Erfahrungsbericht Diskriminierung an der Universität Potsdam

Hier ein Ausschnitt von einem chronisch kranken Studenten:

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seit 2008 studiere ich mit Unterbrechungen an der Universität Potsdam. Meine gesammelten Erfahrungen, die ich mit der renommierten Hochschule sammeln durfte, möchte ich nun mit Ihnen teilen.

Als mein gesundheitlicher Zustand es noch gestattete, konnte ich mein Studium komplikationslos bestreiten. Die Kurse im Fach BWL konnte ich mit Erfolg absolvieren. Strittig wurde das Studieren jedoch mit anerkannter Behinderung und einem sich ändernden Gesundheitszustand. Eine depressive Anpassungsstörung als auch eine chronische Bronchitis haben mich im Jahre 2011 zur vorzeitigen Aufgabe des Studiums gezwungen. Eine Unterstützung durch die Behindertenbeauftragte, Frau ..., hat es bedauerlicherweise nicht gegeben. Sie verwies darauf, dass es sich um ein Präsenzstudium handelt, eine Anwesenheit sei demnach eine verbindliche Voraussetzung für alle Studenten. Sie empfahl mir ein Studium an einer Fernhochschule, in der eine ständige Teilnahme nicht verpflichtend wäre. Somit hatte ich auf ihren Vorschlag hin das Studium an der Uni Potsdam beendet.

In 10/2013 habe ich das Studium auf Grund einer gesundheitlichen Besserung wieder aufnehmen können. Es folgt jedoch die Diagnose Diabetes Typ I mit lebensbedrohlichen Unterzuckerungen, die vor allem durch Stresssituationen und lange Fahrten hervorgerufen werden. Auch in diesem Fall legte mir Frau ... ein Fernstudium nahe und verwies erschöpfend auf die Anwesenheitspflicht. Weiterhin ist die Behindertenbeauftragte entgegen der ärztlichen Atteste der laienhaften Auffassung unterlegen, dass es sich bei mir um eine normale Krankheit handelt. Eine regelmäßige Teilnahme sei somit „kein Problem“.

Angesichts meiner nun lebenslangen Erkrankung werde ich dem wiederholten Anraten, das Studium aufzugeben, nicht nachkommen. Aus diesem Grund habe ich von dem mir rechtlich zustehenden Nachteilsausgleich, welcher der Freistellung bestimmter Leistungen innerhalb des Leistungserfassungsprozesses dienen soll, Gebrauch machen wollen. Eine Ablehnung des Antrages mit der Begründung, dass die Anwesenheit eine „Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten ist“, folgt erwartungsgemäß. Das Hauptargument der Beteiligten lautet immer wieder, dass die alleinige Anwesenheit zur Benotung führt.

In der „Neufassung der allgemeinen Studien- und Prüfungsordnung für die nichtlehramtsbezogenen Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität Potsdam“ vom 30. Januar 2013 (BAMA-O) ist im §8 Absatz 2 jedoch vermerkt, dass Prüfungsleistungen benotete Leistungen sein müssen.
Darüber hinaus besteht laut Studienordnung Germanistik 2011 die Anwesenheitspflicht in den Seminaren nicht. Es wird lediglich auf eine Kontaktzeit hingewiesen. Daraus lässt sich schließen, dass diese offiziell nicht zum Leistungserfassungsprozess gehört, sondern eine individuelle Entscheidung einzelner Dozentinnen und Dozenten darstellt, die mit einer alternativen Leistung ausgeglichen werden kann.
Im §15 Absatz 6 der BAMA-O vom 30. Januar 2013 wird zudem darauf hingewiesen, dass der Prüfungsausschuss in Einzelfallregelungen bezüglich des Nachteilsausgleichs über gleichwertige Studien- und Prüfungsordnungen entscheidet. Alternativen wurden jedoch nicht benannt. Fernerhin ist auch eine individuelle Absprache mit den entsprechenden Prüfern notwendig.

