habe noch Probezeit bis Ende Dez. und auch die 6 Monate "Wartezeit" bis zum Beginn meines Kündigungsschutzes sind erst dann um). Es ist leider schwer, Normalhörenden deutlich zu machen, welchem Stress man als Hörgeschädigter manchmal ausgesetzt ist, allein dadurch dass man sich mehr anstrengen muss und gleichzeitig Geräusche nicht gut filtern kann. Gerade dann, wenn man "doch eigentlich gut hört" (ich hab wie gesagt ein CI, bin aber nach wievor hörbehindert), haben viele hierfür kein Verständnis.
Ich mache diese Arbeit wirklich sehr gerne, aber die Arbeitsbedingungen machen mir derzeit so stark zu schaffen, dass ich kündigen würde, hätte ich eine Alternative...

Hat jemand Erfahrug mit Schichtdienst und Hörbehinderung etc.?
Ich hatte mich beim Integrationsfachdienst diesbezüglich erkündigt, die hatten leider gar keine Ahnung.

Antworten

  • Hallo MyHandicap User,

    danke für deinen Post. Im folgenden Artikel auf unserer Webseite findest du Infos zu Hörbehinderung am Arbeitsplatz.

    Ich hoffe, das hilft dir weiter.

    Viele Grüße

    Annemarie

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