Neuer PKW mit E-Rolli-Platz auf dem Beifahrersitz

Guten Abend liebes Forum,

ich bin 26 Jahre alt und seit dem 01.05. als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promotionsstudent an einer großen deutschen Universität angestellt.
Desweiteren sitze ich im elektrischen Rollstuhl, werde dauerbeatmet und habe 24-Stunden-Assistenz, die von Kranken- und Pflegekasse getragen wird, weshalb ich zum Glück nicht der Einkommensgrenze unterliege.

Soweit die harten Fakten zu mir.
Der öffentliche Verkehr ist in meiner Stadt nicht genügend ausgebaut, dass ich damit alle meine Termine wahrnehmen könnte, also habe ich seit jeher ein Auto, in das ich mitsamt meines Rollstuhls hineinfahre
Ich besitze ein umgebautes Auto (Citroen Berlingo) mit Heckeinstieg, Baujahr 2005, 2008 von meiner Mutter übernommen. Der Wagen ist praktisch und robust, aber der Platz für den Rollstuhl eng, der Einstieg mit meinem neuen Rollstuhl nicht ganz leicht und vor allem ist meine Sicht während der Fahrt extrem eingeschränkt (ca. 10 Meter Straße nach vorne und die Erdgeschosse der Häuser auf der linken Straßenseite, mehr ist nicht drin). In der persönlichen Assistenz muss ich auch während der Fahrt öfters Anweisungen geben und auf neue Situationen reagieren, was hierdurch sehr erschwert ist (wie auch die Kommunikation generell übrigens).

Kurzum: Ich träume von einem neuen Auto mit ausgebautem Beifahrersitz.
Ich habe bereits 2014 auf der Rehacare verschiedene Modelle ausprobiert und mir Angebote zukommen lassen, damals haben mich die finanziellen Dimensionen sehr abgeschreckt.
Inzwischen bin ich allerdings berufstätig und habe gehört, ich könne einkommensabhängig sowohl für den Fahrzeugkauf als auch für den Umbau erhebliche Zuschüsse beantragen.
Bei welcher Behörde wäre dieser Antrag zu stellen? Ich wohne und arbeite in NRW, man sagte mir in einem anderen Zusammenhang, in den ersten 6 Monaten meines Arbeitsverhältnisses (die jetzt verstrichen sind) wäre die Agentur für Arbeit zuständig und ab dann das Integrationsamt, gilt das auch hier? Rentenversicherung vielleicht noch, obwohl ich erst seit einem guten halben Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt bin?
Was gibt es bei der Beantragungsprozedur zu beachten, habt ihr Tipps? Als mögliche Probleme sehe ich, dass wissenschaftliche Mitarbeiter wie ich eigentlich immer nur kurzzeitige Zeitverträge haben, aktuell bin ich in einer Art erweiterten Probezeit bis 30.09.2016. Außerdem beträgt mein einfacher Arbeitsweg nur knappe 4km - natürlich verwende ich meistens das Auto dafür, aber längere Strecken sind z.B. für meine Therapietermine und Arztbesuche nötig oder, um meine Familie zu besuchen. Macht das die Situation in einer Weise komplizierter? Angesichts des Alters meines jetzigen Fahrzeugs darf es an einem grundsätzlichen Neubedarf eigentlich keinen Zweifel geben.

Gibt es irgendwo eine Tabelle, in welcher Höhe der Fahrzeugkauf bezuschusst werden kann je nach Nettogehalt?

Ich freue mich auf eure Antworten! Und natürlich weiß ich, dass so eine Prozedur ihre Zeit dauert, darum möchte ich auch jetzt schon beginnen, mich darum zu kümmern.

Liebe Grüße,
Tim

Antworten

  • Hallo,

    ich kann Dir die meisten Deiner Fragen nicht beantworten, aber die Tabelle gibt es (auch wenn man selber noch ein bisschen rechnen muss). Sie steht hier: http://www.gesetze-im-internet.de/kfzhv/BJNR022510987.html

    Da stehen auch einige andere für Dich wohl relevante Punkte drin.

    Besten Gruß, ananim
  • Vielen Dank, das ist schon mal ein Anfang 😀
    Also ich habe jetzt ein bisschen gegoogelt und gerechnet und wäre ganz zufrieden, sollte diese Rechnung stimmen.

    Allerdings lassen §3 und §4 Abs. 2 natürlich auch wieder jede Menge Interpretations- und Diskussionsspielraum.
    Gibt es vielleicht Referenzurteile, die ich angeben könnte?

    Gute Nacht!
  • Hallo Tim,

    welche Möglichkeiten du hast Zuschüsse etc.zu erhalten, wurde ja von Anamin schon beschrieben. Ich würde gerne auf das Fahrzeug eingehen, da wir vor Jahren ein ähnliches Problem für unseren Klienten CO Querschnitt und beatmet. hatten. Wir haben uns damals für einen Sprinter mit Hochdach entschieden mit den entsprechenden Umbauten für Rollstuhl und den erforderlichen weiteren Hilfsmittel. Auch wir haben uns damals überlegt, wo positionieren wir den Rolli. Letztlich auch auf Grund der speziellen Situation, haben wir uns für die Postionierung mittig im Fahrzeug hinten entschieden. Die Positionierung Beifahrersitz, haben wir verworfen, da hier kein Zugang zum Klienten von beiden Seiten möglich ist. Jetzt können wir sagen, dass diese Entscheidung die richtige war. Wir müssen immer wieder während der fahrt, pflegerische Tätigkeiten durchführen ( Absaugen, inhalieren usw.). Auch sind die Hilfsmittel über eine zentrale Stromversorgung besser im Fahrzeug anzubringen. Die Sicht nach vorne und rechts und links ist dadurch frei. Langfristig gesehen würde ich dir empfehlen, auf eine Positionierung Beifahrerseite zu verzichten.
    LG Thomas
  • Hallo Thomas,

    ich will dir nicht zu nahe treten, aber für mich hört sich das an wie 2 nicht wirklich vergleichbare Fälle. Wie vele Personen sind denn bei euch gleichzeitig im Auto anwesend?

