ich habe Angst vor Prothesen! Aber Physiotherapeut/Freund will sie mir aufzwingen. Was tun?

Hallo erstmal 😀

Ich bin neu hier im Forum und habe gleichmal eine Frage, da alle meine Freundinnen keine Behinderung haben, habe ich mich hier mal angemeldet, um nach Rat zu fragen.

Nämlich: ich bin 22 und seit 8 Jahren knapp oberhalb beider Knie beinamputiert.

In diesen 8 Jahren habe ich mich stets geweigert, Prothesen zu benutzen, da ich mich damit überhaupt nicht wohlfühle etc.

Seit ca. 1 1/2 Jahren bin ich mit meinem Physiotherapeuten zusammen, welchen ich seit 5 Jahren habe.
Wir sind glücklich zsm, jedoch rollte er in den letzten Monaten das Thema Prothesen wieder auf und meint, dass es für mich besser sei, welche zu haben bzw. mich darauf körperlich vorzubereiten, um selbstständiger zu sein.
Ich gab nach und erklärte mich bereit, mit Prothesen zu üben. Mittlerweile kann ich mit Krücken wieder aufrecht gehen (war harte Arbeit).
Jedoch fühle ich mich sehr unwohl dabei, besonders wenn ich allein bin.

Was soll ich nun tun? Einerseits ist es toll wieder gehen zu können, jedoch fühle ich mich, wenn er nicht dabei ist noch hilfloser, als mit dem Rollstuhl.
Kann ich dieses Unwohl irgendwie abschalten/abgewöhnen oder so?
Hoffe ihr könnt mir helfen...😀
Eure Maite

Antworten

  • Hallo Maite,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Nun, Veränderungen brauchen Zeit. Diese solltest Du dir in jedem Fall geben. Evtl. kannst Du dich auch mit einem Psychologen über die Situation unterhalten.

    Letztendlich ist es aber einzig und allein Deine Entscheidung, was Du möchtest und was Du nicht möchtest. Es ist schließlich Dein Leben und nicht das Deines Freundes.

    Meine Antwort war hoffentlich ein klein wenig hilfreich für Dich.

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an die Community, meine Kollegen oder mich. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
  • danke!😀
  • Hallo Maite,
    wie ich das so lese, hast du schon riesige Fortschritte gemacht in Richtung wieder gehen können. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Wenn du die Möglichkeit hast, mit Prothesen eines Tages zu gehen und dieses Ziel verfolgst, so wirst du irgendwann sehr froh sein, diese Anstrengungen auf dich genommen zu haben. Du bist noch sehr jung; da ist das auch sehr erfolgversprechend. Wir Behinderten dürfen niemals locker lassen.
    Ich selbst habe nicht die Möglichkeit, dauernd eine Prothese zu tragen, da mein Oberschenkelstumpf große Probleme macht. Ich nutze manchmal auch meinen Rollstuhl, gehe aber meistens auf Krücken und bin damit sicher und gewandt unterwegs.
    Bei mir haben sie auch immer wieder versucht, mir die Prothese aufzuzwingen. Aber: Es ist - wie schon gesagt wurde - mein eigenes Leben bzw. dein eigenes Leben. Wir wissen als Betroffene selbst am besten, was für uns gut ist.
    LG Sandy 😃
  • Hallo Maite.
    Ich bin seit 27 Jahren beidseitig Oberschenkelamputiert und hatte mich damals entschieden auf Prothesen zu verzichten, allerdings waren diese im Jahre 1988 noch nicht so modern wie heute.
    Ich fühle mich im Rollstuhl einfach wohler und total unabhängig, die meisten Arbeiten kann ich selbst erledigen und komme somit größtenteils alleine zurecht.
    Du musst dich jedoch selber entscheiden was für dich besser ist,ich kann mir sehr gut vorstellen das viele Aufgaben mit der Benutzung von Prothese und Krücken nicht einfach sind. Das fängt beim tragen einer Kaffeetasse schon an.
    Ich habe es lieber meine beiden Hände sind frei und es lässt sich fast alles erledigen,ob nun im Haushalt oder draußen wenn ich unterwegs bin.Auch beim Autofahren bin ich besser ohne Prothesen unterwegs.
    Dies musst du aber selbst für dich herausfinden. Dennoch Hut ab wenn du mit Prothesen läufst. Ich hatte es am Anfang ja auch probiert.Wie lange die Hüftgelenke das mitmachen ist allerdings auch offen, ich habe mittlerweile Probleme in den Schultergelenken,das ist jedoch eine Sache der Abnutzung,da muss ich durch.
    Ich wünsche dir alles erdenklich Gutes für die Zukunft.
    Gruß Bernd. 😉
  • Üben, üben, üben, üben, üben und das auch wollen, kraft Einsicht, Verständnis oder Neugier?

