Mindestlohn auch in Werkstätten für behinderte Menschen

Hallo Zusammen.

Folgende Petition habe ich vor kurzem im Internet entdeckt und Sie erfreut sich großer Untersützung. Die vielen Kommentare dazu sind zum Teil sehr interessant. Es wird auch höchste Zeit, dass man sich diesem Thema annimmt. Ich hoffe das Feedback hier wird ebenso groß sein. Es geht uns alle an. Behindert oder nicht:

https://www.change.org/p/andrea-nahles-spdde-mindestlohn-auch-f%C3%BCr-menschen-mit-behinderung-in-den-werkst%C3%A4tten?utm_medium=email&utm_source=victory_fund&utm_campaign=sponsorship_confirmation&utm_content=facebook_link&email_id=REGQONWPOTBLKXYZIYOD&share_action=invite


Mindestlohn auch für Menschen mit Behinderung in den Werkstätten
Frank Schaurieß
Schwerin, Deutschland

In den bundesweit etwa 700 Werkstätten arbeiten Menschen mit Behinderung in den unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen.

Während ein Teil von ihnen unter therapeutischer Betreuung beschäftigt wird, arbeitet der andere Teil, der auf Grund der Behinderung nicht für den 1. Arbeitsmarkt geeignet ist, unter ganz normalen Bedingungen - bis zu 6 Stunden am Tag.

Diese Menschen arbeiten z.B. in der metallverarbeitenden Industrie. Meine Tochter ist in einer Trockenwäscherei tätig, die zahlreiche Hotels und Gastronomiebetriebe beliefert. Die Arbeitsbedingungen dort sind vergleichbar mit jenen auf dem 1. Arbeitsmarkt. Auftragsdruck ist hier völlig normal. Zudem werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten häufig auch an ganz normale Wirtschaftsbetriebe - wie beispielsweise an die Firma Kühne - "ausgeliehen".

Ralf Niederreiter, der als Geschäftsführer einer solchen Werkstatt tätig ist, machte in einem Zeitungsinterview klar: „Hier wird nicht gebastelt - die Werkstätten sind ein wichtiger Teil des Wirtschaftskreislaufes!"

Das Problem: Diese Menschen bekommen dafür keinen Mindestlohn. Meine Tochter verdient zum Beispiel im Schnitt rund 120,00 EUR monatlich in der Werkstatt. Das ist sehr weit entfernt, von den 8,50 EUR, die im Mindestlohngesetz vereinbart wurden.

Sie ist zwar aufgrund einer Lernbehinderung für den 1. Arbeitsmarkt nicht zugelassen, in der Werkstatt und bei Leiharbeiten verrichtet sie jedoch ganz normale, körperlich anspruchsvolle Arbeit. Meiner Tochter und unzähligen anderen Menschen bleibt der Mindestlohn verwehrt. Die Begründung: Die Werkstättenbeschäftigten stehen in keinem Angestelltenverhältnis. Sie bekommen lediglich eine Aufwandsentschädigung. Häufig spricht man deshalb von einem „Taschengeld für Vollzeitbeschäftigte“.

Das darf nicht sein! Menschen mit Behinderung, die in den Werkstätten tätig sind unter den Arbeitsbedingungen die ähnlich den 1. Arbeitsmarkt sind, haben einen Anspruch auf Mindestlohn, den man Ihnen nicht verwehren sollte!


Hintergrund:

Werkstättenbeschäftigte bekommen eine Grundsicherung gemäß SGB XII. Diese entspricht der Höhe des Hartz4-Satzes. Sie dürfen dann zwar Geld hinzuverdienen, doch alles, was über 100,00 EUR hinaus geht, wird mit 80% angerechnet.

Antworten

  • Deutschland ist halt Schlusslicht. Vor hundert Jahren sprach man von "Krüppelvorsorge". Dann kamen die Nazis und sperrten die Leute in die Anstalt. Wer einmal einen Nervenzusammenbruch hatte, blieb drin oder wurde sterilisiert. Alle die lange drin waren, wurden vergast, Begründung unprofitabel. Es ging den Nazis nur um die Wirtschaft. Nach dem Krieg wurde zumindest die Vergasung abgeschafft. Die Anstalten blieben. Besser wurde es erst Ende der 60er und 70er Jahre.

    Die Begründung für die Werkstätten ist, dass dort die Leute aufwändig betreut werden. Das ist Humburg, inzwischen werden auch Langzeitarbeitslose dahin abgeschoben. Die Werkstätten sind nun wieder extrem profitorientiert. Mal sehen, wann (wieder) die Euthanasie für Minderleister kommt.

    Man kann versuchen, die Werkstatt zu vermeiden. Entweder versucht die Frau, doch irgendwo in den normalen Arbeitsmarkt, und sei es Teilzeit mit aufstockendem Hartz IV, reinzurutschen. Kellnerin, Zimmermädchen, es gibt ja Möglichkeiten.

    Alternativ kann man natürlich die Krankheitsschiene ausspielen und bei jedem Wehwechen zum Arzt gehen, bevorzugt wenn Arbeitsdruck ist, der ist gar nicht gesund. Gut ist auch bei Problemen mit Rücken oder Orthopädie ein 10 Kilo Schein, am besten danach Waage mitnehmen. Mit höherem Lebensalter kann man sich auch ein Burn-Out-Syndrom leisten, Vorsicht aber mit Psychopillen. Wer zittrige Hände hat, kann auch mal was fallenlassen, Vorsicht aber mit der Haftung.

