Welche Oberschenkelprothese als Interimsprothese?

Ich habe seit 4 Wochen eine Oberschenkelamputation. Nun möchte ich mal wissen, was für eine Interimsprothese besser ist.
Quer- oder Längsoval. Hatte vor der Amputation eine Thomas Splint Orthese. Bin aber nicht damit zurecht gekommen weil ich nicht damit sitzen konnte. Vieleicht kann mir jemand sagen welche Prothese besser ist. Ich will so schnell wie möglich wieder laufen. Danke.

Antworten

  • Dazu lässt du dich am besten von einem Orthopädietechniker beraten. Vielleicht holst dir auch eine 2. Meinung. Hier und ohne weitere Kenntnis über dich, deine Ziele und die Stumpfverhältnisse, ist das nicht möglich.

    Du bekommst von deinem Arzt einmal ein Rezept im Wert eines mittleren Autos in die Hand. Das gibst du einem Menschen, von dem du zuvor noch nie etwas gehört hast. Es ist dein Leben und du musst entscheiden, in welche Hände du es legst. Nach der Interimszeit, kannst du eine Definitiv-Prothese beanspruchen, die schnell 60.000 € kostet. Die musst du dier aber "verdienen".

    Gerade am Anfang nimmt das Stumpfvolumen innerhalb kurzer Zeit extrem ab. Ein querovaler Schaft ist nicht so empfindlich gegen Volumenschwankung. Du sitzt aber mit dem Sitzbein auf der Tuberbank. Das ist so, wie wenn du auf einer Querstange sitzt. Das bewirkt ein kippen des Beckens nach vorne. Zusätzlich ist das Muskelgleichgewicht durch die Amputation gestört und die Hüfte wird gebeugt. Folge ist ein Hohlkreuz und Rückenbeschwerden.

    Beim Längsovalen Schaft, verspannt sich die Stumpfmuskulatur und ds Gewicht wird vollflächig abgetragen. Das setzt aber volle Muskulatur und einen belastbaren Stumpf voraus. Das System ist sehr Volumenabhängig. Schrumpft der Stumpf, rutscht man in den Schaft und der Knochen stößt an, was Schmerzen verursacht.
    Als frischamputierter ist die Stumpfmuskulatur aber dazu garnicht belastbar genug. Deshalb wird das da wohl nicht funktionieren. Deshalb bauen viele OT´s eine Mischform: Längsoval mit Tuberaufsitz und schwören darauf. Es macht auch wenig Probleme und Nacharbeit und der Patient eiert irgendwie drauf rum. Mesit mir Krücken, weil die Prothese nicht voll belastet werden kann.

    Ich hatte die ersten Wochen einen Längsovalen Schaft mit Endbelastungskissen. Dadurch hatte ich eine gute Abstützung und Kompression auf dem Stumpf. Damit konnte ich innerhalb von wenigen Wochen intuitiv gehen lernen und kam problemlos mit der Prothese zurecht. Nach etwa 4 Monaten machte mir der OT dann auf seine Kosten einen neuen, längsovalen Schaft. Der Anpassungsprozess ist aufwändiger und man muss öfter nacharbeiten, aber es hat sich gelohnt. Ein Testachaft ist aber kein großer Kostenfaktor und relativ schnell gemacht. Du musst halt nur öfter zum OT hin.

    Ein sehr wichtiger und weiterer Punkt sind die Passteile: Knie und Fuß. Die Auswahl hat einen sehr großen Einfluss, wie schnell und sicher du gehen lernen kannst. Die OT´s werden regelrecht mit Prämien gelockt, dem Patient eine Biligversorgung aufzuschwatzen, weil die Kosten pauschalisiert werden. Die Kasse übernimmt die Teile plus einer Handlingspauschale. Je billiger das Teil, desto höher die Pauschale. Außerdem sind aktive und anspruchsvolle PAtienten ein Alptraum für jeden OT. Sie kommen alle dauernd für Nachbesserungen und optimierungen. Die Kasse zahlt aber weitgehend pasuschal.
    Teuer ist aber auch nicht immer optimal. Der patient muss das auch nutzen können. Oder meinst du, du wärst in der ersten Fahrstunde mit einem Formel 1 Wagen gut gefahren?

    Wenn du mehr wissen willst, schick mir per PN deine Telefonnummer...

    Gruß
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