Gute Reha Klinik und Co im Norden gesucht- was müssen wir sonst noch wissen?

Hallo zusammen,

mein Name ist Tanja und mein bester Freund Sascha (39) ist vor 6,5 Wochen mit dem Gleitschirm verunfallt. Er hat einen Bruch L1 und eigentlich einen inkompletten Querschnitt, im Moment zeigt sich dies jedoch sowie ich das als Laie verstehe, nicht so, d.h. er wird in Murnau auf ein Leben im Rolli vorbereitet. Bitte entschuldigt, wenn ich als totaler Laie, vielleicht nicht die richtigen Fragen stelle oder Dinge falsch beschreibe.

Wir hatten gerade mit Freunden gemeinsam zwei Häuschen gekauft und die Kartons sind noch gar nicht ausgepackt und Sascha hat ausgerechnet die Dachgeschosswohnung gekauft, die auch noch eine Maisonette Wohnung ist. Er ist derzeit noch in Murnau zur Akut-Behandlung, wird aber vermutlich dort bald "rausgekehrt", daher bekümmere ich einiges hier aus dem Norden und versuche unsschlau zu machen.

Folge Fragen sind gerade akut-neben tausend anderen:

- Hat jemand einen Tip für eine WIRKLICH gute Reha-Einrichtung hier im Norden? Die Reha kann er nicht in Murnau machen, auch wenn er versucht so lange wie möglich dort zu bleiben.

- Kommt vielleicht jemand hier aus der Umgebung, mit dem Sascha Kontakt schließen könnte bzgl. geeignete Ärzte, Physiotherapeuten etc.?

- Wie kann man sich vor Ort bzgl. eines notwendigen Umbaus vor Saschas Rückkehr beraten lassen und auch danach?

- Gibt es sonst etwas Wichtiges was wir bereits jetzt beantragen sollten? Oder wo wir Hilfe bekommen können, denn wie bestimmt alle sind wir ganz schön durch den Wind...

Vielen Dank und viele Grüße

Tanja

Antworten

  • Hallo Tanja,

    ich komme gerade geografisch nicht ganz mit. Du hast wie ich das "HH" im Nick, kommst also wohl aus Hamburg. Dein Freund (auch Partner?) liegt in Murnau, wo ihr Häuser gekauft habt, ihr sucht aber eine Klinik im Norden.

    Hier in Hamburg fällt mir spontan BUK Boberg ein, die ein Querschnittgelähmtenzentrum (QZ) haben. Es ist zwar ein Unfallkrankenhaus, wo überwiegend Akutbehandlungen gemacht werden, aber evtl. ist es ja möglich, ihn zur Reha dorthin zu verlegen. Ich weiß, dass es dort eine gute Sportabteilung gibt und Rollitraining gemacht wird. Es gibt dort sogar "Übungswohnungen", wo der Patient auf dem Klinikgelände übergangsweise wohnen kann (zumindest war es Ende der 90er Jahre so, als ich dort mit meinem damaligen Partner eine Mitarbeiterwohnung bewohnte, ich glaube, er arbeitet dort noch immer in der Telefonzentrale).

    Was müsst ihr noch wissen?...

    Hat die jetzige Klinik bzw. der dortige Sozialdienst schon einen Schwerbehindertenausweis (SBA) beantragt? Evtl. auch eine Pflegestufe?

    Für eine Umbauberatung schau mal hier:
    http://www.barrierefrei-leben.de/wohnen-im-alter.0.html

    Falls er eine Pflegestufe bekommt, gibt die Pflegekasse maximal 2557 Euro dazu, für billige Kredite, besonders bei solchen Umbauten, hilft die KfW-Bank, auch Barrirefrei Leben hilft bei Finanzierungs- und Umbauberatung. Man kann sich auch vor Ort beraten lassen, aber nur mit Termin, damit der richtige Ansprechpartner dann Zeit für euch hat. Es gibt in deren Räumen auch eine Dauerausstellung zum Ideen sammeln, die Hilfsmittel müssen dann aber über den Arzt verschrieben und von der Kasse bezahlt werden.

    Er oder ihr als Freundesgruppe solltet euch nicht scheuen, bei Bedarf psychologische Hilfe anzunehmen, so ein Schicksalsschlag muss erstmal verarbeitet werden. Knapp 7 Wochen seit dem Unfall ist eine sehr kurze Zeit, ihr steht noch ganz am Anfang.