    Ich habe mich zu Beginn der Zeit, als sich bei mir die Frage der Prothese stellte, intensiv beraten lassen. Mehrere Physiotherapeuten unabhängig voneinander zielten sehr klar darauf hin, dass ich zur Ausbalancierung, zur Mobilität und Funktion insgesamt, für auch Dinge wie Umbelastung (andere Art der Ueber-/Fehlbelastung) eine Eigenkraftprothese, ja keine myoelektrische Prothese, benötigen würde, und, dass diese auch wenigstens etwa 5 Jahre intensiv zu tragen und zu brauchen sei, bevor man die Frage des "ob" überhaupt stellt. In anderen Worten, hatten diese Physiotherapeuten (genauer waren es 3 Personen, deren Aussagen sich erstaunlich deckten) ziemlich klar vor Augen, wie das auszusehen hätte.

    Das habe ich getan. Das ging dann erstmal gründlich in die Hosen. Es fing damit dann an, dass ich 3 Jahre lang alle Komponenten rasch zerlegte, beschädigte bzw. ausleierte, es ging weiter mit nicht passenden Linern, und es war eine echte Arbeit, bis alles so gebaut war an diesen Armen, dass sie bei mir ins Leben passten. Nun besitze ich seit einigen Jahren diese Art Prothese, die mir nach diesen ersten Jahren des harten "sich zu eigen Machens" durchaus so zu eigen wurde, dass es nun inzwischen sehr bequem ist, dass die Teile sehr belastbar sind, und es in mein Bewegungsmuster sehr gut so passt, dass die Nacken-/Schulterverspannungen etwas weniger, die Ueberlastung des anderen Arms auch etwas weniger sind. Und ich habe mein Aktivitätsspektrum dann, zusehends, erweitert. Insofern hat sich der sehr lange Atem so ausgezahlt, wie es mir diese drei Personen zunächst in Aussicht stellten.

    Aber das gute Ergebnis liegt sicher nicht auf der Strasse. Wenn man es auch will, ist das sich zu eigen machen so einer Prothese jedenfalls immer noch viel Arbeit, aufwendig und teuer. Was am Ende herauskommt, wenn man diese ganze Anstrengung hinter sich hat, ist schwer vorherzusagen. Bei mir brauchte es sicher 1-2 Jahre, bis der kaputte Arm vorne viel belastbarer wurde, bis man auch unbedachte Bewegungen automatisch richtig macht, alles das ist ein Vorgang sehr langer Angewöhnung.

    Es gibt im Selbsthilfeumfeld dann auch die, die es nie schaffen, sich an derartige Hilfsmittel zu gewöhnen. Armamputierte haben nach 5-8 Jahren eine chronisch überlastete andere Hand, anderen Arm; die Einseitigkeit macht sich irgendwann hart bemerkbar. Es wird mit zunehmendem Alter sicher nicht einfacher, sich dann passende Teile und Sachen für die Prothese auszusuchen, und sich dann abzumühen, bis man dies alles im Griff hat. Irgendwann landet man bei völlig übersteigerten Ansprüchen an Prothesen, die diese nie leisten werden (etwa "ich hatte jahrelang keine Prothese, daher will ich jetzt eine besonders gute"). Vielmehr ist es eine Art Kunst und Training, und die Fähigkeit, mit recht einfachen Mitteln etwas hinzukriegen, die einem abverlangt wird.

