Welche Rolle spielt das Design?

Hallo, ich bin Produktdesignstudentin aus Berlin und arbeite gerade an meiner Abschlussarbeit. Darin beschäftige ich mich den Aussagen, die medizinische Hilfsmittel durch ihre Gestaltung vermitteln, denn mir ist in meiner Recherche aufgefallen, dass sich die gängigen Prothesen, Orthesen, Rollstühle, usw. bei einer sehr kleinen Farb- und Materialpalette bedienen.
Und deswegen wollte ich euch fragen, wie sehr euch das beeinflusst und welche Rolle das Design eures Hilfsmittels für euch spielt.
Dazu habe ich sieben Fragen formuliert und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr die kurz beantworten könntet, gerne auch in Stichworten.
Ich habe bereits vor zwei Jahren mal ein Projekt zu dem Thema gemacht, das könnt ihr gerne auf meiner Homepage angucken: http://cargocollective.com/janamarlenelippert/Closer
Vielen, lieben Dank für eure Hilfe,
Jana

Die Fragen:
1) Welches Hilfsmittel trägst du (Prothese, Orteten, Rollstuhl, etc.)?

2) Durch welche Verletzung, Krankheit, Fehlbildung kam es zu der Notwendigkeit eines Hilfsmittels?

3) Wie wichtig ist dir das Aussehen deines Hilfsmittels? (sehr wichtig, wichtig, egal, unwichtig)

4) Was magst du an dem Hilfsmittel (Farbe, Form, Material, Gefühl, technische Möglichkeiten)?

5) Was magst du an deinem Hilfsmittel nicht (s. o.)?

6) Wie sähe dein Hilfsmittel idealerweise aus? Was wünschst du dir? Was würdest du an ihm verbessern?

7) Versteckst du dein Hilfsmittel manchmal und wenn ja, in welchen Situationen? Und warum?

Antworten

  • JanaLippert hat geschrieben:
    Hallo, ich bin Produktdesignstudentin aus Berlin und arbeite gerade an meiner Abschlussarbeit. Darin beschäftige ich mich den Aussagen, die medizinische Hilfsmittel durch ihre Gestaltung vermitteln, denn mir ist in meiner Recherche aufgefallen, dass sich die gängigen Prothesen, Orthesen, Rollstühle, usw. bei einer sehr kleinen Farb- und Materialpalette bedienen.
    Und deswegen wollte ich euch fragen, wie sehr euch das beeinflusst und welche Rolle das Design eures Hilfsmittels für euch spielt.
    Dazu habe ich sieben Fragen formuliert und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr die kurz beantworten könntet, gerne auch in Stichworten.
    Ich habe bereits vor zwei Jahren mal ein Projekt zu dem Thema gemacht, das könnt ihr gerne auf meiner Homepage angucken: http://cargocollective.com/janamarlenelippert/Closer
    Vielen, lieben Dank für eure Hilfe,
    Jana

    Die Fragen:
    1) Welches Hilfsmittel trägst du (Prothese, Orteten, Rollstuhl, etc.)?

    2) Durch welche Verletzung, Krankheit, Fehlbildung kam es zu der Notwendigkeit eines Hilfsmittels?

    3) Wie wichtig ist dir das Aussehen deines Hilfsmittels? (sehr wichtig, wichtig, egal, unwichtig)

    4) Was magst du an dem Hilfsmittel (Farbe, Form, Material, Gefühl, technische Möglichkeiten)?

    5) Was magst du an deinem Hilfsmittel nicht (s. o.)?

    6) Wie sähe dein Hilfsmittel idealerweise aus? Was wünschst du dir? Was würdest du an ihm verbessern?

    7) Versteckst du dein Hilfsmittel manchmal und wenn ja, in welchen Situationen? Und warum?


    Ich komme mit diesen Fragen nicht wirklich weiter, habe aber sehr umfassende Feldforschung bei meiner Armprothese betrieben und trage inzwischen u.a. extra für mich bestellte und gemachte rote Handüberzüge des schwedischen Prothesenteileherstellers CENTRI, habe selbst gebaute und selbst entwickelte Teile am Arm, und so weiter. Es soll schon richtig funktionieren und auch aussehen.