    Am besten gesehen sind Mitarbeiter, die im Akkord arbeiten und kurz vor Erreichen des Rentenalters den Löffel abgeben. Wer Dienst nach Vorschrift macht, den will man unter Umständen schneller loswerden als er meint. Man muss auch mal "kann ich nicht" "keine Ahnung" "zu schwer" sagen können
    oder das Tempo zurücknehmen. Spätestens nach handfesten Gesundheitsproblemen muss man sowieso kürzertreten oder gibt den Löffel ab.

    Es ist alles auch eine finanzielle Sache also vorher beraten lassen und genau durchrechnen, auch
    in Bezug auf eine spätere Rente.

    Bei Wikipedia gibts einen Eintrag zur Werkstatt auch mit den Kritikpunkten bezüglich Inklusion.

    Ich denke aber nicht, dass sich in Deutschland etwas ändert, solange 90 % das Kreuzchen bei der Blockpartei CDUSPDGRUENE machen. Petitionen sind nutzlos und der Klageweg wäre schwierig.
  • Wenn wir nichts tun, kann sich nichts ändern.
  • Hallo,

    in Werkstätten wird nicht gebastelt? Das ich nicht lache!!! 😆

    Ich war mal in einem Laden in dem gebastelte Produkte zum Verkauf standen und darunter stand, dass die Arbeiten aus der Werkstatt für Behinderte stammen!

    Die Politik prahlt ja so rum, wie sozial sie ist und dann wird unsereins wie die zweite Klassengesellschaft behandelt! Irgendwann letztes Jahr habe ich in den Nachrichten gehört, dass sie Langzeitarbeitslose und Behinderte noch mehr auf den zweiten Arbeitsmarkt bringen wollen. "Diese Menschen brauchen eine Arbeit damit sie sich wieder wertgeschätzt fühlen" sowas in der Art hat einer gesagt. Ja von wegen.

    Soll ich euch mal sagen, wie es wirklich läuft, bei uns zumindest?

    Manchmal haben wir in der Arbeit wochenlang nichts zu tun, weil keine Aufträge vorhänden sind (im Büro, Post versenden, sind Aufträge da, dann heißt es: Tische frei machen, ein Auftrag kommt und wir dürfen trotztem noch bis zu schon mal 90 Minuten warten, weil die Sachen noch gedruckt werden oder sonst was. Und in der Zeit, wo keine Arbeit da ist, was machen wir da? Richtig! Basteln! Es ist sowas von zum kotzen. Die, die früher MAW hießen müssen bei Weihnachtsaufträgen oder wenn mal mehr da ist sogar Samstag und Sonntag antanzen für lausige Almosen von 1,50 €

    Das wir, bei einem ganz bestimmten Kundenauftrag aber immer wieder Überstunden schieben müssen /ich als Rentnerin) und nicht weg dürfen, ehe der Auftrag erledigt ist, wird mal schön der RV vorenthalten und das Ordnungsamt würde auch einiges finden, was nicht sachgemäß läuft.

    Den KrankheitsJoker würde ich nur ausspielen, wenn man wirklich krank ist, den an Krankheitstagen kriegt man kein Geld!

    Sorry für den bös geschriebenen Text, aber ich hasse den Laden und es ist wirklich alles wahr!

    Er wurde mir erst lobangepriesen, ich dachte, ja schau ma mal und dann der volle Horror!

    Aber für 3 Stunden am Tag als Frührentner, wer nimmt einen da? Da kann ich auch da bleiben und zum Glück habe ich auch noch andere Geldquellen, dass ich deren Almosen gar nicht nötig habe.

    Wegen den, in Krankheitstagen nicht zahlen habe ich mich sogar beim Arbeitsgericht informiert. Die haben gesagt, es ist beinahe rechts- und sittenwidrig aber eben nur beinahe. Es wäre es, wenn es kein Verein wäre aber so dürfen die das leider machen.

    Und Pettitionen bringen manchmal schon was. Die Moschee am Stachus in München wurde nicht gebaut, da haben sich auch genug Leute für eingesetzt!

    lg Joy


  • in unserem Netzwerk entstehen Arbeitsplätze mit Mindestlohn, da wir der Ansicht sind, wenn Gewinne erzielt werden und diese bislang nicht steuerpflichtig abgerechnet werden, sollten unsere Mitarbeiter durch einen Mindeslohn am Gewinn beteiligt werden.
    Leider erhalten wir derzeit aus den Mitteln des LWL in Münster keine Fördergelder, da diese bereits an zahlreiche Integrationsfirmen in Westfalen Lippe vergeben werden.
    Neue Firmen, auch solche mit einem Mindeslohn, werden derzeit nicht gefördert.
    Durchlaufen derzeit einen Marathon an Beratungsgesprächen.
    Gibt es im Forum jemand der uns unterstützen könnte.
  • Hallo zusammen,

    ich habe die Bewertung des Threads auf 100% gesetzt, damit andere User eine bessere Übersicht haben, welche Anliegen bereits geklärt sind.

    Dies ist vor allem für neue User wichtig, die Rat suchen. Aber auch für unser Kollegium, damit wir sehen, wo noch Hilfe benötigt wird.

    Da es seit über vier Wochen keine Beiträge mehr zu dieser Diskussion gab, gehe ich davon aus, dass kein weiterer Diskussionsbedarf mehr besteht.

    Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, in diesem Thread zu posten. Themenersteller können - bei Bedarf - die Bewertung auch wieder zurücksetzen.

    Bei neuen Fragen oder Anliegen, bitten wir darum, einfach einen neuen Thread im entsprechenden Forum zu eröffnen.

    Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen und wünschen weiterhin viel Spaß und eine interessante Zeit in der Community von MyHandicap!
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