    Fitness, und Krafttraining, vor allem der Rumpfmuskulatur (Bauch, Rücken, Gesäss) machen auch bei mir fast alles aus, was Stabilität angeht. Stehe ich nachts auf, war ich zu Anfang recht wacklig; Fahrrad fahren mit 1 Arm war sehr schwierig. Aber diese Muskeln bestimmen dann vollkommen über das Wohlgefühl, das man haben kann. Ich fahre heutzutage auch mit 1 Arm / Hand Fahrrad, bolzengerade und todsicher, aber ich habe das Velo umfassend Gesäss-/Bein-/Rumpfpositions-stabilisiert, und das muss auch erst mal erreicht werden. Man muss sich wirklich gut um die eigene Mobilität kümmern, von selbst geht da gar nichts.
  • Sandy1 hat geschrieben:
    Hallo Maite,
    wie ich das so lese, hast du schon riesige Fortschritte gemacht in Richtung wieder gehen können. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Wenn du die Möglichkeit hast, mit Prothesen eines Tages zu gehen und dieses Ziel verfolgst, so wirst du irgendwann sehr froh sein, diese Anstrengungen auf dich genommen zu haben. Du bist noch sehr jung; da ist das auch sehr erfolgversprechend. Wir Behinderten dürfen niemals locker lassen.
    Ich selbst habe nicht die Möglichkeit, dauernd eine Prothese zu tragen, da mein Oberschenkelstumpf große Probleme macht. Ich nutze manchmal auch meinen Rollstuhl, gehe aber meistens auf Krücken und bin damit sicher und gewandt unterwegs.
    Bei mir haben sie auch immer wieder versucht, mir die Prothese aufzuzwingen. Aber: Es ist - wie schon gesagt wurde - mein eigenes Leben bzw. dein eigenes Leben. Wir wissen als Betroffene selbst am besten, was für uns gut ist.
    LG Sandy 😃


    danke für die Antwort!😀

    aber gehen mit prothesen werde ich nur mit Krücken können, ohne wird leider nie gehen...
  • bmove hat geschrieben:
    Hallo Maite.
    Ich bin seit 27 Jahren beidseitig Oberschenkelamputiert und hatte mich damals entschieden auf Prothesen zu verzichten, allerdings waren diese im Jahre 1988 noch nicht so modern wie heute.
    Ich fühle mich im Rollstuhl einfach wohler und total unabhängig, die meisten Arbeiten kann ich selbst erledigen und komme somit größtenteils alleine zurecht.
    Du musst dich jedoch selber entscheiden was für dich besser ist,ich kann mir sehr gut vorstellen das viele Aufgaben mit der Benutzung von Prothese und Krücken nicht einfach sind. Das fängt beim tragen einer Kaffeetasse schon an.
    Ich habe es lieber meine beiden Hände sind frei und es lässt sich fast alles erledigen,ob nun im Haushalt oder draußen wenn ich unterwegs bin.Auch beim Autofahren bin ich besser ohne Prothesen unterwegs.
    Dies musst du aber selbst für dich herausfinden. Dennoch Hut ab wenn du mit Prothesen läufst. Ich hatte es am Anfang ja auch probiert.Wie lange die Hüftgelenke das mitmachen ist allerdings auch offen, ich habe mittlerweile Probleme in den Schultergelenken,das ist jedoch eine Sache der Abnutzung,da muss ich durch.
    Ich wünsche dir alles erdenklich Gutes für die Zukunft.
    Gruß Bernd. 😉


    danke für die Antwort! Dir auch!😀
  • swisswuff1 hat geschrieben:
    Üben, üben, üben, üben, üben und das auch wollen, kraft Einsicht, Verständnis oder Neugier?

    Ich habe mich zu Beginn der Zeit, als sich bei mir die Frage der Prothese stellte, intensiv beraten lassen. Mehrere Physiotherapeuten unabhängig voneinander zielten sehr klar darauf hin, dass ich zur Ausbalancierung, zur Mobilität und Funktion insgesamt, für auch Dinge wie Umbelastung (andere Art der Ueber-/Fehlbelastung) eine Eigenkraftprothese, ja keine myoelektrische Prothese, benötigen würde, und, dass diese auch wenigstens etwa 5 Jahre intensiv zu tragen und zu brauchen sei, bevor man die Frage des "ob" überhaupt stellt. In anderen Worten, hatten diese Physiotherapeuten (genauer waren es 3 Personen, deren Aussagen sich erstaunlich deckten) ziemlich klar vor Augen, wie das auszusehen hätte.