Das Institut Germanistik sieht in der etwaigen Nichtanwesenheit aufgrund meiner Behinderung einen "unangemessenen Vorteil" gegenüber den gesunden Studierenden. Die diskriminierende Haltung der Universitätsspitze des Instituts und der leitenden Vertreter ist seit Monaten unerträglich und erschwert den Abschluss des ohnehin schon langwierigen Studiums maßgeblich. Mittlerweile musste ich selbst juristische Schritte einleiten, um mein Recht als Behinderter durchsetzten zu können.
Die eigentliche Verachtung, die mir immer wieder mit voller Härte entgegengeschlagen wird, ist jedoch insbesondere in Herrn ... auszumachen. Er ist Prüfungsausschuss des Instituts für Germanistik. Obwohl der Seminarablauf, insbesondere die Bestimmung der Leistungserbringung als auch der Anwesenheit, rechtmäßig dem jeweiligen Dozenten obliegt, maßt sich Herr ... eine eigenmächtige Entscheidung des Ablaufs an. Somit nimmt er beherrschend Einfluss auf meinen in weite Ferne gerückten Studienabschluss und stellt seine diskriminierende Einstellung erneut unter Beweis.
Eine Behinderung ist keine Angelegenheit, über die pauschal entschieden werden kann, sondern muss immer auch über Einzelfallregelung geregelt werden. Das ist klar in den Studien- und Prüfungsordnungen des Institutes Germanistik vermerkt. Ein Nachteilsausgleich dient zum Ausgleich des Leistungserfassungsprozesses. Wenn eine Anwesenheit zum Leistungserfassungsprozess dazugehört, kann diese mit dem Nachteilsausgleich ausgeglichen werden.

Auf Verlangen der Universitätsleitung wurden ärztliche Gutachten sowie Bescheinigungen der Krankenhäuser eingereicht. Jedes dieser fachärztlichen Gutachten bestätigt, dass die unkontrollierbaren Unterzuckerungen eine für mich lebensbedrohliche Situation darstellen können. Weiterhin weisen die Sachverständigen darauf hin, dass es sich in meinem Fall nicht um eine "normale" Diabetes handelt.

Die Beteiligten beharren auf eine regelmäßige Teilnahme und nehmen die damit verbundenen Risiken billigend in Kauf. Mit Projekten im Rahmen einer ausführlichen Recherche im Bereich „Kiezdeutch“ bemüht sich das Institut Germanistik um ein interkulturelles Ansehen. Meine Erfahrungen haben mir jedoch gezeigt, dass es sich hierbei um ein Trugbild zu handeln scheint.

Frau ... und Herr ... maßen sich juristische als auch ärztliche Äußerungen bezüglich meines Gesundheitszustandes an und raten mir an, das Studium zu beenden.



Bitte veröffentlicht die Beitrag um den Druck gegen diese Uni zu erhöhen und um diese zu einem Umdenken zu bewegen.

Anmerkung der Redaktion: Bitte gebt im öffentlichen Forum keine persönlichen Daten, wie z.B. Realnamen von euch selbst oder Dritten heraus. Vielen Dank für Euer Verständnis!

Antworten

  • Hallo Julia 83

    Worum gehts Dir mit diesem Bitrag? Erwartest Du / ihr eine konkrete Hilfe ( wenn ja in welcher Form?) oder wollt ihr darauf einfach ausfmerksam machen?
    Liebe Grüße
    aquarius
  • IOch würde mir wünschen, dass andere sich hier auch melden und das letzten Endes auch im Netz bekannt wird, dass die Uni Potsdam Menschen mit Behinderungen nicht weiterhelfen will. Die Presse hat kein Interesse etwas zu schreiben, daher hier mein Versuch etwas zu ändern.
  • Nur zum Verständnis:
    Sind Soffie und Julia zwei verschiedene Personen oder ein und dieselbe?
  • Zwei unterschiedliche Personen die sich jedoch gut kennen.Sie unterstützen den Betroffenen...anscheinend hat sich das hier etwas überschnitten. Denn soffie ist auch in anderen Foren mit diesem Thema unterwegs ...genauso wie Julia
  • Soffie98 hat geschrieben:
    Zwei unterschiedliche Personen die sich jedoch gut kennen.Sie unterstützen den Betroffenen...anscheinend hat sich das hier etwas überschnitten. Denn soffie ist auch in anderen Foren mit diesem Thema unterwegs ...genauso wie Julia


    Hi,

    sprichst du immer von dir selbst in der dritten Person? Naja, geht mich nichts an. Diese Erfahrungen publik zu machen ist sicherlich sinnvoll. Weniger sinnvoll sind die namentlichen Angriffe auf bestimmte Personen, die lassen das Ganze eher als kleinen Rachefeldzug erscheinen. Wenn der Studierende an dieser Uni noch einen Abschluss machen will, hat er sich selbst damit einen Bärendienst erwiesen. Auch wenn das Ganze juristisch belegbar ist, werden sich nicht nur die genannten Personen, sondern das komplette Institut angegriffen fühle und das mögen die gar nicht. Wie will er oder sie noch halbwegs friedlich dort einen Abschluss machen?

    Gruß cajuns
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  • Bärendienst hin oder her.

    Man kann sich schließlich nicht alles gefallen lassen.

    Wenn man keine Namen nennt, fühlt sich niemand angesprochen und das ganze Unterfangen verläuft meist erfolglos im Sande und landet in der Ablage "P" (Papierkorb).
    Wer mangelhaft arbeitet, sollte auch mit seinem Namen dafür geradestehen.

    freundliche Grüße
    vom Zornröschen

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