Rentenanspruch erwerben Erwerbsminderung und Hinzuverdienst

Hallo Gemeinde,
ich stecke schonwieder (oder immernoch?) in einer komplizierten Situation.

Wer die Geduld hat, hier kommt die Zusammenfassung:

Ich bin als Vollzeitstudent auf einer Fernuni eingeschrieben. Vollzeitstudieren geht für mich aber nicht, sodass ich ständig Aufschiebungen der Leistungsnachweisfristen beantragen muss - irgendwann sagt das Bafögamt "Schluss damit!". Die setzen sehr unter Druck. Es hat keinen Sinn so weiter zu machen, ich kann höchstens teilzeit studieren und Teilzeitstudium wird nicht baföggefördert.

Ich wollte jetzt auf Teilzeitstudium umstellen lassen zum nächsten Semester und ALGII beantragen, etwas anderes bleibt mir nicht. Was das ganze nun aber besonders kompliziert macht ist die Tatsache, dass ich sicherlich nicht vollzeit arbeiten kann (GdB 80, G, B). Wenn ich schon nur mit größter Mühe teilzeit von zuhause studieren kann, kann ich niemals vollzeit arbeiten. Ob ich teilzeit arbeiten könnte, ist fraglich und hängt auf jeden Fall davon ab, in wie weit der Arbeitsplatz an meine speziellen Bedürfnisse angepasst werden kann.

Vermutlich werden die mich begutachten. Ich habe da verschiedene Möglichkeiten: Ich kann alle Einschränkungen und bisherigen Arbeitserfahrungen schonungslos ehrlich darstellen, dann wandere ich vermutlich in die befristete oder dauerhafte volle Erwerbsminderung. Oder ich kann versuchen alles positiv darzustellen und bleibe im besten Fall teilerwerbsgemindert mit Anspruch auf ALGII.

Meine Hauptfrage ist also: Was würdet ihr anstreben?

Allerdings sind bei dieser Frage auch zu beachten:
Ich möchte eigentlich nicht in die Sozialhilfe rutschen, denn ich würde gerne wenigstens 1 oder 2 Stunden am Tag in Zukunft arbeiten gehen und in der Sozialhilfe sind die Hinzuverdienstgrenzen so brutal, dass 70% des Verdienst angerechnet wird. Ich fände es persönlich sehr traurig, wenn ich für immer nur von den paar Krümeln leben müsste, die man in der Sozialhilfe bekommt. Wenigstens 100-300 Euro mehr wäre schon ein großer Unterschied. Deshalb würde ich gerne die Feststellung der vollen Erwerbsminderung verhindern.

Am liebsten würde ich eine Erwerbsminderungsrente (Rentenversicherung) erhalten, denn dort darf man bis zu 450 Euro hinzuverdienen. Das würde ich vermutlich nicht schaffen, aber ich hätte zumindest die Möglichkeit und den Anreiz etwas zu tun. Aber wie soll ich so eine Rente jemals bekommen? Wie kann ich denn diese sog. Rentenpunkte sammeln? Weiß das jemand? Selbst wenn ich teilzeit arbeiten könnte, ist ja nicht garantiert, dass ich auch etwas finde und das jahrelang klappt? Und wenn doch, das würde doch niemals als Einkommen der Rentenversicherung reichen um mir eine Rente zu gewähren oder? Kennt sich da jemand aus?

Das Hauptproblem ist wohl, dass wenn ich eine Rente bekommen sollte irgendwann, die vermutlich viel geringer als 700 Euro sein wird, sodass ich dann sowieso Grundsicherung SGB 12 aufstocken müsste, wo dann wieder diese brutalen Hinzuverdienstgrenzen gelten.

Kennt sich da jemand etwas aus und kann mir vielleicht einen Rat geben, was ich anstreben sollte in meiner Situation? Ich möchte mir nicht die Zukunft völlig verbauen. Und ich würde gerne ein paar Stunden arbeiten gehen, und mein Studium würde ich teilzeit auch versuchen weiter zu machen, wenn ich das schaffe. Bloß ich will nicht für immer nur von 399 Euro Sozialhilfe-Regelsatz leben müssen.
Ich hoffe mir nimmt niemand übel, dass ich das so konkret ausdrücke.





Antworten

  • Ich dachte mir schon, dass die Fragestellung zu kompliziert ist und es keine pauschalen Antworten darauf gibt. Dennoch werde ich hier weiterschreiben.