    Hier eine kurze Uebersicht über die Frage, wieso es einen bei hautfarbenen Prothesen ev. etwas schaudert und meine eigenen Versuche seit ca. 2009:

    http://www.swisswuff.ch/tech/?p=2268

    Auch weiss / halbdurchsichtig ist ganz gut:

    http://www.swisswuff.ch/tech/?p=1601




  • Hey, danke für deine Antwort. Würdest du mir sagen, warum du nichts mit den Fragen anfangen kannst? Dann kann ich sie vielleicht anders stellen. Es geht mir nicht um Aussehen vs. Funktionalität, das sollte schon vereinbar sein. Mich interessiert aber, welche Gestaltungswünsche es gibt. Also offensichtlich wolltest du gern eine auffällige Farbe. Kannst du erklären warum? Das ist so ungefähr die Richtung in die meine Fragen deuten.
    Danke für die Links, die sind sehr spannend.
    Viele Grüße
  • JanaLippert hat geschrieben:
    Hey, danke für deine Antwort. Würdest du mir sagen, warum du nichts mit den Fragen anfangen kannst? Dann kann ich sie vielleicht anders stellen. Es geht mir nicht um Aussehen vs. Funktionalität, das sollte schon vereinbar sein. Mich interessiert aber, welche Gestaltungswünsche es gibt. Also offensichtlich wolltest du gern eine auffällige Farbe. Kannst du erklären warum? Das ist so ungefähr die Richtung in die meine Fragen deuten.
    Danke für die Links, die sind sehr spannend.
    Viele Grüße


    Ja.

    Beim Aussehen geht es um Starren, Ansehen, es geht in zweiter Linie um territoriale Ansprüche, und dann um intuitive Kompetenzeinschätzung.

    Die rote Farbe (oder anderes was klar auffällt) soll erstens etwas sein, das kein Abbild sonst wo hat. Ich will etwas am Arm haben, das Leute nirgends einordnen. Also es soll nicht aussehen wie ein Klavier, Holzschrank, oder wie eine Zahnbürste - sondern ungewohnt und nicht einordenbar. Dadurch ist klar, jeder der das sieht, das ist SO anders, das erschliesst sich erstmal NICHT. Es gibt denn auch nichts zu erschliessen, die von mir gewählte Designsprache ist äusserst laut, aber extrem einfach.

    Zweitens muss die Erscheinung extrem einfach sein. Also mit einem Blick erfassbar. Kein Kleber, Aufkleber, Muster, kein Comic, kein Symbol, nichts. Einfach ein roter (oder andersfarbiger) Arm, der klar aussieht wie ein Ersatzteil. Mit einem einzigen Blick ist damit jedem klar - das ist eine Prothese.

    Dann gibts da nichts visuell zu suchen. Hat man ein naturähnliches Ding an, die Leute mühen sich instinktiv ab um die 1000 Unterschiede zu sehen. Sie bleiben mit den Augen geradezu an der Prothese kleben. Das ist für sie auch sehr anstrengend. Dagegen ist ein roter Arm äusserst entspannend. Denn wie gesagt, 1 einziger Blick reicht. Die Situation ist schwierig genug, aber das erleichtert extrem viel.

    Dann wird ja auch erstmal aus Lust geglotzt und vor allem deswegen, weil Leute sich dabei unerwischt wähnen. Sieht die Prothese hautfarben aus, wird - gehst Du in die Cafeteria etwa - munter mal losgestarrt. Jeder dreht den Löffel in seinem Kaffee und schaut her. Dabei halten sie das für ein Privatvergnügen. Andere Anstarren ist aber sozial ein No Go - und als ich einmal verschieden Glotzer, die da viertelstundenweise gafften, miteinander zu vernetzen indem ich zwischen ihnen hin und her sah, wurden sie einander gewahr und begannen sich (was man ihren Blicken ansah) sich gegenseitig zu betrachten. Sie hörten dann auch schlagartig damit auf, mich anzustarren. Die Annahme aber, die sie zunächst getroffen haben müssen, war "die hautfarbene Prothese sieht so echt aus, das sieht bestimmt sonst niemand ausser ich".

    Und diese Annahme kann mit einem knallroten Arm KEINER machen. Jeder, der was knallrotes anstarrt, muss damit rechnen, dass jeder im Raum sofort weiss, was er anschaut und da Starren und Anglotzen an sich ein stigmatisiertes Verhalten ist, bremsen sich damit die Klasse der Glotzer gegenseitig aus. Es ist visuelles Judo, gegen das Angeglotzt werden einen wirklich einfarbig roten Arm zu tragen. Am Anfang traut man sich kaum, aber es ist mit Abstand die leistungsfähigste Antiglotzwaffe die ich je anhatte. Damit ist es auch ein Eigenraum-bestimmendes Element.

