Hand amputiert, was nun

Hallo an alle,
ich bin neu hier und stell mich mal ein wenig vor.
Ich heisse Sebastian, bin 29 Jahre alt von Beruf Kfz-Mechaniker.
Anfang des Jahres verlor ich meine linke Hand durch einen Böllerunfall.
Ich bin momentan krankgeschrieben.
Behindertenausweis habe ich.
Seit ende Januar mache ich Ergotherapie und Physiotherapie.
Bin auch in Behandlung in einem Sanitätshaus wegen einer Handprothese (in wie weit wird diese bezahlt)?.
Weil mir wenig Infos gegeben werden, wollte ich mal fragen wie der weitere Ablauf für mich aussehen wird, sprich Medizinische Reha (die abgelehnt wurde, wiederspruch ist eingelegt) oder Berufliche Reha (wird über die Bundesagentur für Arbeit laufen) sein wird.
Mein derzeitiger Chef hätte intresse mich weiter zu Beschäftigen was ich mir mit meiner neuen körperlichen Einschränkung irgendwie nicht wirklich vorstellen kann.Es ist ein kleiner Betrieb ausschließlich Werkstatt.

MfG Sebastian und schonmal danke für eure Antworten.

Antworten

  • Hallo Sebastian,

    finde es toll das du Kontakt zu Gleichgesinnten suchst, dass
    wird dir hier auf jedenfall weiter helfen.

    Ich möchte dir gerne einen Kontakt herstellen zu einem
    jungen Mann der beide Arme und Beine verloren hat.Er arbeitet
    bei meinem Prothesenmeister in Bayern und macht dort eine
    Ausbildung zum Orthopädietechnicker.Du siehst, sogar das
    geht ohne beide eigene Hände 😀
    ich bin sicher, er kann dir ganz viel aus eigener Erfahrung
    erzählen im praktischen Leben aber auch was Möglich
    ist seitens der Krankenkassen und was du verlangen darfst-
    Dieser Orthopädiebetrieb ist spezialisiert auch auf Handprothesen.
    Wenn du mehr Infos haben möchtest und dich der Kontakt
    interessiert bitte sende mir eine PN = private Nachricht hier
    auf meinem Account und ich werde dir gerne alles
    weitere an Infos geben.

    Alles gute und Kopf hoch, du wirst staunen
    was alles noch Mögich sein wird mit einer Handprothese
    oder auch ohne zu bewerkstelligen-

    Jetzt fällt mir ein auch eine andere Freundin von mir
    aus München,Rentnerin mittelrweile , reist um die
    ganze Welt mit ihrem Mann und hat auch beide Arme und
    Beine durch eine Blutvergiftung abgenommen bekommen.Davor
    war sie erfolgreiche Sportlerin in Tennis.Da dachte jeder
    sie wird psychisch unter gehen grad als Sportlerin dann aufzuwachen
    und alles nicht mehr zu haben aber nein, sie ist auch eine
    sehr bezaubernde Frau und läuft und tut alles was
    sie gerne möchte.
    Diese Dame kannst du auch gerne mal kennenlernen, bin
    sicher sie und ihr Mann treffen dich auch gerne zum Austausch.

    Also wie gesagt, einfach eine PN dann vermittel ich
    dir alle gewünschten Telefonnummer und Adressen.-


    GLG
    Bili
  • Wenn Du Deine Arbeitsstelle behalten willst (was eine gute Idee sein dürfte) solltest Du so oft wie möglich dort sein und auch so viel wie möglich auch mitarbeiten. Nur beim Arbeiten kriegst Du nämlich heraus, was Du auch anders, auf andere Weise, mit einer Hand machen kannst. Da dies ein Lernprozess ist, der Deinen ganzen Körpereinsatz erfordert, solltest Du besser früher wie später damit anfangen.

    Für das, was Du arbeitest, benötigst Du wenn überhaupt eine wirklich belastbare Prothese, die sehr präzises und wo möglich kräftiges Greifen erlaubt, und Du musst auch damit gut umgehen können. Diese Art Prothese "gibt" es so fast sicher aber nicht "fixfertig", oder wahrscheinlich nicht. Du musst mit dem Prothesentechniker zusammen schauen, was geht und was nicht, und daran weiter verbessern.