    Mein Plan ist jetzt erstmal alles zu versuchen nur teilerwerbsgemindert eingestuft zu werden, also den ALGII Anspruch zu erhalten. Vielleicht gibt es Rehamaßnahmen in die man mich stecken könnte, die nur wenige Stunden am Tag laufen und wo ich eine Chance habe, daran teilzunehmen.

    Ich würde es gerne schaffen irgendwie das Studium in Teilzeit zu beenden, aber leider kenne ich mich mit Reha-Maßnahmen oder den möglichen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben nicht aus... Ich hoffe, dass das Amt mich gut beriet...

    Aus meiner Sicht ist ein abgeschlossenes Studium der beste Weg zur Inklusion in den Arbeitsmarkt. Aber abschließen kann ich es eben nur in teilzeit, und das werden die nicht finanzieren, da mache ich mir keine Hoffnungen.
  • Hallo,

    ich weiß nicht, ob die Frage so kompliziert ist, dass niemand etwas dazu beitragen kannn - ich selber war ein paar Wochen im Ausland und kam einfach nicht zum Schreiben.

    Ich würde genau zu dem geraten, was Du jetzt vorhast; versuchen, teilweise Erwerbsminderung anerkannt zu bekommen - und dann bekommst Du wohl Grundsicherung.

    Aus meiner Sicht ist ein wichtiger Faktor, dass Du, wenn Du ALGII bekommst, das ja nicht "einfach so" bekommst. Du musst jeden Monat eine bestimmte Anzahl Bewerbungen schreiben und Termine beim Amt wahrnehmen. Das nimmt Dir Zeit und Energie, die Du für Dein Studium brauchst. Es kann Dir auch passieren, dass Du in irgendeiner Fortbildung (ganztägig) gesteckt wirst. Wenn Du nicht erwerbsgemindert bist, hast Du wenig Chancen dagegen vorzugehen. Wenn Du nur teilweise erwerbsfähig bist, ist der Druck vom Jobcenter wahrscheinlich deutlich geringer.

    Dass Du mit einer geringfügigen Tätigkeit einen hinreichend hohen Rentenanspruch aufbaust, um aus dem System ALG II/Grundsicherung rauszukommen halte ich leider für wenig wahrscheinlich. Ich selber arbeite z. B. seit ca. 10 Jahren freiwillig Teilzeit (20 - 30h) in größtenteils gut bezahlten Jobs und mein derzeitger Anspruch auf EU-Rente liegt zwar über den 700 Euro, aber auch nicht soooo viel. Wenn Du in einem Umfang von max. 450 Euro arbeiten willst, ist es zudem wahrscheinlich, dass Arbeitgeber Dich entweder auf Honorarbasis oder sozialversicherungsfrei beschäftigen würden wollen - für ca. 5-10 Stunden die Wochen einen Arbeitgeber zu finden, der Dich in einem regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt und Dir dann noch genug Gehalt zahlt, um einen substanziellen Rentensanspruch auzubauen, bräuchte schon sehr viel Glück, fürchte ich.

    Besten Gruß und alles Gute, ananim




  • Hallo ananim,

    ich hoffe du hattest einen schönen Urlaub?

    Vielen Dank für deine Einschätzung, die ich teile.

    Ein Rentenanspruch von 700 Euro wäre m.E. genug zum Leben, und als Rentner dürfte ich ja auch noch ein bisschen hinzuverdienen, im Gegensatz zu SGB12.

    Kennst du diese Seite? Ich versuche mich da noch etwas mehr reinzuarbeiten in die Thematik. Vielleicht gibt es trotzdem eine Chance, dass die meine Erwerbsminderung berücksichtigen bei der Berechnung der Höhe der Rente. Mir scheint, dass da mit Zurechnungszeiten ein Entgegenkommen gegeben ist. Jemand der erwerbsgemindert ist, hätte ja sonst nie die Chance an eine halbwegs existenzsichernde Rente zu gelangen.

    Du arbeitest in Teilzeit und schaffst eine Rente von >700 Euro, damit bist du mein Idol 😃 Magst du mir vielleicht als PN schreiben, als was du arbeitest?
  • Hallo,


    ja, ich schreibe Dir gleich gleich ein PN.

    Die Seite kann ich noch nicht - im Detail tatsächlich sehr kompliziert. Vielleicht macht es Sinn, dass Du Dich mal an eine Rentenberatung wendest?

    Besten Gruß, ananim


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