    Und dann ist es unglaublich unverschämt und stark als Auftritt. Es setzt einen völlig eindeutigen Massstab. Es sagt auch: hier wird verstanden wie das ankommt. Obschon ich stets dasselbe technische Modell Armprothese anhatte, oder sagen wir in von aussen kaum erkennbar variierter Weise ähnliches Zeugs, hörten etwa Kassierinnen an Kassen schlagartig damit auf, mir ungefragt Sachen in die Tüten einzupacken als ich anfing, rote (wie auch andere optisch recht laute) Arme und Hände anzuziehen. Hat man einen roten Arm an, trauen die einem auch mehr zu.
  • JanaLippert hat geschrieben:

    Die Fragen:
    1) Welches Hilfsmittel trägst du (Prothese, Orteten, Rollstuhl, etc.)?

    2) Durch welche Verletzung, Krankheit, Fehlbildung kam es zu der Notwendigkeit eines Hilfsmittels?

    3) Wie wichtig ist dir das Aussehen deines Hilfsmittels? (sehr wichtig, wichtig, egal, unwichtig)

    4) Was magst du an dem Hilfsmittel (Farbe, Form, Material, Gefühl, technische Möglichkeiten)?

    5) Was magst du an deinem Hilfsmittel nicht (s. o.)?

    6) Wie sähe dein Hilfsmittel idealerweise aus? Was wünschst du dir? Was würdest du an ihm verbessern?

    7) Versteckst du dein Hilfsmittel manchmal und wenn ja, in welchen Situationen? Und warum?


    Hi,

    passt zwar nicht ganz auf Blinde, aber ich antworte mal:
    1. Blindenstock
    2. von Geburt an blind
    3. Ist mir total egal
    4. und 5. Im Grunde nichts. Es erfüllt seine Funktion und passt vom Gewicht her, ansonsten ist der Stock leicht zerbrechlich bzw. sieht schon bald besch** aus. Der Griff ist gummiert und nach längerer Zeit hat man Reste von Gumi an der Hand etc.

    6. Er sollte billiger, stabiler und individualisierbar sein. Mit einem Holzgriff könnte das Ding ein wenig eleganter aussehen.
    7. Habe ich früher gemacht, weil mir die Leute auf die Nerven gingen, wenn sie auf den Stock reagierten, heute ist mir das egal.

    Hier gibt es übrigens einen interessanten Artikel dazu: http://wong.to/hjv3s

    hth cajuns
  • Vielen Dank für die Antworten. Es ist auch aus der Sicht eines Blinden eine interessante Frage, da Gestaltung mehr ist als nur der visuelle Aspekt. Das mit dem Gummi an den Händen kann ich mir gut vorstellen. Der Artikel ist auch sehr hilfreich für mich, also auch vielen Dank dafür!
    LG
  • Hallo noch mal, die bisherigen Antworten haben mir sehr geholfen. Dennoch wäre ich froh, wenn mir noch ein paar von euch helfen würden und auf die Fragen Antworten könnten. Muss auch nicht so streng nach Nummern geordnet sein, einfache Gedanken zu dem Thema sind für mich auch spannend.
    Vielen lieben Dank!!
  • JanaLippert hat geschrieben:
    Hallo noch mal, die bisherigen Antworten haben mir sehr geholfen. Dennoch wäre ich froh, wenn mir noch ein paar von euch helfen würden und auf die Fragen Antworten könnten. Muss auch nicht so streng nach Nummern geordnet sein, einfache Gedanken zu dem Thema sind für mich auch spannend.
    Vielen lieben Dank!!


    Dieses Forum ist nicht so strukturiert, dass Umfragen besonders klar ersichtlich wären, oder so, dass das Erstellen von Umfragen besonders gut ginge.

    Daher findet man die sehr sehr gut versteckte Ueberschrift auch nirgends wirklich. Und daher gehen Umfragen hier - wie Deine - rasch verloren, werden vom Strudel des allgemeinen Blabla bald weggeschwemmt.

    Im Grunde bildet dieses Forum damit eine Weltsicht Behinderter ab, die auf Umfragen / Fragen "an" die Gemeinschaft mit "HUPS!! HUCH!?? UMFRAGE???" reagiert. Dafür aber gibt es äusserst prominent platziert so eine Schaltfläche mit ein paar uralten verstaubten Blogs.

    So ist das eben.