    Ich fahre in der Regel alleine mit meinem Assistenten... Komplexere Handlungen mit Strombedarf liegen während der Fahrt eigentlich nicht an. Auf dem Beifahrersitz könnte man an einer roten Ampel stehend vielleicht sogar mal meinen linken Arm richtig hinlegen etc. - Sachen, wegen denen jetzt noch mühsam ein Platz zum Aussteigen gesucht werden muss.
    Aber gut, hauptsächlich geht es mir wirklich um Sicht, Kommunikation und Platz... Meine Assistenten erwarten von mir häufig während der Fahrt Anweisungen, gerade wenn sie neu sind, wenn es eine Umleitung gibt usw.
    Aktuell sitze ich mittig hinten im Auto - das Problem mit der Sicht dabei ist vor allem die Höhe. Meine Augen befinden sich im Auto fast direkt unter der Decke, nur minimal unterhalb der Oberkante der Frontscheibe von der Höhe her. Wäre ich nah an der Frontscheibe, wäre das nicht weiter tragisch und ich hätte einen großen Blickwinkel, vor allem zur Seite, aber auch nach oben, aber so kann ich z.B. kein einziges Verkehrsschild lesen, weil die Fahrzeugdecke meine Sicht versperrt.
    Die Akustik im Auto ist ein weiteres Thema - in der Regel müssen wir beide immer nachfragen, was der andere gesagt hat, und dann ist es für viele Anweisungen während der Fahrt ("jetzt da vorne abbiegen") schon zu spät. Auf Schnellstraßen sind Gespräche völlig ausgeschlossen. Drittens brauche ich auch nach hinten etwas Platz, um auf längeren Fahrten meine Rückenlehne verstellen zu können, was in meinem aktuellen Auto auch leider nicht möglich ist. Natürlich lässt sich das alles auch irgendwie einrichten, aber so eingepfercht möchte ich in einem neuen Fahrzeug nicht mehr sein.

    Natürlich müsste man sich bei der Auswahl eines konkreten Systems praktische Gedanken machen, besser diese oder besser jede Ausführung, aber grundsätzlich bin ich mir eigentlich sicher, dass ich gerne auf der Beifahrerseite sitzen möchte. Auch, weil mein Kopf skoliosebedingt sehr stark nach links geneigt ist, was in diesem Fall ja gut passen würde.
  • Hallo Tim,
    wie du das letztlich angehst, bleibt natürlich dir überlassen. Ich wollte nur meine Erfahrungen weiter geben. Für unseren beatmeten Klienten ist die Positionierung hinten mittig im Sprinter Mercedes optimal. Weshalb habe ich ja bereits beschrieben. Mir fällt auf, dass du viel von "Anweisungen" schreibst.. Im Bezug auf das fahren, verwenden wir ein Navi...
    Wenn wir mit unserem Klienten auf Kurzausflüge sind, sind wir Pflegeperson und Klient im Fahrzeug. Bei größeren Tagesausflügen etc. die über 6-8 Stunden gehen, sind wir immer zu dritt im Fahrzeug, da unser Klient immer unter Beobachtung sein muss ( Absaugbereitschaft etc.) Die Sicht für unseren Klienten 186 cm Körpergröße ist dadurch in keinster Weise eingeschränkt. Beim Sprinter haben wir uns für eine Hochdachversion entschieden,damit auch wir entspannt aufrecht stehen können, falls wir am Klienten Massnahmen durchführen müssen.
    und da eine solche Anschaffung ja mit enormen kosten einhergeht, sollte man sich deshalb gut und intensiv informieren.

    LG Thomas
  • Ich wurde inzwischen vom Integrationsamt zur Agentur für Arbeit weiterverwiesen - was ich leicht bedauere, weil ich schon von mehreren Stellen gehört habe, dass Integrationsämter im Allgemeinen wesentlich mehr Großzügigkeit walten lassen.

    Von der Agentur für Arbeit habe ich jetzt Formulare zum Ausfüllen bekommen und Sorgen machen mir direkt die ersten beiden Fragen: Wie befürchtet sind die ersten Informationen, die ich angeben soll, der Arbeitsweg und die Dauer meines aktuellen Arbeitsvertrages. Wie erwähnt wären die richtigen Antworten 4,2km und Probezeit bis 30.09.2016, auch der nächste Vertrag wird wie in der Forschung üblich ein Zeitvertrag sein.

    Ich habe die Befürchtung, dass nach den beiden Angaben mein Antrag schon im Shredder landet, bevor die weiteren Angaben zu Behinderung etc. überhaupt erst gelesen werden. Kennt ihr vielleicht einen Trick, sich wenigstens etwas mehr Chancen zu verschaffen oder vielleicht eine andere Instanz, an die ich mich noch wenden könnte?

    Ich freue mich auf eure Ideen,

    Tim