Unterschied der Akzeptanz von Behinderten von früher zu heute

Werden Menschen mit Behinderung heute mehr akzeptiert als früher? Ich suche ein Statistik hierzu.

Antworten

  • Hi Tamara,

    Statistiken glaube ich eher nicht. Irgendwer oder was wird außerdem an Statistiken immer nicht beachtet. Ob man heute mit Behinderung mehr akzeptiert wird, als früher, sieht man wohl eher an den eigenen Lebenserfahrungen von früher und heute. Und die der anderen.

    lg Joy
  • Hey,

    Deine Anfrage ist leider nicht sehr präzise. Was ist "früher", welchen Zeitraum hast Du da im Kopf? Und was meinst Du mit "Akzeptanz"?

    Ja nachdem, was Du suchst, könntest Du mal bei den Umfragen gucken, die Heitmeyer und andere an der Uni Bielfeld zu "Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" gemacht haben.

    Besten Gruß, ananim

  • Ich hatte an den Zeitraum von früher an vor zehn Jahren gedacht. Und mit der Akzeptanz meinte ich: Wird man freundlich behandelt, oder nicht?
    Wie sieht es mit der Hilfsbereitschaft aus? Wenn ich z.B. als Rollstuhlfahrer oder als Blinder Hilfe brauche, wird mir geholfen?
    Werde ich immer schräg von der Seite angeguckt,, nur weil ich eine Behinderung habe?


  • Danke für den Typ mit der Uni Bielefeld, das hat mir ein Stück weiter geholfen.
  • Tamara G. hat geschrieben:
    Ich hatte an den Zeitraum von früher an vor zehn Jahren gedacht. Und mit der Akzeptanz meinte ich: Wird man freundlich behandelt, oder nicht?
    Wie sieht es mit der Hilfsbereitschaft aus? Wenn ich z.B. als Rollstuhlfahrer oder als Blinder Hilfe brauche, wird mir geholfen?
    Werde ich immer schräg von der Seite angeguckt,, nur weil ich eine Behinderung habe?


    Du fragtest: " Werden Menschen mit Behinderung heute mehr akzeptiert als früher? Ich suche ein Statistik hierzu." Vermutlich geht es Dir um eine wissenschaftliche Arbeit oder wenigstens Auskunft.

    Ich verfüge nur um umfassende sehr aufmerksam und umsichtig erhobene anekdotische Erfahrungen, direkt persönlich. Da ich aber meinen Umgang auch in der weiteren Folge variiere, da ich Erlebnisse und meine Reaktionsweisen auch mit anderen bespreche, ist alles im Wandel. Daraus lässt sich daraus nur bedingt etwas zur Gesellschaft (isoliert betrachtet sagen). Daneben habe ich nie daran gedacht, alle Erlebnisse statistisch zu erfassen oder gar auszuwerten.

    Ich kann daher nur beschreiben, was ich feststelle. Dabei stelle ich fest, dass mein Handicap an sich durchaus sehr einfach erkennbar und anstarrungswürdig wäre, an und für sich. Aber wie sagt man so schön, das Bessere ist des Guten Feind und man wird v.a. angestarrt, weil es wohl unterhaltsam ist, und bessere Unterhaltung trumpft auf. Seit etwa 2-3 Jahren geht das Angestarrtwerden in meiner Wahrnehmung geradezu massiv zurück. Die Leute sind in den letzten 2-3 Jahren sehr merkbar weggekehrt von den visuellen Eindrücken der Umwelt. Wo sie sich früher von visuellen Eindrücken leiten liessen, sind sie heute nur noch an Dingen interessiert, die sie aktiv suchen oder gut einordnen - und das Angeschautwerden hat sich in Deutschland oder der Schweiz sehr stark gewandelt. Natürlich finde ich das super - der Stress des Angeglotztwerdens ist noch ein Bruchteil von dem, was es war. Massgeblich daran beteiligt ist, dass sehr viele Leute heute "nach innen gekehrt" sind, wenn sie im öffentlichen ("öffentlichen"? "kollektiv-individuellen"?) Raum sind. Sie tragen stark zunehmend Kopfhörer, sie machen auf ihren Handys rum, oder starren "zielgerichtet" wo hin, wo das früher kaum in diesem Ausmass der Fall war. Als Ergebnis kann ich weitgehend unbehelligt z.B. ohne Prothese einkaufen oder ins Restaurant gehen und es gibt kaum mehr das üble Gegaffe wie noch bis vor wenigen Jahren. Das hat mit Respekt direkt nichts zu tun. Es ist die Einkehr in die Ich-zentrierte Welt, das Fabelhafte der Zustimmungskultur in den Tribal Networks auf dem Netz, der Rückzug in die selbst gestaltete Wahrnehmung, welche diese Abkehr von dem "von aussen geleitet werden" offenbar motiviert - oder jedenfalls wäre das anzunehmen, beobachtet man aufmerksam was los ist.

    Schaust Du dann z.B. aus ebenso soziologisch motivierter Frage an, was hier so an Fakern oder Amelos postet (Du findest das schon, schau halt rum), ist von "dieses Forum ("my"handicap) respektiere ich" bei diesen Individuen auch nicht arg viel zu spüren. Diese Art schamloses Eindringen / Aufdrängen zeigt günstig und zwanglos, dass auch hier die Innenwelt, die Eigenansicht, das Egozentrierte, als Motor des Verhaltens dominiert.

    Dass daraus heraus auch keine zunehmende Hilfsbereitschaft der Sache wegen kommt, liegt auf der Hand. Eher wird Hilfsbereitschaft verwechselt mit "nicht blöd dastehen" und wer will heute schon "blöd dastehen". Ich habe sehr viele Ereignisse auch in der jüngeren Vergangenheit, da ist Hilfsbereitschaft weit weg und fern und nirgendwo zu erkennen. Es sind absolute Ausnahmemenschen, die heutzutage noch Hilfsbereitschaft an den Tag legen. Letzthin war ich an einer Art Messe dabei, und habe eine Zahl von Stellwänden abgebaut. Dass ich mich bei relativ grossen schweren Stellwänden etwas schwer tue, ist nicht wahnsinnig schwer erkennbar. Etwa ein Dutzend Leute schauten dabei zu, hätten nichts zu tun gehabt, waren aber in sich gekehrt, schauten eher teilnahmslos auch mal zu, waren aber keineswegs auch nur annähernd hilfsbereit. Es gibt viele weitere Beispiele.

    Was man heute viel eher wird, ist, "sauber" behandelt. Man wird "unbeachtet des Handicap" behandelt und "sauber" ausgeladen oder umgangen, wo früher man es direkter gesagt bekam, dass man mit Handicap eher störte oder nicht für voll genommen würde. Es ist viel klinischer, man kommt auch nicht in Versuchung vom Gegenüber was zu wollen, wo man früher klebriger, überschwappender oder auch übergriffiger miteinander umging. Hier ist irgendwie ein Wandel im Gang.

    Aber "besser" im Sinne von wärmer, herzlicher, integrierter, hilfsbereiter? Nein.
  • Den Aspekt der Teilnahmslosigkeit hatte ich noch gar nicht wahrgenommen. In Zukunft werde ich darauf achten. Das die Hilfbereitschaft der Gesellschaft sinkt oder fast nicht mehr vorhanden ist habe ich selbst schon bemerkt. Ich danke dir für deine Sicht und Stellungnahme zu meiner Frage, das hat mich sehr weitergebracht.
    Gruß TamaraG.
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