    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, obwohl es wahrscheinlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.


    Gruß, Katrin
  • Hi...

    ob dein Freund bei inkomplettem Querschnitt L1 ein "Leben im Rolli" verbringen muss ist so kurz nach dem Unfall nicht sicher..Das Ende der Fahnenstange ist hier sicher noch nicht erreicht. Er befindet sich vielleicht gerade mal im unteren Drittel.#
    Als Rehaklinik im Norden, würde ich dir das BUK Hamburg empfehlen. Wir sind dort mit unserem Klienten etwa 1x/ Jahr und haben dort beste Erfahrungen gemacht.
    Hier der Link.. Rufe dort einfach mal an und schildere dort eure Situation.

    http://www.buk-hamburg.de/23-0-Zentrum-fuer-Rehabilitationsmedizin.html

    LG Thomas
  • Hallo Katrin, hallo Thomas,

    vielen Dank für eure Antworten😀

    - tut mir leid, wenn ich Kuddelmuddel angerichtet habe, was die Örtlichkeiten angeht. Wir leben hier oben im Norden alle zusammen, der Unfall ist jedoch im Allgäu passiert, deshalb ist Sascha in Murnau derzeit. Er fühlt sich dort sehr gut aufgehoben, hat viele viele Stunden Anwendungen am Tag und deshalb hat er sich nicht verlegen lassen, auch wenn das mit Besuchen bei 1000km schon immer für alle ein ganz schöner Kraftakt ist😀

    - natürlich hoffen und wünschen wir uns ganz ganz doll, dass er den Rolli noch wieder los wird. Fakt ist aber, dass der Rolli nun bestellt wird,heute 7 Woche um sind und derzeit nur sehr sehr wenig andere Tendenzen erkennbar sind und er laut Sozialberatung nicht mehr allzulange in der Klinik vermutlich bleiben darf, danach 3-6 Wochen Reha je nach Bewilligung.
    In der Zeit muss geregelt und umgebaut sein, denn es gibt Mengen an Treppen unterschiedlicher Art, bis Sascha in der Wohnung ist- Stand heute würde er nicht mal hineinkommen. Dazu dann noch eine Treppe, bis er im Bett wäre, muss also auch umgebaut werden. Erstmal zumindest.
    Ich glaube Sascha hat da eine ganz gute und gesunde Einstellung gewonnen: "Ich trainiere hart und intensiv und tue alles dafür, dass ich mit dem Rolli und dem Leben darin gut klar komme und möglichst selbständig und frei leben kann. WWenn es dann doch besser wird, was er immer noch hofft und auch glaube ich erwartet, dann ist das toll!" Das müssen wir Angehörige nun auch, denn natürlich sind wir alle erst einmal davon ausgegangen, er geht da auf zwei Beinen wieder raus. Ich glaube wir hängen in diesem Prozess echt hinterher.

    - Das BUK geht leider nicht, die nehmen ihn nicht auf🙁 Ich habe dort schon mit verschiedenen Leuten und der Sozialberatung telefoniert, er ist wohl zu fit, dass die ihn dort auch nicht mehr lange behalten würden. Echt blöd, weil er da ja auch danach betreut werden könnte. Sascha sagte er brauche einen Hausarzt, der sich mit den besonderen Bedürfnissen und Behandlungen z.B. bei Blasenentzündung, Druckstellen auskenne. Und den suche ich nun eben schon einmal. Ebenso Physiotherapeuten, damit er gleich im Anschluss wenn er hier ist weitermachen kann. Oder ist das falsch und zu früh? Ich bin so ein Typ, mir gibt das Sicherheit, wenn ich weiß, dass zumindest ein Teil geregelt ist.

    Vor psychologischer Hilfe scheuen wir uns gar nicht und sind alle gut im Gespräch miteinander. Auch Sascha, dem natürlich sehr bewusst ist, ohne die Glücklichmachtabletten, die ja eigentlich gegen die neuropathischen Schmerzen sind und wieder zu Hause im realen Leben wird das Jammertal kommen....

    Ich hoffe, ich habe an alle Fragen gedacht? Vielen Dank und viele Grüße
    Tanja😀
  • Tanni..
    dein Freund ist in Murnau bestens aufgehoben. Diese Einrichtung gehört bestimmt unter die Top 5 in Deutschland.
    Was die Umbaumaßnahmen betrifft... Der Sozialdienst in Murnau, kann dir sicher weitere Infos geben, wo, wie, was zu beantragen ist. Ich glaube auch nicht, dass sie ihn entlassen in eine Wohnung die nicht entsprechend umgebaut ist.. Meistens gibt es bei entsprechendem Antrag auch Verlängerung...gerade nach traumat. Querschnittslähmungen.