    Das, was ich trage, ist eine Eigenkraftprothese mit abgeänderter Schulter-Verankerung, eigener Kabelaufhängung (welche sehr hohe Zugkräfte verträgt), Karbonschaft, und ein neues, selbst entwickeltes Schnellverschlusshandgelenk, das sehr stark u.a. auch vibrations- und zug-belastbar ist. Darauf trage ich die üblichen Arbeits-Hooks der Firma Hosmer, sowie einen V2P Prehensor (was fast sicher für Deinen Arbeitsbereich auch gut wäre), und, falls es wie eine Hand aussehen soll, eine Beckerhand. Wie man sieht also *wirklich* brauchbare Teile, wie sie von den sonst so angebotenen deutschen Herstellern nicht käuflich sind. Wenn Du sowas willst, die Leute von der Firma Balgrist Tec in Zürich wissen ganz sicher Bescheid, die können sowas bauen, und haben auch die notwendigen Herstellerkontakte. Wo sie preislich liegen ist schwer zu sagen, je nach Umfang der Ausstattung vielleicht zwischen 6000 und 13000 Franken.

    Solltest Du für feinmechanische Sachen oder Elektroarbeiten noch was besseres brauchen, würde ich den "Retro" der Firma ToughwarePRX empfehlen, es gibt im Bereich Armprothetik m.E. derzeit kein besseres Werkzeug für sehr harte präzise Spitzgriffe, um beispielsweise steife Kupferdrähte zu bezwingen.

    Andere Tätigkeiten sind ohne Prothese bedeutend einfacher und besser sowie sicherer zu erledigen. Etwa der Schlauchwechsel beim Fahrrad gelingt mir ohne Prothese viel besser als mit. Man beschädigt weniger, Dinge "festhalten" geht auch wenn man den Gegenstand mit dem Stumpf gegen sich selbst (Bauch, Brust, Oberkörper, Bein), gegen das Auto (bei Oelstandkontrolle fixieren des Oelstabs gegen das Chassis) oder einen Tisch oder eine Wand drückt. Ich habe zusammen mit meiner Partnerin einen Ikeawandschrank (Gesamtgewicht > 500 kg) ohne Prothese selbst angeliefert und montiert, absolut kein Problem.

    Fahrradreparaturen, Näharbeiten, etc. mache ich entweder mit dem Hook oder ganz ohne Prothese. Wichtig ist, oft und viel wirklich ZU TUN - nur so findest Du raus, wie es am besten geht. Ich habe am Arm manchmal einen Strumpf an, um die Haut zu schützen, aber im Grunde ist das nicht nötig. Freitag habe ich im Garten Zeugs geschnitten und dabei den Stumpf vorne so ziemlich aufgerissen (Dornen, Aeste, etc.) und heute ist es schon fast wieder wie neu.

    Andere Dinge benötigen "Tricks". So arbeite ich zu Hause doch SEHR viel am Schraubstock, wo man es sonst anders machen würde. Wenn ich einen Splitter im Finger habe, mache ich die Pinzette in den Schraubstock, und drehe mit dem kaputten Arm diesen Schraubstock zu, während ich mit der Pinzettenspitze den Splitter aus dem Finger ziehe. Gibt es schwer zu öffnende Schrauben, mache ich mir ein Rohr auf den Schraubschlüssel als Hebelverlängerung. Auch Fahrradpedale kriege ich so elegant los.

    Bei mir dauerte es gerne etwa 3 Jahre, bis alle normalen / kommerziellen Produktteile, die sich als zu schwach oder falsch konstruiert herausstellten, durch wirklich brauchbare Teile ersetzt waren, und bis die Prothese einigermassen taugte. Man muss sich umfassend selbst drum kümmern, wenn man Dinge weiter wirklich selbst machen will.

    Die neuartigen "bionischen" Prothesen sind nur zum Umherschwenken gedacht. Bereits 1x Autowaschen, Schlauch halten usw., und der Handschuh eines iLimb ist defekt. Sowas gibt es, es wird sehr viel Werbung gemacht, aber taugt für den anspruchsvolleren Anwenderbereich gar nichts.

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