    Das habe ich getan. Das ging dann erstmal gründlich in die Hosen. Es fing damit dann an, dass ich 3 Jahre lang alle Komponenten rasch zerlegte, beschädigte bzw. ausleierte, es ging weiter mit nicht passenden Linern, und es war eine echte Arbeit, bis alles so gebaut war an diesen Armen, dass sie bei mir ins Leben passten. Nun besitze ich seit einigen Jahren diese Art Prothese, die mir nach diesen ersten Jahren des harten "sich zu eigen Machens" durchaus so zu eigen wurde, dass es nun inzwischen sehr bequem ist, dass die Teile sehr belastbar sind, und es in mein Bewegungsmuster sehr gut so passt, dass die Nacken-/Schulterverspannungen etwas weniger, die Ueberlastung des anderen Arms auch etwas weniger sind. Und ich habe mein Aktivitätsspektrum dann, zusehends, erweitert. Insofern hat sich der sehr lange Atem so ausgezahlt, wie es mir diese drei Personen zunächst in Aussicht stellten.

    Aber das gute Ergebnis liegt sicher nicht auf der Strasse. Wenn man es auch will, ist das sich zu eigen machen so einer Prothese jedenfalls immer noch viel Arbeit, aufwendig und teuer. Was am Ende herauskommt, wenn man diese ganze Anstrengung hinter sich hat, ist schwer vorherzusagen. Bei mir brauchte es sicher 1-2 Jahre, bis der kaputte Arm vorne viel belastbarer wurde, bis man auch unbedachte Bewegungen automatisch richtig macht, alles das ist ein Vorgang sehr langer Angewöhnung.

    Es gibt im Selbsthilfeumfeld dann auch die, die es nie schaffen, sich an derartige Hilfsmittel zu gewöhnen. Armamputierte haben nach 5-8 Jahren eine chronisch überlastete andere Hand, anderen Arm; die Einseitigkeit macht sich irgendwann hart bemerkbar. Es wird mit zunehmendem Alter sicher nicht einfacher, sich dann passende Teile und Sachen für die Prothese auszusuchen, und sich dann abzumühen, bis man dies alles im Griff hat. Irgendwann landet man bei völlig übersteigerten Ansprüchen an Prothesen, die diese nie leisten werden (etwa "ich hatte jahrelang keine Prothese, daher will ich jetzt eine besonders gute"). Vielmehr ist es eine Art Kunst und Training, und die Fähigkeit, mit recht einfachen Mitteln etwas hinzukriegen, die einem abverlangt wird.

    Fitness, und Krafttraining, vor allem der Rumpfmuskulatur (Bauch, Rücken, Gesäss) machen auch bei mir fast alles aus, was Stabilität angeht. Stehe ich nachts auf, war ich zu Anfang recht wacklig; Fahrrad fahren mit 1 Arm war sehr schwierig. Aber diese Muskeln bestimmen dann vollkommen über das Wohlgefühl, das man haben kann. Ich fahre heutzutage auch mit 1 Arm / Hand Fahrrad, bolzengerade und todsicher, aber ich habe das Velo umfassend Gesäss-/Bein-/Rumpfpositions-stabilisiert, und das muss auch erst mal erreicht werden. Man muss sich wirklich gut um die eigene Mobilität kümmern, von selbst geht da gar nichts.


    danke für die Antwort!
  • maite93 hat geschrieben:
    Sandy1 hat geschrieben:
    Hallo Maite,
    wie ich das so lese, hast du schon riesige Fortschritte gemacht in Richtung wieder gehen können. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Wenn du die Möglichkeit hast, mit Prothesen eines Tages zu gehen und dieses Ziel verfolgst, so wirst du irgendwann sehr froh sein, diese Anstrengungen auf dich genommen zu haben. Du bist noch sehr jung; da ist das auch sehr erfolgversprechend. Wir Behinderten dürfen niemals locker lassen.
    Ich selbst habe nicht die Möglichkeit, dauernd eine Prothese zu tragen, da mein Oberschenkelstumpf große Probleme macht. Ich nutze manchmal auch meinen Rollstuhl, gehe aber meistens auf Krücken und bin damit sicher und gewandt unterwegs.
    Bei mir haben sie auch immer wieder versucht, mir die Prothese aufzuzwingen. Aber: Es ist - wie schon gesagt wurde - mein eigenes Leben bzw. dein eigenes Leben. Wir wissen als Betroffene selbst am besten, was für uns gut ist.
    LG Sandy 😃


    danke für die Antwort!😀

    aber gehen mit prothesen werde ich nur mit Krücken können, ohne wird leider nie gehen...


    Wenn ich mal mit Prothese gehe, dann brauche ich auch mindestens eine Krücke. Ohne geht das bei mir leider nicht, weil mein Stumpf nicht sehr belastbar ist. Krücken sind für mich kein Problem.
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