    In Hamburg und Umgebung findet ihr mit Sicherheit entsprechende Ärzte und Physiotherapeuten. Ich denke BUK Hamburg gibt Euch da sicher entsprechende Empfehlung wenn Ihr dort mal nachfragen wollt.
    Was die Befürchtung Blasenentzündung und Druckstellen betrifft..Sicher ist die Gefahr gegeben..aber da lässt sich vorbeugend einiges tun.. Lasst euch in Murnau entsprechend beraten.. Und das geht über "viel trinken" und "Hinterteil" entlasten hinaus.. Als inkompletter L1 soll er seinen Oberkörperund Arme entsprechend trainieren, dann wird er was Druckstellen betrifft, normalerweise keine Probleme bekommen. wie eine Druckentlastung aussieht, hat er ja sicher schon gezeigt bekommen.. Rumpstabil wird er wohl sein bzw. die Stabilität wird von Woche zu Woche besser.. Wenn er was "schafft" 😀
    Und eines noch.. Denkt nicht in tagen und Wochen..sondern in Monate und Jahre....
    Weiter geht es immer auch wenn es Zeit, Training und viel Geduld braucht.

    LG Thomas
  • Hallo Tanja,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Es ist toll, dass Du dich so engagierst. Zu zweit geht halt doch alles einfacher.

    Du hast aus der Community auch schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, Leute 😀 ). Wichtig ist, dass Ihr (in diesem Fall Sascha) auch vor Ort die Fachleute in Anspruch nimmt. Denn sie kennen die Situation besser und können auch direkter helfen als wir alle hier über das Internet.

    Was die Wohnung betrifft, so bin ich ungern derjenige, der den Leuten unschöne Nachrichten überbringt. Fakt ist aber: Treppen machen es für Rollstuhlfahrer immer kompliziert.
    Es gibt immer einen Weg - notfalls wird ein neuer angelegt. Aber das ist mitunter auch sehr ressourcenaufwendig.
    War Sascha versichert und habt Ihr vielleicht schon mit der Versicherung Kontakt, was für Kosten sie ggf. übernimmt?

    Ich bringe diesen Vorschlag wirklich ungern, weil ich auch eher der Typ "alles ist möglich" bin, aber es wäre meiner Meinung nach durchaus eine Überlegung wert, eine andere Wohnung in Betracht zu ziehen. Das macht einiges einfacher.

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
  • Hallo Justin,

    vielen Dank für deine Antwort. Wir haben gerade unsere Wohnungen gekauft und vor einigen Wochen erst bezogen. Wir haben zwei Einfamilienhäuser gekauft und sind jetzt zum Einen natürlich pleite, wie immer nach so einem Kauf😀 Zum andern wollen wir eben zusammen alt werden, zusammen leben als WEG, da verkauft man nicht leicht und zieht in eine andere Wohnung, wie man es bei einer Mietwohnung schon eher täte, also gilt es erst einmal andere Lösungen zu finden und da sind wir auf einem guten Weg glaube ich.

    Physiotherapeuten sind gefunden, die aus dem Querschnittszentrum kommen und hoffentlich gut geeignet sind. Heute gab es gute Nachrichten, Sascha darf an einer Studie im Locomaten teilnehmen, mal schauen ob das was bringt😀 Dann wird es sicher auch noch dauern, bis er nach Hause kommt, selbst wenn er aus der Klinik muss und ggf. privat dort unterkommen muss eine Weile und dann erst in die Reha geht.Dazu muss das Darmmanagement noch besser werden und da ist auch ein anderes System angedacht.

    ich bin froh, dass ich hier alle Fragen stellen darf, das gibt uns allen ein Stück Sicherheit.

    Liebe Grüße und tausend Dank
    Tanja
  • Hallo Tanja,

    vielen Dank für Deine Rückmeldung. Es ist sehr erfreulich zu erfahren, dass es positive Entwicklungen gibt.

    Darf ich Fragen, welche Lösungen Ihr für die Treppen gefunden habt? Beteiligt sich die Versicherung an den Kosten?

    Weiterhin alles Gute! Und wenn Fragen auftreten, immer her damit 😉
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